Gewalt, Randale und Political Correctness
Ich will mal einen Zusammenhang herstellen zwischen zwei analytischen Texten zur Randale und den Zuständen an den Universitäten.
Die FAZ schreibt über die Zerstörungswut in Hamburg:
Vor der Roten Flora trieben sich da schon lange viele der Gestalten herum, die Hamburg seit Tagen terrorisieren. […] Hinter den Masken versteckten sich oft schmächtige Jugendliche, darunter junge Pärchen. Aber auch erfahrene Krawalltouristen aus ganz Europa mischten sich unter die Leute. […]
Die Randalierer sind sehr jung, oft gerade nicht mehr im Schüleralter. Ihr Verhalten ist der Pubertät nicht entwachsen: Sie rennen den Wasserwerfern entgegen, bauen sich breitbeinig vor ihnen auf, einer zieht die Hose herunter und zeigt der anfahrenden Polizei seine Genitalien. Und es sind erstaunlich viele junge Frauen darunter, mittendrin in der Zerstörungsorgie. Sie schleifen Müllcontainer auf die Straße und helfen beim Anzünden, sie zerren Fahrräder auf das Pflaster, gern auch die beliebten Stadträder, für die es mehrere Leihstationen im Viertel gibt. Sinnloser kann Zerstörung kaum sein.
Und sie treibt die Wut auf den Staat und seine Politik, die sie als Agenda der schreienden Ungerechtigkeit wahrnehmen, gegen die nur die Totalopposition hilft. „Ich kann es verstehen, wenn in Spanien 60 Prozent Jugendarbeitslosigkeit herrscht, dass sich die Gewalt hier entlädt“, sagt ein Student am Straßenrand, bevor die Randale wieder begann. Was sein Ideal sei? „China vor 1976“. Wirklich, das China Mao Tse-tungs, das China der mörderischen Kulturrevolution? „Die Zahlen, die uns über die Kulturrevolution vermittelt werden, sind falsch“, argumentiert der Mann weiter in frappierender Ähnlichkeit zu seinen Gegnern auf der Rechten.
Die Zahlen der Opfer von Maos Politik etwa seien maßlos übertrieben. „Es gab allenfalls 20 Millionen Tote – und was ist das schon angesichts von damals 600 Millionen Chinesen.“
Sollte man sich in Erinnerung rufen, wenn mal wieder irgendwer damit kommt, Gewalt sei männlich und testosteron-gesteuert. Maos China war von brutalster Gleichmacherei, man hat damals Leute, die Klavier spielen können, die Finger gebrochen, weil nicht alle Chinesen Klavier spielen können, und so sind sie dann eben alle gleich.
Und wenn man diese Aussage dann hernimmt, dann scheint die terroristische Linke eine größere Zahl von Toten in Kauf zu nehmen. Rechte würde man mit solchen Aussagen wegen Holocaust-Leugnung und Volksverhetzung einknasten.
Allerhöchst lesenswert ist dabei ein Interview der NZZ (sehr oft liefert Schweizer Presse noch den Journalismus, den die deutsche Presse wegen nahezu völligem Systemversagen nicht mehr liefert) mit dem amerikanischen Sozialpsychologen Jonathan Haidt, der darin erklärt, wie es an den Universitäten zum Ausbruch der political correctness und zur vollständigen Kontrolle der Mehrheit durch eine aggressive Minderheit kommen konnte. Ursache sind die Geisteswissenschaften, vor allem Soziologie, und religiöses Verhalten:
Das heisst, dieser Trend kommt in erster Linie von einer kleinen Gruppe von Studenten, die die Mehrheit im Griff hat?
Es ist eine kleine, aber wachsende Gruppe, hauptsächlich aus den Geisteswissenschaften und den Gender-Studies, die die in den achtziger Jahren aufgekommene Idee vertreten, dass die integralen Bestandteile der Gesellschaft ein umfassendes Unterdrückungssystem bilden. Diese Studenten sind so voller Wut und Selbstgerechtigkeit, dass sie meinen, allen anderen vorschreiben zu können, was sie sagen dürfen und was nicht.
Und warum lassen diese anderen sich das gefallen?
Es ist auch eine Frage der Feigheit seitens der Professoren und der Studenten. Jeder hat Angst, als Rassist oder Sexist, als homophob oder islamophob beschimpft zu werden. Es herrscht eine Verabsolutierung der Opferperspektive. Wer eine der Opfergruppen gegen sich aufbringt, hat sich automatisch auch gegen alle anderen versündigt, weil alles in diesem gigantischen Unterdrückungs-Zusammenhang verbunden ist. […]
Die Political Correctness stammt aus den 1990er Jahren, als neue Denkformen und Kurse wie Gender-Studies an den Universitäten etabliert wurden. Was ist der Unterschied zwischen damals und heute?
Die ältere Version der Political Correctness beruht auf der Annahme, dass es eine Menge Ungerechtigkeit in der Welt gibt. Diese Idee gehört zu den liberalen Grundannahmen auf dem Campus, und es gibt gute Gründe, ihr zuzustimmen. Neu ist das Gefühl der Verletzbarkeit. Neu ist, dass in dem Moment, wo jemand dem Opfer-Konsens widerspricht, er bereits einen Gewaltakt begeht. Es heisst dann gemeinhin, derjenige spreche den Angehörigen einer der Opfergruppen die Menschlichkeit, ja, das Recht zu existieren, ab.
Der Psychologe Nick Haslam nennt diesen Steigerungs-Mechanismus «concept creep» . . .
. . . was so viel meint wie: Wenn jemand etwas sagt, das mir gegen den Strich geht, dann ist das verletzend, und wenn es verletzt, dann ist das Gewalt, und wenn es Gewalt ist, dann will es mich töten, und wenn es mich töten will, dann spricht es mir das Recht ab, zu existieren – und das können wir auf dem Campus nicht zulassen.
[…]
Es handelt sich also um eine Art Religionskrieg, in dem notfalls auch zu gewaltsamen Mitteln gegriffen wird?
Einer der alarmierendsten Trends ist in der Tat der Hang, reale Gewalt zu rechtfertigen. Die Argumentation geht gemeinhin so: Wir haben es mit friedlichen Mitteln versucht, das hat nichts genutzt, also müssen wir Gewalt anwenden. Die Ansicht, die einem nicht in den Kram passt, ist Gewalt, aber die reale gewaltsame Reaktion darauf ist Notwehr.
Ist die Ähnlichkeit zwischen dem Gender-Schwachsinn an den Universitäten und der Randale am Beispiel Hamburg nicht verblüffend?
Ich habe ja schon erwähnt, dass die G20-Randale an den Hochschulen geplant und vorbereitet wurde, und natürlich – wie sollte es anders sein – aus den Geisteswissenschaften kommt.
Wir haben in den Universitäten diese Form links-religiös-gewaltätig-kriminellen Schwachsinns, der sich an den Universitäten inzwischen vollends ausgebreitet hat, und der nun über die Universitätsgrenzen hinaus in die Gesellschaft überschwappt und getragen wird.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie allen, die Klavier spielen können, die Finger brechen.
Dass die allermeisten Chinesen heilfroh sind, dass sie Mao wieder los sind und sie jetzt sowas wie Kapitalismus haben, und China noch heute den Schaden durch Mao nicht ganz verkraftet hat, sehen diese Leute nicht. Aber was sind schon 20 Millionen Tote.