Hochschulen: Die amerikanische Methode der Verblödung
Es wird immer schlimmer.
Nun kommt auch mal die Berliner Zeitung mit einem Artikel zum Untergang um die Ecke: Politische Korrektheit Die neue Intoleranz an Berliner Universitäten
Bildunterschrift: Wer am lautesten schreit, gewinnt: Debatten der Political Correctness werden erbittert geführt, von allen Seiten.
Die Politik hat über Jahre die Hochschulen mit Dummen betankt, die Presse hat schön mitgemacht, und jetzt steht man da und wundert sich, wie so ein Idiotenhaufen zustande kommen konnte. In diesem Fall geht es um die Alice-Salomon-Hochschule, das ist die, an der sie sich neulich schon wegen eines Gedichtes an der Außenfassade bekriegt haben.
Die Hochschule entschied sich dann, in einem Wettbewerb Ideen für eine Neugestaltung zu sammeln. Seitdem herrscht Ausnahmezustand.
„Dieses Gedicht, ausgerechnet an dieser Hochschule“, sagt Bettina Völter. Und meint damit, dass an der ASH Studierende für Berufe ausgebildet werden, in denen sie mit Menschen in Grenzsituationen arbeiten, mit Geflüchteten, Behinderten, auch Opfern sexualisierter Gewalt. Sie legen hier großen Wert auf Antirassismus und Antidiskriminierung. „Die Studierenden lernen bei uns auch sehr differenziert mit Geschlechterkonstruktionen umzugehen“, sagt Bettina Völter. „Muss dann ein Gedicht an der Fassade stehen, das dieses Thema so bewusst vereinfacht?“ Für sie ist das eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Man könnte die Frage auch ganz anders stellen: Was soll man von einer Hochschule halten, die die Abrichtung von Studenten auf Dummheit zu ihrem zentralen Gegenstand macht und sich dann darüber wundert, dass sie Studenten bekommt, die die Dummheit anbeten? Geliefert wie bestellt.
Wenn schon die Prorektorin sagt, dass sie die Studenten darauf abrichten, „differenziert mit Geschlechterkonstruktionen umzugehen”, und sich dann darüber wundert, dass die dann auf diesem Psychotrip sind, dann stinkt schon der Kopf nach Fisch.
Dabei kommt die Zeitung auf das zentrale Problem dabei:
Als schon alles gesagt schien, in Dutzenden Kommentaren in Zeitungen, im Fernsehen, im Radio, veröffentlichten die Studierenden eine Stellungnahme: „Angenommen ihr alle wohnt in einem Mietshaus“, schrieben sie, „und auf der einen Fassade dieses Mietshauses steht ein Gedicht. Ihr wisst nicht genau, wie der Dichter es gemeint hat, aber irgendwie gibt es euch ein komisches Bauchgefühl. Und ein komisches Bauchgefühl im eigenen Haus – das ist doch nicht schön.“
Es ist der Vergleich, der bei diesen Sätzen aufhorchen lässt: die Uni als Zuhause, als Ort, an dem sich alle Studierenden wohlfühlen sollen und sich wie Mieter bei der Hausverwaltung beschweren können, wenn ihnen etwas nicht passt. Die Universität ist dann nicht mehr primär ein akademischer Ort, ein Raum also, in dem es nicht nur darum geht, was, sondern wie gedacht wird, kritisch nämlich; in dem grundsätzlich erst mal jede Position verhandelt werden kann, um dann zu schauen, wie alles miteinander zusammenhängt; dazu gehört auch, eigene Überzeugungen immer wieder herauszufordern, zu hinterfragen, Reibungen und Dissens zuzulassen.
Wenn das Bauchgefühl ins Spiel kommt, geht es darum zu sagen: Ich fühle mich verletzt. Und nicht: Ich bin anderer Meinung. Es geht dann um Befindlichkeit und nicht um den Austausch von Argumenten.
Und: Wer die Uni als Zuhause sieht, wähnt sich im Recht, nicht nur die Farbe der Wände zu bestimmen, sondern darüber zu entscheiden, wer dort sprechen darf und wer nicht.
Und da muss man hellhörig werden, denn das ist ja exakt die Argumentation amerikanischer linksradikaler Studenten. Und die kann hier nicht unabhängig entstanden sein, denn diese Situation gibt es hier ja nicht. In den USA wohnen die Studenten auf dem Campus, da bilden die Universitäten quasi abgeschlossene Städte mit eigener Polizei und quasi eigener Legislative, aus denen sich Studenten in der Regel gar nicht mehr herausbegeben. Daher kommt deren Sichtweise, dass die Universität nicht der Wissenschaft dient, sondern im Prinzip so eine Art Wellnesshotel oder Luxusinternat, die Fortsetzung von Mutti und dem rosa Kinderzimmer ist.
Eine solche Konstellation haben wir aber in Deutschland nicht, hier waren die Hochschulen noch nie ein „zuhause”. Wenn die hier also trotzdem auf diese Masche kommen, obwohl der Auslöser dafür fehlt, heißt das – wieder einmal, ist ja eigentlich immer so – dass die amerikanische Vorgehensweisen kopieren, plagiieren, nachahmen. Und die sich in der Konsequenz einbilden, das Hausrecht wie über ihr Wohnzimmer zu haben, und deshalb auch nicht auf Argumentation oder Recht oder Grundrechte achten zu müssen. Die leben im Prinzip in dem Wahn, dass der Campus wie ihr Kinderzimmer ist, über das sie allein zu bestimmen hätten.
Insofern ist es kurios, dass die Berliner Zeitung an einer deutschen Hochschule eine psychische Erkrankung treffsicher diagnostiziert, die man eigentlich nur in den USA haben kann.
Es sind Proteste zumeist linker Studenten gegen Rechte, Konservative, Islamkritiker, deren Recht auf freie Meinungsäußerung nicht mehr zu gelten scheint, sobald sie eine Universität betreten wollen. Und es versagen sie ausgerechnet die, die Toleranz und Diversität ansonsten zu den zentralen Markern ihres Denkens erklärt haben. So wird natürlich eine Auseinandersetzung schwierig, in der die besseren Argumente gewinnen – und nicht der, der am lautesten schreit.
Das ist das, was Linke eigentlich immer herstellen: Sie reißen sich alle Rechte an sich und gewähren anderen keine mehr, um dann mit Gewalt durchzusetzen, was sie wollen. Ähnlich wie normale Straßenkriminalität.
Vor einem Jahr wollte Jörg Baberowski, Professor für Geschichte Osteuropas an der Berliner Humboldt-Universität, an der Universität Bremen sein Buch „Räume der Gewalt“ vorstellen. Als der Asta zu Protesten aufrief, verlegte die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Baberowski eingeladen hatte, dessen Auftritt in ihre eigenen Räume, Polizei und ein Sicherheitsdienst schützten den Eingang.
Baberowski wandte sich danach an die Kanzlei Schertz Bergmann. Der Asta hatte auf Flugblättern und im Internet verbreitetet, dass Baberowski ein Rechtsradikaler sei, der Gewalt gegen Flüchtlinge verharmlose und „Menschen mit blankem Hass“ begegne. Vor dem Kölner Landgericht erwirkte Baberowski zunächst eine einstweilige Verfügung. Die Studenten gingen in Berufung. Als die Richterin im Juni deutlich machte, dass sie die Aussagen von der Meinungsfreiheit gedeckt sah, zog Baberowski seinen Antrag zurück.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Linke Linksradikale bekommen von der Justiz „Meinungsfreiheit” zugestanden, gleichzeitig aber können und dürfen sie gewaltsam anderen die Meinungsfreiheit entziehen. Und gerade dann, wenn dahinter solche Organisationen wie der AStA stehen, die direkte Verbindungen zu Parteien haben, die in Regierungen sitzen, dass der Staat selbst die Meinungsfreiheit sabotiert.
Das Problem ist das Prinzip der „vindictive protectiveness“: Wer bereits Sprache als gewalttätig, wer die Literaturauswahl einer Vorlesung als Fortschreibung struktureller Machtverhältnisse einer Gesellschaft sieht, dem geht es nicht um eine intellektuelle Debatte, nicht um Wissenschaft, sondern er stellt eine politische Forderung nach einem Ausgleich für empfundenes Unrecht.
Sprachregeln als Mittel politischer Gewalt.
Und dann das:
Ist dagegen etwas einzuwenden? Ist es nicht wünschenswert, sich um eine Sprache zu bemühen, die nicht verletzend, nicht ausgrenzend ist, auch nicht versehentlich?
So treffend der Artikel sonst ist, da merkt man dann auch die journalistische Insuffizienz, denn erstens wurde nie belegt, warum derlei Sprache diese „Vorteile” haben soll, es wurde nie gezeigt, warum das ein Vorteil sein soll, und die Nachteile hat man auch nie betrachtet. Schon mit der Frage unterstellt man, dass die Änderung eine Verbesserung sei, und fragt dann spitz, was dagegen einzuwenden wäre.
Warum Sprachregeln, die so massiv zu Redeverboten führt, für sich in Anspruch nehmen können sollten, „nicht verletzend, nicht ausgrenzend” zu sein, und dabei Leuten das Reden verbietet und sie als „Rechte” an die Wand nagelt, wäre zu klären, überschreitet dann aber doch die geistigen Kapazitäten der Berliner Zeitung weit. Ist es etwa nicht „ausgrenzend” und „verletzend”, wenn man Leute mit Gewalt vom Reden abhält? Da muss das Hirn doch schon schwer kaputt sein, wenn man solche Positionen vertritt, und das müsste einem Journalisten von Berufs wegen eigentlich auffallen.
Ende Juni hingen überall an den Berliner Universitäten Plakate mit seinem Gesicht, darüber: „Der Fall Baberowski – gegen rechte und militaristische Ideologie an der Uni!“
„Das war richtig krass“, sagt Judith Sevinç Basad, „der ganze Campus war tapeziert.“ Judith studiert Literaturwissenschaft an der FU. Die Plakate warben für eine Diskussionsveranstaltung, organisiert vom Asta der Uni Bremen, vom Asta der TU und der IYSSE, jener trotzkistische Gruppe. Judith war eine von einem guten Dutzend Studierender, die dann an einem frühen Abend in einem Hörsaal an der TU saßen, um sich anzuhören, was gegen Baberowski vorlag. Immer wieder meldeten sie sich zu Wort: „Ist das nicht aus dem Zusammenhang gerissen?“ – „Das sagt Baberowski doch so gar nicht.“ Die IYSSE schrieb danach auf ihrer Website, sie seien von der rechtsextremen Identitären Bewegung geschickt worden. […]
„Wenn du sagst, dass du es nicht gut findest, wie Baberowski behandelt wird, bist du gleich rechts“, sagt sie. Judith hat eine Initiative gegründet, sie hat sie „Studenten für Demokratie und Meinungsfreiheit“ genannt. „Der universitäre Diskurs ist meistens links“, sagt sie, „daran ist ja auch nichts auszusetzen, aber es gibt einfach keine Mitte mehr.“
Und die nehmen für sich in Anspruch, nicht ausgrenzend und nicht verletzend zu sein? Fällt das niemandem auf?
Eigentlich heißt es doch: Die sind praktisch alle komplett durchverblödet, da ist nichts mehr zu retten.
Es gibt eigentlich nur noch einen Ausweg: Wir besorgen uns die Baupläne dieses Sarkophagdeckels über dem Tschernobyl-Kraftwerk, stülpen so ein Ding über jede Hochschule, wenn die gerade mal alle drin sind, und erklären die Umgebung zur Verbotszone.
Sie erzählt, wie selbstverständlich an der Uni zu Gewalt aufgerufen werde, von Slogans wie „Aus 9 Flaschen können schnell 9 Mollis werden!“, den sie an einer Wand im Institut für Sozialwissenschaften gelesen hat, als Studenten dort im Januar gegen die Entlassung von Andrej Holm protestierten.
Und von denen soll man lernen, andere zu respektieren, nicht zu verletzen? Was man sagen darf und was man nicht?
„Kritik sollte anders gehen“, sagt Judith. Sie bezeichnet sich als Feministin, sie schreibt ihre Hausarbeiten über Genderthemen. Den Diskussionen an der Uni kann sie manchmal trotzdem nicht mehr folgen.
Ihre Sichtweise ist nett. Aber ihre Hausarbeiten – oder überhaupt ihre Studienwahl – sollte sie überdenken. Wahnsinn zu kritisieren ist ehrenwert. Ihn gleichzeitig zu studieren widersprüchlich.
Sie erzählt von einem Panel zum Institutstag im vergangenen Jahr. Da sei darüber diskutiert worden, was getan werden könne, damit Frauen sich in Seminaren häufiger zu Wort melden. „Es ging dann darum, wie man das Redeverhalten von dominanten Männern bremsen könnte“, erzählt sie. Es seien Vorschläge diskutiert worden wie nach Geschlechtern getrennte Seminarräume und Rednerlisten, auf der nach jedem Mann eine Frau kommen müsse. „Es kann doch nicht die Lösung des Problems sein, Verbote einzuführen und die eigene Unzufriedenheit zu delegieren“, sagt Judith.
Die Frage ist viel weitgehender: Ob nicht der ganze Ansatz gescheitert ist.
Denn bisher wird ja immer gepredigt, dass Diversität und Inklusion das einzig wahre und unfehlbare gute seien. Wie passt das damit zusammen, dass man getrennte Seminarräume und Rednerlisten diskutiert? Heißt das nicht, dass die Gender Studies an sich und der ganze Diversitäts-Krampf nichts als Quatsch waren, wenn man schon selbst diskutiert, wie man davon wieder weg kommt?
Im Frühjahr, als ein Hörsaal an der FU besetzt wurde, besuchte sie ein studentisches Plenum, das zum „Safe Space“ erklärt wurde. Stirnrunzeln und andere Gesten der Zustimmung oder Ablehnung waren nicht erlaubt, weil sich davon jemand verletzt fühlen könnten, stattdessen sollten mit den Händen Kreuze geformt oder gewedelt werden.
Stirnrunzeln ist nicht erlaubt…
Wie konnte das alles passieren? Zu meiner Zeit an der Uni war so etwas nicht möglich. Aber warum?
Ein Punkt ist die Abwesenheit von Geisteswissenschaftlern. Ich war an einer technischen Uni, und die Verblödung geht eindeutig von den Geisteswissenschaften aus.
Ein weiterer Punkt ist das Geschlecht. Als technische Uni waren wir hauptsächlich Männer. Im Zentrum dieses Schwachsinns stehen aber immer weit überwiegend Frauen.
Ein dritter Punkt ist das Alter. Wir waren noch 9 Jahre auf dem Gymnasium, und fast alle im Grundwehr- oder Ersatzdienst, also generell zwei Jahre älter. Die Eltern mitzubringen, mit dem Professor reden zu lassen, zum Elternabend zu schicken wäre für uns damals völlig absurd und ausgeschlossen gewesen. Wir waren erwachsen und hätten uns über so einen Quatsch nur schief gelacht.
Ein vierter Punkt ist, dass wir friedlicher, aber selbständiger und freiheitlicher waren. Gewaltsames Handeln wäre uns gar nicht in den Sinn gekommen, aber wenn uns jemand gewaltsam vom Besuch eines Vortrags hätte abzuhalten versucht hätte, hätte er das kein zweites Mal versucht. Bei uns hätte sich so eine radikal-linke Gruppe nicht durchsetzen können.
Ein fünfter Punkt: Wir waren beim Grundwehrdienst. Da wird man sehr nachhaltig von Kinderzimmer, Mutti und Schmuseton entwöhnt. Das merkten damals auch alle älteren Studenten und O-Phasen-Tutoren, dass Leute, die vorher beim Bund waren, einfach erwachsener und selbständiger sind, ihre Klamotten selbst in den Schrank legen können und so weiter, und auch mal einen ruppigeren Ton problemlos ertragen können.
Womöglich hängt die Verblödung am Ende mit dem Aussetzen der Wehrpflicht zusammen. Zuviel unreife Kinder an der Uni.
Der britische Biologe Richard Dawkins, der gerne gegen Political Correctness wettert, schrieb dazu auf Twitter: „A university is not a ‚safe space‘. If you need a safe space, leave, go home, hug your teddy & suck your thumb until ready for university.“
Darauf läuft’s hinaus.