200 Millisekunden
Erkenntnisse zur Kommunikation – warum fiel eigentlich E-Mail aus dem Zeitgeist?
Nun, junge Frauen, besonders Journalistinnen, definieren sich ja gerne digital, über Social Media. Also eigentlich das seit Jahrtausenden einschlägige Geschnatter, nur mit anderen Mitteln. Und die Presse versucht ja auch, noch irgendwas zu finden, was Leute lesen wollen, und bietet so ein Digitalfeministisches Zeitgeistfrauenjournal namens „Edition F” an, und da jammert jetzt eine darüber, dass das digitale Geplapper nicht mehr funktioniert.
Man jammert über das Ignoriertwerden. Immer mehr, immer intensiver, immer schneller wird geplappert, und immer größer wirt der Frust über kaputten Tonfall, fehlende Umgangsformen und ignorierte Nachrichten.
Die Kommunikationskultur ist so kaputt wie deren Journalismus, und das ist nicht verwunderlich, beides liegt ja eng beisammen. Irgendwie hat sich da eine riesige Szene gebildet, die sich nur noch zu Tode schnattert, die irgendwelche archaischen Hirnfunktionen ausgegraben hat und die nun technisch überfüttert wie ein Drogenjunkie. Man dachte, dass Frauen damit den Zeitgeist und die technische Entwicklung vorgeben, weil sie doch alle so Internet-affin sind, aber effektiv haben sie nur nutzlose Kommunikationskrämpfe.
Interessant ist, wie die Autorin (studiert „Crossmediaredaktion”… ich fass’ es nicht. Hält die das für einen Beruf oder eine Ausbildung?) ihren Ignoriertwerdensfrust begründet:
Je länger ich meine Chatverläufe und E-Mail-Postfächer betrachte, desto größer wird meine Frustration. Ich frage mich: Wann wurde es eigentlich normal, Textnachrichten zu ignorieren? Es kann doch nicht sein, dass die Hälfte meiner Nachrichten tagelang unbeantwortet bleibt. Nur knapp 200 Millisekunden dauert es, um in einem Gespräch zu antworten. Eigentlich müsste man doch meinen, dass jeder Mensch ein so kurzes Zeitpensum aufbringen kann. Und auch könnte man annehmen, dass heutzutage jede Nachricht, die wir senden, mehr oder weniger, sofort gelesen wird. Wird sie ja meist auch, aber dann versandet die Konversation meist auch schon.
Wie dämlich muss man eigentlich sein, um eine solche Hochgeschwindigkeitskommunikation für sich einzufordern?
Wenn man vom anderen gar nicht mehr erwartet, noch irgendwie nachzudenken, sondern nur des Protokolls wegen mitzuschnattern, damit die weibliche Schnatterdrüse im Hirn zufrieden ist, wie kann man sich dann gleichzeitig darüber beschweren, dass der andere inhaltlich nicht reagiert?
Wenn man Vorträge hält, empfielt es sich, „Denkpausen” zu machen. Mittendrin mal Ruhe geben. Mache ich gerne. Mancher mag das nicht glauben, aber am meisten vom Inhalt kommt beim Publikum an, während man mal nichts sagt. Damit die Inhalte durch den Gedächtnis-Parcours sickern können. Wer wie diese Tussi Antworten in 200 Millisekunden erwartet ist auch nicht besser als ein Ignorant. Das kann mit Denken nichts zu tun haben.
Wie kommt die eigentlich auf diese 200 Millisekunden? Sie verweist hierauf. The Atlantic beschreibt, dass Denkpausen und Füllwörter wie „Ähm” dazu dienen, dem Hirn wenigstens ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu verschaffen.
When one person asks another a question, it takes an average of 200 milliseconds for them to respond. This is so fast that we can’t even hear the pause. In fact, it’s faster than our brains actually work. It takes the brain about half a second to retrieve the words to say something, which means that in conversation, one person is gearing up to speak before the other is even finished. By listening to the tone, grammar, and content of another’s speech, we can predict when they’ll be done.
This precise clockwork dance that happens when people speak to each other is what N.J. Enfield, a professor of linguistics at the University of Sydney, calls the “conversation machine.” In his book How We Talk, he examines how conversational minutiae—filler words like “um” and “mm-hmm,” and pauses that are longer than 200 milliseconds—grease the wheels of this machine. In fact, he argues, these little “traffic signals” to some degree define human communication. What all human languages have in common, and what sets our communication apart from animals, is our ability to use language to coordinate how we use language.
Ist das der Grund, warum so viele Journalistinnen, Feministinnen, Selbstdarstellerinnen so gruselig dumm sind? Weibliches Geschnatter?
Haben die sich alle angewöhnt, zu reden, bevor das Hirn eine Chance zum Denken hatte? Haben die sich schon die bloße Erwartung abtrainiert, man selbst oder der andere würde etwas denken? Reden um des Redens willen, um der wechselseitigen Kommunikation? Mehr so ein verbales Ping-Pong-Spiel?
Nun, da die sich heute entweder bestätigen oder beschimpfen, müssen die auch nichts denken, das hat mehr was mit Gesellschaftstänzen zu tun. Als Informatiker würde ich sagen, dass sie synchron reden. Synchron heißt, dass der Kommunikationstakt auch anliegt und deshalb kommuniziert werden muss, wenn man noch gar nichts zu sagen weiß, weshalb man Computern dazu Protokolle beibringt, mit denen sie in diesem Sendezwang auch Schweigen senden können, also mitteilen können, dass sie gerade nichts zu sagen haben.
Das fehlt bei Frauen. Sie schnattern synchron getaktet (Taktbreite 200 Millisekunden, Blubberfrequenz damit 5 Hertz, entspricht meinen Beobachtungen). Und das schlägt auf den Zeitgeist durch.
Schaut man sich alte Talkshows aus den 60er und frühen 70er Jahren an, Streitgespräche zwischen Politikern, dann waren da manche dabei, in denen die sich nicht ins Wort gefallen sind. Da spricht einer langsam gedrechselte Worte in seinen Pfeifenrauch hinein, alle schauen dem nach, und es dauert eine Weile der Stille, bis ein anderer anhebt, einen Satz anzufangen, um nach dem dritten Wort zu verharren…
Heute sprechen Politiker ganz anders. Sie machen die Pausen, die sie zum Luftholen brauchen, mitten im Satz an den wichtigsten Stellen, und sie gehen am Satzende mit der Tonhöhe nicht runter, sondern hoch, um sofort den nächsten Satzanfang dahinterzupappen.
Warum machen die das? Weil ihnen Sprachtrainer das so beibringen. Wie oben in dem Absatz angesprochen, ist das Hirn darauf trainiert, vorherzusagen, wann der andere mit seiner Aussage zu Ende ist und dann sofort zu übernehmen. Deshalb fallen die Leute sich so oft ins Wort. Und um diese Vorhersage zu sabotieren, trainieren die unnatürliches Sprechen mit falschen Pausen und verkehrter Satzmelodie.
Und es ist eben auch sehr auffällig, dass gerade Feministinnen ständig anderen Leuten ins Wort fallen – die denken nicht. Aber sie plappern viel.
Und das erklärt dann auch, warum die Autorin in diesem Artikel schreibt, dass sie E-Mail nicht mag, die seien so Neunziger. E-Mail ist langsam, E-Mail ist asynchron, und bei E-Mail bekommt man alles auf einmal. Man kann bei E-Mail niemandem ins Wort fallen. Deshalb mögen die das nicht.
Ich habe lange überlegt, warum „digital natives” keine E-Mail mögen und lieber twittern oder sonstwas treiben. Es scheint, als ertragen die das nicht mehr, mehr als 300 oder 400 Zeichen einzutippen, ohne Interaktion zu bekommen oder anderen sofort ins Wort fallen zu können. Einen langen Text zu schreiben, den der andere während des Schreibens noch nicht sieht, und dann drückt man auf einen Knopf und auf einen Rutsch ist alles beim anderen, ohne dass man da noch irgendwas unterbrechen, zwischenreden, beeinflussen könnte, ist für viele heute unerträglich.
Womöglich ist das auch der Grund, warum so viele Menschen die Kommentarfunktion zu Webseiten für so wichtig halten, obwohl sie eignetlich nichts zu sagen haben oder einwerfen wollen, dass sie nicht einverstanden sind. Viele schreiben schon während des Lesens, bevor sie fertig gelesen haben. Es übernimmt die Funktion des Zwischenredens.