Geschenkt ist oft noch zu teuer
Zum Pressekrampf haben mir Leser noch geschrieben, welche „Vertriebswege“ sie so beobachten.
Einer schrieb mir, dass bei seinem Arbeitgeber allein an einem einzigen Standort (an anderen vermutlich auch, weiß er aber nicht genau) über 8000 Mitarbeiter eine Ausgabe der Sport-Bild kostenlos erhalten hätten.
Ein anderer Leser schreibt mir (mit Foto seines Zeitschriftenstapels), dass er jede Menge Zeitschriften „kostenlos“ abonniert hat. Ich weiß zwar nicht genau, wie er das meint und gemacht hat, aber vermutlich Probe- und Prämienabos. Dass man für ein Abo zahlt und jemand anderes dann eine „Werbeprämie“ einsteckt, kennt man ja. Er erklärt mir dazu, dass er auch Zeitschrift hat, die nicht „kostenlos“ ist: 18,90 hat er für das Abo plus „Zuzahlung“ gezahlt und ein Abus-Fahrradschloss für 69,- Euro dazubekommen. Sie haben da auch Varianten, bei denen man direkt Bargeld rausbekommt, und zwar mehr, als man für das Abo gezahlt hat.
Das heißt, dass die Verlage ihr Zeug nicht nur verschenken, sondern den Leuten mitunter sogar Geld dafür geben, dass sie sie als „Abonnenten“ listen und gegenüber den Werbekunden angeben können.
Erinnert mich irgendwie daran, dass mir vor 10 Jahren mal ein Autohändler einen fabrikneuen, deutlich reduzierten PKW als „Tageszulassung“ (und damit formal als Gebrauchtwagen) anbot. Ich habe ihn gefragt, ob man den mal sehen und ob man den dann auch gleich mitnehmen könnte. Äh, nee, meinte der, das Auto existiere noch gar nicht. Der Hersteller habe Zulassungszahlen pushen wollen, um in irgendeiner Statistik gut dazustehen, und KFZ-Briefe für Fahrzeuge ausgegeben, die erst noch gebaut werden müssen. Die haben ein Auto zugelassen, das es nicht gibt. Die Herstellung ginge aber zügig, weil der Hersteller sowieso solche Fahrzeuge baut, und wenn ich jetzt eins kaufe, bekommt das nächste in der Reihe eben die Fahrgestellnummer, die schon zugelassen ist, es also schon ein paar Tage Wartezeit gäbe. Dafür bekäme ich einen Satz Winterräder dazugeschenkt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es – abgesehen von Fachzeitschriften – in 5 oder 10 Jahren nur noch kostenlose, werbefinanzierte Zeitungen gibt.
Nachtrag: Es gibt so viele Studenten-Angebote mit noch niedrigeren Preisen und schönen Prämien, dass man meinen könnte, dass es auf die Zeitschrift gar nicht mehr ankommt, sondern nur noch darum, dass man armen Studenten irgendwas, was sie brauchen und sich nicht leisten können, dafür gibt, dass sie sich als Leser eintragen lassen.