Rechtsanwälte
Ein Leser hat mich auf ein paar Statistiken hingewiesen.
Die Legal Tribune Online hat interessante Statistiken:
- Die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte ist von 12.844 im Jahr 1950 auf 163.772 im Jahr 2016 gestiegen. Wir haben mehr als zwölfmal so viele Rechtsanwälte wie vor 67 Jahren.
Man kann sich fragen, wie die Korrelation und Kausalität verläuft: Haben wir mehr Streit, weil wir mehr Anwälte haben, die Geld brauchen, oder haben wir mehr Anwälte, weil wir mehr Streitbedarf haben?
Allerdings macht man damit zunächst einen Fehler, denn 1950 war noch zu stark von Krieg und Entnazifizierung beeinflusst, die ja besonders Juristen betraf. Ein besserer Wert wäre 1970, und da gab es laut Statistik 22.882. Macht immer noch siebenmal so viele Anwälte wie vor 47 Jahren.
- Der Anteil der Rechtsanwältinnen ist von 1.035 zugelassenen Rechtsanwältinnen im Jahr 1970 auf 55.474 im Jahr 2016 gestiegen. Wir haben mehr als 53 mal so viele Anwältinnen wie vor 47 Jahren. Sie werden also ganz sicher nicht behindert oder ausgesperrt.
- Beim durchschnittlichen Honorarumsatz selbständiger Rechtsanwälte (West) liegen Männer zwischen 120.000 und 160.000 Euro im Jahr, Frauen zwischen 53.000 und 86.000. (Mit der Maus über die Graphik fahren um eine Legende zu bekommen.) Obwohl es bei selbständigen Rechtsanwälten keine „gläserne Decke“ oder Personalabteilungen, die Bewerber nach irgendwelchen Kriterien auswählen, und es keinerlei Einschränkungen oder Schranken gibt, sondern selbständige Rechtsanwälte tun und lassen können, was sie wollen, und ihr eigener Chef sind, erzielen Frauen nur ungefähr den halben Honorarumsatz.
Obwohl – oder gerade weil – es da keine Firmenleitung und keine Personalabteilung gibt, die Frauen benachteiligen (oder eben für deren Gleichstellung sorgen) könnte, beträgt der Honorarunterschied um die 50%. Das sagt zwar noch nicht viel über den erzielten Gewinn, weil die dann ja vielleicht auch teurere Kanzleien oder mehr Angestellte oder Literatur haben. Es zeigt aber, dass ohne den angeblich so frauenbenachteiligenden Einfluss der „Gender Pay Gap“ oder (richtiger) „Gender Wage Gap“ weit höher als die sonst immer behaupteten 22% sind.
Das würde bedeuten, dass die Firmen, denen man immer Frauenbenachteiligungen vorwirft, in Wirklichkeit für Frauen von Vorteil sind, und es eben keine gläserne Decke, sondern eher so eine gläserne Förderkutsche ist.