Vielen Dank für das Feedback
Ein Dank an die Leser.
Der Webserver glüht förmlich. Ich habe heute enorm viele Zugriffe gehabt, aber auch enorm viel Feedback bekommen, manchmal mit Verbesserungsvorschlägen und Hinweisen, aber ausschließlich zustimmend oder lobend. Gar keine negative Kritik. Aber viel Ermunterung und Zuspruch (und Spenden). Dafür allerbesten Dank.
Ich habe auch so viel Mail bekommen, dass ich sie nicht beantworten kann, aber gelesen habe ich sie alle. Einen Teil der Hinweise habe ich heute über den Tag noch in einigen Blogartikeln nachverarbeitet, das meiste kann ich hier jetzt aber gar nicht wiedergeben, das wäre jetzt zu viel und zu inhomogen.
Wenn ich aber aus all den Mails und Tweets und Anrufen quasi einen gemeinsamen Nenner, das große Gemeinsame extrahieren sollte, dann wäre es etwas, was ich zwar dem Grunde nach, aber nicht in dieser entschiedenen Eindeutigkeit erwartet hatte:
Das Misstrauen gegenüber den Medien.
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass das Feedback, wie so meistens bei kritischen Artikeln, so ungefähr Gauss-Glocken-verteilt ist, und es einfach – wie eigentlich immer, das ist eigentlich normal so – in wechselnder Mischung Zustimmende und Ablehnende gibt. Normalerweise sind immer ein paar Leute dabei, die – meist ernst gemeint, aber manchmal auch als Trolle, Provokateure, Ideologen, Berufs-dagegen-Seier – irgendwas zu meckern finden, oder alles ablehnen, oder Fehler aufzeigen wollen. Hast ja keine Ahnung, und das wissen die doch viel besser, und – immer wieder gern genommen – Informatiker, bleib bei Deinem Leisten. Und so.
Und dann gibt’s die Zweifelrhetoriker, hast Du das geprüft, das da glaube ich nicht, und das ist doch Verschwörungstheorie, Du siehst ja rosa Elefanten.
Doch heute: Nichts dergleichen. Nicht eine einzige ablehnende Rückmeldung. Nur Zustimmung. Zuspruch. Lob.
Wie kann sowas passieren?
Ein Gedanke war, dass ich „sie“ vielleicht zu einem ungünstigen Termin erwischt habe. Ich habe das in einem Blog-Artikel vor ein paar Jahren mal beschrieben, dass das zeitlich gestaffelt ist, dass normalerweise erst die Zustimmung kommt und dann immer nach ein paar Stunden so immer gleichlautende organisierte Pöbelbrigaden kommen. Hatten die heute ihre freien Tag? Naja, hat in letzter Zeit ohnehin nachgelassen, vor allem, seit ich die Kommentare abgeschaltet habe, denn darauf hatten die es immer besonders abgesehen, um einen anzugreifen. Vielleicht waren es auch nicht „die“, sondern vielleicht nur die Avatare einer Agentur, die einem in die Kommentare reihern wollen, und ohne Kommentarfeld geht’s halt nicht.
Aber das glaube ich hier nicht. Wenn ich mir das Feedback, das ich über den Tag bekommen habe, so anschaue, dann zeigt sich mir ein sehr charakteristisches, deutliches Bild.
Nämlich dass da keiner mehr den „etablierten“ Medien über den Weg traut.
Verblüffend viele Leute misstrauen den regulären Medien, und verblüffend viele Leute schätzen den Wert eines 1-Mann-Blogs verblüffend hoch ein. Mit einem so einheitlichen, eindeutigen Bild hätte ich nicht gerechnet.
Macht Euch mal klar, denkt mal drüber nach, was das bedeutet, was das über unsere Medien sagt, wenn man in Sachen Überzeugungskraft und Seriosität als kleiner Feierabend-Blogger (denn ich mache das ja nur neben meinem Beruf nebenher) überhaupt nur daran denken kann, sich gegen die übermächtige ARD zu stellen, gegen die anzutreten.
Als ich Kind war, wäre das unvorstellbar gewesen.
Als ich Student war, wäre das unmöglich gewesen.
Noch vor 10, eigentlich auch 5 Jahren wäre das aussichtslos gewesen.
Was ist mit unseren Medien, dem „professionellen Journalismus“, passiert, was ist da schief gegangen, wenn inzwischen so ein flächendeckendes Misstrauen entstanden ist, dass man als Einzelperson (und ohne journalistische Ausbildung) in den Wettbewerb um die Glaubwürdigkeit eintreten kann?
Ist es der Qualitätssturz? Die geringere sprachliche Qualität? Die Dauerberichte über Pietro und Sarah?
Ist es die political correctness, dieses ständige Dauerfeuer aus Erziehungsversuchen?
Ist es die Einseitigkeit?
Sind es Falschinformationen und Lügen?
Oder ist es das, was in den Medien gar nicht mehr auftaucht?
Ist es der ganze Stil?
Oder alles zusammen?
Es wird sicher sehr interessant, das zu untersuchen und auszuloten. Aber ich habe das Gefühl, es wird so lustig und aussichtsreich auf Heilung wie eine Obduktion.
Dass ich selbst den Medien schon lange nicht mehr traue, wusste ich ja. Aber dass so viele Leute das genauso sehen, und das so einheitlich, das hätte ich nicht gedacht. Da ist nicht nur eine Beule im Blech, das ist richtig groß was kaputt gegangen.
Ich bin sehr gespannt, was da noch kommen wird.
Ich fürchte, nichts Gutes.