Piratenpartei im Nirwana angekommen
Zwei aktuelle Artikel zeigen, wo die Piratenpartei angekommen ist.
Die FAZ schreibt, dass sich die Führung der Piraten komplett zurückgezogen hat. Die wollen auch nicht mehr antreten. Zitat daraus:
Schmitz sagte, sie hoffe, dass ein gemeinsames Gesprächsniveau ohne persönliche Angriffe gefunden werden könne. „Dann ist auch wieder Platz für inhaltliche Arbeit.“
Ach, gar. Ganz was Neues. „Inhaltliche Arbeit” – wie sind sie darauf nur gekommen? Oder auch das:
Für die erwartete Debatte über die Lage der Partei auf dem Konvent solle es Regeln geben, kündigte Schmitz an, ohne konkreter zu werden. Frühere Parteitreffen hatten einen teils chaotischen Ablauf.
Jo. Sprach der Pathologe vor der Leiche. Dass sie einen „teils chaotischen Ablauf” hatten, ist zutreffend. Woraus der andere Teil bestanden haben soll, hat man nie herausgefunden. Aus Inhalten jedenfalls nicht. Wenn man der Piratenpartei, die keine Inhalte hat, den chaotischen Ablauf noch wegnimmt, was bleibt dann noch übrig? Nichts.
Schmitz sagte, die anderen Parteien kümmerten sich nur oberflächlich um Netzpolitik.
Naja, immerhin. Da sind die anderen Parteien den Piraten gegenüber noch weit im Vorteil. Denn die Piraten machen keine Netzpolitik, sie schwenken diesen Begriff nur vor sich her, um sich und anderen überhaupt eine Daseinsberechtigung einzureden. Weil die halt ursprünglich mal als Informatiker-Haufen gestartet sind, war das halt das nächstliegende Thema, zu dem man Kompetenz beanspruchen konnte und wollte, ohne inhaltlich irgendwas sagen oder lernen zu müssen. So nach dem Motto „Unter den Blinden ist der Einäugige König”. Nur kam bisher nicht viel zu Sachen Netzpolitik. Tatsächlich war das schon ein Thema, dessentwegen sich viele für Piraten interessiert haben oder sogar beigetreten sind (auch ich), aber faktisch gab es das Thema nie ernstlich. Alles, was zu dem Thema kam, wurde von der feministischen Untergrundguerilla und den geheimen Zensurmechanismen der Partei sofort unterdrückt, abgesägt und ausgefiltert. Und alle Leute, die Ahnung und Kompetenz zu dem Thema hatten/hätten, hat man rausgemobbt und verjagt.
Netzpolitik war das Thema, mit dem man anfangs auf hohe Wählerzahlen, auch über 10% kam, und mit dem man sehr schnell und effektiv hätte Regierungspartei werden können. Nur: Außer den Begriff zu schwenken und dem Rohrkrepierer „Liquid Democracy” kam da nie etwas. Die Piratenpartei hält sich zwar für die Partei der Netzpolitik, aber letztlich ist sie unter allen Parteien, die keine Netzpolitik liefern können, die einzige, die daran eingegangen ist – weil da sonst eben auch nichts mehr war und Anspruch und Realität weiter auseinanderklafften als bei jeder anderen Partei.
Hätte man von den Piraten, die irgendwo Sitze ergattert haben, schon mal irgendwas zu dem Thema gehört? Nein. Für dritte Gendertoiletten setzen sie sich ein, davon hört man was. Und Straßen, die nur noch nach Frauen benannt werden dürfen. Welche Kompetenz soll das belegen? Wer soll sowas wählen? Oder mal anders gefragt: Welche der Femistinnen, die man per Frauenquote auf die Listenplätze gehievt hat, hatte denn irgendwas zum Thema „Netzkompetenz” vorzuweisen? Ich meine damit mehr als nur mit einem Hacker verheiratet zu sein? Eben. Es stand ja aus den Führungsebenen niemand für Netzkompetenz.
Andere Parteien sind die, die schlechte, laienhafte, lausige Netzpolitik liefern. Die Piratenpartei ist die Partei, die eine gute, kompetente Netzpolitik nicht liefert.
Außerdem unterliegt und unterlag die Piratenpartei schon immer einem fatalen Trugschluss: Das Internet-Protokoll verstanden zu haben, einen Switch konfigurieren und eine Firewall administrieren zu können, ist zwar eine gute und förderliche Grundlage für Netzpolitik (Die Bundesregierung hat ja schon mehrfach demonstriert, wie Netzpolitik scheitert, wenn man nicht verstanden hat, wovon man redet), aber keine ausreichende Grundlage. Technisches Verständnis ist noch keine Politik. Und diesen Unterschied, dass man eben weit mehr können muss als nur die Technik verstanden zu haben, den haben die Piraten nie begriffen. Zumal die Macht von Leuten übernommen wurde, die nicht mal diese Grundlagen haben, die Technik als partriarchalisch ablehnten. Die Piratenpartei gehört nicht in die Netzpolitik, sondern in deren Mülleimer.
Lesenswert auch der Artikel im Tagesspiegel über die Piratenkrise. (Ich hätte es eher Untergang als Krise genannt…)
Zur Debatte steht in Halle nicht weniger als der Markenkern der Partei: „Wir müssen klarmachen, wo wir politisch eigentlich stehen“, sagte Anita Möllering, Bundespressesprecherin der Piraten. „Wir müssen einen Weg finden, wieder Inhalte zu setzen und zu vertreten“ – und dafür brauche es mehr als nur einen neuen Vorstand. Vielen Mitgliedern fehle nach den zahlreichen Skandalen inzwischen auch die Motivation, sich in der Partei zu engagieren, ergänzte Schmitz.
Wohl wahr. Wie aber will man klarmachen, wo man politisch steht, wenn man das erstens selbst nicht weiß und zweitens gar keinen politischen Standpunkt hat? Oder nur einen, zu dem man sich nicht offen bekennen will, nämlich dem einer Feministinnenpartei? Sie machen auf schwachsinnigen Brachialfeminismus, geben sich nach außen als Netzpolitikpartei aus und sagen dann „sie müssten klarmachen, wo sie politisch stehen”. Was’n Witz.
Davon abgesehen: Es ist so eine häufig verwendete Politikerphrase nach Niederlagen, dass man dem Wähler nicht gut genug habe vermitteln können, wofür man stehe. Also ob das alles nur ein Kommunikationsproblem wäre, aber die eigenen Themen unbestreitbar gut wären. Vielleicht hat der Wähler ja verstanden, wofür man steht und das gerade deshalb nicht gewählt, weil er es nicht wollte. Schon mal drüber nachgedacht, dass das, wofür die Piraten politisch stehen, einfach nur noch Schrott ist, den keiner mehr haben will? Vielleicht haben die das eine Prozent nur deshalb bekommen, weil die paar Wähler nicht so genau wussten, was sie da wählen? Vielleicht wären es Null gewesen, wenn das allen klar gewesen wäre, wo die Piraten poltisch stehen?
Der Parteitag soll unzufriedenen Mitgliedern nun auch die Gelegenheit bieten, ihren Unmut zu äußern.
Oh ja. Nachdem die fast alle ausgetreten sind. Hätte schon mal geholfen, die Mailing-Listen nicht nach political correctness zu filtern.
Unzufrieden ist man zum Beispiel mit der Umsetzung eines ihrer Kernkonzepte, des „Liquid-Democracy-Ansatzes“, mit dem die Partei einst bei ihrer Gründung 2006 angetreten ist. Online-Experten werden nun auf dem Parteitag in Fachvorträgen alternative Tools zur jetzigen Liquid-Feedback-Software vorstellen, das auf Bundesebene völlig gescheitert ist. Die Idee dahinter war einst, möglichst schnell größere Meinungsbilder in der Partei einzuholen. Doch die fehlende Verbindlichkeit für die Mitglieder führte zu mangelnder Beteiligung.
Und das merken sie schon nach 8 Jahren? Tolle Kompetenz in „Netzpolitik”. Wer diese Kompetenz hat, hätte mit diesem Schrott erst gar nicht angefangen. Das hatte mehr so was von Internet- und Foren-Romantik als von Netzkompetenz und belegt eigentlich mehr deren Ab- als Anwesenheit. Wer will sich von sowas regieren lassen?
Von Julia Reda, der einzigen Abgeordneten, die für die Piraten in Brüssel einzog, versprechen sie sich allerdings viel. Sie sei eine „gute Vertreterin, die gute Impulse geben kann“, sagt Schmitz. Sie könne gerade digitale Themen glaubhaft im Parlament vertreten.
Na, toll. Studium der Politikwissenschaft und Publizistik. Gerade abgeschlossen. Keine Berufserfahrung, überhaupt nichts auf dem Erfahrungskonto. „Digitale Themen glaubhaft im Parlament vertreten” – wer soll das noch glauben?
43 Kommentare (RSS-Feed)
Mein Vorschlag zur Rettung der Piratenpartei. Ist aber eher zu spät. Es werden nur noch Aktivisten genommen, die einen technischen Abschluss/Lehre haben. Alle Pseudo-Wissenschaftlichen Titel werden nicht mehr akzeptiert.
Ich bin “noch” Piratenmitglied, aber hab die Piraten bei der EU-Wahl nicht gewählt. Das liegt im wesentlichen an den feministischen Kandidaten die aufgestellt wurden, da hätte ich auch LINKS oder SPD wählen können. Ist der gleiche Einheitsbrei, wie man geade auf dem ASF Konferenz sieht:
https://www.facebook.com/ferner.elke/posts/315039931988165
couldn’t care less.
Ich mache drei Kreuzzeichen wenn sich diese unsägliche Partei endlich auflöst.
Ach, ein paar MLP Folgen anschauen, dann haben die sich schon wieder lieb ;).
Wenn man sich aktuell auf der Homepage umschaut, dann lässt sich leicht erkennen, dass die gerade voll durchdrehen mit ihren LBGT/Gleichstellungs-Zeugs.
> dass die gerade voll durchdrehen mit ihren LBGT/Gleichstellungs-Zeugs.
…von wegen klarstellen, wofür man politisch steht und so…
Einige ausgetretene Piraten kommen extra für den BPT wieder, um mitstimmen zu können.
Guter Artikel. Selbst wenn sich die Partei wieder berappeln würde, wird doch die negative Vergangenheit an ihr haften bleiben. Ich werd die so schnell nicht mehr wählen.
Ich glaube man muss heutzutage als Partei schon irgendetwas Krasses fordern ( kein Frauenwahlrecht, Einmarsch in Polen, Rausschmiss aller Muslime ) damit man von den Politischen Zombies ( Antifa, Femis, Gendergockel/innen ) in Ruhe gelassen wird. Fragt sich ob man seine eigene Partei dann selber noch wählen würde. Was ist einem politische Hygiene wert?
Beängstigende Gedanken von einem Verwirrten für euch.
> Beängstigende Gedanken von einem Verwirrten für euch.
Wieso „Verwirrter”? Du hast es doch fast genau getroffen. Du wirst halt nur nicht in Ruhe gelassen, sondern bekämpft. Entweder wirst Du unterwandert und übernommen oder diffamiert und geshitstormt. „In Ruhe lassen” gibt’s bei denen nicht.
Ich dachte, die Piraten wollten nur ein “neues Betriebssystem” für die Demokratie liefern und die Inhalte kämen dann von Hinz und Kunz, wie im Web 2.0.
Hörte sich damals schon wie eine sehr professionelle Auffassung von Polik an…
@ tux
>Einige ausgetretene Piraten kommen extra für den BPT wieder, um mitstimmen zu können.
Sinnvoll wäre nur eine Entscheidung! Selbstauflösung!!
Oder halt, — Umbennenung in Feminaten. 🙂
@Hadmut
> Entweder wirst Du unterwandert und übernommen oder diffamiert und geshitstormt.
Und um, unter Anderem, der Unterwanderung etwas entgegensetzen zu können braucht man erfahrene Politiker.
Auch wenn das bei einigen Freigeistern nicht gut ankommt.
Aber erfahrene Politiker wollten die erst nicht und anschließend haben die Femis/Antifa die Letzten vertrieben.
Tja, damals, als die Piraten noch nicht genderverseucht und damit unwählbar waren, haben die bei den Landtagswahlen in Bayern jede 3. Stimme männlicher Erstwähler geholt und lagen in dieser Gruppe vor allen anderen Parteien. Die hatten mal sehr gute Ansätze, gerade auch im Bereich Männer- und Väterpolitik. Dann kamen die FeministInnen, ChaotInnen und die SozPäd-Fraktion und hat den Karren an die Wand gefahren. Inzwischen ist nichts mehr übrig, meinetwegen kann man die Partei auflösen.
Abgesehen von der SPD fällt mir keine Partei ein, die jemals so dermaßen seine Stammwähler vor´s Schienbein getreten hat.
> die jemals so dermaßen seine Stammwähler vor´s Schienbein getreten hat.
Ja, nicht nur vor’s Schienbein getreten. Die haben die Leute, die sich mit sowas auskennen, und das waren eben fast nur Männer (warum wohl?) systematisch kaltgestellt, stummgeschaltet, rausgemobbt. Anheben der Frauenquote durch Reduzierung des absoluten Männeranteils.
Selbstmord durch Abtöten der eigenen Wähler.
Die Idee dahinter war, eine Partei für Frauen zu bauen. Wie üblich, im Feminismus, nicht indem man selbst etwas baut, sondern etwas „einfordert” und übernimmt, was Männer aufgebaut haben. Wurde aber nichts. Lag nämlich nicht an den Männern, dass sich Frauen nicht beteiligt haben. Lag an den Frauen. Deshalb hat es auch nichts gebracht, dass die Männer dann weg waren.
[…] wird dann in einem Blogbeitrag aufgegriffen, der sich diesem Artikel der FAZ etwas länger […]
@ Helmut
Ich weis nicht obs an “Lag nämlich nicht an den Männern, dass sich Frauen nicht beteiligt haben. Lag an den Frauen.” lag.
Weil Beteiligung oder politische Initative ist ja nicht gleich gewählt werden. Die Programatik darf man druchaus als Failgrund ganz vornewegstellen. Denn das war das woduch die abgestürzt sind und dort sind wo sie heute sind. Alles andere sind Begleiterscheinungen.
Ich frag mich immer bei dererlei “Rundumfaschismus” wer sich eigentlich hier noch angesprochen fühlen will/soll? Ich doch klar das das fail wird! Wo geben die PR Strategen des Feminismus denn den Leuten ihr Zuckerbrot? Der Benefit? Das ist doch so umfassend, da kommt doch JEDER früher oder später unter die Räder! Political correct so viel er mag…egal!
Das denke ist den Leuten irgendwann offensichtlich geworden.
@ Hadmut
*Lag nämlich nicht an den Männern, dass sich Frauen nicht beteiligt haben. Lag an den Frauen. Deshalb hat es auch nichts gebracht, dass die Männer dann weg waren.*
Wobei ja nicht alle Männer weg waren. Die Genderservilen haben ja reüssiert.
Interessant ist doch auch die Frage, warum es Feminist.I.nnen relativ mühelos/widerstandsarm gelang, die Partei zu übernehmen.
Feminismus wird kaum irgendwo ernsthaft Widerstand entgegengesetzt. Die meisten Männer sind servil gegenüber feministischen Forderungen, sind beschämt, schuldbewusst – dank jahrzehntelanger “Patriarchatspropaganda” (“IHR SEID SCHULD, AN ALLEM!!!”).
Sie kuschen, über ALLE Parteien hinweg.
Man schaue sich nur an, wie flächendeckend und rasch sich die feministische Sprachverhunzung (Studierende statt Studenten, Büergerinnen und Bürger statt Bürger usw.)durchgesetzt hat, wie eilfertig sie dem alle folgsam folgen, Politiker und Müllstromer aka Journalist.I.nnen. Das ist doch ebenso demütigend wie deprimierend, dieses Schauspiel männlicher Selbstkastration.
Nur konsequent, dass an etlichen Unis die Professorin auch für den Professor zum Standard geworden ist.
Und es wird weitergehen.
Mit Professor.I.nnenprogramm und Gender Mainstreaming.
Das ist ja erfahrungsgemäß immer so, wenn sich Parteien neu gründen, schicken die Matadoren ihre U-Bote und zerstören die Partei von Innen. Dazu ist ja das Parteiensystem konstruiert worden, daß man jede politische Initiative vollkommen unentdeckt unterlaufen und abwürgen kann, damit bleibt alle Initiative bei den Platzhirschen. Ich vermute, daß bei unruhigerem Wellengang auch schon mal Parteigründungen initiiert werden, etwa die NPD, die ja eindeutig ein BND-nahe Stiftung zur Simulation von virulentem Nationalsozialismus ist. Genauso sind die Piraten eindeutig aus dem Loch, woher alles Linke stinkt. Das Manko der Linken ist, daß sie, die breite Masse, indoktriniert und damit dumm sind, und das geht mit Technik nicht zusammen, weil man da sich konzentrieren muß ….. Der Talmud hat recht, die Menschen sind Tiere ….
@vortex
> Ich glaube man muss heutzutage als Partei schon irgendetwas Krasses
> fordern.[…]
> Fragt sich ob man seine eigene Partei dann selber noch wählen würde.
Auf der anderen Seite: warum nicht? Wenn eine Partei krasse Foderungen
macht, aber ansonsten ‘gut'(anders) handelt, wäre sie doch besser
als die anderen Parteien. Forderungen sind ja sowieso egal,
es kommt darauf an, was gemacht wird, und wenn es als
Verteidigung (Sieb?) funktioniert, warum nicht?
(OT)
Mit greenpeace hat man das gleiche durchgeführt wie mit den Piraten. Entwicklungen die die Menschheit weiterbringen highjacken und für die Oligarchenagenda missbrauchen.
Der greenpeace-Gründer Dr. Patric Moore aus den 70ern meint:
“Climate change” is a theory for which there is “no scientific proof at all” says the co-founder of Greenpeace. And the green movement has become a “combination of extreme political ideology and religious fundamentalism rolled into one.”
Also quasi Piraten mit grünem Anstrich.
(OT addon) Zitat aus dem Artikel:
If Greenpeace’s membership remained true to their principles they would have to eat with their bare hands because, as Moore notes, they are opposed to mining in all its forms.
“If you ask them for the name of any mine that is operating in an environmentally acceptable standard you will draw a blank. They have become so cornered by their own extremism that they must deny their daily use of cell phones, computers, bicycles, rapid transit, and yes, the simple teaspoon.”
“Die Idee dahinter war, eine Partei für Frauen zu bauen. Wie üblich, im Feminismus, nicht indem man selbst etwas baut, sondern etwas „einfordert” und übernimmt, was Männer aufgebaut haben.”
Exakt.
Aus diesem Grunde ist für mich die Frauenquote auch im Prinzip lediglich die verkappte Fortsetzung des alten Hausfrauenmodells, bei dem der Ehemann die materiellen Grundlagen (guter Job, Haus, Finanzen etc.) bereitstellen soll.
Ob Partei oder Unternehmen, es ist immer das gleiche Schema: Männer bauen die Strukturen auf. Und sobald die Strukturen stehen, der Laden läuft und es kuschelige Arbeitsplätze in Kaffeemaschinenreichweite gibt, fordern Frauen per Quote ihren Anteil. Kärrnerarbeit leisten, Risiken eingehen? Nö, lieber ins gemachte Nest setzen, und sich beklagen wenn das nicht passiert. In Schweden, welches von FeministInnen nicht selten als sehr gleichberechtigt gewürdigt wird, arbeiten lt. EMMA inzwischen 80% aller Frauen im sicheren öffentlichen Dienst, während 80% der Männer diesen durch ihre Arbeit in der Privatwirtschaft erst ermöglichen. Auch hier haben Frauen die Risiken also bequem auf die Männer abgewälzt. Auch hier ist es im Grunde nichts anderes als eine verkappte Versorgungsmentalität, die lediglich über den Staat läuft, anstatt, wie früher über den Ehemann. Und das nennt sich dann “fortschrittlich”…
Übrigens kann man, wenn man die Frauenquote mit dem Hausfrauenmodell in Verbindung bringt, jede Feministin zur Weißglut bringen, denn sie es deckt ihre Versorgungsmentatlität auf.
@Horsti:
> Übrigens kann man, wenn man die Frauenquote mit dem Hausfrauenmodell in Verbindung bringt
Rate mal, was ich vor zwei Jahren in meinem Buch darüber geschrieben habe … 😉
Wenn man sich die Kommentare hier so durchliest, muss man sich zwangsläufig fragen: Wo waren denn all diejenigen, die sich jetzt über die Entwicklung der Piraten echauffieren, als es darum ging, diese Entwicklung zu gestalten?
Oder einfach auch nur feststellen: Hinterher ist man immer schlauer.
Das Ganze hier kommt mir vor, wie das Nachtreten von eigentlich unbeteiligten Passanten gegen einen am Boden Liegenden, nur weil auch ihnen dessen Nase gerade nicht gefällt.
Diese Partei hält in einer Woche einen außerordentlichen Parteitag ab. Einen, den quasi die Basis erzwungen hat, um – man möge mir die nautische Metapher verzeihen – das Ruder rumzureißen.
Denn bei vielen hat sich genau der gleiche Frust über die nach außen sichtbare Entwicklung breitgemacht, wie er hier vom Autor dargestellt wurde. Wobei man auch hier schon mal fragen muss, wie er sich das mit dem Durchbringen netzpolitischer Inhalte denn so vorstellt. Die sind nämlich durchaus vorhanden, ein Blick in die Wahlprogramme auf Landes-, Bundes- oder Europaebene verrät dies. Doch auch wenn man in vier Landtagen vertreten ist und mittlerweile rund 420 Kommunalmandate erreicht hat, so ist man doch in den seltensten Fällen in einer Situation, in der man tatsächlich eigene Inhalte welcher Art auch immer durchsetzen kann.
Nun soll also ein neuer Vorstand gewählt werden. Einer, der genau diese Inhalte wieder in den Focus stellt. Ohne dabei die anderen Inhalte zu vernachlässigen. Denn, man glaubt es kaum, andere Inhalte, die keine Extrempositionen der zurecht gescholtenen Genderverteter oder Feministinnen sind, sind die, die die Masse der Bevölkerung tatsächlich interessiert.
Hier in den Bereichen der Wirtschafts-, Sozial- oder Energiepolitik Akzente zu setzen, ist der Weg, die netzpolitischen Inhalte umzusetzen. Weil eben nur die Brot-und-Butter-Themen eine Aussicht bieten, nachhaltig in der Gunst des Wählers Gnade zu finden.
@Tom:
> Wo waren denn all diejenigen, die sich jetzt über die Entwicklung der Piraten echauffieren, als es darum ging, diese Entwicklung zu gestalten?
Also ich war damals bei den Piraten. Aber habe es miterlebt, dass man jeden Versuch der Mitarbeit unterbunden und alles ausgesperrt und rausgemobbt hat, was nicht dem brachial-linken Indeologie-Gedudel entsprach. Man hat systematisch jede Möglichkeit blockiert, an dieser Entwicklung etwas zu gestalten. Ich erinnere beispielsweise daran, dass man da massiv unterbrochen und mit „Kackscheiße!”-Rufen niedergebrüllt und – auf Twitter usw. – beschimpft wurde.
Also komm jetzt hier nicht und frage, wo die Leute waren. Viele haben versucht zu gestalten, aber man hat sie nicht gelassen. Hätte man vernünftige Leute gestalten lassen, wären die Piraten heute weiter über 10% und Regierungspartei.
> Das Ganze hier kommt mir vor, wie das Nachtreten von eigentlich unbeteiligten Passanten gegen einen am Boden Liegenden
Nein. Es ist die Quittung dafür, wie die Piraten mit ihren Mitgliedern umgegangen sind und wie sie sich heute noch aufführen. Ich bin hier kein „unbeteiligter Passant”, sondern war damals reguläres Mitglied. Darüberhinaus in ich persönlich durch diese feministische Gender-Kriminalität massiv geschädigt worden, also auch deshalb nicht „unbeteiligt”.
Und wer sonst sollte es den Piraten denn noch sagen? Zur Selbsterkenntnis sind Piraten ja nicht in der Lage. Meinst Du, die würden noch merken, dass dieses ganze linke und feministische Geschwurbel die Wähler vergrault hat, dass es Mist war, und dass man es *komplett* rauswerfen müsste? Nee. Die machen das immer noch stärker.
> um – man möge mir die nautische Metapher verzeihen – das Ruder rumzureißen.
In welche Richtung denn?
Da gibt es keine Basis mehr, die erstens navigieren könnte und zweitens einbrauchbares Ziel hätte. Die sind längst alle ausgetreten.
Glaubst Du ernsthaft, die Basis könnte auf einem Parteitag den ganzen Gender-, Drogen- und Links-Schwachsinn loswerden? Wetten, dass nicht?
> Wobei man auch hier schon mal fragen muss, wie er sich das mit dem Durchbringen netzpolitischer Inhalte denn so vorstellt.
Ein erster Schritt wäre, sie konsistent zu artikulieren und lesbar zu präsentieren. Und nicht in elfundzwanzig Länder-Wahlprogrammen zu vergraben. Sie ordentlich zu begründen. Sie juristisch einzuordnen. Sie auch praktikabel zu machen. Das können die Piraten nicht. Dazu sind sie zu doof. Ich habe da Parteitage miterlebt, bei denen man sich von morgens um 9 bis abends um 9 nur persönlich gestritten hat und deshalb kein einziges inhaltliches Thema anpacken konnte.
Und selbst wenn man es könnte: Die meisten sind zu dämlich und zu ideologisch verblendet, um anzuerkennen, dass manche von einem Thema mehr Ahnung und Berufserfahrung haben als andere. Bei Piraten gibt es immer die Mehrheit der Inkompetenten und Dummen. Deshalb nominieren sie auch so gerne Leute ohne Berufserfahrung (oder am besten ohne Beruf), weil denen jede Sachkunde suspekt ist. Die lassen sich auch nicht überzeugen, dass sie bei etwas falsch liegen. Die Piraten sind viel mehr Sekte als Partei.
> Nun soll also ein neuer Vorstand gewählt werden. Einer, der genau diese Inhalte wieder in den Focus stellt.
Und wie soll das gehen, wenn niemand mehr da ist, der dazu befähigt wäre? Und wenn jeder, der das anginge, geshitstormt wird?
Ansonsten sind Deine Erkenntnisse zwar richtig. Aber sie kommen zu spät. Die Piraten sind nicht mehr in einem Zustand, indem man sie damit noch retten könnte.
Ich glaube auch nicht, dass die Piraten das Feministenpack noch loswerden. Die sind einfach zu invasiv und gehen nicht, bevor der Wirt tot ist.
Warum können die denn so “invasiv” sein und niemand kann sich scheins wehren? Die Frage kam schon mal hier auf.
Ideen?
@Tom
>Wenn man sich die Kommentare hier so durchliest, muss man sich
>zwangsläufig fragen: Wo waren denn all diejenigen, die sich jetzt
>über die Entwicklung der Piraten echauffieren, als es darum ging,
>diese Entwicklung zu gestalten?
Ich war ein Jahr lang Mitglied, und zwar in einem kleinen Stammtisch in der Provinz. Der bestand etwa zur Hälfte aus Informatikern und IT-Studenten, die andere, “neuere” Hälfte waren:
– Ex-SPDler, die seit Schröder politisch heimatlos geworden waren
– Bürgerrechtler, die in der FDP wegen ihres wirtschaftspolitischen Schwerpunktes und ihrer Vernachlässigung des Bürgerrechtsflügels keine politische Heimat fanden
– Leute, die gerne mehr Demokratie und weniger Lobbyismus in der EU und BRD gehabt hätten
– diverse andere “Versprenkelte”.
Das war damals die Zeit, wo innerhalb weniger Jahre zuvor öfters irgendwelche neuen Gesetze vor die Bundes- und Landesverfassungsgerichte gekommen und dort gekippt worden waren, weil sie die Bürgerrechte aushöhlten (Versammlungsfreiheit etc.). Was für mich der Grund war, in die Piratenpartei reinzugehen, ich befürchtete nämlich, dass dieser Trend weitergeht und da schien mir geboten, dagegen politisch was zu unternehmen. Spätestens, wenn die Bürgerrechte weg sind, hat man nämlich auch bei anderen Themen kaum noch politische Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Und dass die Lobbies die Gesetze schon geradezu mitschreiben und Deutschland nicht mal die OECD-Richtlinien gegen politische Korruption einhalten möchte, geht mir ebenfalls auf den Keks.
Muss dazu sagen, ich habe eine juristische Ausbildung, daher vielleicht dieser Themenschwerpunkt bei mir; an unserem Stammtisch war auch noch ein Volljurist, der aus denselben Gründen teilnahm wie ich. Also nicht Pseudo-Bürgerrechtler im “linkspolitischen” Sinne mit Frauenquotengedöhnst usw., sondern wirklich darauf erpicht, dass Demokratie und Bürgerrechte erhalten bleiben, eben auch gleiche Rechte für alle und da gefiel uns u. a. auch, dass die Partei das wenigstens innerparteilich auch durchzog, etwa indem sie keinen Quotenmist hatte etc. Damals war noch nicht ganz klar, wie die innerparteiliche Organisation im Endeffekt laufen würde, aber es war ein spannender Prozess.
Die Piraten waren zwar noch thematisch recht eingleisig, aber ich mochte, dass ihnen Bürgerrechte wichtig waren (auch wenn noch nicht soviel Kompetenz da war in der Hinsicht) und ich sah das als möglichen Magneten, um weitere Bürgerrechtler anzuziehen, insbesondere auch noch mehr juristisch angehauchte Leute, und letztlich eine kompetente Bürgerrechtspartei zu haben. FDP konnte man ja in der Hinsicht leider größtenteils vergessen, und die selbsternannte Bürgerrechtspartei die Grünen hatten ja sogar eine richtige Geschlechter-Apartheid in ihrer Parteisatzung (“Frauenstatuten”) – ein absolutes Unding für jeden wirklichen Bürgerrechtler.
Tja, und da gingen wir dann mehrmals zu dem Stammtisch in die Provinz. Und gestalteten auch etwas online am Parteiprogramm mit.
Und dann kamen in Berlin plötzlich ganz andere Leute rein. Und fingen an mit Gendergeschwurbel, Drogenfreigabe, blablabla. Waren laut, unreif, unreflektiert, diskussionsmäßig ungehobelt, grob und aggressiv, und “überschrien” die anderen Leute – die Ex-SPDler, die Informatiker, die versprengten Ex-FDPler und Bürgerrechtler. Setzten sich immer mehr durch.
Was willst du da machen, als Stammtisch in der Provinz, wenn die in der Hauptstadt durchdrehen und das Ruder an sich reißen? Weil dort irgendeine extremistische Polit-Subsubkultur in Scharen in die Partei einwandert und sich in die Schlüsselpositionen hochprügelt? Und die Mails immer stärker sektenartig klingen und für Otto Normalbürger kaum noch verständlich formuliert sind vor lauter Sekten-Neusprech? Und sie sich einen Dreck drum scheren, wie die Stammtische außerhalb ihrer Metropol-Bubble zusammengesetzt sind und was die Leute in der Provinz bedrückt, interessiert, antreibt? Sind ja nur doofe Landeier, die in der Provinz, die wissen halt net, wie der Wind weht und was los ist, das weiß man ja nur im neunmalklugen Berlin, wo man die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, und deshalb hat man die aus der Provinz auch völlig zu ignorieren. So kams mir vor.
Und wenn man wirklich am anderen Ende von Deutschland ist, 500 km weit weg, und nicht jedes Wochenende nach Berlin rüberfahren kann, vor Ort, dann hat man letztlich kaum noch Einflussmöglichkeiten, egal wieviele Mails etc. man schreibt, und kann nur hilflos zusehen, wie die Zentrale in Berlin sich zerlegt und kaputtgeht durch das extremistische Geschmeiß.
@Robinium: Exakt so lief das auch bei mir. Konkrete (vor allem juristische, d.h. gesetzgeberische) Anliegen und Probleme aus der Berufspraxis, die daraus erwachsen, dass die bestehenden Parteien dafür nicht in der Lage sind. Bei den Stammtischen, die ich besucht habe, habe ich eine ganze Menge solcher Leute getroffen, berufserfahren, mit Blick auf Probleme und Lösungen, alle so zwischen Ende dreißig und etwa fünfzig.
Die hat man alle vergrault. Die wären aber die gewesen, die wirklich was gebracht hätten.
Und dann kam eben irgendwann dieser linke Gender- und Drogenabschaum rein, der nur noch gepöbelt, linke Interessen getrommelt und alles andere ausgeschaltet hat. So wurden die kaputt gemacht.
> Was willst du da machen, als Stammtisch in der Provinz, wenn die in der Hauptstadt durchdrehen und das Ruder an sich reißen?
> Weil dort irgendeine extremistische Polit-Subsubkultur in Scharen in die Partei einwandert und sich in die Schlüsselpositionen hochprügelt?
Genau das ist der Punkt. Deshalb sind auch so viele und so schnell wieder gegangen.
Sehr gut beschrieben. Danke!
Nachtrag: ein weiter Punkt, der dem Juristen und mir sehr wichtig war, war die Eindämmung des Abmahn-Unwesens und des “fliegenden Gerichtsstands” bei Internet-Rechtsstreitigkeiten (Problematik Landgericht Hamburg). Wir wollten einfach, dass der Internetbereich nicht mehr ein juristischer Wilder Westen zur Selbstbereicherung von Abmahnanwälten ist.
“Denn die Piraten machen keine Netzpolitik”
.
Als die Schweinerei mit der NSA aufkam, erinnere ich noch gut wie nebenan der Fefe flehentlich die Piraten aufforderte: Macht was! Macht JETZT was!! Das ist Euer Thema!! Eure Chance!! Und? Nix kam. Außer Ponader, Schramm und dieses oben gut beschriebene Gendergetröte.
@Jeeves:
Sehr guter Punkt.
Die Piraten sind zu Netzpolitik oder überhaupt zu Politik überhaupt nicht in der Lage. Die Kompetenz behaupten sie nur und bilden sich nur ein. Sie glauben, Netzwerkkomponenten bedienen und Freie Kopierbarkeit zu fordern, wäre Politik. Tatsächlich waren sie nur eine Art Lobby von Nerds, gesellschaftlichen Randfiguren und Romantikern, die außer dem Universitätskosmos noch keine Lebenserfahrung hatten und noch nie ein Problem gelöst haben.
Deshalb fühlten sich die Feministen dort auch so wohl. Einfach nur Forderungen aufzustellen, die dem persönlichen Vorteil und zu sonst gar nichts dienen, wurde dort für Politik gehalten.
Als ich eingetreten bin und mir die örtlichen Piraten in einer nicht unbedeutenden Groß- und Unistadt angeschaut haben, waren die bereits von Alt-68ern und anderen Gutmenschen unterwandert, die scheinbar noch aus jeder anderen politischen Organisation wegen ihrer Spinnertheit rausgedrängt wurden. Dabei sollte ich bemerken, daß ich mich politisch links neben der SPD einordne.
Gegen die und erst recht nicht mit denen konnte man gar nichts ausrichten. Mir war dann meine Mitgliedschaft schnell peinlich. Als dann die Feministen und Antifas aufkamen, bin ich dann raus. Das war eine geradezu historische Chance, die da vertan wurde.
> die scheinbar noch aus jeder anderen politischen Organisation wegen ihrer Spinnertheit rausgedrängt wurden.
Ja. Die Piraten waren ein Sammelbecken aus intellektuellem Sondermüll.
Es gibt einfach einen gewissen Bevölkerungsanteil, der so ideologisiert und verbogen ist, dass sie zu nichts brauchbarem mehr in der Lage sind, und alles kaputt machen, wo sie nur auftauchen. Analog zu jenen Vandalen, die alles kaputt machen müssen, was um sie herum ist. Und die haben sich da eben eingenistet.
Rohrkrepierer „Liquid Democracy”
“Aber die Idee ist gut.” Wäre sie zumindest, wenn Liquid Feedback auch nur ansatzweise funktional wäre. Wenn man allerdings ins Kreis-, Landes- und Bundesfeedback reinschaut, sieht man in jedem jedes Thema mehrfach. Für so etwas banales wie Sommerzeit ja/nein gibt es dann “beibehalten”, “beihalten, aber …”, “abschaffen”, “abschaffen, aber …”, “abschaffen und Standard-(Winter)zeit nehmen”, “abschaffen und Sommerzeit nehmen”, “abschaffen, 1/2h zwischen Standard- und Sommerzeit nehmen” usw. Und nicht nur das, man hat auch keine Chance seinem Favouriten die Stimme zu geben, weil die Anträge, wenn sie überhaupt ein Quorum erreicht haben, schon längst wieder geschlossen sind. Und weil das so ist, werden die regelmäßig wieder neu erstellt. Erinnert an ein moderiertes Kindergarten-Forum. X hat über Y abstimmen lassen; Resultat nicht Fleisch, nicht Fisch, aber gut, dass wir darüber geredet haben und damit zum nächsten Thema.
Würde die “Ankunft im Nirwana” nicht ein Erleuchtungs- oder Erweckungserlebnis bedingen?
> Würde die “Ankunft im Nirwana” nicht ein Erleuchtungs- oder Erweckungserlebnis bedingen?
Hat es doch. Wahlergebnis etwa um 1%.
Was aber nutzen Erleuchtung und Erweckung, wenn da im Hirn nichts mehr ist? Wiedergeburt als Kuhfladen?
>@Robinium: Exakt so lief das auch bei mir. Konkrete (vor allem juristische, d.h. gesetzgeberische) Anliegen und Probleme aus der Berufspraxis, die daraus erwachsen, dass die bestehenden Parteien dafür nicht in der Lage sind. Bei den Stammtischen, die ich besucht habe, habe ich eine ganze Menge solcher Leute getroffen, berufserfahren, mit Blick auf Probleme und Lösungen, alle so zwischen Ende dreißig und etwa fünfzig.
Ja, genau sowas. Und dafür brauchts eben
– Leute, die entsprechende Berufserfahrung im Fachbereich mitbringen
– Leute, die juristisch soweit bewandert sind, dass sie handwerklich vernünftige Gesetzesvorschläge vorlegen können, oder wenigstens kleine Skizzen, wie man das grob anders handhaben könnte
– Leute, die politisch erfahren sind.
Damals, als die “zweite Welle” kam, fing es ja an, thematisch über den IT-Tellerrand hinauszugehen und es kamen verschiedenartige Leute rein: vor allem enttäuschte “klassische” Sozialdemokraten, Bürgerrechts-Liberale die mit der FDP nix (mehr) anzufangen wussten, welche, die gegen Korruption, Demokratiemängel und Lobbyismus vorgehen wollten (was als Position sowohl links als auch wertkonservativ als auch liberal sein kann), und noch hiervon was und davon was. Das hätte eine interessante Mischung geben können. Am Wahrscheinlichsten war fand ich damals eine Ausweitung auf andere juristische/gesetzgeberische Bereiche, um mit chaotischen Rechtslagen etc. aufzuräumen und zu entrümpeln. Weil das ja auch alles noch im selben Geist gewesen wäre wie die thematisch eingeschränkteren Ideen aus dem IT-Bereich.
Man hätte auch den Schwerpunkt auf IT und Internet beibehalten können, es hätten sich durchaus genug Juristen finden können, die auch bei einer weiterhin so eingeschränkten Thematik erleichtert aufgeatmet hätten, dass wenigstens irgendeine Partei wenigstens speziell diese rechtlichen Wildwest-Auswüchse eindämmen wollte und trotz des engen Themenkreises mitgemacht hätten. Das wäre eine gute Zusammenarbeit gewesen, IT-Fachleute und Juristen. Logisch denken können beide Gruppen, mal pauschal gesagt.
Genau dieser bunte, engagierte Haufen von der “zweiten Welle” wurde leider, als die “linken Wellen” reinkamen, weggeekelt, weil sie ideologisch mit den Neuen nicht gleichgeschaltet waren. Linksradikale und -extremisten haben es nun mal an sich, aggressiv sogar auf alles loszugehen und kaputthacken zu wollen, was nur zu 98% mit ihren politischen Vorstellungen übereinstimmt und nicht zu 100,5%. Und wehe, es stimmt nur zu 70% überein, dann nimmt der Terror kein Ende.
Leider bestand die dritte Welle größtenteils aus ganz jungen Leuten ohne jegliche Berufserfahrung, ohne Fachkompetenz, auch aufgrund der mangelnden Lebensreife ideologisch verbohrt bis sonstwo (das merkt man ja oft erst im Laufe des Lebens, dass nicht alles so praktisch schwarz-weiß ist wie man es gerne hätte). Dunning-Kruger-Effekt lässt grüßen. Und mit einem Benehmen, wie man es nicht mal dem verwöhntesten und verzogensten dreijährigen Einzelkind zutrauen würde: Ich-ich-ich muss meinen Kopf durchsetzen! Und wenn es nicht so läuft, wie ich will, dann brüll ich! Und hol meinen großen Bruder! Und hau deine Sandburg kaputt!
Mit so Leuten kann man keine Politik machen. Insbesondere wenn aufgrund des Dunning-Krüger-Effekts und des Fanatismus keinerlei Aussicht besteht, eine vernünftige Grundsatzdiskussion zu führen, auf fachliche Probleme/Missverständnisse hinzuweisen oder auch nur ansatzweise Kompromisse zu finden. Und, wie man aus der französischen Revolution und der Machtergreifung der Jakobiner weiß, sind die stursten, dümmsten und verbohrtesten Fanatiker am skrupellosesten und engagiertesten, wenn es darum geht, an die Macht zu kommen. Da ist nix mit Kompromissen etc.
Ich denke, dass auch der “Berlin-Effekt” die Sache verschlimmert hat. Die Stadt ist immerhin so riesig, dass sich dort die Szenen zu Sub-sub-subkulturen aufsplitten konnten, die sich nicht damit “beschmutzen” müssen, sich – Gott bewahre! – mit Leuten abgeben oder arrangieren zu müssen, deren politische Vorstellungen nur zu 98% übereinstimmen und nicht komplett. Das ist einer Kompromissbereitschaft nicht gerade förderlich. Bei uns in der Gegend waren Szenenmischungen hingegen eher üblich, weil es nicht anders ging. Zum Beispiel die “schwarze Disco” bei uns spielte am selben Abend Gruftimucke, Metal und New Wave, und entsprechend gemischt war das Publikum. Da kann man sich nicht so gut in seine kleine Bubble zurückziehen.
Man verstehe mich bitte nicht falsch. Auch junge Leute sollen sich politisch engagieren, und auch junge Leute brauchen einen Platz in einer Partei und das nicht nur am “Katzentisch”. Aber was bei den Piraten dann abging, war jenseits von gut und böse. Außerdem ist es nicht hilfreich für eine Partei, wenn ihre Mitglieder sich nur aus einem Mini-Segment der Bevölkerung zusammensetzen – es sei denn, es soll eine Klientel-Partei bleiben oder ihr einziger Zweck soll sein, z. B. vernünftige Netzpolitik durchzusetzen und sich danach in Wohlgefallen aufzulösen.
>Die hat man alle vergrault. Die wären aber die gewesen, die wirklich was gebracht hätten.
Ja, leider. Das ist wirklich schade um diese verpasste Gelegenheit.
> Und dann kam eben irgendwann dieser linke Gender- und Drogenabschaum rein, der nur noch gepöbelt, linke Interessen getrommelt und alles andere ausgeschaltet hat. So wurden die kaputt gemacht.
Hab ich einmal auch so ähnlich in einer Wochenendveranstaltung in Berlin erlebt, war gar nix Piratiges, sondern da gings um was ganz Anderes, ein Gesundheitsthema wegen bestimmter chronischer Krankheiten, die mit Stigmatisierung und teilweise juristischer/politischer Problematik einherging im Sinne von die Gesetzeslage zu dem Thema war blöd für die Betroffenen. Irgendwie waren da auch so einige Autonome und sonstige Linksradikale mit dabei an dem Wochenende. Die haben dann fast die Veranstaltung gesprenkt, weil sie es nicht ertragen konnten, dass ein ebenfalls persönlich betroffener Polizist mit dabeisaß. Sie haben ihn auf Mailinglisten, Flyern etc. mit vollem Namen und Adresse geoutet, haben Flyer auf den Klos ausgelegt, dass er gefälligst aus der Veranstaltung raussoll, und was weiß ich noch alles. Haben versucht, die gemeinsame Feier am Samstagabend zu sprengen und pipapo. Und das alles (halb-)anonym.
Obwohl sie aus Berlin waren, es in Berlin ca. 20 Betroffenen-Selbsthilfegruppen, Infobüros etc. gibt wo sie bestimmt auch was Passenderes für sich hätten finden oder aufbauen können, obwohl Leute aus ganz Deutschland, teils auch aus dem Ausland sich extra freigenommen und für teures Geld zu dem Wochenende angereist waren, die eigentlich wirklich die Info- und Austauschveranstaltungen brauchten und diese Veranstaltungssprengerei-Aktionen echt nicht gebrauchen konnten usw.
Irgendwie war es diesen Autonomen viel wichtiger, ihr Luxusproblem und ihre persönlichen Vorstellungen total egoistisch und asozial mit Terror und ohne Rücksicht auf Niemanden durchzuboxen, als den armen Polizisten und die ganzen Zugereisten in Ruhe zu lassen und die ehrenamtlichen Veranstalter, Vortraghaltenden etc. die sich alle sehr engagiert hatten, ihre Veranstaltung ordentlich durchziehen zu lassen. Und das war genau das gleiche Gender-Geschmeiß, mit demselben Jargon etc. wie die Leute, die bei der dritten Welle der Piratenpartei dabei waren.
Als ich bei der Piratenpartei immer mehr Mails, Verlautbarungen usw. in diesem Jargon und mit genau diesem gleichen Ich-ich-ich-Kindergarten-Terror-Füßeaufstampf-Verhalten zu lesen bekam, war mir klar, dass diese Partei nicht mehr zu retten ist.
Das sind einfach Leute, mit denen kann man nix Konstruktives anfangen und die geben nicht eher Ruhe, bis alles entweder komplett gleichgeschaltet oder total vernichtet ist.
Ich weiß nicht, ob die Piratenpartei ohne dieses Geschmeiß auf Dauer zu retten gewesen wäre, die hatte nämlich auch noch genug andere interne Probleme. Aber dieses Geschmeiß hat ihr wirklich den Todesstoß versetzt.
P.S.: Die wollten deshalb den Polizisten nicht auf der Veranstaltung dabeihaben, weil er ja Vertreter des Staates ist und der Staat ja bekanntermaßen repressiv und unterdrückerisch ist. Jawoll.
> Warum können die denn so “invasiv” sein und niemand kann sich scheins wehren?
Das nennt man “Diktatur derer die Zeit haben”.
Die Ur-Piraten (Mitgliedsnummer < 800) hatten nicht nur Ahnung sondern zumeist auch einen Job und eine Familie.
Leute wie Ponader und Schramm waren durch derlei Peanuts nicht behindert und konnten sich 24/7 als DIE PIRATEN präsentieren.
Der grundsätzliche Fehler war eben, jeden in die Partei aufzunehmen. Wo jeder rein kann, ist bald eben aber auch wirklich jeder drin.
Ehrenwert aber vollkommen weltfremd.
Meine persoenliche Erfahrung in Sueddeutschland war nicht ganz so schlimm. Als ich ankam gab es dort eine ganze Menge Leute, die wirklich nicht auf den Kopf gefallen waren und auch durchaus sehr diskussionsfaehig. Das Problem war aber, dass die durch die Bank weg extrem idealistisch und naiv waren. Vor allem in Hinblick auf Oeffentlichkeitsarbeit war das verheerend, weil jeder zweitklassige Journalist gewitzt genug gewesen waere, oder tatsaechlich war, denen fast jede Aussage in den Mund zu legen. Das hat dort aber scheinbar niemand begreifen wollen und bis zum Ende nicht begriffen.
Dazu waren viele der Aktionen, bei denen die Leute mit Begeisterung dabei waren, zwischen kindisch und belanglos und taktisch fragwuerdig. Als der grosse Haeuptling der in der Ecke groessten Volkspartei auf Facebook zu einer Feierlichkeit einlud war man stolz darauf, dass mehr Piraten als Mitglieder seiner Partei auf Facebook zugesagt hatten. Dafuer wurde auch gross mobil gemacht…
Ein paar klassische Egomanen waren natuerlich auch dabei, aber nicht mehr als man sie ueberall findet.
Ein paar richtig durchgeknallte, aber durchaus sympathische, Leute gab es auch, deren Plan B wohl der Ausstieg und ein friedliches Leben einsam im Wald war.
Was wirklich gefehlt hat waren Leute die das Heft in die Hand nehmen und machen und die Einsicht, dass Oeffentlichkeitsarbeit fuer eine Partei extrem wichtig ist und nicht mit ein paar Tweets oder einem halboeffentlichen Wiki getan ist.
Das mit der Oeffentlichkeitsarbeit haben die Piraten glaube ich zu keinem Zeitpunkt jemals verstanden. Jede Steilvorlage sich hier zu positionieren wurde verschenkt. Die Macher kamen dann spaeter in Form der Gender und Antifa Hansel. Das habe ich zum Glueck nicht mehr mit ansehen muessen…
> Hat es doch. Wahlergebnis etwa um 1%.
Schon, aber gelernt hat niemand etwas draus – schuld sind “die Umstände”… Also nichts mit Erwachen und folglich auch kein Nirwana.
“Interessant ist doch auch die Frage, warum es Feminist.I.nnen relativ mühelos/widerstandsarm gelang, die Partei zu übernehmen.”
Diese Frage finde ich auch zentral. Die Antwort, man habe einen nicht gelassen, finde ich nicht so ganz befriedigend, weil die andere Seite bei Interessenkonflikten immer darauf besteht, daß der andere nicht macht, was er will. Warum hat man Kompromisslosigkeit akzeptiert?
Warum hat man sich von denen verbieten _lassen_? Es will nicht ganz in meinen Kopf, daß hauptsächlich durchaus gebildete Männer zwischen Mitte 30 bis Anfang 50 sich – wie ich mal aus den Kommentaren hier raus lese – von pöbelnden Teenies anscheinend rausbefehlen lassen haben. Ich kann mir das schwer vorstellen, aber die Berichte hier lesen sich ein wenig so.
Ich will nicht in Abrede stellen, daß pöbelnde Teenies keine Herausforderung sein könnten, aber “die haben uns nicht mitmachen lassen” finde ich irgendwie eine magere Antwort. Wieso haben die Männer nicht mehr und bissiger gekämpft?
Ironie an: Als Erzieher will ich ausserdem hinzufügen, daß ich den Kindergartenvergleich unfair finde. Kindergartenkinder (so ab 4) sind im Durchschnitt nach meiner Erfahrung jedenfalls nach ein wenig kluger Erziehung nicht so pöbelhaft, plump, dümmlich und tyrannisch, wie die Feministen das zu sein scheinen. Kinder sind so nur, wenn sie keine andere Lösung wissen (oder, was selten ist, wirklich gestört sind), aber Fems sind ja andauernd so, auch bei mannigfaltigen Vorschlägen des Andersmachens.
Nachdem bei den Piraten der Femi-, Gender- und Antifa-Mob das Ruder übernommen hat, ist diese Partei tot. Man braucht sich da auch keine Hoffnungen auf eine Kehrtwende zu machen. Vielleicht bleibt man im schrundigen Berlin noch eine bescheidene Lokalgröße. Das war’s dann aber auch.