Die USA werden zerfallen
behauptet der Schriftsteller Paul Auster.
Falsch.
Sie sind bereits zerfallen. Sie haben es nur noch nicht gemerkt.
Die USA, gerade die Garde um Trump, spotten ja oft über die EU und den Euro. Völlig zu Recht, EU und Euro sind ja auch lächerlich und pfeifen auf dem letzten Loch.
Die Frage ist allerdings, ob es um die USA und den Dollar nicht noch schlechter steht und generell das Prinzip „United States of…” schiefgegangen ist.
Oder anderes gefragt: Wie herum liegt da eigentlich die Kausalität? Niedergang durch Trump oder Trump als Symptom des Niedergangs?
„Diese Leute werden gemeinsam mit Trump die amerikanische Gesellschaft demontieren, und wenn es so weitergeht, werden die USA zerfallen, ein zerbrochenes, gescheitertes Land sein, und das Experiment der „Vereinigten Staaten“ ist am Ende“, sagt er über Trumps Kabinett.
Werden sie?
Haben wir das nicht schon in den letzten Jahren beobachtet? Am besten am Schwachsinn, der an amerikanischen Universitäten vor sich geht?
Sind die Konfrontationen zwischen Weißen, Schwarzen, Hispanics nicht schon der durch Bruch und Zerfall erreichte Zustand? Deuten die Vorgänge um dieses ganze Rassending nicht schon darauf hin, dass sie nicht mehr im Aufstieg, sondern längst im Fall sind?
Was war denn die letzte Wahl? Zwei Witzfiguren treten gegeneinander an. Und jetzt kommt ein Schriftsteller und meint, ja, mmh, wenn die so weitermachen, dann könnte das wohl bergab gehen.
Die sind doch längst kaputt und zerbrochen.
Irgendwie wirkt diese Abschottung, die Trump da gerade unternimmt, und von der – meines Erachtens – vorab gar nicht so klar ist, ob sie heilt oder noch zusätzlich schwächt, wie jemand, der sich bei der Arbeit krank meldet und mit Fieber ins Bett legt. Da ist schon so mancher nicht mehr zurückgekommen.
Im exklusiven Interview mit der „Literarischen Welt“ spricht Auster auch über die Ära Obama:
„Ich habe nie zuvor einen Präsidenten erlebt, der während seiner gesamten Amtszeit so sehr unter Beschuss war wie Obama. Für weite Teile des „weißen Amerika“ war es unerträglich, einen schwarzen Präsidenten zu haben, eine Beleidigung all dessen, was die USA nach Ansicht dieser Leute ausmachte. Es war purer Rassismus, der sich schließlich derart ausgebreitet hat, dass wir nun mit Donald Trump dastehen.“
Das kann man nun sehen wie man will, sicherlich auf ganz verschiedene Weisen. Nur eins kann man nicht: Das Trump anlasten.
Da geht es um den Mist, der die vergangenen 8 Jahre fabriziert wurde.
Und ich persönlich sehe das durchaus anders. Sicherlich gibt es in den USA viele Rassisten, die massiv gegen einen schwarzen Präsidenten sind. Aber Obama war Charismatiker und hatte eine beachtliche First Lady, der hätte das als Person ohne weiteres besiegen können. Ich glaube, dass seine Hautfarbe nicht entfernt zur Spaltung geführt hat.
Ich glaube, dass Obama einfach ein lausiger Politiker war. Der hat’s einfach vermurkst.
(Nach der Spaltung der Ämter in Deutschland würde ich sagen, Obama hätte als guter Redner zum Bundespräsidenten gut getaugt, aber als Bundeskanzler wäre er ein Versager gewesen.)
Dieser ganze ideologische Gender-Rassen-LGBTXYZ-Scheiß ist zwar nicht unter Obama entstanden, aber unter ihm hochgekocht, da ging vieles von seiner Regierung aus. Und die Kombination aus beidem, die Weißen als die ultimativ bösen zu verdammen, und dann noch in eine Wirtschaftskrise nach der anderen zu rutschen, und dann noch diese ständige political correctness, das führt zwangsläufig zu Streit. Oder ist in weiten Teilen schon Streit. Deshalb wollten die Amerikaner da raus, und auch keine Clinton mehr.
Nicht Trump macht die USA kaputt. (Obwohl. das macht er vielleicht auch, aber da kommt’s eigentlich nicht mehr drauf an.) Die sind schon kaputt. Und vieles davon geht eben auf das Konto von Obama. Und dann zu sagen, das läge alles nur am Rassismus gegenüber Obama (was es zu einem gewissen Teil unbestritten ist, aber eben nur zu einem Teil), ist eigentlich schon die Unfähigkeit, politisch zu erkennen.
Das wird noch sehr lustig.
Bin mal gespannt, wo die USA in einem und in drei Jahren stehen.
Trump mag in seinem Auftreten ein Bauerntrampel sein. Ob aber diese Politik der Abschottung sich in der Summe positiv oder negativ auswirkt, interessiert mich schon. Ich sehe zwar positive und negative Effekte, aber welche da überwiegen, vermag ich nicht abzuschätzen.
Das finde ich vor allem deshalb so spannend, weil all die Schlaumeier und Besserwisser hier ja so auf Trump schimpfen. Noch vor kurzer Zeit haben viele (und meist sogar dieselben Leute) gefordert, dass man Griechenland in Ruhe lassen soll, dass die unter der Globalisierung leiden und die sich zurückziehen müssten, um endlich wieder Binnenjobs zu bekommen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Und ich glaube mich erinnern zu können, dass die Forderung vor allem von links kam.
Verblüffenderweise macht Trump jetzt ungefähr das, was man Griechenland empfohlen hatte (und damals gab es ja schon Analysen, die sagten, dass Amerika unter ähnlichen Problemem leidet wie Griechenland, nur noch viel schlimmer), aber plötzlich soll das schlecht sein.
Wie gesagt, ich bin sehr gespannt, wo das hinläuft.