Das Bildungsniveau offiziell senken?
Verdammt. Merkel hat heute de Maizière das Vertrauen ausgesprochen. Jetzt muss ich beeilen, noch schnell über den herzuziehen, solange der noch im Amt ist. Da kann man nicht mehr bis morgen warten.
Ich kriege ja ganz viele Zuschriften von Lesern. (Und freue mich auch sehr darüber, auch wenn es oft dauert, bis ich mal antworte oder auch mal gar nicht antworte.) Deshalb neige ich dazu, Vorgänge, die keinen brandaktuellen oder zeitbezogenen Inhalt haben, zu sammeln, auf den Stapel zu packen und bei Bedarf und Gelegenheit mit anderen Informationen zu Artikeln zusammenzusetzen. Oder mal zu verwenden, wenn mal nichts tagesaktuelles passiert ist.
Eigentlich hatte ich zu de Maizière noch was auf Lager, was ich in den nächsten Tagen verarbeiten wollte, nachdem die schwarze Spinne ihm nun aber das Vertrauen ausgesprochen hat, röchelt der sicherlich schon in seinen letzten Zügen. Hat sich wohl zuviel rausgenommen und der Koalition auf den Schlips getreten. Merkel hat ihn ja schon ein paarmal entmachtet und zurückgepfiffen. Ich würde nicht drauf wetten, dass der den Sonntag noch erlebt.
Dabei hat die Presse ihm durchaus bescheinigt, dass er mit seinen Thesen Recht habe. Aber welchen Wert hat noch, was die Presse schreibt?
Vor ein paar Tagen ging durch die Presse, dass de Maizière wegen der Flüchtlingskrise die Bildungsstandards senken wolle. Quelle: epochtimes, Ur-Quelle war aber wohl ein Artikel bei WELT.de wo man einen komischen Redirekt auf eine Art Ticker bekommt, indem sich aber die fragliche Meldung (verglichen mit wayback und Google Cache) findet. Da heißt es
De Maizière: Müssen bei Ausbildungsstandards improvisieren
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht angesichts der weiter steigenden Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerbern die Notwendigkeit für mehr Improvisation. Deutschland könne etwa an Schulen oder bei der beruflichen Ausbildung derzeit kaum an seinen Standards festhalten, sagt de Maizière in Berlin. Das bedeute nicht eine „dauerhafte Absenkung von Standards“, sondern sei ein „improvisierter, mit gesundem Menschenverstand“ gewählter Zugang zu Lösungen.
Heißt im Klartext: Alle Bildungsnachweise und Ausbildungsschritte werden mehr oder weniger aufgelöst. Abschlüsse für alle, werden vereinfacht verteilt. So ungefähr wie das Notabitur.
Und das wird dann für alle gelten, denn man wird es wohl kaum halten können, dass man an die einen niedrige und an die anderen hohe Anforderungen stellt (zumal das Klischees von Dummen und Schlauen zementieren würde).
Nun gut, jetzt kann man fragen, was die Aussage überhaupt wert ist, nachdem Merkel ihm schon mal die Zügel aus der Hand genommen, ihn mehrfach zurückgepfiffen, ihn bloßgestellt und zur Rücknahme seiner Aussagen gezwungen und ihm jetzt auch noch das Vertrauen ausgesprochen hat.
Aber die Problemstellung als solche besteht. Sogar Käseblatt FOCUS hat das schon bemerkt und dazu was geschrieben. Wenn selbst FOCUS vor sinkendem Bildungsniveau warnt, dann muss es schlimm stehen.
Und ich glaube, mit Bildungssenkungen geht es wie mit Steuererhöhungen: Sie werden niemals mehr zurückgenommen. Wie auch? Irgendwann einfach mal schwerere Prüfungen? Und woher dann die Lehrer nehmen, wenn die selbst nichts mehr gelernt haben?
Die Folge wird sein, dass das Gegenteil dessen eintritt, was man will. Man wird eine Zweiklassengesellschaft aufbauen, nämlich die, die sich Privatschulen leisten können und solche, die auf öffentlichen Schulen nur noch Mindestbildung bekommen. Ähnlich wie bei der Krankenversicherung. Im Prinzip eine Amerikanisierung. Das heißt, dass wir dann eine große, kaum gebildete Arbeiterschaft und eine kleine, gebildete, aber meist hoch verschuldete Elite haben werden.
Viel Spaß!