May the farce be with you!
Mein Kommentar zum neuen Star Wars VII – The Force Awakens. Oder: Warum 4+Frauenquote=7 ist. (Leichte Spoiler-Warnung!)
Ich war vorhin in Abu Dhabi im neuen Star Wars-Film, englisches Original mit arabischem Untertitel. Ich muss allerdings einräumen, dass ich sprachlich nicht alles verstanden habe. Einmal wegen der Geräuschkulisse aus dem Publikum, aber auch, weil ich einfach vom Englisch her nicht alles verstanden habe. Vielleicht bin ich etwas aus der Übung, war länger nicht mehr im Ausland, aber irgendwie sprechen sich mitunter auch undeutlich. Man sagt ja, dass die deutschen Synchronfassungen akkustisch immer viel besser als das Original ist, weil im Tonstudio und nicht im Freien oder in der großen Halle aufgenommen. Allerdings fiel mir trotz der Originalfassung mehrmals auf, dass Rey nicht mit sich selbst lippensynchron ist, ihre Stimme also anscheinend auch nachträglich neu aufgesprochen und dabei geschlampt hat.
Dafür irgendein neuer Dolby-Standard, bei dem im Kino ringsherum ganz viele Lautsprecher ringförmig angeordnet sind und ein neues Klangerlebnis versprechen.
Klangerlebnis? Überflüssig.
Ich könnte mich an keinen Ton Filmmusik erinnern. (Übrigens auch nicht bei den Episoden 1-3, angeblich haben sie den gleichen Komponisten verwendet, was offensichtlich – pardon – offenhörig ein Fehler war.) Die Filmmusik des ersten Films, der Episode IV, ist legendär. Episode V, Empire Strikes Back, ist ein Brüller. Aber von diesem Film hier: Da ist mir überhaupt nichts im Ohr geblieben.
Generell fällt mir zu dem Film in vielerlei Hinsicht nur das ein, was mir in letzter Zeit zu sehr vielen Filmen einfällt: Die Frau sieht gut aus – sonst war nicht viel.
Irgendwie scheint das Budget nicht gereicht zu haben. Insbesondere nicht für Drehbuchautoren. Denn eigentlich hat der Film keine wesentliche Story. Oder genauer gesagt, keine wesentliche neue Story. Eigentlich ist es die gleiche Story wie schon in Episode IV (also dem ältesten Teil), nur mal die Personen, Schauspieler und Reihenfolge durchgeschüttelt und mit Frauenquote aufgedonnert, Heldin Frau, ein paar Pilotinnen, der Yoda-Ersatz weiblich, und einer Sturmtruppen-Figur eine weibliche Stimme.
Überhaupt, die Hauptfigur, Rey. Sie hat die Macht, und kann sofort mit dem Laserschwert kämpfen wie Sau. Musten Jedi dafür vorher nicht jahrelang lernen? Hatte Luke Skywalker dafür nicht erst bei Kenobi und dann bei Yoda studieren müssen? Ach, ist Frau, die kann das auf Anhieb.
Das ist jetzt so das neue Erzählformat im Kino: Junge starke Frauen treiben die Welt um, retten selbige im Alleingang und können alles auf Anhieb. Modell Katniss Everdeen aus Tribute von Panem. Etwas seltsam, wenn man dabei in einem Land sitzt, in dem Frauen entweder schwarz verschleiert oder als lebende Schminktöpfe rumlaufen und die Tussi zwei Plötze neben mir Machtkämpfe gegen ihr Kleinkind verliert. Aber das Kino verkauft uns jetzt junge starke Frauen als die neuen Heldinnen.
Wer sich die alte Besatzung teuer einkauft und neue Heldinnen aufbaut, bei dem reicht das Budget dann nicht mehr für ordentliche Bösewichte. Der neue Darth-Vader-Verschnitt hätte die Maske besser aufgelassen, er sieht einfach beknackt aus. Der neue Imperator ist ein Witz. Und die Jabba-du-Hutt-Nachfolger sind lächerlich.
Die Handlung ist – so sie eigentlich existiert – unlogisch und voller Krücken. Aus Star Wars wird die Soap einer kaputten Familie, so ne Art Weltraum-Dallas. Und die kommen schon wieder mit „Ich bin dein Vater” an, geht wieder schief. „Ich bin Deine Mutter” hätte sogar besser gepasst und wäre wenigstens ein Lacher gewesen. Aber die Sippe ist eh kaputt.
Irgendwie hatte ich auch die ganze Zeit den Eindruck, dass sie nicht nur bei Episode IV von Star Wars, sondern auch bei den diversen Filmen von Star Trek geklaut haben (und nicht nur deren Regisseur übernommen). Den Vulkan Mind Melt haben sie geklaut. Aus „Auf der Suche nach Spock” wurde „Auf der Suche nach Luke”, inklusive Bademantel. Die Art und Weise, wie sie alte Charaktere gegen neue austauschen hat was von Kirk und Piccard in Treffen der Generationen. Und die ganze Nummer erscheint wie der Versuch, die alte Story im Paralleluniversum noch mal, gleich, aber ganz anders zu erzählen, so wie in den Neuauflagen der letzten beiden Star-Trek-Filme, die nochmal mit einem neuen Kirk, aber verschobener Story anfangen.
Irgendwie bringt einen die Story auch nicht groß weiter. Eigentlich ist man genau da, wo man nach Episode IV schon war, sogar Han Solo macht sich mal drüber lustig, dass sie wieder mal den Todesstern sprengen sollen, weil sie das mit den Dingern eigentlich immer so machen. Hat sich bewährt. Liegt wohl auch daran, dass das dumme Imperium einfach nichts draus lernt und die Dinger immer mit Schwachstellen so baut, dass man sie ganz leicht in die Luft jagen kann.
Das ist aber heute bei Hollywood-Filmen so. Story ist nachrangig, überflüssig. Es geht darum, Charaktere zu zeigen, deren persönliche Dramen. Es ist kein Film mit einer Story, sondern ein zufälliges Zusammentreffen von Leuten mit persönlichen Problemen, deren Aufeinandertreffen nicht nur an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig ist, sondern auch uninteressant wäre, würden wir die meisten davon nicht schon kennen und wiedererkennen. Dass das ganze nicht durchdacht ist, merkt man auch daran, dass es eine – in den Trailern nicht gezeigte – Figur gibt, bei der sie sich einfach nicht entscheiden können, ob der Haupt- oder Nebenfigur ist, der dann einfach mal – im wörtlichen Sinne – verschwindet und vom Erdboden verschluckt wird, man weiß nicht genau, wie und warum eigentlich, aber sie wussten einfach nicht, wohin mit ihm und was er in der Story noch zu tun haben könnte, dann ist er weg und taucht ne Stunde später unvermittelt einfach wieder so auf. Verübt noch ne Kleiderspende, und dann ist er wieder weg.
Kein Geheimnis war, weil schon vorab in der Presse besprochen und in den Trailern gezeigt, dass die Hauptfigur Finn ein desertierter Strumtruppler ist. Verstehe ich nicht. Hieß es nicht in den früheren Teilen, dass die weißen Sturmtruppen alle Klone von Boba Fetts Vater sind? Wieso tanzt dann da einer vom Aussehen und Verhalten her aus der Reihe? Und wenn er so erzogen ist, wie Sturmtruppler erzogen werden, nicht mal einen normalen Namen hat, wie kann er dann vom Himmel plumpsen und sich sofort wie ein normaler Mensch verhalten?
Und die neuen Bösewichte – lächerlich.
Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, ist die Optik. So rein visuell ist der Film sehr gelungen, und schafft vor allem den alten Look der alten Filme, den ja Lucas in den Episoden 1 bis 3 einem ganz ekligen Hochglanz-Look geopfert hat. Auch wenn ich bei zwei oder drei Figuren, die mit dem Rechner generiert sind, der Meinung bin, dass die technisch misslungen sind. Zumindest optisch sieht es wieder nach Star Wars aus, auch wenn ich auch da am Schluss den Eindruck hatte, dass ihnen da irgendwie Geld oder Ideen ausgingen, und sie deshalb einfach mal irgendwo auf der Erden-Natur gedreht haben, wie sie ist.
Immerhin versteht man jetzt, warum man Han Solo die Hauptposition im neuen Filmplakat widmete, und Luke Skywalker darauf nicht vorkommt.
Ich habe den starken Eindruck, dass das verführt kam. Disney hat die Rechte an Star Wars gekauft und dafür viel Geld hingeblättert, und wollte jetzt Reibach machen. Schwerpunkt wohl auf dem ganzen Drumherum, Film unwidhtig. Schreiben ja auch immer mehr Blätter, dass es nicht um den Film, sondern um den Spielzeugverkauf geht. Das war denen völlig wurscht, ob die ne Story haben. Hau raus, das Ding. Teuren bewährten Regisseur eingekauft, die alten Charaktere ausgebuddelt, los geht’s.
Sie haben jetzt neue Charaktere eingeführt und dazu die alten noch mal ausgebuddelt, solange die noch halbwegs stehen können und überhaupt noch leben. Eigentlich hat man den Eindruck, die alten sind nur noch pro Forma aufgetaucht, damit man leichter versteht, wer wen irgendwie ersetzen soll oder wer mit wem was zu tun hat.
Wenn sie jetzt nicht sehr zügig was draus machen und eine Episode VIII mit einem verdammt guten Plot nachschieben, könnte das Ding abstürzen. Dieser Teil VII ist nicht geeignet, die Massen mitzureißen.
Ich würde nicht sagen, dass er direkt schlecht war. Sondern oberflächlich, austauschbar, bliebig verschiebbar im heutigen Film-Schmus aus Hollywood.