Der Hokus-Pokus-Boom
Sehr lesenswerter Artikel bei Focus über den Boom bei Esoterik und ähnlichem Hokus-Pokus.
Der klassischen wissenschaftsbasierten Medizin ist in den vergangenen Jahren eine massive Konkurrenz aus dem Gebiet des Übernatürlichen erwachsen. Mehr als zwei Drittel der weiblichen Erwachsenen und gut die Hälfte aller Männer haben im Laufe eines Jahres alternative Behandlungen oder Methoden der sanften Medizin in Anspruch genommen. Drei Jahrzehnte zuvor suchte nur ein Drittel der Bevölkerung bei Anthroposophen, Geistheilern oder Kinesiologen um Rat.
Im Jahr 2000 boten 4491 Ärzte auch Homöopathie an, 2012 waren es gut 7000. Ähnlich das Bild bei Naturheilverfahren. Seit 1993 hat sich die Zahl der Mediziner mit naturheilkundlicher Ausbildung von 5000 auf über 16 000 mehr als verdreifacht.
Und da wundert Ihr Euch, dass der Gender-Quatsch zunimmt?
Bereits 2007 gaben die Deutschen jährlich rund neun Milliarden Euro für nicht wissenschaftlich bewiesene Verfahren aus, schrieb das „Ärzteblatt“. „Das alles ändert nichts daran, dass für sogenannte alternativmedizinische Verfahren entweder Wirksamkeitsnachweise nicht vorliegen oder gescheitert sind“, sagt Jürgen Windeler. Der Arzt ist Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das Therapien bewerten soll.
Wie ich immer so gerne sage, wir haben den Peak Bildung überschritten. Uns geht’s zu gut und wir sind intellektuell auf dem absteigenden Ast, auf dem Weg mitten in die Verdummung.
Bis in den akademischen Betrieb haben es einige dieser Verfahren geschafft. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) existiert das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften. Studenten lernen dort nicht nur „homöopathische Anamnese“, sie können auch den Wahlpflichtkurs „Krankheit als ordnendes Prinzip“ belegen.
Die Universität der Schweizer Hauptstadt Bern bietet eine „Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin“ mit den vier Fachbereichen Anthroposophische Medizin, Klassische Homöopathie, Neuraltherapie und Traditionelle Chinesische Medizin/Akupunktur. Der schärfste Kritiker wohnt gleich nebenan: Beda Stadler, Direktor des Instituts für Immunologie. „Schwindelerregend viele Studien sind zu alternativen Heilverfahren, insbesondere zur Homöopathie gemacht worden“, sagt er. „Es konnte nie nachgewiesen werden, dass Homöopathie wirkt.“
Cornelia Bajic, Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, attestiert Wissenschaftlern wie Stadler Scheuklappen: „Die naturwissenschaftliche Medizin hat das Problem, dass sie nicht erklären kann, wie unsere Globuli wirken.“ Dabei würden genug Studien beweisen, dass die Homöopathie heilt – „und zwar über den Placebo-Effekt hinaus“, betont Bajic, die selbst als Ärztin und Homöopathin praktiziert.
Auch die Universitäten versumpfen in Esoterik. Und wieder das Schema, was man auch aus manchen „Geisteswissenschaften”, Soziologie, Philosophie usw. kennt: Man muss nicht beweisen, nicht verifizieren was man sagt, sondern man behauptet einfach irgendwas und überlässt dem Publikum, es zu widerlegen.
Bemerkenswert vor allem die Logik, Beweise der Unwirksamkeit noch rumzudrehen: Nicht die Homöopathen müssen die Wirksamkeit belegen, sondern man macht denen, die keine Wirksamkeit sehen, noch den Vorwurf, „es nicht erklären zu können”. Wer nicht Homöopath ist, würde sich damit gleichsam selbst disqualifizieren. Die selbstbestätigende Behauptung. Selbes Prinzip wie im Genderismus: Eine willkürliche Behauptung wird als wahr postuliert und daran jeder Zweifler dadurch diskreditiert, dass er nicht einmal die Wahrheit erkennen könne. Der Mond ist aus grünem Käse und jeder, der es nicht bestätigt, hat keine Ahnung von Astronomie, denn wie blind und inkompetent muss man sein, wenn man nicht mal merkt, dass man von einem so großen grünen Käse umkreist wird?
Sie verweist auf eine Studie zur Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung ADHS des Schweizer Kinderarztes Heiner Frei. „Die erfüllt den Gold-Standard“, sagt Bajic und meint damit, dass sie höchsten wissenschaftlichen Maßstäben genüge. Frei hatte 62 ADHS-Kinder behandelt und behauptete, seine Studie ergebe „eine wissenschaftliche Evidenz für die Wirkung homöopathischer Medikamente“.
„Versuchen Sie mal, diese Studie zu lesen, ohne sich kaputtzulachen“, sagt Beda Stadler.
😀
Letztlich geht es – wie beim Feminismus – um das Aushebeln wissenschaftlichen Arbeitens:
Doch die Globuli-Heiler akzeptieren das Urteil nicht und attackieren die wisschenschaftliche Doppelblind-Methode, mit der weltweit Medikamente getestet werden. Bei solchen Studien dürfen weder Arzt noch Patienten wissen, ob sie gerade mit einem Scheinmedikament (Placebo) oder einem echten Wirkstoff behandelt werden. Welcher Gruppe sie angehören, wird zufällig bestimmt (Randomisierung).
Homöopathie-Sprecherin Bajic: „Es ist an der Zeit, dass die Forschung ihren Blick weitet und nicht nur doppelblinde, randomisierte Studien als Beleg für die Wirksamkeit von Therapien akzeptiert.“ Um Alternativen zu Doppelblind-Studien zu finden, solle öffentliches Geld ausgegeben werden.
Auf deutsch: Die Wissenschaft muss verändert werden, um Placebo-Effekte als Wirkung anzuerkennen. Nicht Homöopathie muss wirken, sondern die Kritiker müssen sich einfach einbilden wollen, dass es funktioniert.
So schreiben die Grünen im aktuellen Wahlprogramm: „Es sind geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis für die Komplementärmedizin als auch andere medizinische Bereiche zu entwickeln. Dafür sind öffentliche Forschungsgelder zur Verfügung zu stellen.“ Die grüne Bundestagsabgeordnete Birgitt Bender sagt: „Bei Naturheilverfahren passt das gängige Verfahren einfach nicht.“
Die FDP springt bei: „Es gibt Heilungen, die nicht bestritten werden können, auch wenn wir nicht genau wissen, wie das funktioniert“, sagt Gesundheitsexperte Heinz Lanfermann. Es sei richtig, den Kassen zu ermöglichen, diese Alternativen freiwillig abrechnen zu lassen. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnt eine Stellungnahme zum Thema Alternativheilkunde ab, und CDU-Politiker Jens Spahn will sich lieber keinen Ärger mit Wählern einhandeln, die der Esoterik gegenüber aufgeschlossen sind. Es sei „ein heikles Thema“, sagt ein Mitarbeiter Spahns.
Demokratie der Dummen. Die Politik bestimmt, was wissenschaftlich anzuerkennen ist, und die Politik wird gewählt. Hatten wir ja gerade schon. Wirkung ist nicht mehr, was eintritt, sondern was eine Mehrheit, oder sogar eine nur hinreichend verblendete aggressive Minderheit politisch durchsetzt.
Wie war das noch? Hat nicht Artikel 5 Grundgesetz gesagt, dass Forschung und Wissenschaft frei sind und die Politik sich herauszuhalten habe? Aus genau diesem Grund. Kapieren die nur nicht. Nicht die in der Politik. Und nicht die in der Wissenschaft.
Und wieder ist verblüffend, wie groß die Parallelen zwischen Homöopathie und Feminismus sind.
Aber die Parallelen gehen weiter:
„Ich habe kiloweise Korrespondenzen mit erbosten Gläubigen der Alternativmedizin“, berichtet die österreichische Wissenschaftsautorin Krista Federspiel, die in den 90er-Jahren für die Stiftung Warentest das Buch „Die andere Medizin“ schrieb. Auch die Redakteurin eines großen öffentlich-rechtlichen Senders in Deutschland wurde nach einem Report über Alternativheiler massiv angegriffen. Äußern will sie sich jedoch nicht. „Mein Chef hat mir abgeraten“, sagt sie.
Joachim Bublath, Doyen des TV-Wissenschaftsjournalismus, machte ähnliche Erfahrungen. Nach seinem Film „Die modernen Wunderheiler“ rollte eine Protestwelle gegen das ZDF, bis der Sender die Dokumentation entnervt aus dem Netz nahm. Bublath: „Wenn Wissenschaftsjournalisten über alternative Medizin berichten, bleibt ja aus naturwissenschaftlicher Sicht von der Kunst der neuen Heilsbringer nicht viel übrig.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ enthüllte vor einem Jahr, dass Hersteller homöopathischer Arzneimittel einen Journalisten sponserten, der in Internet-Foren Homöopathie-Kritiker attackierte.
Gleiches Prinzip wie im Feminismus, nur dass da keine Industrie, sondern eine Lobbyistengruppe dahintersteckt.
33 Kommentare (RSS-Feed)
Das schlimme ist, das es in Deutschland mindestens einen Gesundheitsminister (Barbara Steffens, von welcher Partei wohl?) gibt, die so einen Unsinn befürworten.
Zu diesem Thema verweise ich immer gerne auf psiram.com (ehemals esowatch). Da kann man sich so richtig festlesen, ein wohlsortiertes Sammelalbum der skurrilsten Geräte.
Könnte man genauso noch Stupid-Design, Vollwerternährung oder sonstwas dazu packen.
Das ist eine Epedemie und man steht chancenlos dagegen 🙁
Wofür ist das angeblich durch die Rundfungabgabe “unabhängige” ÖR dann eigentlich zu gebrauchen? Rechtfertigt es sich nicht damit, dass werbefinanziertes Fernsehen nicht unabhängig genug wäre?
Dafür macht man sich zum Büttel der Grünen.
@Michael,
Ministerin in NRW?
Wenn ich mich recht erinnere, hat die etc. zu entwickeln.
Ja, das ist Wissenschaft. Wenn die Ergebnisse nicht dem entsprechen, was herauskommen soll, dann stimmt eben mit dem Experiment etwas nicht.
Die sollen mir mal erklaeren, was an der doppelt blinden, randomisierten Studienmethode so verkehrt ist. M.W. gibt es kein maechtigeres Instrument, um den Einfluss des Experimentators herauszuhalten.
Bislang gilt: Je besser die Studie, desto schlechter sieht es fuer die Homoeopathie oder anderer Quackmedizin aus. Und bitte, dass hier keiner mit den Begriffen Schul- und Alternativmedizin ankommen moege. Schulmedizin ist ein abwertender Kampfbegriff der Quacks. Wenn es eine Heilmethode gibt, die nachweisbar funktioniert, ist es automatisch der Medizin angehoerig, dieser Begriff braucht da keine Zusaetze. Alles Andere ist Scharlatanerie.
Au weia, da ist etwas schiefgegangen:
“Wenn ich mich recht erinnere, hat die auch schon gefordert, homoeopathiekompatible Testmethoden etc. zu entwickeln” sollte da stehen.
Was heißt hier keine Industrie?
Schau dir doch mal an wie die Umsätze der größeren Unternehmen der Homöopathiebranche aussehen. Und dann mach dir klar, dass die nur Wasser verkaufen, also im Gegensatz zur echten Pharmaindustrie praktisch keine Kosten haben.
Ich kann dir versprechen, dass du das eine oder andere Jahr damit zubringen kannst die Oberfläche des Misthaufens abzutragen, von dem die Globuli rollen. Das war nämlich eine Zeit lang mein Steckenpferd…
> Was heißt hier keine Industrie?
Ich meinte bei Gender. Dass hinter Homöopathie die Industrie steckt, ist ja klar. Es geht – wie so oft – darum, einem großen Haufen naiver Leute das Geld aus der Tasche zu ziehen ohne irgendwas leisten zu müssen.
“„Die modernen Wunderheiler“ rollte eine Protestwelle gegen das ZDF, bis der Sender die Dokumentation entnervt aus dem Netz nahm.”
Sagt einiges über sie Qualität des ZDF aus – jetzt kann man sich auch vorstellen, aus welchen “rechtlichen Gründen” die “Log in”-Sendung aus dem Netz genommen wurde…
Interessant ist auch, *welche* Industrie hinter der Homöopathie steckt. Ganz besonders bswp. die Firma Heel in Baden-Baden. Und die gehört: Stefan Quandt, BMW-Miteigentümer und einer der reichsten Männer dieses Landes…
Haut mich, aber ich finde in dieser Esotherik “Medizin” Diskussion immer die Beimischung von “Akupunktur” blöde! Haltet mich für verrückt, aber der glaube ich! Zumindest für meinen öfters kaputten Rücken hilft die durchaus! Weiter würde ich allerdings auch nicht gehen! Wer Akupunktur gegen (z.B.) Grippe einsetzt muss bescheuert sein!
Letztlich ist für mich hier noch ein himmelweiter Unterschied zwischen Akupunktur und irgendeiner Hokuspokus-Sonnenlicht Bestrahlung!
Fundierte wissenschaftliche Kritik an alternativen “Heilmethoden” gibt es beim Blog von Edzard Ernst, einem ehemals praktizierenden Homöopathen:
Am besten erst den aktuellen Eintrag vom 25.9. lesen über seinen Werdegang.
Bei mir in der Familie greift der Esoterikwahn leider mehr und mehr zu. Es ist wahrhaft zum verzweifeln. Grad eben lies sich sogar einer die Karten legen und glaubt jetzt da dran.
Lies? Ließ?
:O
Allerdings muss man auch anmerken, dass in der Pharmakologie als Teil der klassischen Medizin einiges im Argen liegt. Viele Studien zur Wirksamkeit von Medikamenten sind der Junk-Science zuzuordnen. Sie erfüllen nicht einmal minimale wissenschaftliche Standards. Viele Medikamente sind nahezu wirkungslos. Auch hier hat sich eine Entwissenschaftlichung breit gemacht.
Der Unterschied zu Wunderheilern ist aber der: die klassische Medizin lehnt wissenschaftliche Methodik nicht. Würde die Methodik konsequent angewendet, ließen sich die Placebos schon herausfischen.
Aber wo diese ganze Wissenschaftsfeindlichkeit herkommt ist doch auch klar. Wer in der Schule schon zu blöd war um in den MINT Fächern mitzukommen, und deswegen eine Hasskappe auf die ganzen “Streber” geschoben hat, wird doch im Erwachsenenalter nicht die wissenschaftlichen Prinzipien genau dieser “Streber” akzeptieren. Schon aus Sturheit nicht.
Hier die Erklärung für den steigenden Anteil der Quacksalber*I*nnen:
Forum Gesundheitspolitik:
“Wie das Deutsche Ärzteblatt unter Berufung auf neuere Berechnungen der Bundesärztekammer jetzt mitteilte, steigt die Zahl der Ärztinnen unter den Berufsanfängern weiter an, während die Zahl der männlichen Ärzte weiter rückläufig ist. Rund 56 Prozent betrug der Frauenanteil im Jahre 2006 unter den Erstmeldungen bei den Ärztekammern. Darüber hinaus stieg der Anteil der Frauen unter den Studierenden im Zeitraum 1994 bis 2004 von 46 Prozent auf 59 Prozent. Seit 2002 überwiegen die weiblichen Studierenden im Fach der Humanmedizin. Für die nächsten Jahre ist absehbar, dass eine große Zahl von zumeist männlichen Ärzten in den Ruhestand geht und dafür Ärztinnen nachrücken.”
Ich glaube nicht, dass es ein Abstieg ist. Momentan vielleicht, ein Rückschlag, aber auf längere Sicht war es nie besser. Vor 100 Jahren war das Übernatürliche en vogue und die feine Gesellschaft, also Leute mit Geld und angeblich auch Bildung, haben sie stark mit allen möglichen Arten von Mumpitz befasst. Der Hellseher Erik Jan Hanussen feierte große Erfolge und die Nazis glaubten an allerlei Spuk. Otto Rahn suchte für Himmler den heiligen Gral. Die Esoterik-Szene ist noch heute voll von rechten Spinnern (u.a. Neue Deutsche Medizin).
In meinem Bekanntenkreis habe ich leider auch die Erfahrung gemacht, dass die Homöopathie weit verbreitet ist. Ich werde da als Kritiker immer heftig angegriffen. Ein Verweis auf Steve Jobs hilft manchmal ein bisschen. Die Argumente sind immer die selben: ‘In dem und dem Fall hat es geholfen’. Alles Einzelfälle, nicht reproduzierbar, nie eine ernsthafte Erkrankung sondern eher psychosomatische Störung; ‘Du musst nur zur richtigen Heilpraktikerin gehen’ ist auch typisch. Eigentlich sollte es egal sein, zu welchem Arzt man geht, die Diagnose und die Behandlung sollten sehr ähnlich sein. Bei den Alternativen wird offenbar gewürfelt bis es zufällig passt oder von alleine weggeht.
@Manfred Müller: von Edzard Ernst habe ich zum ersten Mal vor ein paar Monaten gehört. Der hat richtig Ärger mir Prinz Charles (der der mit den Blumen spricht) bekommen und seine Mittel wurden auf dessen Intervention gekürzt. Sehr traurig, welchen Einfluss dieser adlige Kasper auf der Insel hat.
http://dilbert.com/fast/2013-09-26/
Ja, ich denke auch, dass gerade in dem Fall der Medizin die “Schulmedizin” die Probleme in erster Linie hausgemacht hat, nachdem sie nachwievor selbst unwissenschaftlich und vor allem nicht-funktionierend ist.
Nehmt doch mal etwas so simples wie nen Beinbruch: Da käme auch keiner auf die Idee, das Bein nicht zu schienen.
(Egal ob es jetzt in ner Gipsschiene, Vollgips oder sonstwas landet. Da vertraut jeder dem Schulmediziner)
Wenn man sieht, mit was für Null-Nummern man einen Doktortitel in der Humanmedizin bekommen kann (habe gerade eine Dissertation zur Korrektur gelesen), dann wird einem MINTler schon so ein bisschen schlecht. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass wissenschaftliche Formulierungen oder auch nur das Gefühl für Zahlen-Zusammenhänge vorher während des Studiums keine Rolle gespielt haben und in sechs oder sieben Jahren Studium kein einziger wissenschaftlicher Text formuliert worden war… In der Informatik wäre das schon als Bachelorarbeit zurückgewiesen worden.
In diesem Fall geht es um eine Studie an insgesamt 28 Patienten, und daraus werden Erkenntnisse zur Wirksamkeit bestimmter Therapieformen gezogen, die sogar selbst in möglichst knappen Worten angezweifelt werden, weil bei zehn der Patienten eigentlich eher der gegenteilige Effekt eingetreten ist… Scheiss Scharlatanerie. Kein Wunder, dass Leute, die so etwas verzapfen, kein kritisches Denken zur Homöopathie entwickeln.
Viel zur “Quackeria” gibt es hier zu lesen:
http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/
Am besten hinten in der Historie anfangen, viel Zeit mitbringen und Stirn/Tischkante staehlen 😉
Die manchmal etwas seltsame Formatierung der Kommentare (mehrfache Wiederholungen einzelner Kommentare) ist einem Umzug der Scienceblogs geschuldet, der auch die Blogsoftware wechselte.
@Alex: “Nehmt doch mal etwas so simples wie nen Beinbruch: Da käme auch keiner auf die Idee, das Bein nicht zu schienen. (Egal ob es jetzt in ner Gipsschiene, Vollgips oder sonstwas landet. Da vertraut jeder dem Schulmediziner)”
Beispiele sind was schönes. Vor allem, wenn sie falsch sind. Brüche bei Erwachsenen werden nicht unbedingt geschient oder eingegipst. Bei Kindern schon (die zappeln zuviel ‘rum).
Aktueller Fall in der Familie vor 4 Monaten: Schienbeinkopffraktur. Schrauben rein zum fixieren, direkt in die Physiotherapie. Keine Schiene. Kein Gips. Nichts. Nur 12 Wochen Krücken.
Das Problem ist schon erwähnt auch nicht in allen Bereichen sonderlich wissenschaftlich. Sehr viele Medikamente haben eigentlich keinen statistisch belastbaren Beweis über deren Wirksamkeit, bzw. ist dieser Gefälscht/manipuliert.
Gerade bei Medikamenten für psychische Beschwerden ist oft ein Placebo etwa gleichwertig.
Selbst bei Infektionen ist die verschriebene (schul-)Medizin teilweise kaum oder nur indirekt wirksam – etwa Antibiotika bei Viren / resistente Bakterien. Es gibt sogar bei diversen Operationen Beweise, dass deren Wirkung nur auf einem Placeboeffekt basieren.
Der Bereich der Medizin der wirklich ausschließlich evidenzbasiert ist, ist viel kleiner wie man annehmen würde.
Abgesehen davon haben sehr viele Erkrankungen (auch) psychische Ursachen. Da kann eine eigentlich rein psychisch wirksame Therapie durchaus helfen. Besser wäre aber eine Behandlung von beidem – und vor allem die eigentliche Ursache und nicht nur die Symptome, sowie unter Berücksichtigung etwaiger weiterer Erkrankungen/Therapien.
@Hadmut: Genderei, Esoterik, Götterglaube, Kommunismus – Ideologie, Religion, die Zielsetzung mag verschieden sein, die Symptome und die Methoden sind dieselben.
@Geisterkarle, lass Dir bitte bestätigt sein, dass Du völlig normal bist.
der [Akupunktur] glaube ich! Zumindest für meinen öfters kaputten Rücken hilft die durchaus!
Glauben ist eine der Grundlagen des Placeboeffekts (Effekt, nicht Wirkung!), dessen Existenz wissenschaftlich anerkannt und dessen seriösmedizinische und ethisch vertretbare Nutzbarmachbarkeit diskutiert und erforscht wird, auch wenn er vielfach unverstanden ist (er tritt z.B. auch bei Tieren auf, die weder an “Glauben” noch an “Autosuggestion” leiden). Das Konzept der evidenzbasierten Medizin setzt das Verständnis eines Wirkmechanismus eben gerade nicht voraus, wenn nur plausibel genug ist, dass einer existiert. Ist er bei Globuli & Co. nicht.
Und Du sagst, sie “hilft”, nicht: Sie “wirkt”! Das trifft sicher zu! Gegen subjektive Erfahrung lässt sich nicht anargumentierten, und es freut mich, dass Du mit Deinen Rückenproblemen irgendwie klarkommst.
Nur darf das einer nicht verallgemeinern, für allgemeingültig erklären oder “wer heilt hat recht” daherschwadronieren. Die Kritik gilt den falschen, z.T. lebensgefährlichen Heilsversprechungen und der widerlichen Geschäftemacherei mit Zucker und Wasser.
Wenn die Seite der Wissenschaft mal nur eine ebenso effektive Lobbyarbeit betriebe wie die Seite der Beutelschneider und Quacksalber – die Anfälligkeit für deren Rezepte ist ja menschlich (ich sage nur: “Börsenguru”). Nur dass eben heute kaum noch ein Akademiker – und Mediziner erst recht nicht – lernen, was Wissenschaft überhaupt ist, geschweige denn dass man einer Immunisierung der Bevölkerung durch eine entsprechende Schulbildung Vorschub leisten würde. Da machen wir lieber noch etwas Sozialkunde.
Niemand hat im übrigen etwas gegen ethisch vertretbaren Placeboeinsatz. Gib Deinen Kindern ein Anti-Monster-Spray, wenn sie sich im Dunkeln vor Drachen unterm Bett fürchten (Hirschhausen). Gib einem Todgeweihten ein “neues experimentelles Medikament” gegen ihre Schmerzen.
Aber lass Deine Kinder impfen und sag einem Verzweifelten nicht, dass Du seinen Krebs mit Handauflegen wegkriegen kannst und er besser nicht zum Arzt gehen soll.
Disclaimer: Ich stehe den Zielen der GWUP (“Die Skeptiker”) nahe, bin aber kein Mitglied. Ich bin nur ich.
@Hanz Moser
“Und dann mach dir klar, dass die nur Wasser verkaufen,”
Da muß ich leider widersprechen. Ich habe gerade eine Flasche Otovowen vor mir stehen.
Zitat Beipackzettel: “Otovowen ist ein homöopathisches Arzneimittel bei Mittelohrentzündung.”
Arzneilich wirksame Bestandteile:
“Aconitum napellus Dill D6 0,075ml; … Sanguinaria canad. 0,075ml.
Enthält 53 Vol.-% Alkohol”
Dieses “Medikament” wurde unserem damals anderthalbjährigen Sohn von einer HNO-Ärztin verordnet. Dosierungsempfehlung:
“Bei akuten Zuständen alle halbe bis ganze Stunde, höchstens 12xtäglich … Kleinkinder bis zum 6. Lebensjahr 4-7 Tropfen.”
Immerhin tägl. 48-84 Tropfen Schnaps. Das zeigt bei Kleinkindern bestimmt irgendeine messbare Wirkung.
@Alexander: “Immerhin tägl. 48-84 Tropfen Schnaps. Das zeigt bei Kleinkindern bestimmt irgendeine messbare Wirkung.”
Erinnert an Klostrfrau Melissengeist. Angeblich beliebt bei alten Frauen (auch und besonders bei strikten Abstinenzlerinnen). Nach einem Schluck fühlten die sich immer gut 🙂
Als ich über den im Artikel angegebenen Verweis auf den Originalartikel (“Fakten, Fakten, Fakten”) zugreifen wollte erhielt ich folgende Meldung:
Fehlerseite: Die Seite kann nicht angezeigt werden
Lieber FOCUS-Online-User,
die von Ihnen aufgerufene Seite ist leider nicht vorhanden. Bitte versuchen Sie, den von Ihnen gewünschten Inhalt über die Suche oder über unser Inhaltsverzeichnis zu finden. Sollten Sie noch weitere Fragen zu FOCUS Online haben, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail.
“Welch eigenartiger Umstand”, dachte ich und bemühte die Suchfunktion:
https://www.focus.de/suche/?searchItem=Heilung+oder+Humbug%3F
Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht! 😉
OT: Das Magazin “Popular Science” zensiert Kommentare, weil “Kommentare können schlecht für die Wissenschaft sein” können. Wissenschaft funktioniert also nur indem man sich abschottet. Aha!
http://www.golem.de/news/kommentarfunktion-wer-hat-das-letzte-wort-1309-101812.html
Köstlich: http://www.sheng-fui.de
Da wollten oder wollen doch einige “Experten” Aids duch wegschneiden der Vorhaut bekämpfen (Sollte vor Ansteckung schützen?) …
Habt Ihr schon gegessen?
“Unter dem Namen excrementum caninum, abgekürzt excr. can., dient Hundekot als Mittel in der Homöopathie.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Hundekot#Verwendung_von_Hundekot
oder sowas: “Alchemie mit Hundekot, Rattenblut und Mondlicht”
http://www.perihel.at/13/humbug.html#alchemie-mit-hundekot-rattenblut-und-mondlicht
Hallo,
jaja, wenn es nicht so traurig wäre. Aber Homöopathie hat wirklich, echt, eine ganz heilende Wirkung auf :
Den Geldbeutel des Apothekers und
den Etat der Krankenkassen, denn solange wie Leute auf eigene Rechnung immer wieder “Medikamente” kaufen, verursachen die keine Kosten.
Aber die Wirkung kann ja bewiesen werden.
Also
Man nimmt so ein Zeuges, 3 Möglichkeiten:
1: Die Krankheit geht weg oder wird besser: Daraus folgt: Es wirkt
2: Es passiert nichts. Daraus folgt: Dosis verändern.Wirkung bewiesen.
3. es wird schlimmer: darauf folgt: Der Körper reagiert mit der sogenannten Erstverschlimmerung und man fährt mit der Behandlung fort.
Klar, oder?
Übrigens alternative Medizin ist schon an sich ein Wortwitz. Ist Fahrradfahren ein alternatives Autofahren? Ist auf dem Sofa liegen ein alternativer Sport? Allein der Ausdruck soll sagen, es handele sich um Medizin. WEnn in der Apotheke zwischen Badesalz und Zahnpasta ein regal wäre mit: “Hokuspokus” würden wohl viele merken, wie der WInd weht.
So long, setzt eure Aluhüte auf, die Strahlung ist heute stark.
@joachim
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Lesenswert? Etwas “sanfte Medizin” zu nennen, wenn nicht klar bzw. eher zweifelhaft ist, ob es sich überhaupt um Medizin handelt, ist arg tendenziös.