Der bitterdumme Neorassismus politisch korrekter Medien
Die Presse erschafft den neuen Norm-Menschen, nach dem sich alle zu richten haben.
Heute hat’s mir bei der Presseschau mal wieder Schuhe samt Socken ausgezogen. Ein Artikel in der Berliner Zeitung über den neuen Kinofilm „Jim Knopf und Lukas, Lokomotivführer”, kennt Ihr aus der Augsburger Puppenkiste, Insel mit zwei Bergen und so.
Die Autorin, eine Rose-Anne Clermont, möglicherweise diese hier, schrieb da etwas, da dachte ich, jetzt schlägt’s 13, und ich meinte nicht die Dampflok.
Als ich den Trailer zum neuen Film „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sah und ein völlig normal aussehender schwarzer Junge auf der Leinwand erschien, war ich erleichtert. Mir blieb die verstörende Karikatur erspart, die mich noch einige Jahre zuvor mit Glubschaugen aus dem Buch angestarrt hatte, das mein deutscher Mann unserem halbschwarzen Sohn vorlas. Damals sah ich auf dem Buchdeckel dieses Klassikers der deutschen Kinderliteratur einen dunkelhäutigen Jungen mit übergroßen Lippen, und ich fragte meinen Mann: „Wer zur Hölle ist das?“
„Das ist Jim Knopf“, antwortete er mir. „Er ist die Hauptfigur des Buches, der Held der Geschichte.“ „Warum sieht er dann aus wie eine beleidigende Karikatur?“, fragte ich weiter.
Vermutlich meint sie dieses Buch, es gibt noch frühere Ausgaben mit anderen, ähnlichen Bildern.
Ein „normal aussehender schwarzer Junge” im Film und eine „Karikatur” auf dem Buch.
Ich halte das für eine absolute Unverschämtheit und – nachdem das ja gerade die aktuelle Argumentationstechnik der Medien und ihrer selbst ist – für brachialrassistisch und dumm.
Warum?
Nun, das ist eine Illustration eines Kinderbuches, die sind nicht realistisch. Ich habe auch bisher kaum Leute getroffen, die exakt wie dieser Lukas auf dem Bild aussahen, obwohl ich Leute kenne, die man da wiedererkennen könnte. (Ich habe tatsächlich mal einen kennengelernt, der exakt wie Alfred E. Neumann von MAD aussah, einschließlich Zahnlücke, Grinsen und unterschiedlich hohen Augen.)
Das ist so üblich, dass man das übertreibt und nicht-realistisch malt.
Was ich aber viel derber finde: Wie sie gegen die „übergroßen Lippen” hetzt und den Schauspieler aus dem Film als „völlig normal” hinstellt, weil er ihrem Sohn gleicht.
Ich finde das eine absolute Unverschämtheit. Da wird ein bestimmtes Aussehen für Schwarze definiert, quasi das, was dem „Weißen” nahe kommt, nur in einer anderen Modefarbe, und alles, was davon abweicht, zur „Karikatur” degradiert. Da wird so eine Art „Normschwarzer” definiert, fast wäre mir wegen der Aliteration ein anderer Begriff eingefallen, GZSZ, Gute Schwarze, Schlechte Schwarze.
Wenn ich das mal so sagen darf:
„Den Schwarzen” gibt es nicht. Das ist keine Rasse oder sowas. Das ist ein einzelnes Merkmal, nämlich die stärkere Bildung von Pigmenten, hauptsächlich Melaninen, die evolutionär überall dort entstehen, wo starke Sonneneinstrahlung herrscht. Deshalb haben ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen dieses Merkmal ausgebildet, die ansonsten nicht näher miteinander verwandt sind und gänzlich unterschiedlich aussehen können. Man findet unzählige Stämme und Gruppen allein in Afrika, weiter im Süden Asiens, runter bis nach Sri Lanka, viele Leute mit teils sehr dunkler Färbung, und in Australien ganz unterschiedlich aussehende Aborigines, von denen manche sehr barock und ganz schwarz aussehen, andere eher wie amerikanische Einwanderer. Da gibt es Leute mit breiten Nasen, schmalen Nasen, langen Nasen, kurzen Nasen, großen Nasen, kleinen Nasen, runden Nasen, spitzen Nasen. Von den Ohren will ich erst gar nicht reden. Und die fühlen sich alle wohl so wie sie sind. Es muss nämlich nicht jeder die gleiche Nase haben. Schon gar nicht die Art von Nase, die in Amerika so üblich ist. Und keiner von diesen Menschen wäre eine „Karikatur”.
Von „Schwarzen” zu reden, ist ohnehin nur ein gigantischer Denkfehler. Weil man von „Weißen” redet, meint man, dass die Komplementärgruppe eine Einheit bilden müsse.
Was mich an Nashörner erinnert. Ich war vor einiger mal in Südafrika auf Fotosafari. Dort gibt es zwei Arten von Nashörnern, die als White und Black Rhino bezeichnet werden. Die Reiseführer erklärten uns da, dass diese Bezeichnung ein historischer Fehler ist, zumal sich viele Touristen wundern, dass beide die exakt gleiche Farbe (nämlich elefantenfarbig) haben. Ursprünglich hätten europäische und amerikanische Wissenschaftler das eingeschleppt, als sie die beiden Arten nämlich korrekter (und wie im Deutschen) als Breit- und Spitzmaulnashorn bezeichnet hätten, und es auf englisch wide (=breit) und [irgendwas anderes, weiß ich nicht mehr genau] bezeichnet haben, und die Afrikaner „White Rhino” verstanden haben. Und wenn das eine weiß ist, dachten sie, müsse das andere eben schwarz sein. Seitdem heißen sie white und black.
Und ich habe immer stärker den Eindruck, dass man „Schwarze” nur deshalb so nennt und zusammenfasst, weil sie den Gegenpol, die Feindschaft zu „Weißen” bilden sollen. (Sowas ähnliches hatte ich neulich schon zu Linken und Rechten, denen man ja auch aus einer Gegnerschaft heraus unrichtige, aber suggestive Komplementäreigenschaften zugeschrieben hat, damit’s konfrontativer klingt.)
Das betrifft auch andere Körperteile. Und die können weitaus größer ausfallen, als wir das hier aus unseren Kulturkreisen kennen und uns vorstellen können. Der sogenannte „Hottentottenarsch” zum Beispiel. Würde man Frauen mit diesen Proportionen naturgetreu zeichnen, würde man als übler Rassist beschimpft, weil sich Leute hier nicht vorstellen können, dass es das gibt. Und doch gibt es diese Frauen mancher Volksgruppen, ich habe einige gesehen, deren Körper gewaltige Fettreserven im Hinterteil anlegt, und es deshalb enorm groß werden lässt. Eine Laune der Natur, entstanden aus Lebensumständen mit langen Hungerperioden. Es gibt auch Buschmänner, die die Fähigkeit haben, absurd große Mengen Fleisch zu essen, mehr als bei uns eine Familie, weil man in der Hitze Afrikas Fleisch nicht aufbewahren kann. Damit kommen die dann eine Weile aus. Glaubt man nicht, ist aber so, habe ich in Afrika und Namibia gelernt.
Und wisst Ihr, wie man das nennt?
Man nennt es Vielfalt.
Unsere Welt ist weitaus vielfältiger, als wir das hier in unseren relativ homogenen und medientechnisch unterversorgten Gegenden so kennen, und sie ist offenbar sehr viel vielfältiger, als man das mit einer amerikanischen Schulausbildung aus New York lernt.
Und so gibt es nicht nur eine Art Schwarze. Es gibt ganz viele Arten, die ganz unterschiedlich aussehen. Und sich nicht aneinander messen lassen wollen. Und trotzdem anerkannt und wahrgenommen werden wollen.
So gibt es beispielsweise die politisch in der Meinung getöteten „Mohren”, ursprünglich „Mauren” (kennt Ihr die Robin-Hood-Version mit Kevin Kostner, in der Morgan Freeman den „Mauren” spielte?), nämlich die Einwohner Mauretaniens. Einen Staat namens Mauretanien gibt es auch heute noch, der Begriff richtet sich aber nach dem antiken Mauretanien, eine Region im Norden Afrikas, benannt nach den Einwohnern, den Mauren, einer alten Bezeichnung unklaren Ursprungs für die dort lebenden Berber, von der man vermutet, dass sie aus deren eigener Sprache kommt und sie sich selbst so bezeichnet haben.
Wenn also die Presse und die linke Meinungsfront heute gegen „Mohren”-Bezeichnungen wie Mohrenstraße, Mohrenapotheke, Restaurant zum Mohren wütet, dann ist das wieder mal nur Ausfluss ihrer Dummheit und Ungebildetheit, weil die sich einfach nicht vorstellen können, dass es „Mohren” wirklich gibt und die sich von anderen „Schwarzen” darin unterscheiden. Und auch die haben ein Recht zu existieren und zur Kenntnis genommen zu werden.
Dazu hat mir übrigens mal ein Leser seine Beschwerde und seinen Groll vorgetragen. Der Mann heißt mit Vornamen Moritz. Und er erklärte mir, dass auch dieser Vorname von den Mauren kommt und abgeleitet ist, und er sich von dem Anti-Mohren-Rassismus-Gedengel der Linken zutiefst beleidigt fühlt. An sich war ich die falsche Adresse dafür, aber Linken etwas erklären zu wollen, ist aussichtslos.
Aussichtslos oder nicht, ich blogge es trotzdem:
Ob es der Zeitung passt oder nicht, es gibt jede Menge „Schwarzer” mit richtig dicken Schlauchbootlippen. Und auch mit Glubschaugen. Und ich habe jede Menge von denen gesehen. Gar nicht mal so weit weg von denen mit dem Hottentottenarsch. Da, wo es noch Vielfalt gibt.
Und diese Leute empfinden sich als sehr schön. Und während ich für das besagte charakteristische Hinterteil wenig Begeisterung aufbringen kann, kann ich das hier voll bestätigen. Es gibt sehr hübsche Frauen mit sehr großen Lippen. Nur sitzen die meistens in Afrika und nicht in Amerika, deshalb kennt die wohl eher minderbemittelte Autorin die nicht. (Selbst schwarz zu sein macht einen noch lange nicht zum Schwarzen-Experten, und es gibt halt noch andere als ihren Sohn.)
Übrigens ist das bei denen auch modisch ein wichtiger Punkt, wenn sie moderner drauf sind. Viele der Frauen mit diesen großen Lippen schmieren sich den Lippenstift da nicht einfach quer rüber wie unsere Frauen, sondern machen da eine aufwendige Kunstform draus. Viele machen das zweifarbig, mehrmals gesehen habe ich schon innen dunkelrot und außen ganz schwarz, so aufgebraucht, dass das ineinander und entlang der Lippenfalten verläuft, und dann ordentlich Gloss drüber. Sieht superscharf aus, ist bei Portraits und Schmuckfotos ein Brüller. Aber aufwendig herzustellen, kann nicht jeder.
Und bei manchen Stämmen werden die weit aufgerissenen Glubschaugen sogar ganz bewusst eingesetzt. Da gibt es welche, bei denen wird das magisch für Medizinmänner eingesetzt. Und bei anderen gilt das als schön. Bei den Maori ist es eine Drohgebärde. Und ob man es glaubt oder nicht, viele Asiaten haben tatsächlich Schlitzaugen, und es hat auch seinen Grund, warum sie uns „Langnasen” nennen.
Und das ist genau der Punkt, wie in Europa (auch bei Pippi Langstrumpf) dieses Bild des Mohren und der typischen „Neger”-Attribute entstehen konnte.
Früher nämlich, und das war sogar zu meiner Kindheit noch so, sah man hier fast nie schwarze Menschen. Die waren sehr selten und wurden bisweilen im Panoptikum ausgestellt oder ähnliches. Wenn man welche sah, dann waren die meistens aus Afrika, und nicht aus Amerika.
Heute jedoch stehen wir unter einem starken amerikanischen Einfluss und sehen viele der amerikanischen Schwarzen.
Das heißt, dass unsere Begrifflichkeiten und Vorstellungen des „Negerkindes”, wie es zu der Zeit noch hieß, als das Buch (oder Pippi Langstrumpf mit ihrem Vater als „Negerkönig”) mit dicken Lippen, Lendenschurz, Glubschaugen, und der Begriff des Mohren oder Mauren, keineswegs falsch ist, sondern auf einfach auf den Menschen beruhte, die man früher, vor allem in der Antike, bei uns sah. Da gab es übrigens Amerika im heutigen Sinne noch gar nicht, und die Schwarzen waren auch noch nicht dort. Antike ist etwas, was Amerikaner und Linke daher nicht kennen. Da hatte man Leute hier, die eben aussagen wie der Ausguck der Piraten aus Asterix. Und wenn man mal alte Zeichnungen oder frühe Fotografien ansieht, oder alte Beschreibungen liest, dann lernt man, ja, die sahen so aus. Warum auch nicht, es gibt ja heute noch ganz viele, die so aussehen.
Und dann kommt so eine political-correctness-Prinzessin aus New York daher, und schreibt in der Berliner Zeitung, dass der „normale Schwarze”, der Normschwarze, so aussehen müsse wie ihr Sohn. Wie die amerikanischen Schwarzen. Und nicht wie die aus diesem oder jenem Teil Afrikas. Oder Südasiens. Oder Australiens. Die Dummheit und die Arroganz, dass nur die amerikanische Kultur die Norm vorgeben könne, alles andere sei nur „Karikatur”. Stellt Euch mal vor, Rechte hätten Afrikaner als „Karikatur” bezeichnet, was dann los wäre.
Und dann besitzt diese Autorin, besitzt diese Zeitung auch noch die Frechheit, alles, was von ihrem borniert-arrogantem egozentrischen Normbild abweicht, als „Rassismus” zu bezeichnen.
Wer kauft sowas noch?