Die Abenteuer von Hamoud bin Nemsi
neigen sich dem Ende zu.
Für dieses Mal. Ich sitze im Flieger auf dem Rückweg. (Doch heute ist nicht alle Tage, ich mach’s wieder, keine Frage…)
Nur: Reisen hat heute – in den meisten Ländern – so gar nichts mehr von Abenteuer. Sogar dann, wenn man auf eigene Faust und ohne Reisegruppe reist. Früher musste man sich noch in andere Länder, Kulturen, Sprachen rein- und in fremden Städten zurechtfinden. Geld beschaffen. Bargeld und Reiseschecks mitnehmen. Wege finden. Telegraphieren. War für Wochen einfach weg, nicht erreichbar, keine Verbindung nach Hause.
Heute: Man bucht alles über Internet, nimmt nur noch die Kreditkarte und das Handy mit. Geld zieht man am Geldautomaten, steigt in das Taxi, und die Hotels funktionieren alle gleich. Das Handy loggt sich ohne Zutun vollautomatisch per Roaming ein, man ist sofort unter seiner eigenen Telefonnummer erreichbar. Und natürlich per E-Mail, ständig online. Auf meiner ersten „Online-Reise” 2000 hatte ich noch ein Modem dabei und in den Hotelzimmern die Schränke vorgezogen, um die Telefonanschlussdosen aufzuschrauben und mich über teure Fernverbindungen irgendwo einzuloggen, um ab und zu mal E-Mail zu checken. Inzwischen gibt’s überall Internet per WLAN. Sogar im Flugzeug während des Flugs. Mit Englisch kommt man fast überall durch, alles ist voller Supermärkte, Taxis sind alle gleich, und wenn man in eine der allgegenwärtigen Shopping-Malls gerät, muss man schon sehr genau hinschauen um auch nur zu erahnen, in welchem Teil der Erde die stehen könnte. Alle gleich. Und natürlich überall dieselben Ketten. McDonalds, IKEA und wie sie alle heißen. Überall gibt’s Coca-Cola, und meistens Überraschungseier von Kinderschokolade. Und das Frühstück unterscheidet sich auch kaum noch, außer in Deutschland. Da gibt’s keine Bratwurst zum Frühstück.
Man muss klar feststellen, dass wir eine weltweite Vereinheitlichung des Lebensstils haben und deshalb Reise zumindest in dieser Hinsicht immer ereignis- und überaschungsloser wird. Drei der zentralsten Fragen bei Reisen in andere Länder ist gerade noch, ob sie rechts oder links fahren, welchen Zeitunterschied man einstellt und welchen Stromadapter man einpacken muss.
Früher, so vor 20 Jahren, konnte man wenigstens noch Schnäppchen machen, Kameras günstig in Singapur einkaufen. Kriegt man inzwischen alles in Deutschland am günstigsten.
Abenteuer gibt’s nicht mehr. In einem Abenteuer Park, in dem mehr Aufpasser und Life Savers als Gäste unterwegs waren, konnte man ein „Abenteuer” buchen, Perlentauchen unter Anleitung. Angekündigt als Abenteuer. Man bezahlt vorher bei der Buchung, wieviele Perlenen man finden wird. Lächerlich.
Reisen ist einfach nicht mehr das, was es mal war.