Ansichten eines Informatikers

Alles Idioten außer Journalisten

Hadmut
25.12.2017 22:02

Ich bin schon bass erstaunt.

Ich habe mich heute zurückgehalten und mir etwas Ruhe gegönnt, auch gekocht, und mich heute auch nicht aktiv mit Chefredakteuren auseinandergesetzt.

Verfolgt habe ich natürlich schon, was da auf Twitter so abging. Und ich muss sagen, ich war schon erstaunt. Dass ich von Journalisten nicht viel halte und da schon ziemlich wüste Sachen erlebt habe, wissen die Blog-Leser. Und dass viele arrogant und unglaublich überheblich sind, ist auch nichts neues. Aber dass da einer solche Schmähkrämpfe bekommt und den Tag damit verbringt, rundum irgendwelche Leute – die er nicht mal kennt, er beschwert sich ja darüber, dass sie sich hinter Pseudonymen verstecken – für unfähig und blöd erklärt, und das eigentlich immer unsubstantiiert oder unangemessen, der sich in so einem regelrechten Herabwürdigungskrampf befindet, und das öffentlich, das hat mich dann schon erstaunt.

Ich habe mehr denn je den Eindruck, auch wenn das jetzt nur wenige und ein besonderes Exemplar waren, dass diese Leute psychisch und intellektuell abgewirtschaftet haben und an einem Endpunkt angekommen sind. Die zerlegen sich gerade selbst.

Das wird auch daran deutlich, dass in den Tweets herauskam, dass er sich selbst (und vielleicht noch seinesgleichen) für den Größten und den einzig erwähnens- und beachtenswerten Menschen hält (alle anderen sind blöd und unmaßgeblich und nicht glaubwürdig und so weiter). Und den Tonfall finde ich nicht nur inakzeptabel, sondern abstoßend.

Gut, kann man machen. Wir haben Meinungsfreiheit, und es gibt keine Rechtspflicht, ein netter – oder kluger – Mensch zu sein.

Es steht aber vor dem Hintergrund, dass die Medien über sinkende Umsätze jammern, dass man ihnen nicht mehr glaubt, sie nicht mehr kauft, sie „Lügenpresse” und ähnliches nennt. Und dann kommt der da mit öffentlicher Leserbeschimpfung daher. Und obwohl er da von allen deutlich Gegenwind bekommt, kommt er sich auch noch gut und überlegen vor. Je mehr Kritik, desto überlegener kommt er sich vor.

Wenn sich aber einer – und ich nehmen den hier pars pro toto für die Branche – umso bestätigter fühlt, je mehr Kritik er bekommt, weil er sich da reinsteigert, dass die Kritik ja durchgehend von Unfähigen und Neidern kommt, dann ist das erheblicher psychischer Knacks.

Leser schrieben mir, der hätte eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Nein, das sicher nicht. Ich bin zwar kein Psychologe, aber meines Wissens vertragen Narzissten nämlich keine Kritik, sie sind übermäßig gekränkt und meucheln den Kritiker. Der hier aber fühlt sich durch jede Kritik noch selbsterhöhnt, weil er meint, dass nur er die Unsinnigkeit der Kritik erkennen könnte und ihn dies darin bestätigt, schlauer als andere zu sein. Jede Kritik, die irgendwer vorträgt, wird auf sein Überheblichkeitskonto eingezahlt, weil er bei jeder Kritik überzeugt ist, dass sie nur ein Beweis für seine überragende Qualität ist, weil der andere durch Kritik ja nur beweist, dass er dumm ist. Ich weiß nicht, wie der Fachbegriff dafür ist, aber beobachtet habe ich das schon. In fachlicher Hinsicht käme das wohl dem Dunning-Kruger-Effekt nahe, aber diese Bezeichnung wird von Psychologen eher gemieden.

Es zeigt aber sehr anschaulich die Probleme der Presse an sich auf: Mit jeder Kritik werden sie überheblicher, arroganter, hochmütiger, weil jede Kritik für sie nur wieder ein neuer Beweis ist, dass nur sie toll und alle anderen einfach blöd sind.

Ich glaube nicht, dass man da noch rauskommt. Der einzige Ausweg wird vermutlich sein, es hochzukochen, bis es platzt. Bis die hochgehen.