Ansichten eines Informatikers

Ist die Medienkrise künstlich herbeigeführt?

Hadmut
7.4.2017 20:13

Mir ging heute so ein seltsamer Gedanken durch den Kopf.

Gerade hatte mir ja ein Politologe etwas geschrieben, was ich vorher schon bei vielen anderen Gelegenheiten wie Vorträgen, Konferenzen, Veranstaltungen gehört habe:

Journalisten (und solche, die sich dafür halten) haben Angst.

Angst um Einkommen und Arbeitsplatz.

Die Intensität der Darstellung variiert, deshalb kann ich das jetzt noch nicht so ganz präzise einschätzen, aber auf Journalistenkonferenzen habe ich das ja auch schon gesehen, dass die teils richtige Panik haben. Und solche Erscheinungen beklagen wie dass sie nach Klickzahlen bezahlt werden und deshalb wissentlich click-bait-Mist produzieren.

Und dass sie inzwischen massiv Angst haben, zu den Gefeuerten zu gehören, wenn sie nicht politisch korrekt Mainstream schreiben. Ich muss da immer an den Spruch aus der IT-Welt vor 20, 30 Jahren denken: Nobody ever got fired for buying IBM. Alle fragten sich, warum die alle wie bekloppt IBM kaufen, obwohl andere doch besser und günstigere Produkte anboten. Weil man meinte, mit IBM keinen Fehler machen zu können und hinterher nicht als blöder Außenseiter dazustehen, der aufs falsche Pferd gesetzt hat. Die Kaufentscheidung wurde durch schiere Arbeitsplatzangst gesteuert, und das Ziel des sicheren Arbeitsplatzes hängte alle anderen Kriterien einfach ab.

Dabei ist auch das nicht neu. Als ich damals versucht habe, die Promotionssauerei in die Presse und Literatur zu bringen, bin ich gegen Wände gelaufen. Nur einige wenige Leute haben mir erklärt, warum darüber keiner mehr schreibt. Die sagten mir, sie haben Frau und Kinder und können es sich nicht leisten, gefeuert zu werden. Und dazu bräuchte es noch nicht mal einen Verlagsleiter oder Chefredakteur, es genügt schon völlig, wenn ein großer Werbekunde abspringt. Dann ist soviel Geld weg, dass Köpfe rollen. Womit man sich überlegen kann, ob es dann überhaupt noch Werbekunden sind, oder mehr so eine Art getarnte Aktionäre, die festlegen, wo es lang geht und feuern, wer sich nicht dran hält. Wenn sich Zeitungen ohne Werbung so gar nicht mehr halten können, ist auch die Frage, wer da eigentlich Koch und wer Kellner ist: Ist es Zeitung mit Werbung oder ist es Werbung, die zur Tarnung noch ein bisschen redaktionelles Rouge auflegt? Oder hat das mit Werbung gar nichts mehr zu tun, ist das nur noch der Vorwand und das Tarngeschäft dafür, erst Verlage aufzubauen und personell aufzublasen, die sich alleine gar nicht halten könnten, und ihnen dann langsam wieder die Luft rauszulassen, damit in dem Verlag, den es unter natürlichen Bedingungen so nicht gäbe, unter permanentem Angst-Druck zu halten?

Ich dachte heute darüber nach, dass unsere Presse besser wäre, wenn die jetzt nicht alle so unter Angst litten und frei schreiben könnten – womit man wieder in das Fahrwasser einer staatlichen Finanzierung käme, was auch übel ist.

Als ich da so drüber nachdachte, drängte sich mir da irgendwie der Gedanke auf, dass die Medienkrise nicht einfach nur gerade ungelegen kommt und durch Internet und Digital und blabla verursachte wurde, sondern dass man das vielleicht über Jahre hinweg systematisch konstruiert haben könnte.

Denn objektiv betrachtet haben wir keinen Medienkrise wegen des Internets, sondern wegen eines enormen Überangebots.

Googelt mal nach irgendeiner Meldung. Man findet meist 20 fast oder manchmal sogar ganz wortgleiche Artikel.

Kurioserweise haben wir deshalb keinen Journalismus mehr, weil wir zuviele Journalisten haben. Dadurch entsteht so eine Art Extremkonkurrenz durch Marktübersättigung, so eine Art Dumping-Situation. Auch das erinnert mich wieder an Erscheinungen aus der IT. Beispielsweise gab es früher richtig gute Tastaturen. Dann kamen die China-Anbieter und haben massenweise Billigst-Tastaturen auf den Markt geworfen, der Konsument hat sich daran gewöhnt und das Billigste gekauft, und irgendwann waren fast alle Qualitätstastaturen vom Markt weg.

Deshalb stellt sich mir die Frage – und das würde ja schon die damaligen Probleme erklären, die Promotionssaueren zu publizieren – ob man den Medienbereich ganz bewusst übersteuert, überfüllt, übersättigt hat, um künstlich eine übersteigerte Konkurrenzsituation und damit permanente Kündigungsangst zu erzeugen.

Lässt man dem Ding dann über Jahre hinweg kontinuierlich wieder die Luft heraus, und feuert kontinuierlich Leute, fressen die einem alle aus der Hand.

Es könnte darauf hindeuten, dass diese political-correctness-Suppe seit langem und im großen Stil vorbereitet wurde.