Ansichten eines Informatikers

Chefredakteur besoffen?

Hadmut
25.12.2017 0:45

Inzwischen frage ich mich ganz ernsthaft, ob der Chefredakteur der Welt am Sonntag betrunken oder sein Account gehackt worden ist:

Er hält mich – oder genauer gesagt, meine Meinung, man kann sich überlegen, worin der Unterschied bestehen kann – zwar für „unmaßgeblich”, pöbelt mich aber den ganzen Abend hindurch an (siehe Twitter und meine vorangegangenen Blog-Artikel von heute). Aktuell das:

Zur Sicherheit nochmal als Screenshot:

(Nur so zur fachlichen Einordnung: Ich gehörte damals an der Uni zur ersten Generation, die Internet-Zugang in Deutschland hatte, habe damals an der Uni einen der ersten Webserver der Welt in Betrieb genommen und dann bei Xlink, einem der ersten beiden Internetprovider Deutschlands, daran mitgebaut, deutsche Firmen zu vernetzen und ans Internet anzuschließen und das Internet in Deutschland überhaupt aufzubauen. Wir hatten damals im Projekt Strato über die Hälfte aller deutschen Webseiten und Domains in Betrieb. Ich habe damals das erste deutsche Kernkraftwerk an das Internet angeschlossen, abgenommen durch TÜV, LKA und Gesellschaft für Reaktorsicherheit, andere haben das dann nachgebaut. Ich kann durchaus für mich in Anspruch nehmen, das Internet in Deutschland mit aufgebaut zu haben.)

Man muss sich mal anschauen, in welchem Tonfall dieser „Qualitätsjournalist” da rumpöbelt.

Journalisten, die nach Clicks bezahlt werden?

Ich hatte das vor einem Jahr auf einer Journalistenkonferenz erfahren, in der sich Journalisten genau darüber beklagt haben. Ich bin jetzt nicht sicher, aber glaube mich so dumpf erinnern zu können, dass es dazu einen Videomitschnitt gab.

Das ist jetzt auch nicht schwer zu googeln recherchieren. Hier zum Beispiel:

Die Axel Springer AG setzt in ihrem Geschäftsmodell auf die Digitalisierung. Zuletzt trennten sie sich von vielen Traditionsblättern und verlagerten ihr Kerngeschäft ins Internet, um mit dem Wandel der Zeit zu gehen und online Inhalte anzubieten. Zudem kann online die vermeintliche Qualität eines geschriebenen Artikels, oder zumindest die Beliebtheit durch Views angezeigt werden. In den USA haben die Seitenaufrufe und die Klicks der Artikel schon an Bedeutung gewonnen und immer mehr Verlage legen großen Wert auf diese Kennzahlen. Journalisten werden teilweise nach Klickabrufen bezahlt. Neben dem Grundgehalt werden die Journalisten nach dem Traffic auf ihren verfassten Artikeln bezahlt. „The Oregonian“, eine Tageszeitung aus Amerika, hat dieses neue Bezahlungsmodell für ihre Reporter eingeführt.

Der Artikel ist von 2014 und die Welt am Sonntag ist von Springer.

Oder hier. Oder hier. Oder hier. Oder hier.

Wieso weiß ich das als Informatiker, während es der Chefredakteur von Springers Welt am Sonntag – vorgeblich – nicht weiß? Und dann mit „So‘n bisschen Ahnung sollte man schon haben.” ankommt?

Und was soll das Gepöbel?

Und was soll das „Spricht das Internet nicht mehr mit Ihnen?”

Und wenn ich richtig mitgezählt habe, es ist nicht mehr so leicht zu überblicken, haben mich in den letzten Stunden gleich drei Chefredakteure verschiedener Zeitungen fragwürdig angetwittert, bei zweien würde ich es deutlich als Pöbelei einstufen, den hier eigentlich schon als Troll.

Sitzt da irgendein Spinner an gehackten Accounts?

Oder ist das alles nur Suff-Sarkasmus, weil es genau so ist, wie ich es schreibe? Schreibt der in Wirklichkeit über sich und die Presse? „Trend verschlafen”?

Was ist denn da los?