Ansichten eines Informatikers

Universität als Endlager für Doofe

Hadmut
11.7.2016 0:37

Ach, wieder mal Wind in meinen Segeln.

In Berlin jammern sie ja immer, dass das Handwerk keinen Nachwuchs mehr bekommt. Man pumpt die Leute halt alle in die Universitäten.

Schöner Artikel darüber, dass die Gymnasialreformen wirken – im negativen Sinne.

Die Hälfte eines Jahrgangs macht mittlerweile Abitur, und die Studienanfänger werden immer jünger. Wirtschaft und Politik wollten das so. Jetzt wird an den Hochschulen die Klage immer lauter, dass es mit der Studierfähigkeit der Teenager meist aber nicht weit her sei. Geht die akademische Ausbildung vor die Hunde?

Also, bitte, Ja!? Hündinnen!

Eigentlich will Gerhard Wolf seine Studenten nicht bloßstellen. Aber wenn der Bayreuther Germanistik-Professor erklären soll, weshalb er seit Jahren immer wieder mal öffentliche Hilferufe Richtung Politik absetzt, in denen er die rasant schwindende Studierfähigkeit des akademischen Nachwuchses beklagt, dann muss er irgendwann Beispiele nennen. Auch wenn’s wehtut.

Und so erzählt Wolf die kleine Geschichte vom Power-Point-Referat einer Studentin, in dem es um die Beziehung von Mann und Frau im Minnesang des Mittelalters ging. Ein Unterabsatz hieß da “Unterwerfung des Mannes zu der Frau”. Ob denn an dieser Überschrift niemanden etwas störe, fragte Wolf in die Seminarrunde. Niemand meldete sich. “Keinem Einzigen fiel die falsche Präposition auf”, wundert sich Wolf noch heute. Erst als der Professor dann selbst darauf hinwies, dass es ja wohl “Unterwerfung des Mannes unter die Frau” heißen müsse, gab es eine studentische Wortmeldung: “Sie sind aber heute pingelig, Herr Wolf.” Germanist ohne Leselust?

Sehen wir es positiv und integrativ: Unter den heutigen Germanisten fallen arabische Analphabeten auch nicht negativ auf.

Grammatikschwächen, sprachliche Defizite, begrenzter Wortschatz, wenig Freude am Lesen von Büchern – es ist nicht so, dass man als illiterater junger Mensch heutzutage besonders negativ auffiele. Aber muss man sich dann unbedingt für ein Germanistikstudium entscheiden? In aller Regel noch dazu mit dem Berufsziel Deutschlehrer? Natürlich begegnet Gerhard Wolf in seinen Vorlesungen und Seminaren auch immer wieder intelligenten, engagierten, literaturinteressierten Studierenden.

Aber die Zahl derer, die für ein geisteswissenschaftliches Studium ungeeignet sind, steigt nach seiner Einschätzung seit Jahren. Wobei er ähnliche Urteile auch von Kollegen aus anderen Fakultäten hört. Für den eigenen Bereich kann er die Klage mit handfesten Zahlen untermauern. Im letzten Wintersemester scheiterten in seinem Germanistik-Einführungskurs 80 Prozent der Teilnehmer an der Schlussklausur, in der im Wesentlichen die Bedeutung einiger literarischer Grundbegriffe abgefragt wurde.

Tja. Und dabei sind die Geisteswissenschaftler schon die untere Sammelschublade für die, die eigentlich nicht universitätstauglich sind.

Dabei haben die deutschen Bildungspolitiker die Misere entscheidend mit zu verantworten. In den meisten Bundesländern wurde die Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre verkürzt. Bei einer Bamberger Tagung des Verbands Hochschulgermanistik in Bayern stellten Gymnasiallehrer und Hochschulprofessoren kürzlich jedoch übereinstimmend fest, dass in Bayern die Abschaffung des Leistungskurssystems in der gymnasialen Oberstufe wohl noch viel stärker für die Schwächen der Studienanfänger verantwortlich ist.

Die Vorgabe, dass alle Schüler bis zum Abitur Deutsch und Mathematik belegen müssen, verhindert wissenschaftlich anspruchsvolles Arbeiten. Das Niveau wurde auf ein Mittelmaß nivelliert. Schwache Schüler sind dennoch überfordert, starke Schüler langweilen sich und starten mit geringerem Vorwissen ins Studium. […]

Es geht fast nur nach Schema F

Die Erlanger Germanistik-Professorin Christine Lubkoll kritisiert zudem, dass sich am Gymnasium die Unterrichtsformen und -ziele stark verändert hätten. “Ein problemorientiertes Unterrichtsgespräch, aus dem heraus Schüler selbstständig Positionen entwickeln, wird kaum noch geführt.” Es gehe viel nach “Schema F”, um das unreflektierte Pauken von Lernstoff, der dann bei den Klausuren in erwarteten Antworten abgeliefert, mit Punkten belohnt und dann wieder vergessen wird. […]

ein Großteil ihrer Bachelorstudenten sei nur am “mundgerechten Servieren” überschaubarer Häppchen interessiert. Das verschulte Bachelor-System knüpft auf fatale Weise an das gymnasiale System des unselbstständigen Punktesammelns an. Zusätzliche Lehrangebote, die den Horizont erweitern könnten, aber nicht mit Punkten locken, interessieren kaum jemanden. “Kürzlich habe ich in Nürnberg eine Vorlesung vor fünf Leuten gehalten”, erzählt Lubkoll. […]

Bei der Bamberger Tagung wurde auch Germanistik-Studenten die Möglichkeit gegeben, Wünsche für einen verbesserten Uni-Betrieb zu formulieren. Was sie vortrugen, fand Prof. Gerhard Wolf nur noch erschreckend. “Sie würden am liebsten zurück ins 19. Jahrhundert, zur Lehrerbildungsanstalt, in der sie erfahren, was sie später in den einzelnen Unterrichtsstunden genau zu tun haben.” Das wäre dann wirklich das Ende der akademischen Bildung.

Na, wie toll, dass wir mit der Viertelparität diesen „Studenten” jetzt auch noch die Gewalt über die Universitäten geben.