Fachhochschule Hamburg übergeschnappt
Wird immer schlimmer. Der Akademiker-Wahnsinn greift um sich.
Ein Leser schickt mir gerade den Link auf den Entwurf für den Gleichstellungsplan der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Früher hießen die Fachhochschulen, woher die auf einmal den Begriff der Wissenschaften hernehmen, ist ungeklärt.
Es geht daraum, wie sie mehr Professorinnen einstellen. Jede Menge Gender- und Feminismusgefasel in der Präambel, aber keine Rede von den anzuwendenden Rechtsgrundlagen, wie Beamten-, Ausschreibungs-, Verwaltungs-, Konkurrenten- und Verfassungsrecht. Dafür die Ansage
Zur Forderung nach Gleichstellung gesellt sich partiell die konkrete Förderung von Frauen durch besondere Maßnahmen und in definierten Bereichen auch von Männern. Eine solche Förderung kann mit einer gewissen Bevorzugung einhergehen, so lange wie Gleichheit in der Hochschule noch nicht erreicht ist (gemäß § 5 AGG).
Nur stimmt das nicht. § 5 AGG lässt eine „unterschiedliche Behandlung” zu, wenn bestehende Nachteile ausgegelichen werden müssen. Von einer Bevorzugung steht da nichts, und dass eine Gleichheit herzustellen wäre, steht da auch nicht. Trotzdem wollen sie daraus folgern, dass Frauen bei der Einstellung bevorzugt werden.
Denken und konsequentes Handeln sind nicht ihre Stärke. Denn sie schreiben gleichzeitig das feministische Credo hinein:
„Frau“ und „Mann“ sind Kategorien der gesellschaftlichen Zuschreibung als sozial geprägte Vorstellungen von Geschlechtsidentitäten. Diese beziehen sich auf biologische Merkmale und körperliche Erfahrungen. Sie sind je nach persönlicher Ausprägung der Geschlechtsidentität als vielfältig kulturell, religiös, körperlich und herkunftsbezogen begründet.
Der übliche Schmonzes, sie wollen von Mann und Frau weg, halten die Einteilung für willkürlich, sind aber selbst darauf fixiert, die Menschheit in zwei Sorten einzuteilen, nämlich die, die jetzt bevorzugt werden, und die, die jetzt benachteiligt werden. In Privilegierte und Benachteiligte. Hauptsache wieder eine Einteilung in zwei Gruppen.
Und was sollen sie bekommen? Da werden sie konkret:
Ziel ist es, Geschlechtergerechtigkeit in der Hochschule und in allen mit ihr verknüpften Bereichen (z.B. Kooperationen mit anderen Hochschulen und Bildungseinrichtungen national oder international, Verflechtung der hochschulischen Arbeitswelt mit dem Privatleben der Hochschulangehörigen) herzustellen. Dies geschieht, indem gleiche Chancen für Frauen und Männer für einen gleichen Zugang zu Ressourcen, zu einem gleichen Maß an Mitbestimmung und an Entscheidungsbefugnissen ermöglicht werden. Ferner sollen ein Anspruch auf gleichen Lohn und gleiche Budget- und Personalausstattungen, auf gleichen Zugang zum Wissen in der Organisation und gleiche Rechte geschaffen werden.
Um Geld und Macht geht es. Und die Voraussetzungen?
Weiterer Bestandteil ist die Förderung einer familiengerechten Hochschule im Sinne einer verbesserten Work-Life-Balance für Studierende und Beschäftigte.
Wenn man die feministische Fachliteratur kennt, dann weiß man, was das Schlüsselwort »Work-Life-Balance« bedeutet: Lange Berufsausbildung, Forschen und Arbeiten im Labor, sich die Abende und die Wochenden um die Ohren schlagen, das ist alles männlich und frauenausgrenzend. Das sollen die Männer machen. Frauen legen Wert auf die Work-Life-Balance, heißt im Klartext: Sie haben keine Lust, vorher zu lernen und zu arbeiten. Sie wollen Gratis-Zugänge zu Geld, Macht, Professuren, auch wenn sie nichts können, nichts gelernt haben, nichts gearbeitet haben und lieber Freizeit machen. Sie nennen das „Geschlechter-Gerechtigkeit”.
Ist das nicht super? Sie lehnen es ab, dass Frauen sich über Jahre Wissen und Können aneignen müssten, wollen dass Frauen auch doof an die Professuren kommen, und fordern dann „gleichen Zugang zum Wissen”. Als ob man sich das mit der Gießkanne einfüllen könnte…
Schon mal auf die Idee gekommen, dass Frauen in den Hochschulen deshalb unterrepräsentiert sein könnten, weil sie ja nach feministischer Darstellung das lange Arbeiten in Laboren und die Ausbildungsjahre verabscheuen und stattdessen Wert auf „Work-Life-Balance”, also Freizeit und Müßiggang, Shoppen und so, legen?
Also sie wollen die Arbeit nicht leisten, um zu Forschen und sich Wissen anzueignen, aber gleichen Zugang zu Wissen und Forschung haben.
Na, dann mal los.
4 Kommentare (RSS-Feed)
Davon werden wir noch mehr bekommen und zwar überall. Aus dem SPD Regierungsprogramm:
Die Gleichstellungspolitik in Deutschland braucht neue Impulse und ein modernes Leitbild. Dabei wollen wir den gesamten Lebenslauf von Frauen und Männern in den Blick nehmen und passgenaue Rahmenbedingungen anbieten, die in jeder Lebensphase jeder und jedem die gleichen Wahlmöglichkeiten und Teilhabechancen eröffnen. Wir wollen eine in sich konsistente Gleichstellungspolitik quer über alle Politikfelder. “Gender-Mainstreaming” soll wieder durchgängiges Leitprinzip im Regierungshandeln sein.
Und in ein paar Jahren sagen dann die SPD-Wähler “Davon haben wir nichts gewusst”.
Siehe auch: http://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/116/gleichberechtigung-ist-dasselbe-wie-gleichstellung/
Interessant finde ich das Organigramm auf S.8 und die Tabelle auf Seite 38. Mal abwarten was passiert, wenn die “Stabsstelle Gleichstellung” den Studiengang “Hazard Control” frauenaffin umgestalten möchte.
Das Konzept des Studiengangs “European Computer Science” leuchtet mir nicht ein. Für das obligatorische Auslandsjahr stehen Hochschulen in Finnland, Portugal, Frankreich und Spanien zur Verfügung, demnächst vielleicht noch in Rumänien und Italien.
Aber Sprachausbildung bieten sie nur in Englisch, Spanisch und Französich?
“European Computer Science”? Ist das sowas wie “Deutsche Physik”?
Das “Hochschule für angewandte Wissenschaften” ist eine Rückübersetzung aus dem Englischen.
Da es Fachhochschulen im deutschen Sinn woanders nicht gibt und sie sich nicht als “university” bezeichnen können, hat sich als Übersetzung “university of applied sciences” herausgebildet, weil (normale/technische) FHs mehr Praxis machen als Universitäten und im Gegensatz zu diesen ziemlich spezialisiert sind, also anwendungsorientiert.