Wir sind im Krieg mit …
…der Wissenschaft.
Das Wall Street Journal hat einen interessanten Artikel einer Professorin Heather Heying. Geht man direkt per URL drauf, rennt man gegen die Paywall. Geht man aber über deren Tweet oder eine andere Indirektion von außen, etwa über verkürzte URLs, kommt man so rein. (Gängige Praxis von Zeitungen, verlinkte Artikel freizugeben, insofern sollte auch der erste Link funktionieren, wenn man ihn von meiner Blogseite aus anklickt.)
Sie schreiben darüber, wie linke Gewalt und Intoleranz immer stärker die Universitäten und das öffentliche Leben erfassen, und das zu dem kuriosen Effekt führt, dass die Sportszene inzwischen nach links abgleitet, während an den Universitäten zunehmend konservative, rechte Positionen mit dem Schutz der Wissenschaft assoziiert sind.
Oder anders gesagt: Die linke Übernahme hat im Sport funktioniert, während es an den Universitäten dazu führt, dass die politische Gegenrichtung als Wissenschaftsbewahrer wahrgenommen wird. Zentraler Punkt ist dabei, dass Linke nicht mehr nur wie früher vor allem Medizinier und Biologen angriffen, sondern jetzt Wissenschaft an sich angreifen, weil sie sich systematisch gegen jede sachliche, objektivierte, empirische Feststellung stemmen, und fest davon überzeugt sind, dass alles politisch vorzugeben ist (Poststrukturalismus und so weiter). Die Linke führt einen Krieg gegen die Wissenschaft, weil die Linke die alleinige Hoheit über Welt und Wahrheit, die oft zitierte „Deutungshoheit“ beansprucht und jede Konkurrenz wegbeißt.
The revolution on college campuses, which seeks to eradicate individuals and ideas that are considered unsavory, constitutes a hostile takeover by fringe elements on the extreme left. Last spring at the Evergreen State College, where I was a professor for 15 years, the revolution was televised—proudly and intentionally—by the radicals. Opinions not fitting with the currently accepted dogma—that all white people are racist, that questioning policy changes aimed at achieving “equity” is itself an act of white supremacy—would not be tolerated, and those who disagreed were shouted down, hunted, assaulted, even battered. Similar eruptions have happened all over the country.
What may not be obvious from outside academia is that this revolution is an attack on Enlightenment values: reason, inquiry and dissent. Extremists on the left are going after science. Why? Because science seeks truth, and truth isn’t always convenient.
Waren es früher nur Biologen, die als Gegner des Genderismus angeprangert wurden, sind längst neue Bereiche dazugekommen:
The left has long pointed to deniers of climate change and evolution to demonstrate that over here, science is a core value. But increasingly, that’s patently not true.
Auch der Krieg gegen Gender Pay Gap gehe letztlich gar nicht um Frauenrechte, sondern sei ein Krieg gegen jegliche objektivierte Feststellung. Es geht darum, die Gesellschaft darauf abzurichten, nur noch an politisch vorgegebene „Wahrheiten“ zu glauben:
The battle on our campuses—and ever more, in K-12 schools, in cubicles and in meetings, and on the streets—is being framed as a battle for equity, but that’s a false front. True, there are real grievances. Gaps between populations exist, for historical and modern reasons that are neither honorable nor acceptable, and they must be addressed. But what is going on at institutions across the country is—yes—a culture war between science and postmodernism. The extreme left has embraced a facile fiction.
Sie wollen nichts weniger als die geistige Weltherrschaft, und political correctness und der ganze Gender- und Antirassismuskram sind verschiedene Hebel, Rationalität, objektive Kriterien und sachliche Beurteilungen auszuhebeln:
Science is imperfect: It is slow and methodical, and it makes errors. But it does work. We have microchips, airplanes and streetlights to show for it.
In a meeting with administrators at Evergreen last May, protesters called, on camera, for college president George Bridges to target STEM faculty in particular for “antibias” training, on the theory that scientists are particularly prone to racism. That’s obvious to them because scientists persist in using terms like “genetic” and “phenotype” when discussing humans. Mr. Bridges offers: “[What] we are working towards is, bring ’em in, train ’em, and if they don’t get it, sanction them.”
Despite the benevolent-sounding label, the equity movement is a highly virulent social pathogen, an autoimmune disease of the academy. Diversity offices, the very places that were supposed to address bigotry and harassment, have been weaponized and repurposed to catch and cull all who disagree. And the attack on STEM is no accident. Once scientists are silenced, narratives can be fully unhooked from any expectation that they be put to the test of evidence. Last month, Evergreen made it clear that they wanted two of its scientists gone—my husband, Bret Weinstein, and me, despite our stellar reputations with the students they claimed to be protecting. First, they came for the biologists . . .
Es wird ein großangelegter, systematischer Krieg gegen (Natur-)Wissenschaft an sich geführt, und ausgerechnet die Universitäten selbst sind es, die diesen Krieg führen und vorantreiben.
Es geht nicht und ging nie etwa um Frauenrechte oder Gleichberechtigung von Geschlechtern. Es geht darum, Wissenschaft zu zersetzen. Menschen darauf abzurichten, wider besseres Wissen und wider objektive Wahrnehmung das zu sagen, zu glauben, für richtig zu halten, was politisch vorgegeben wird, jede beliebige Behauptung. Es geht um „Die Partei hat immer recht“.
Kennt Ihr den Roman 1984 von George Orwell?
Ich möchte ein paar Stellen daraus zitieren, der Einfachheit halber aus der Verfilmung (aus dem Jahr 1984), als Winston gefoltert wird, kurz bevor er in das Zimmer 101 kommt.
Es geht darum, wer gewinnt, der Verstand (Wissenschaft), oder die Partei. Ist 2+2=4 ? Oder ist es das, was die Partei sagt?
Wenn die Partei sagt, dass es Mann und Frau, dass es Geschlechter nicht gibt, gibt es sie dann?
Mit welchem Land befindet sich Ozeanien im Krieg?
Das ändert sich im Laufe des Romans ständig, und immer wird das, was gerade verkündet wird, als die einzige ewige Wahrheit hingestellt.
Sind wir für oder gegen Vergewaltiger? Gestern war es noch eine Todsünde, auch nur das Dirndl einer Frau zu loben. Heute geht man über Vergewaltigung auf offener Straße hinweg und schimpft jeden einen Rassisten, der etwas sagt.
Es darf nichts geben als die Partei. Es zählt nur, der Partei zu gehorchen:
Die Geisteshaltung beruht auf dem Marxismus und Poststrukturalismus, in dem Realität, Empirie, Wissenschaft keine Rolle mehr spielen, sondern es nur noch und einzig allein darum geht, was man denkt, was man sagt. Wissenschaft darf nicht existieren:
Jede Gewissheit muss ausradiert, jede Überzeugung ausgelöscht werden.
Nach der ersten Folter bringt man Winston in Zimmer 101. Das schrecklichste aller Zimmer. In diesem Zimmer wird jeder individuell mit dem gefoltert, was für ihn am allerschlimmsten ist. Ratten sind für Winston das schlimmste Grauen. Also setzt man ihm einen Käfig auf, in dem ausgehungerte, aggressive Ratten sitzen, die sich auf sein Gesicht stürzen und ihm die Augen rausreißen, die Zunge fressen würden.
Nichts anderes passiert hier, an unseren Universitäten, in unserer Gesellschaft.
Man hat analysiert, was das schlimmste, das größte Grauen ist. Als Nazi, als ausländerfeindlich, als sexistisch, als frauenunterdrückend dazustehen. Also verwendet man dies zur Methode nach Zimmer 101, um mit dem schlimmsten zu drohen, was die gesellschaftliche Ächtung hergibt. Im Roman geht es darum, vier Finger zu sehen und trotzdem zu sagen, dass es 3 oder 5 oder alles gleichzeitig sind, um den Leuten einzuhämmern, dass selbst im offensichtlichsten Fall nicht das wahr ist, was man sieht, sondern was die Partei einem sagt, und sei es auch noch so absurd, widerspricht es auch noch so dem Verstand.
Bringt man die Leute dazu, selbst die elementarsten Offensichtlichkeiten zu leugnen, etwa dass es Mann und Frau gibt, hat man gewonnen, denn leugnen sie das, leugnen sie alles.
Man hat die Universitäten dazu gebracht, die Wissenschaft selbst zu bekämpfen, wie eine Autoimmunkrankheit zu agieren.
Es geht nicht um Frauen.
Es geht nicht um Gleichberechtigung.
Es geht nicht um Gender Pay Gap.
Es geht darum, jegliche Objektivität, alles, was es überhaupt an Maßstäben und objektiven Kriterien gibt, zu verbieten, abzutrainieren, zu exorzieren, und das, was die Partei sagt, die political correctness, als die einzige Wahrheit zu etablieren.