Linguisten grämen sich…
…weil sie eine Verarmung des Schimpfwortschatzes fürchten.
Die ZEIT berichtet, man beobachte, dass sich im angloamerikanischen Raum das verbale Waffenarsenal auf „Fuck!” verdichte und verenge. Das sei bedenklich.
Das ist nicht das größte Problem. Als viel verheerender empfinde ich den schrumpfenden Wortschatz vieler deutscher Journalisten, der bei Licht betrachtet nur noch als intellektuelle Insolvenzverschleppung betrachtet werden kann. Oft fällt ins Auge, dass sich die Gattung der Jungdummschwätzer längst von einer beschreibenden Sprache entfernt und zu einer kategorisierenden Sprache und Denkweise bewegt hat. Die Sprache der Presse ist nicht mehr beschreibend, nicht mehr analysierend, nicht mehr informierend, sondern nur noch kategorisierend, diagnostizierend, direkter Ausfluss terminal geistigen Versagens der Geisteswissenschaften infolge seuchenartiger Ausbreitung soziologischer Intellektophobie.
Man beschreibt nicht mehr, was der Gegeiselte getan haben soll. Man beschreibt nicht mehr, was daran schlecht sei. Man kategorisiert die Leute, noch dazu in eine erbärmlich geringe Zahl von Kategorien, deren Überschaubarkeit an der Kapazität kleinster Lichter orientiert ist, und erheben die Beschriftung der Kategorie zum journalistischen Vorwurf. Weil sich der Denkvorgang auf das Kategorisieren beschränkt.
Anderen die Reduktion auf „Fuck!” vorzuhalten, mag zutreffend sein, heißt aber, im Glashaus mit Steinen zu werfen.
Was die Schimpfworte angeht, da kann ich aushelfen.