Wo Elektrizität Frauensache ist
Nur mal so zum Nachdenken ein Blick in andere Kulturen. Nachtrag
Bei uns ist die Frau an und für sich nur noch ein Versorgungsfall, der überall „teilhaben” und „beteiligt” werden will, wo irgendwas wichtig ist.
Ich habe schon einige Male geschrieben, dass mir das in Afrika immer wieder auffiel, dass das dort deutlich anders ist und man dann, wenn man wirklich emanzipierte und selbständige Frauen sucht, eher dort fündig würde. Denn bemerkenswerterweise ziehen die Frauen dort ihre Kompetenz, ihre Selbständigkeit, ihre Entscheidungshoheiten nicht daraus, dass sie Männer nachahmen oder Geschlechtergrenzen verwischen, sondern aus dem genauen Gegenteil: Dort gibt es klare Bereiche und Zuständigkeiten für die Geschlechter, und genau daraus ziehen Frauen dort ihre Zuständigkeiten und Hoheiten.
Freunden, die mich besuchen, gehe ich bisweilen mit meinen Fotobüchern auf die Nerven, bei denen ich Fotos der Himba in Namibia zeige, in deren Dorf wir waren (manche sagen, das sei nur das vorgelagerte Demo-Dorf für Besucher, eigentlich wohnten sie woanders, wo sie Fremde nicht gern hinlassen). Wir dachte erst, komisch, da gibt es nur Kinder, Alte und Frauen, aber keine Männer. Die kamen erst später dazu, machten auf Macker, aber waren vor allem für die Tiere zuständig. Daraus ergibt sich aber eine feste Zuordnung: Im Dorf sind die Frauen, sie kümmern sich um die Kinder, Nahrung, Hütten und dergleichen, dazu der alte Häuptling mit dem kaputten Bein, der nicht mehr gut laufen konnte. Jungen und Männer sind draußen und kommen erst abends wieder rein. Das ist zwar ein extrem traditionelles und man könnte sagen archaisches Bild, aber sie sehen es dort als Vorteil: Jeder hat seine Zuständigkeit und Frauen und Männer stehen erst gar nicht in Konkurrenz zueinander.
Genau daran musste ich gerade denken, als ich dieses Video beim STERN gesehen habe: Ein pensionierter amerikanischer Physik-Professor ist bei den Massai und hilft ihnen, ihre Häuser und Hütten auf einfache Weise zu elektrifizieren, ein paar Solarzellen und etwas LED-Beleuchtung, damit die nachts ein wenig Licht haben und ihre Handys laden können. Genauo sowas in der Art habe ich in Lesotho gesehen. Auch da sind sie mittlerweile mit der Technik durch Solarzellen und LED-Beleuchtung zu der Einsicht gekommen, dass eine zentrale Infrastruktur mit großem Stromnetz für sie nichts ist, weil zu teuer und aufwendig, und sie besser damit dran sind, den Leuten kleine Solargeräte zu bringen, die tagsüber laden, nachts leuchten, und auf ganz einfache und ungefährliche Weise von jedem zu reparieren sind. Ein ganz wichtiger Punkt in Afrika ist nämlich, dass man alles durch reingucken verstehen und mit Teilen vom Müllplatz reparieren kann.
Und an diesem Video ist nun beachtlich, dass dieser Professor deren Hütten da alleine mit den Frauen elektrifiziert. Die Elektroinstallation wird dort von den Frauen vorgenommen, weil Dorf und Hütten Frauensache sind, während die Männer beim Vieh auf dem Land sind. Da gibt es solche Gender-Diskussionen erst gar nicht, da wundert sich und staunt auch keiner, da ist das völlig normal, dass alles, was in diesen Bereich fällt, Sache der Frauen ist. Und daraus entnehmen die dann auch ihre Kompetenzen und ihre Wichtigkeit in der Gesellschaft.
Man könnte mal darüber nachdenken, ob Geschlechterrollen nun für Frauen eigentlich ein Vor- oder ein Nachteil sind.
Denn was die dort nicht brauchen, sind Frauenquoten.
Bei uns hat man die Zuständigkeiten und geschützten Bereiche aufgelöst, hat im Ergebnis damit aber nur erreicht, dass man sie durch die Hintertür wieder reinbringen muss, nämlich durch quantitative Quoten, mit denen man den Wettbewerb wieder aushebelt und doch wieder feste Bereiche für Männer und Frauen zementiert, obwohl man doch behauptet, sie abschaffen zu wollen.
Wieviele Elektroinstallateurinnen habt Ihr in Deutschland schon gesehen?
Und wieviele Elektroinstallateurinnen seht Ihr allein in diesem kurzen Video?
Nachtrag: Ach, den habe ich noch vergessen.
Wisst Ihr, was in vielen Gegenden Afrikas inzwischen ein typischer Frauenberuf ist, der mit sogenannten Mikro-Krediten gefördert wird?
Handy-Laderin.
Auf den Dörfern, die oft viele Kilometer von der nächsten Stromversorgung weg sind, kaufen sich Frauen über Mikro-Kredite Solarladegeräte, mit denen sie dann Handys und andere Kleinakkus laden (gut, körperliche oder geistige Arbeit würde man es nicht nennen, es ist mehr eine Kapitalangelegenheit) und dafür Geld bekommen. Man gibt sein Handy ab und bekommt es voll geladen zurück, was in einer Gegend ohne Strom als wertvolle Dienstleistung gilt.