Journalisten, Theorien und Männer über 40
Wieder mal ein schönes Beispiel für die Wertlosigkeit des deutschen Journalismus.
Fangen wir es wissenschaftlich an: Sind Theorien richtig oder falsch?
Wer meint, die Frage generell beantworten zu können (oder zu sollen), der hat nicht verstanden, was eine Theorie ist (und sich damit zum Geisteswissenschaftler oder Journalisten herunterdisqualifiziert).
Der zentrale Witz an der Theorie ist nämlich, dass man zum Zeitpunkt ihrer Bildung noch nicht weiß, ob sie stimmt oder nicht. Sonst bräuchte man sie ja nicht.
- Am Anfang steht das Problem, dass man etwas nicht weiß, oder sich bisheriges Wissen als falsch herausgestellt hat.
- Dann stellt man anhand des bestehenden Wissens eine Vermutung auf, die gerne auch spekulativ sein kann, die Hypothese. Von der weiß man nicht, ob sie stimmt, aber man hat vor, sie anhand von empirischen Beobachtungen zu prüfen, mit ihr auch Prognosen über Experimente zu erstellen und zu überprüfen und anhand der Probleme, die mit dem bisherigen, widerlegten oder unzureichenden Wissen aufgetreten sind, dahingehend zu untersuchen, ob sie eine Verbesserung liefert.
- Hat die Hypothese allem, was man bisher weiß und beobachtet hat, allen Experimenten und allen aufgetretenen Problemen positiv standgehalten, hat man sie also am bisherigen Wissen und den bekannten Möglichkeiten der empirischen Prüfung verifiziert, dann ist sie eine Theorie. Eine Theorie ist eine positiv am bisherigen Wissen und der Empirie verifizierte Hypothese.
- Damit gilt sie bis irgendwelche Probleme damit auftreten oder irgendwer sie falsifiziert, und dann geht’s von vorne los.
Behauptet dagegen jemand etwas, was aus bisherigem Wissen nicht zwingend hervorgeht, und was er auch nicht überprüfen will oder die Überprüfung sogar ablehnt, dann ist es ein Postulat. Oder jedenfalls ist es dann ein Postulat, wenn es auch niemand widerlegen kann. Denn wenn man es widerlegen kann, dann ist es eigentlich kein Postulat, sondern falsch. Oder Aberglaube. Was aber viele Leute nicht davon abhält, einfach drauf loszupostulieren und es dann Theorie zu nennen. Weil sich Theorie nach wissenschaftlich anhört, während sich der wissenschaftlich richtige Begriff Postulat eher nach doof anhört.
Und beim Stichwort doof sind wir dann auch gleich bei der Presse. Die Süddeutsche schreibt nämlich darüber, dass ein Amerikanist der Uni Tübingen, Michael Butter (nie gehört…ich habe aber auch ein Namensgedächtnis wie ein totes Pferd…), meint, über Verschwörungstheorien aufklären zu müssen.
Noch nie hatte einer, der andere der Verschwörungstheorien schimpft, verstanden, was eine Theorie ist (oder er lügt bewusst), denn sonst würde er das ja nicht Verschwörungstheorie schimpfen, denn damit würde er sie ja als verifiziert anerkennen. Der richtige Begriff wäre Verschwörungshypothese, wenn es noch geprüft werden soll, oder Verschwörungspostulat, wenn die Leute gar nicht mehr vorhaben, es zu prüfen. Das ist für Journalisten aber zu hoch.
Noch schräger ist, dass das, was Gegenstand einer Verschwörungstheorie (die Mondlandung war vorgetäuscht, die Amerikaner haben das World Trade Center selbst gesprengt) meistens singuläre Ereignisse betrifft, denen es an der Allgemeinheit, Wiederholbarkeit, Generalität fehlt, und die deshalb einer Hypothesen- oder Theorienbildung eigentlich, so im engeren Sinne, gar nicht zugänglich sind. Dass das World Trade Center gesprengt worden sei, ist eine Vermutung oder Unterstellung, aber keine Theorie, denn es wäre ja keine generelle Regel, dass alle einstürzenden Hochhäuser von Amerikanern gesprengt würden. Man kann zwar schon Hypothesen darüber anstellen, dass ein Flugzeug nicht genug kinetische Energie hat oder die Hitze von brennendem Kerosin nicht reicht, aber das sind experimentell wiederholbare Vorgänge, die auch bei weiteren Zusammenstößen zwischen Flugzeugen und Hochhäusern gelten würden. Aber was an diesem Tag tatsächlich singulär passiert ist, ist nicht theorienfähig, weil man von einem Vorgang nicht auf andere schließen könnte.
Da merkt man aber schon, wie schwierig es ist, den Vorwurf der Verschwörungstheorie zu erheben, weil der Vorwurf ja auch meist nur als gegnerischer Vorwurf erhoben wird. Es ist selten, dass Leute von sich selbst sagen, dass ihre Vermutung eine „Verschwörungstheorie” sei. Die Erfahrung zeigt, dass dümmer als der, der die Verschwörungstheorie bildet und äußert, der ist, der sich als solche bezeichnet. Denn wüsste er, ob sie stimmt oder oder nicht, würde er sie beweisen oder widerlegen und sich nicht darauf beschränken, sie zu beschimpfen. Aber auch das ist Journalisten zu hoch.
Irgendwo gab es neulich mal eine Aufstellung, wonach sich verblüffend viele sogenannter Verschwörungstheorien als wahr herausgestellt haben.
Und wenn ich überlege, wie oft in dem Uni-Promotionsstreit und im Zusammenhang mit dem Bundesverfassungsgericht schon als Verschwörungstheoretiker beschimpft wurde, obwohl sich das dann anhand der Akten und Auskunftsklagen als wahr herausgestellt hat, dann ist das Beschimpfen als Verschwörungstheorie durchaus als Diffamierungstechnik derer zu sehen, die etwas zu verbergen haben. Als Daumenregel könnte man sich merken, dass eine Verschwörungstheorie umso beachtlicher ist, je mehr sie als solche beschimpft wird, weil das Rückschlüsse auf die Art und Zahl der Gegner zulässt.
Butter nennt drei Grundannahmen als Bedingung für eine Verschwörungstheorie: 1.) Nichts geschieht durch Zufall. 2.) Nichts ist, wie es scheint. 3.) Alles ist miteinander verbunden. Am Morgen nach seinem Vortrag im Amerikahaus München hat der 40-Jährige Zeit für ein Gespräch, bevor er zu einer Tagung mit Verfassungsschützern im bayerischen Innenministerium eilt.
Sowas konstituiert keine Theorie, aber der Mann ist Literatur- und Kulturwissenschaftler, und was ich von denen halte, ist bekannt.
Vielleicht hätte man sich vor der Frage, was die Verschwörungstheorie ausmacht, erst mal mit denen beschäftigen sollen, die den Vorwurf erheben. Denn das ist Rabulistik. Auch wenn Verschwörungstheorien noch so dämlich und absurd sein mögen, unterliegen sie der Meinungsfreiheit. Interessant wäre deshalb die Motivation derer, die da eingreifen wollen, und wieso man sie überhaupt als solche beschimpft, wenn man doch selbst nicht weiß, ob sie stimmen oder nicht.
Und dann merkt man auch, woher der Wind weht:
Michael Butter: Momentan ist das die Theorie des “Großen Austauschs”. Sie entstand 2015, nachdem Hunderttausende Flüchtlinge in die Bundesrepublik kamen, und behauptet, dass das Land von einer globalen “Finanzoligarchie” mittels der “Migrationswaffe” ausgeschaltet werden soll. Die Deutschen sollen durch Muslime ersetzt werden und von den EU-Bürokraten bis zur Bundesregierung arbeiten alle zusammen. In diesem Plan kommt 9/11 ebenso vor wie die Schengen-Entscheidung, die EU-Binnengrenzen zu öffnen. Andere Theorien wie die der “Neuen Weltordnung” oder der “Deutschland GmbH” der Reichsbürger können wunderbar andocken. Problematisch ist, wie die Austausch-Theorie den Diskurs ändert.
Naja, es gibt zumindest so viele Leute, die derartige Absichten äußern, und es gibt durchaus entsprechende Erkenntnisse amerikanischer Geheimdienste über derartige Absichten aus kommunistischer Ecke, dass das keine absurde Verschwörungstheorie ist. Diese Verschwörung gibt es tatsächlich. Die Frage ist eher, ob die das tatsächlich betreiben und erreichen, was passiert, oder ob das, was die wollen, nur zufällig von selbst passiert. Das ist aber eine valide Frage.
Ausgangspunkt einer Untersuchung müsste also erst einmal sein, ob die Vermutung denn stimmt oder nicht. Auffällig ist nämlich immer, dass Vorwürfe der Verschwörungstherie beschimpfend oder pathologisierend vorgetragen werden, dabei aber nicht unternommen wird, sie zu widerlegen oder darin Denk- oder Hypothesenbildungsfehler darzulegen.
Und effektiv zeigt die Aussage, dass es ihm gar nicht um die Frage geht, ob etwas stimmt oder nicht, sondern einfach nur darum, dass der „Diskurs” in andere als die gewünschten Bahnen läuft.
Übrigens: Wenn ich hier um die Ecke in den Supermarkt gehe, dann sehe ich da fast nur noch ein türkisch-arabisches Publikum. Was ist das, wenn nicht „Austausch”?
Und dann geht das richtig ins Absurde:
Sie betonen, dass Gesellschaften die drängendsten Probleme nicht mehr werden lösen können, wenn sie sich nicht darauf verständigen können, was wahr ist.
…sich darauf verständigen, was wahr ist…
Es geht also darum, dass man Wahrheit per Konsensentscheidung finden soll, dass man politisch festlegt, was wahr und was Verschwörungstheorie sein solle. Oder anders gesagt: Wahr ist die Meinung der Regierungsmehrheit, Verschwörungstheorie ist die Meinung der Opposition.
Für Wissenschaftler ist es schwer zu sagen, was ein Faktum ist. Ich würde als Konstruktivist sagen, dass Fakten auch konstruiert sind. Aber man sollte sich anhand von Fotos einigen können, welche Amtseinführung eines US-Präsidenten mehr Leute besucht haben.
Genau zu dem Punkt arbeite ich gerade an einem Vortrag. Wenn schon einer daherkommt und sagt, er sei Konstruktivist, Fakten seien konstruiert, und man müsse sich einigen, dann ist eigentlich alles verloren, insbesondere jede Argumentation. Denn wenn Wahrheit eine Sache des Konsenses und der Einigung ist, dann ist es in der Konsequenz das Recht jedes Verschwörungstheoretikers, an diesem Konsens nicht teilzunehmen. Denn wenn man an einer Einigung teilnehmen und zustimmen muss, dann ist es ja keine.
Wie will man eigentlich Theorien verifizieren oder falsifizieren, wenn doch sowieso alles nur willkürlich festgelegt sein soll? Ach, was scheren einen Logik und Konsistenz, wenn man Geisteswissenschaftler und Professor oder Journalist ist. Einfach drauflosschwafeln.
Die quantitativ forschenden Kollegen sagen, dass es schwer sei, einzelne Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Bildung zu finden. Wer qualitativ arbeitet und etwa untersucht, wer besonders viel über Verschwörungstheorien postet und kommentiert, der sieht dort vor allem Männer über 40. Das deckt sich auch mit meiner eigenen Erfahrung, wenn ich sehe, wer mir nach Vorträgen oder Interviews schreibt.
Ach, wär das schön, wenn Professoren den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität kennen würden.
Vielleicht liegt’s ja auch einfach daran, dass Männer über 40 fast die Einzigen sind, wenn es darum geht, überhaupt noch eigene Gedanken zu äußern. Frauen haben das im Allgemeinen nie getan und Männern hat man es abgewöhnt. Männer über 40 sind die, die vor 1998 Abitur gemacht haben – das Jahr, in dem die Schröder-SPD samt Gendermafia an die Macht kam, seither werden Leute auf Ideologie erzogen.
Man könnte aus der Beobachtung „Männer über 40” damit auch ganz andere Schlüsse ziehen. Oder auch einfach solche, dass Männer einfach kreativer als Frauen sind. Oder was auch immer. Aber es gilt ja die alte Geisteswissenschaftler-Regel, dass wer eine Korrelation findet, eine beliebige Kausalität behaupten darf. Grundregel: Geisteswissenschaftler und quantitativ Untersuchungen passt nicht zusammen, das geht eigentlich immer schief.
Verschwörungstheorien sind immer auch eine Antwort auf wahrgenommene Krisen oder Entwurzelungen. Männlichkeit ist zurzeit mehr in der Krise als Weiblichkeit und Männer haben mehr zu verlieren.
Und jetzt macht der Literatur- und Kulturwissenschaftler noch auf Psychoonkel. Wer keine Befähigung hat, kann auch deren Grenzen nicht erkennen.
Ihr Selbstbild leidet, wenn sie die Arbeit verlieren und die Familie nicht mehr ernähren können. Die Position, die man in der Gesellschaft hatte, scheint ist in Gefahr und da will man wieder hin. Gerade in den USA standen weiße Männer, auch jene mit geringer Bildung, zumindest immer über Afroamerikaner, Latinos und Frauen. Dass die meisten über 40 oder 50 sind, liegt daran, dass diese oft auf etwas zurückschauen, was angeblich besser war. Ich persönlich würde den Einfluss der Bildung nicht unterschätzen.
Ah, ja, das übliche feministische Gebrabbel: Weiße alte Männer, die Angst um ihre Privilegien haben.
Mal direkt gefragt: Ist das nicht eine Verschwörungstheorie?
Nochmal seine eigenen drei Kriterien:
1.) Nichts geschieht durch Zufall. 2.) Nichts ist, wie es scheint. 3.) Alles ist miteinander verbunden.
Passt doch.
Und wenn ich das mal so ganz direkt sagen darf: Es wird gerade enorm viel kaputt gemacht, vieles war früher besser. Und die über 40 oder über 50 sind eben die, die die Unterschiede erkennen und warnen, dass da gerade etwas richtig kaputt geht. Wer sonst sollte darauf hinweisen?
Wieder mal so ein Selbstwiderspruch: Ständig behaupten sie, dass der ganze Bereich der technisch-mathematischen Fächer früher reine Männersache war. Stimmt. In meinem Physik-Leistungskurs gab es gar keine, im Informatik-Kurs auch keine Frau, und im Mathe-Leistungskurs weiß ich es nicht mehr genau, ich glaube, da hatten wir eine.
Und heute halten sie es für schräg, dass Männer vor dem Absturz warnen, und unterstellen deshalb, dass Männer Privilegienverlustängste hätten. Dass aber gerade die älteren Männer als diejenigen, die damals alleine das hohe Fachwissen erworben haben, auch die einzigen sind, die überhaupt den Absturz erkennen und davor warnen können, geht da in die Geisteswissenschaftler-Birne nicht mehr rein. Wie gesagt: Wer eine Korrelation findet, darf dort eine beliebige, frei erfundene Kausalität behaupten. Geisteswissenschaftler.
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass „Verschwörungstheorien” eben nicht von der weißen Unterschicht, dem white trash, kommen, sondern eigentlich immer von einer Schicht, die zwar meist nur selektiv, in ihrem Gebiet aber durchaus, naja, nicht immer Spitzen-, aber in der Regel deutlich überdurchschnittliches Wissen aufweisen, und deshalb der Vorwurf gar nicht stimmen kann?
Und dann der Brüller, der Super-Brüller:
Man fragt nicht, was die Leute gelernt haben. Wer etwas studiert hat, das über das Prinzip von Kausalitäten hinaus geht, also Sozial- oder Geisteswissenschaften, ist tendenziell weniger empfänglich als ein Physiker oder Ingenieur, wo die Mechanik stärker ist. Das ist eine intuitive Beobachtung, aber es spricht viel dafür.
Das muss man sich mal langsam durch die Zähne ziehen: „…das über das Prinzip von Kausalitäten hinaus geht, also Sozial- oder Geisteswissenschaften…” – also logik- und realitätsbefreites Geblubber? Einfach behaupten, was man gerade will?
Ist das nicht genau das, was man so gerne Verschwörungstheoretikern vorwirft?
Macht Euch mal klar, was der da sagt, was für einen Unsinn der von sich gibt: „Wer etwas studiert hat, das über das Prinzip von Kausalitäten hinaus geht, also Sozial- oder Geisteswissenschaften, ist tendenziell weniger empfänglich als ein Physiker oder Ingenieur, wo die Mechanik stärker ist.”
Er sagt, dass Leute mit kausalbezogenem Studium, bei denen die Mechanik eine Rolle spielt, Physiker und Ingenieure, für Verschwörungstheorien empfänglicher seien als Sozial- und Geisteswissenschaftler.
Heißt das nicht gerade, dass Verschwörungstheorien weit über dem liegen, was Sozial- und Geisteswissenschaftler verstehen können?
Denn in der Regel beruhen Verschwörungstheorien auf technisch-mechanischen Einwänden. Fallen also genau in das Gebiet der Physiker und Ingenieure. Und die sind eben auch nicht ideologisch auf eine ausgehandelte, konstruierte Wahrheit festgelegt und taub, sondern hören sich alle Gegenargumente an und interessieren sich dafür.
Ist so eine Aussage nicht die Kapitulation des Schwätzers vor der Verschwörungstheorie?
Ich würde es begrüßen, wenn mehr Menschen in Schule und Universität die entsprechende “Gesellschaftskompetenz” oder social literacy, wie man sie neudeutsch nennen könnte, vermittelt würde.
Ist das nicht ein enormer Selbstwiderspruch?
Die Leute sollen nicht mehr lernen, technisch-wissenschaftlich zu denken und jedes Argument erst einmal anzuhören und zu prüfen, sondern auf den Mainstream geeicht werden und einfach das glauben, was sie glauben sollen, was man ihnen politisch eintrichtert?
Ist gerade das nicht systematisches Belügen und Konditionieren der Öffentlichkeit?
Gesellschaftskompetenz? Das zu glauben und ungeprüft für richtig zu halten, was einfach gesellschaftlich passt?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie naiv auch kluge Studierenden mit Informationen umgehen, die sie im Internet finden.
Geht mir ähnlich. Ich staune immer über die Naivität von Professoren. Immer eine Frage des Blickwinkels, auf welchem Niveau man sich selbst befindet.
Ich halte es für einen Irrweg, dass alle Schüler programmieren lernen sollen.
Das ist allerdings richtig. Da stimme ich zu. Allerdings aus anderem Grunde. Programmieren läuft geisteswissenschaftlichen Sichtweisen diametral entgegen. Ich halte manche Leute schlicht für zu blöd, er dagegen will wohl nicht, dass Leute in ihrer Willkür beeinträchtigt werden.
Es ist wichtiger, den jungen Leuten beizubringen, wie man Informationen klug beurteilt.
Klug beeurteilen? Von Sozial- und Geisteswissenschaftler?
Nun, man könnte auch Luft- und Raumfahrt bei den Taliban studieren. Das käme auf’s gleiche raus.
Viele haben – und nicht ganz zu Unrecht – den Eindruck, dass sie außerhalb ihrer Echokammer nicht ernst genommen werden.
Stimmt. Symptom ist, wenn deren Bedenken als Verschwörungstheorien weggewischt werden.
Und dann kommt ganz am Schluss noch ein Kostpröbchen aus einem anderen Interview, so als Weiterklicker, das einen zentralen Punkt zeigt:
Ein Weltbild des permanenten Betrogenwerdens hat sich in die Gesellschaft hineingefressen, sagt der Berliner Historiker Paul Nolte. Ein Gespräch über den Nährboden des Populismus, Dobrindts “konservative Revolution” und den neu-alten Antifeminismus.
Wir werden permanent betrogen. Ich habe mir das jetzt 20 Jahre in den allgemeinen Fächern und der Informatik und 6 Jahre in den Gender-Studies angesehen. Das ganze Ding ist nichts anderes als ein einziger massiver Betrug, da hat eine regelrechte Betrugslawine eingesetzt.
Der Hammer daran ist nämlich der: Gender Studies unterstellen, dass alle Männer sich verschworen hätten, Frauen als das unterdrückte Geschlecht zu erfinden und permanent zu unterdrücken. In amerikanischer Gender-Literatur und -Studies findet sich etwa der Hinweis, dass Menstruation und Geburt gar nicht schwächen und auch keinerlei Schmerzen bereiten würden, das hätten die Männer den Frauen nur eingeredet, um sich in ihrer Arbeitskraft zu schwächen. Oder dass Frauen nur deshalb kleiner und schwächer als Männer seien, weil die ihnen als Kinder das ganze gute Essen wegfressen und Mädchen nur die Reste bekommen.
Der ganze Gender-Quatsch ist eine der größten, wenn nicht sogar die größte Verschwörungstheorie und das größte Betrugssystem der Geschichte. Liest man aber die Literatur, dann nennen sie es feministische Theorie. Wie immer hat man für alles zwei Begriffe, positive und negative. Man weigert sich von vornherein, irgendwas zu überprüfen (also ist es keine Theorie, sondern Postulat). Man ignoriert alle Gegenbeweise, hält also trotz Falsifizierung daran fest.
Und, die Königsklasse der Verschwörungstheorien, man lehnt Gegenargumente damit ab, dass sie eine Bestätigung wären. Wenn irgendwer kommt und darauf hinweist, dass etwas offensichtlich falsch oder selbstwidersprüchlich sei, dann heißt das, dass das das Genderdrama nur bestätigt, weil das Patriarchat schon wieder angerückt wäre um Frauen zu unterdrücken. Es gibt Feministinnen, die der Meinung sind, dass sie sich permanent selbst widersprechen dürfen und müssen, weil sie nur so von Männerdenken emanzipiert seien. Widerspruchsfreiheit sei ein böses männliches Konstrukt, das nur dazu da sei, Frauen auszugrenzen.
Eine Verschwörungstheorie, die so weit geht, dass sie Gegenargumenten gar nicht mehr zugänglich ist, weil Gegenargumente als Teil der Verschwörung und damit Bestätigung angesehen werden. (Wie in der Religion: Kritiker werden von Gott gesandt um einen zu prüfen und zu versuchen.)
Wenn also einer über Verschwörungstheorien schreibt und sagt, dass Gender-Kritiker Verschwörungstheoretiker seinen, aber nicht merkt, dass der Gender-Krampf selbst die größte Verschwörungstheorie ist, der ist voll unfähig – Sozial- und Geisteswissenschaftler eben. Einfach glauben, was gesellschaftlich so angesagt ist, Denken nicht erforderlich.
Wie kann das also sein, dass jemand, der an so elementaren Überlegungen scheitert, eine Arbeitsgruppe mit Leuten aus 39 Ländern leiten kann? Und warum hakt die Süddeutsche da nicht ein?
Bleibt die Frage: Wer kauft einen so etwas wie die Süddeutsche Zeitung noch? Wer glaubt denen noch was?