Ansichten eines Informatikers

Bots

Hadmut
22.7.2016 0:36

Womit kann man Soziologen so richtig durchverarschen?

Das ist ja auch so ein Dauerthema hier: Bots in Social Media, die Menschen vortäuschen.

Golem hat gerade einen Artikel dazu, wieviele Bots im Internet unterwegs sind.

Immer häufiger stecken hinter den Trends nicht Menschen, sondern Softwareroboter, die auf Twitter, Instagram und anderen Netzwerken gezielt Inhalte verbreiten. Wie die Programme das machen und welche Gefahren sich daraus ergeben, erklärt der Politikwissenschaftler Simon Hegelich im Interview. […]

Wirtschaftswoche Online: Herr Hegelich, jeder zweite Klick im Internet soll auf das Konto von autonomen Softwarerobotern, kurz Bots, gehen. Wir Menschen sind also schon lange nicht mehr alleine im Netz?

Simon Hegelich: Das stimmt. Mit den Zahlen, wie viele autonom agierende Programme sich im Internet tummeln, ist das aber so eine Sache. Dass 50 Prozent oder gar zwei Drittel des gesamten Datenverkehrs im Internet von Bots produziert werden soll, liegt vor allem an den großen Crawlern wie Google, die ununterbrochen das Netz durchsuchen. Das produziert jede Menge Traffic. […]

Die Rede ist von Social Bots. Das sind Programme, die vorgeben, Menschen zu sein. Sie betreiben Fake-Profile, um beispielsweise Daten von Nutzern abzugreifen oder gezielt Spam sowie politische Parolen zu verbreiten. Wie hoch das Aufkommen dieser Bots ist, kann man nicht genau sagen. Denn die meisten werden gar nicht erst entdeckt. Auf Instagram sind beispielsweise extrem viele Bots, bei Facebook etwas weniger und Twitter ist wiederum voll von Bots. Generell ist es so, dass sich Bots in jede öffentliche Diskussion in den sozialen Medien einmischen. Entweder hängen sie sich an trendige Hashtags, um Spam zu verbreiten, oder sie kommentieren, retweeten oder liken Inhalte, um eine bestimmte Meinung zu pushen. […]

Wirtschaftswoche Online: Wie gefährlich sind Social Bots generell für die Demokratie, zum Beispiel bei Wahlen?

Hegelich: Das Beeinflussungspotenzial von Social Bots ist sehr, sehr groß. Es gibt häufig Entscheidungen, wie zum Beispiel das EU-Referendum, die Bundespräsidenten-Wahl in Österreich oder die US-Präsidentschaftswahl, wo es ziemlich knapp wird. Kleine Effekte könnten das Wahlergebnis bestimmen. Selbst wenn Bots nicht besonders effektiv sind, würde auch ein ein bisschen effektiverer Bot ausreichen, um Wahlen zu entscheiden. Zudem haben Bots das Potenzial, durch gezielte Falschmeldungen den Börsenkurs zu manipulieren. […]

Wirtschaftswoche Online: Wie präsent ist das Thema Manipulation der sozialen Medien durch Bots in der Politik?

Hegelich: Es wird an allen möglichen Ecken versucht, politischen Einfluss über solche Methoden zu nehmen. Inwiefern dass dann gelingt, ist in den Sozialwissenschaften schwer zu sagen. Man weiß nie, was passiert wäre, wenn es diese Einflussnahme nicht gegeben hätte. Die Betreiber erhoffen sich aber etwas und es ist simpel und extrem günstig, Bots zu betreiben. Manch ein Akteur gibt dann 2000 Euro für seine Bot-Armee aus – schaden kann es ihm ja nicht. […]

Wirtschaftswoche Online: Der nächste große Wahlkampf steht im November an: Die Präsidentschaftswahlen in den USA. Wie schätzen Sie die Lage in den sozialen Medien hinsichtlich Bots ein?

Hegelich: Es hat eine totale Professionalisierung stattgefunden. Es gibt viele Unternehmen, die Social-Media-Analysen machen plus X. Was das X ist, weiß man nicht genau. Eine PR-Firma hat erst vor wenigen Monaten erklärt, dass sie eine Million Dollar dafür verwendet, Hillary Clinton ein positives Image in den sozialen Medien zu verschaffen. Ihr quasi eine Trollarmee aufzubauen. Was genau die Firma macht, weiß man nicht. Nach der Ankündigung sind viele Facebook-Seiten von Konkurrent Bernie Sanders zusammengebrochen.

Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass beispielsweise die #Aufschrei-Kampagne damals größtenteils aus Bots bestand. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass viele Soziologen, die irgendwas im Internet betrachten, um sich eine Dissertation zusammenzuschwafeln, in Wirklichkeit nur Bots gezählt haben und dann daraus irgendwas schlussfolgern.

Ich würde auch drauf wetten, dass ein großer Teil, vermutlich sogar über die Hälfte von „Hate Speech” von Bots und Agenturen stammt.

Seltsamzufälligerweise haben mir gerade heute mehrere Leser geschrieben, dass unter dem Hashtag #merkelmussbleiben heute eine enorme Menge von offensichtlichen Bot-Kommentaren von offensichtlichen Fake-Accounts gepostet worden seien. Könnt Ihr ja mal durchgucken. Entdeckt Merkel jetzt das Internet und lässt es gleich manipulieren? (Wobei ich den Eindruck habe, dass viele schon wieder gelöscht wurden und nur noch indirekt über die Antworten anderer sichtbar sind.