Der MDR hat festgestellt…
Fragwürdige Entschuldigung aus Sachsen.
Ich hatte doch vor ein paar Tagen über diese verblüffende Ähnlichkeit geschrieben, die Anja, über deren Wohnungsnot der MDR berichtete, mit Franziska von DIE LINKE hat.
Mittlerweile hat der MDR dazu (also nicht zu meinem Artikel speziell, denn es haben ja einige andere auch darüber berichtet) eine „Korrektur“ veröffentlicht. Darin kann man üppig löffeln, denn bei einer Korrektur haben sie es ja nicht belassen.
Die erste:
In der Umschau vom 22.08. wurde in dem Beitrag “Was Mieten steigen lässt” der Vorname von Frau Riekewald falsch eingeblendet. Dafür entschuldigt sich die Redaktion. Bei der Produktion des Beitrages, an der mehrere Journalisten beteiligt waren, wurde der Vorname intern falsch übermittelt.
So, so. Wie man mit Leuten umgeht, die den MDR anzweifeln, ist bekannt. Und dass man von einem „Journalisten“, der für den MDR arbeitet, bei sachlichen Rückfragen, ob denn das auch so stimmt, gleich auf Twitter geblockt wird und eine ganze timeline verschwindet, haben wir hier ja auch schon erlebt. Für Nachfragen nach Fehlern sind sie nicht so besonders empfänglich. Denn Fehler machen sie ja eigentlich auch gar nicht.
Eine Journalistin hatte mich die Tage dazu auf den Fall angesprochen und die Frage aufgeworfen, wie denn das überhaupt zusammenpasse. Einerseits behauptet der MDR, da sein nur ein Name falsch übermittelt worden. Kann ja mal vorkommen, wem würde sowas nicht passieren. Wir Normalsterbliche sind ja auch fehlbar. Nein, was sie viel mehr störte, als der verwechselte Name, war der Umstand, dass man eine LINKE-Politikerin, die da eine – wie ich schon geschrieben habe, krude und nicht so ganz nachvollziehbare – Story verbreitete, die exakt in die politischen Aktivitäten der LINKEN passt. Also Wahlkampf machte, der nicht als solcher erkennbar war. Normalerweise bekommt man derbe Strafen, wenn man Schleichwerbung macht und die nicht als solche kennzeichnet, die Behörden gehen da ja gerade gegen Youtuber vor, die für irgendwelchen Mode- oder Kosmetik-Krempel Werbung machen und diese nicht als „Dauerwerbesendung“ kennzeichnen.
Zwar ist die Wahlwerbung für die Parteien kostenlos und (zu meinem Unverständnis) wurde entschieden, dass die Sender bei der Bemessung der Sendezeit der Bedeutung der Partei Rechnung tragen dürfen, aber es stinkt halt schon gewaltig, wenn eine Sendeanstalt wie der MDR, über den nicht nur das Gerücht getragen wurde (da muss man wieder sehr aufpassen, wie man was formuliert), von SED- und Stasi-Leuten durchsetzt gewesen zu sein, sondern dessen Intendantin Karola Wille ja nun in der SED und dort auch Juristin war, also keine ganz unbedeutende Rolle spielte. Und wie wir ebenfalls wissen, ist DIE LINKE ja nichts anderes als die SED. So schrieb die WELT:
In der neuesten Nummer 80 von „Horch und Guck“ wird das unter anderem anhand einer eidesstattlichen Versicherung des Bundesschatzmeisters der Linkspartei, Karl Holluba, belegt. In diesem bemerkenswerten, als Faksimile abgedruckten Dokument „zur Vorlage bei Gericht“ erklärte der Parteifunktionär, übrigens seit 1967 Mitglied der SED, am 28. April 2009 wörtlich: „,Die Linke‘ ist rechtsidentisch mit der ,Die Linkspartei.PDS‘, die es seit 2005 gab, und der PDS, die es vorher gab, und der SED, die es vorher gab.“ Zum Abschluss fügte er noch an, niemand sei „je auf die Idee gekommen“, Die Linke sei „nicht identisch mit der PDS“, also mit der SED.
AnzeigeNun ist es kein Geheimnis, dass die Mitglieder der heutigen Linkspartei zum größeren Teil bis 1990 entweder zur SED gehörten oder zu früheren westdeutschen Tarnorganisationen der ostdeutschen Staatspartei. Aber in so erfrischender Deutlichkeit wie Holluba es in seiner Erklärung bekennt, fehlte eine solche Festlegung bisher in der öffentlichen Diskussion.
Wenn also ein Sender mit einer Intendantin aus der SED vor einer Bundestagswahl solche Schleichwerbung mit einer Politikerin der LINKEN – also der SED – macht, und dann sagt, man habe halt den Namen falsch übermittelt, kann ja mal passieren, dann stinkt das gewaltig. Denn einen Namen kann man verwechseln, aber einfach so vergessen, dass jemand für die LINKE antritt?
Bemerkenswerterweise gibt es da nun eine weitere Korrektur vom 4.9. (selbe Webseite), in der man dazu näher Stellung nimmt (anscheinend hat die Journalistin, die mich dazu angesprochen hatte, oder irgendwer anderes da nachgehakt):
Der MDR hat den Beitrag und die Auswahl der Protagonistin detailliert ausgewertet. Im Ergebnis mussten wir feststellen, dass hier die journalistischen Standards nicht eingehalten wurden.
Ach.
Sowas ist möglich? Wo man doch in der ARD sonst so dazu neigt, auf jeden mit der großen Kanone loszugehen, der von außen sagt, da würde was journalistischen Standards nicht entsprechen, weil das bei der ARD doch gar nicht geht. Anderen unterstellt man da gerne Ehrverletzung und so weiter.
Das bedauern wir sehr und bitten unsere Zuschauerinnen und Zuschauer um Entschuldigung.
Interessant. Wenn sie meinen, dass andere, beispielsweise Blogger, einen Fehler gemacht und gegen Standards verstoßen hätten, lassen sie denen keine Zeit und Gelegenheit, das zu prüfen, zu korrigieren, oder sich vielleicht zu entschuldigen. Da schlagen sie gleich mit der Keule zu.
Wir werden dies mit den Redaktionen besprechen und dafür Sorge tragen, dass sich solche Fehler nicht wiederholen.
Auch das gesteht man anderen nicht zu. Wenn der MDR meint, andere hätten einen Fehler gemacht, geht es sofort den Rechtsweg. Mit sich selbst sind sie offenbar sehr viel milder als mit anderen.
So wird in Wahlkampfzeiten bei der Auswahl der Protagonisten für Beiträge geprüft, ob es Interessenkonflikte geben könnte, die das Neutralitätsgebot verletzen.
Ach. In Wahlkampfzeiten. Und sonst nicht?
Und was kam dann hier bei dieser Prüfung heraus?
Die Autoren des Beitrages gingen davon aus, dass das politische Engagement von Frau Riekewald nicht relevant sei, da sie ausschließlich als Privatperson befragt wurde. Dies war eine Fehleinschätzung. Dazu kam, dass die Autoren den Namen der Protagonistin falsch notierten. Die Fehler wird der MDR im Internet und in der Sendung richtigstellen.
Ach so. Das politische Engagement sei da nicht relevant, weil es ausschließlich um die Privatperson ging. Obwohl sie doch politisch genau das gleich sagt, etwa in ihrer Mandatsbewerbung:
Mit Blick auf meinen (potenziellen) Wahlkreis Leipzig-Nord ist für mich ein weiterer Schwerpunkt das Thema Wohnen und Mieten, insbesondere deshalb, weil Verdrängung bzw. Gentriizierung leider zunehmen und den sozialräumlichen Zusammenhalt der Leipziger Stadtgesellschaft bedrohen. Auch in Ortsteilen wie Lindenau, Leutzsch, Anger-Crottendorf oder Volkmarsdorf werden immer mehr Menschen von dieser Entwicklung eingeholt. Hier darf nicht das passieren, was im Leipziger Süden oder im Waldstraßenviertel bereits Realität ist: Luxussanierungen mit Nettomieten nicht unter 10 €/qm². Das können Geringverdienende, zu denen in Leipzig leider sehr viele gehören, einfach nicht bezahlen. Es gibt viele Ansätze, wie solcher Verdrängung entgegen gewirkt werden kann. Ein erfolgversprechender Weg, der Entmischung Einhalt zu gebieten, ist die Unterstützung der Vielfalt verschiedener Wohnformen in einem Viertel. Ein Mittel ist dabei die gezielte Förderung von Sozialwohnungen, um bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zu schaffen. Auch hier muss der Bund die Weichen stellen, in dem er gezielt für die betroffenen Städte entsprechende Förderprogramme auflegt. Auch möchte ich mich im Bundestag dafür einsetzen, dass es endlich zur Einführung einer „echten“ Mitpreisbremse kommt.
Das ist deckungsgleich mit dem, was sie in der Sendung sagte. Also hat sie entweder ihre politischen Ziele als Privatsache ausgegeben, oder sie versucht umgekehrt, ihre privaten Wohnungswünsche zu günstigen Preisen über politischen Druck durchzusetzen.
Und beim MDR meint man dann, das sei „nicht relevant“.
Es scheint, als herrschten in den zwangsbeitragsbezahlten Redaktionen des MDR ganz andere Qualitätsanforderungen, als sie der MDR an andere, etwa kleine Blogger stellt. Es scheint, als ob der MDR Blogs Fremder besser überwacht als seine eigenen Sendungen. Und es scheint, als sei man mit sich selbst viel nachsichtiger als mit anderen.
Wer glaubt denen noch was?