Ansichten eines Informatikers

Zypries und die Frauen

Hadmut
9.10.2017 21:07

Neues von Merkels Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries.

Heute hat’s bei Twitter mal wieder eingeschlagen:

Ich hätte da mal ein paar Anmerkungen, um mal die Befähigung der Zypries als Wirtschaftsministerin in ein angemessenes Licht zu stellen:

„Ohne Frauen in der Wirtschaft läuft nichts.”

Fassen wir mal den Stand der Lage und der Dinge zusammen:

  1. Es wird ja ständig berichtet, dass unsere Wirtschaft brummt, wie noch nie, dass die Steuereinnahmen auf Spitzenniveau sprudeln, dass wir zwar bei weitem nicht das größte, nur etwa ein mittelgroßes Land sind, aber eines der exportstärksten Länder sind.
  2. Wir sind generell eines der wirtschaftsstärksten Länder der Welt und haben nach der Vernichtung des letzten Weltkrieges in kürzester Zeit eine moderne Infrakstruktur aufgebaut.
  3. Ständig beklagen sie sich, dass der Frauenanteil in der deutschen Wirtschaft viel zu niedrig oder manchmal gleich Null sei.

Wie, bitteschön, kann man bei dieser Sachlage behaupten, ohne Frauen laufe in der Wirtschaft nichts.

Sie sagt nicht „zu wenig”, oder „einseitig”, sie sagt „nichts”.

Ich zitiere mal von der zugehörigen Webseite „Frauen in der Wirtschaft“:

Ohne die Leistung der Frauen wäre der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht Weltspitze. […]

Dennoch arbeiten in Führungspositionen noch immer vor allem Männer und die sogenannte Lohnlücke ist quer durch alle Branchen nach wie vor Alltag in deutschen Unternehmen.

Widerspricht sich das nicht offensichtlich selbst? Ohne Frauen wären wir nicht Weltspitze, und das machen wir vor allem mit Männern? Und dass die Lohnlücke erlogen ist, ist ja auch bekannt. Wie kann man so einen Quatsch publizieren?

Wie kann man Wirtschaftsministerin werden, sein, bleiben (naja, nicht mehr lange), wenn das eigene Weltbild der Realität so diametral zuwiderläuft, dass man überhaupt nicht mehr in der Lage ist, die Wirtschaft zu beurteilen?

Frauen zu fördern ist ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.

Ist es das?

Es geht ja hier nicht um „Fördern” wie in der Förderung von Kohle oder Erz. Es geht auch nicht um „Fördern” wie in der Sportfördergruppe der Bundeswehr, wo Geld bekommt, um Spitzensport treiben zu können statt arbeiten zu müssen. Es geht um „Fördern” wie beim Behindertensport: Keine Anforderungen, keine Maßstäbe, sondern Motivation, sich überhaupt mal ein bisschen zu bewegen.

Denkt mal drüber nach: Warum soll jemand für die Wirtschaft nützlich, wichtig, vernünftig sein, wenn man den erst mal „fördern” muss? Das hört sich doch von vornherein schon an wie „Behindertenwerkstatt” und „soziales Engagement”.

Schauen wir mal auf die Zahlen. Ich hatte da ja neulich schon mal was erwähnt, wonach Männer- und Frauenausbildung die Gesellschaft ungefähr gleich viel kosten, aber der gesellschaftliche Nutzen bei Männern drastisch höher liegt. Wirtschaftlich gesehen wäre die Konsequenz, Frauenförderung einzustellen und nur noch Männerförderung zu betreiben, weil da einfach viel mehr dabei herüberkommt.

Ich habe das nicht weiter verfolgt, aber einige Leser haben daran weitergearbeitet. So gibt es bei Sciencefiles einen Folgebeitrag dazu, wo sie auch die Quellen, nämlich eine OECD-Studie, näher untersucht und jene hübsche Graphik draus gebaut:

(Ich hoffe mal, dass die mir das nicht allzu übel nehmen, dass ich ihre schöne Graphik hier mal einbinde.)

Die OECD-Studien findet man, wie gesagt, in verschiedenen Sprachen hier (linke auf deutsch) diverse Daten. Beispielsweise in der deutschen Ausgabe für 2017 auf den Seiten 160 und 161 die staatlichen Kosten und der Nutzen der tertiären Ausbildung für Männer und Frauen. Man sieht, dass der staatliche Nutzen eines tertiär ausgebildeten Mannes – mal so stichprobenmäßig drübergeschaut – generell deutlich höher ist als der eine Frau. Wenn ich die Spalten richtig verstehe, ist der Nutzen von Frauen in Chile und in der Schweiz nicht nur geringer als bei Männern, sondern sogar in der Gesamtbilanz negativ, das heißt, der Nutzen wiegt noch nicht mal die staatlichen Ausbildungskosten auf, ist also sogar ein Negativgeschäft.

Trotzdem steigt der Frauenanteil an den Universitäten – bei ungefähr konstanter Zahl der Studienplätze – immer weiter an, was bedeutet, dass die Ausbildungskosten ungefähr konstant sind, der staatlich-volkswirtschaftliche Nutzen der Ausbildung durch den steigenden Frauenanteil aber rapide absinkt. Man spürt das ja beispeilsweise bei Arztpraxen: Die Zahl der Ärzte ist etwa konstant, aber viele von Frauen geführte Arztpraxen haben nur halbtags geöffnet (und manche noch weniger).

Und trotzdem erzählt uns eine Wirtschaftsministerin, nochmal, eine Bundeswirtschaftsministerin, Frauenförderung sei ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.

Wie kann man als Ministerin der Öffentlichkeit sowas auftischen? Leidet die Frau unter „alternativen Fakten” oder was?

Wozu ist Zypries befähigt?

Da fragt man sich, ob Zypries für das Amt qualifiziert sein kann. Sie ist Juristin. Das ist jetzt nicht unbedingt ein Ausweis für Wirtschaftswissen.

Ich war mal bei einer ISOC-Veranstaltung bei einem Vortrag von ihr, und habe gefragt, warum Themen wie Kryptographie und Internet von ihr als Juristin, die offenkundig keinerlei Sachkunde hat und verzweifelt um Hinweise bettelt, bearbeitet werden und nicht von einem Informatiker. Keine brauchbare Antwort. Ich habe weitergefragt, warum eine Strickjackendesignerin Bundesinternetbotschafterin werden konnte, und bekam als Antwort, dass es da ja um „soziale Aspekte” gehe. (Deshalb ist da dann wohl Textilkompetenz gefragt…)

Zypries selbst ist ja nur eine SPD-interne Notlösung gewesen, um das interne Stühlerücken aufzufüllen. Steinmeier wurde Bundespräsident, deshalb musste Gabriel ihn als Außenminister ersetzen, und dann bekam Zypries eben sein Wirtschaftsministeramt. Und was macht sie? Lächerliche Frauenförderung.