Wirtschaftsspionage
Oh, jetzt blubbern sie gerade mal.
Der Digitalverband Bitkom und dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hätten gerade eine Studie vorgelegt (Download), wonach der deutschen Industrie durch Wirtschaftsspionage enormer schaden entstünde, berichten etwa WELT und ARD.
Da haben sie aber lange gebraucht, bis sie das gemerkt haben.
Eine Studie gibt darauf deutliche Antworten: Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland wird demnach attackiert, ausspioniert, sabotiert, bestohlen. Der Schaden ist immens. 55 Milliarden Euro muss die Wirtschaft hierzulande für die Folgen der Angriffe aufbringen. Die Abwehr wird von Jahr zu Jahr teurer.
Die Zahlen, die vom Digitalverband Bitkom und dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) vorgelegt wurden, sind alarmierend. Befragt wurden mehr als 1000 Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche quer durch alle Branchen. Dem zufolge sagten 53 Prozent der Unternehmen, dass sie in den vergangenen zwei Jahren von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage betroffen waren.
Das habe ich denen vor 20 Jahren schon gesagt. Ich habe neulich sogar nach 20 Jahren alte Vorträge von Backups gekratzt und neu gehalten. Und bin dabei auch auf meine alten Aussagen und Folien gestoßen. Genau davor habe ich damals gewarnt.
Im Ernst. Als ich noch an der Uni und danach bei Xlink war, war ich auf diversen Konferenzen und Veranstaltungen und habe Vorträge darüber gehalten, den Leuten gesagt, worauf das hinausläuft. Ich würde mich ja gerne selbst loben, aber das war jetzt auch nicht so wahnsinnig schwer vorherzusehen. Wenn man sich mit der Sache fachlich näher befasst hat, war das klar ersichtlich.
Nur hat man damals Leute abgesägt, die das gesagt haben. Weil man schon damals gar kein Interesse an einer sicheren Infrastruktur hatte.
Ich habe es auch vor knapp 10 Jahren gesagt und mich damals auf einer Konferenz mit dem damaligen BSI-Chef angelegt, weil der die offizielle Linie der Bundesregierung (Merkel, die mit dem Neuland…) verkündet hat, wonach Sicherheit wäre, wenn die Sicherheitsbranche steigende Umsätze melde (sich also letztlich auch nicht von Tulpenzüchtung und dem Modemarkt unterscheidet, ist halt irgendein Markt, auf dem irgendein Umsatz generiert wird), und man sich eigentlich auch nicht dafür interessiere, was gerade Sicherheit bringt oder Angriffe leistet, sondern man lieber in irgendwas investiere, was man in der Zukunft brauchen könnte.
War wohl nichts mit Zukunft und so. Bingo Voting und Xpire! und solchen Firlefanz hat man finanziert.
Gemacht hat man nichts. Außer natürlich Krypto- und Sicherheitsforschung staatlich zu sabotieren. Durch die Geheimdienste.
Auch Bitkom hat in dieser Hinsicht in den letzten 20 Jahren eher gepennt und sich der Politik angebiedert, als sich um die Interessen seiner Mitglieder zu kümmern.
Und jetzt ist das Problem so groß, dass es richtig brennt und man es auf die nächsten 10 oder 20 Jahre auch nicht mehr lösen kann, und jetzt schreien sie plötzlich.
Ursachenforschung? Ursachenanalyse? Was muss man anders machen? Haben sie nicht.
Dass die Sicherheitspolitik von der Bundesregierung unter Merkel vorgegeben wurde, die kürzlich erst sagte, das wäre ja alles „Neuland“, und man hier systematisch alles auf dumm bügelt (5 Bundesminister wollen mitreden, die alle keine Ahnung haben, und eine Textildesignerin als Internet-Botschafterin, aber einen Internet-Minister mit Ahnung will man nicht haben).
Und jetzt kommen sie mit diesem Symptom-Gejammer.
Und wisst Ihr, was sie da auch nicht sagen?
Sie sagen nicht, was sie tun oder was sie von der Regierung haben wollen.
Man könnte fast den Eindruck erlangen, dass die da eigentlich gar nicht von den Sicherheitsproblemen überrascht oder überhaupt dagegen sind, sondern dass die einfach nur zusammenzählen, was es kostet, und der Regierung mal die Rechnung schicken und mitteilen, was deren bekloppte Politik eigentlich so an Kollateralschaden anrichtet.
Da kann man dann gegenrechnen, was uns eine sichere(re) Infrastruktur in Zeiten von Terror, Links- und Rechtsextremismus, den man nicht mehr abhören kann, Steuerhinterziehung, Mafia und sowas auch, kosten würde.