Ansichten eines Informatikers

Iris Berben fordert die Freilassung von Deniz Yücel

Hadmut
9.12.2017 19:37

Ich glaub, ich kotz’.

Eben im ZDF heute journal: Deniz Yücel sitzt seit 300 Tagen in der Türkei in Gefängis ohne Anklage und „Prominente” wie Iris Berben „forderten” deren Freilassung.

Natürlich kann man dagegen sein und es schlecht finden, wenn einer 300 Tage im Untersuchungshaft ohne Anklage sitzt. Es ist ja auch schlecht. Aber es ist nicht so, dass es bei Deniz Yücel schlechter wäre als bei anderen. Es passiert ständig, und mir ist ein Fall aus Deutschland bekannt (schon ca. 25 Jahre her), in dem jemand eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft bleiben musste, bis die Richter und Staatsanwälte endlich alle ihren Urlaub gemacht hatten und sich zu einer Anklage bequemten. Nur: Hat damals keine Sau gestört, für die Presse war der Mann ein Schuft, und man fand es also normal, denjenigen auch vor einer Verurteilung möglichst lange schmoren zu lassen. Ich hatte das schon mal erwähnt, und einige Leser hatten mir dazu geschrieben, dass das auch heute noch durchaus gängig sei, dass die Leute hier in Deutschland monatelang warten müssen um zu erfahren, wessen sie überhaupt angeklagt werden.

Nur: Das stört die Presse-Heinis nicht.

Es stört sie auch nicht, wenn irgendwer wegen haltloser Vergewaltigungsvorwürfe im Knast sitzt.

Nur wenn es einer von ihnen ist, dann heucheln sie los und missbrauchen die ihnen anvertraute Medienmacht für ihre persönlichen, kollegialen Interessen. Übrigens eine anerkannte Definition von Korruption.

Was ist an Deniz Yücel soviel besser als an anderen Menschen, dass es die Presse nur bei ihm stört? Weil er „Journalist” ist? So eine besonders edle Gattung Mensch, eine höherwertige Kaste, so eine Art Neo-Adliger?

So altes Offiziersdenken? Normale Manschaftsdienstgrade könnt Ihr gern einbuchten, aber doch keinen Offizier des Meinungsheers?

Wie verlogen ist das eigentlich?

Und dann Iris Berben und andere Promis gleichen Kalibers.

Was zum Henker bringt eine Iris Berben auf die Schnapsidee, sie, ausgerechnet sie, wäre in der Position, etwas von einem anderen Staat zu „fordern”?

Man kann seine Meinung sagen. Man kann die Türkei kritisieren. Man kann sie beschimpfen. Man kann sich nackt ausziehen und feste mit den Füßen aufstampfen. Geht alles. Aber fordern? Wie kommt sie darauf, dass sie was zu fordern hätte?

Und dann noch in fremdem Namen? Hat sie denn ein Mandat von Deniz Yücel?

Und überhaupt: Wer ist überhaupt Iris Berben?

Schauspielerin. Unterhaltungsbereich. Himmlische Töchter und Sketchup. Nett, hübsch, banal.

Wieso soll deren Meinung auch nur irgendwie profunder oder wichtiger sein als die von Frau Meier aus dem Nachbarhaus?

Neulich schon mal so ein Ding:

Benno Führmann.

Auch ein Schauspieler.

Mag ja sein, dass die ihren Job gut machen. Und beliebt sind. Aber deren geistige Tätigkeit beruht darin, banalste Texte für einige Stunden auswendig zu lernen und zu rezitieren, sie müssen sie nicht schreiben und nicht verstanden haben. Sie bekommen ein Drehbuch, in dem alles genau steht, was sie zu tun haben. Sie werden geschminkt und angezogen. Schauspieler stehen in der intellektuellen Rangordnung ganz, ganz weit unten. Und sie sind auch noch darauf trainiert, ständig das zu sagen, was ihnen andere in den Mund legen, Mietmäuler.

Greift man sich auf der Straße willkürlich die nächstbeste Person, die vorbeiläuft, hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit jemanden erwischt, der intellektuell deutlich über Schauspielern steht.

Wie kaputt, wie dämlich, wie strohdoof, wie selbstverleugnerisch muss man eigentlich sein, um sich seine politische Meinung von Schauspielern zu holen?

Leute wie Iris Berben oder Benno Führmann kann man sich ansehen, wenn sie in einem Film auftreten. Aber welche Relevanz haben die, was können die, was wissen die, wenn die Kamera aus ist, wenn die geistig auf sich selbst gestellt sind?

Sind die Leute jetzt schon alles so auf Glotze abgerichtet, dass sie alles glauben, wenn ein Gesicht aus dem Fernsehen zu sehen ist?