Gender-Arithmetik
Ein Leser weist mich gerade auf eine Perle feministischer Mathematik hin.
Im feministischen Propagadablatt DIE ZEIT ist ein Artikel darüber erschienen, dass die Frau Opfer am Herd ist: Hausarbeit und Kindererziehung bleiben Frauensache. Von der einschlägig bekannten Tina Groll.
Darin findet sich die bemerkenswerte Feststellung
Laut Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) verbringen Frauen in Deutschland im Durchschnitt 164 Minuten am Tag mit Putzen, Kochen, Bügeln – und Kindererziehung. Männer dagegen gerade einmal halb so viel, nämlich 90 Minuten.
Kann ja mal passieren, dass man sich verrechnet. Und so ganz grob und größenordnungsmäßig könnte man ja auch sagen, dass das so gerundet in der Hälfte liegt. Ein Leser weist sie in Kommentar #6 darauf hin:
Zitat: “…. verbringen Frauen in Deutschland im Durchschnitt 164 Minuten am Tag mit Putzen, Kochen, Bügeln – und Kindererziehung. Männer dagegen nicht halb so viel, nämlich 90 Minuten.”
Stimmte der Satz so, dann wären 2*90 < 164.
Antwort von Tina Groll:
Stimmt, die Formulierung war unsauber. Es ist fast halb so viel.
Da geht’s nicht mehr um die Größenordnung, sondern darum, dass ungeachtet der Sachlage das herauskommt, was man gerade behaupten will. Nicht die Zahlen werden betrachtet, nicht die Empirie, sondern auf das gewünschte Ziel hingeschrieben. Journalismus heute.
Gibt auch sonst Logik-Fehler, wie Kommentator 6.1 bemerkt:
Nicht nur das, auch folgende Aussage ergibt wenig Sinn:
“Während mehr als zwei Drittel aller Mütter in Teilzeit arbeiten, sind es kaum zehn Prozent der Väter, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Und wenn Väter die Arbeitszeit reduzieren, steckt selten der Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie dahinter. In den meisten Fällen geben die befragten Männer an, dass sie leider keine Vollzeitstelle gefunden hätten ”
Die Männer reduzieren also ihre Arbeitszeiten weg von einer Vollzeitstelle und haben gleichzeitig keine Vollzeitstelle gefunden.
Ok…
Naja, könnte schon stimmen, wenn sie die Stelle aus anderen Gründen wechseln müssen und dann keine neue Vollzeitstelle finden. Aber das dürfte so selten sein, dass es die Gesamtlage nicht signifikant tragen kann.
Fällt Euch noch was auf?
Frauen arbeiten rund doppelt so viel im Haushalt wie Männer. Männer arbeiten rund doppelt so viel im Beruf wie Frauen.
Trotzdem ist beidesmal der Mann der Böse. Eine Aussage wie „Frauen erarbeiten nicht mal halb so viel Einkommen”, was ja so die entsprechend angepasste Küchenformulierung wäre, bekommt man da natürlich nicht.
Und die Frage, welche Arbeit – Beruf oder Hausarbeit – eigentlich angenehmer ist, wird auch nicht erörtert.