Ansichten eines Informatikers

Über die multikulturelle Gesellschaft

Hadmut
27.7.2018 0:20

Ich möchte dem Leser mal ein paar Zitate zur Wertung vorlegen und einen Denkvorgang anstoßen.

Ich werde dem Leser nun – mit der Bitte, wirklich in Selbstdisziplin und ohne spicken darüber nachzudenken, was er von den folgenden Zitatfetzen hält und von wo (das heißt, von wem und aus welcher politischen Richtung) sie kommen und wo sie abgegeben worden sein könnten:

Es gibt Erfolge, die zum Problem werden, wenn sie sich einstellen. Zur Zeit ist es die westliche Welt, die diese Erfahrung machen muß.

Bedenke, worum Du bittest…

Weil die Menschen aber nur ein Leben zur Verfügung haben, sind sie nicht länger bereit, auf die Ankunft des Reichtums zu warten. Wo der Reichtum sich nicht einstellen will, sind immer mehr Menschen willens, den umgekehrten Weg zu gehen: Sie wandern dorthin, wo der Reichtum ist, also in die Länder des Westens. Die – frei gewählte oder erzwungene – Mobilität, die seit dem Beginn der Moderne im Wachsen ist, wird auch in Zukunft weiter zunehmen.

oder

Nicht minder unverantwortlich wäre es, die multikulturelle Gesellschaft als einen modernen Garten Eden harmonischer Vielfalt zu verklären und – in einem Akt seitenverkehrter Fremdenfeindlichkeit – das ungeliebte Deutsche mit dem Fremden vertreiben zu wollen. Die Entrüstung über den Fremdenhaß, die als Gegenmittel eine Politik der schrankenlos offenen Grenzen empfiehlt, hat etwas Scheinheiliges und Gefährliches. Denn wenn die Geschichte irgend etwas lehrt, dann dies: Keiner Gesellschaft war je der zivile Umgang mit dem Fremden angeboren. Vieles spricht dafür, daß die Reserve ihm gegenüber zu den anthropologischen Konstanten der Gattung gehört; und die Moderne hat mit ihrer steigenden Mobilität dieses Problem allgegenwärtiger gemacht als zuvor. Wer dies leugnet, arbeitet der Angst vor dem Fremden und den aggressiven Potentialen, die in ihr schlummern, nicht entgegen.

Von der Tendenz her könnte das doch ein Leser meines Blogs geschrieben haben, oder?

Das heißt aber gerade nicht, daß die multikulturelle Gesellschaft harmonisch wäre. In ihr ist vielmehr – erst recht dann, wenn sich wirklich fremde Kulturkreise begegnen – der Konflikt auf Dauer gestellt. Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer; sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen. In der multikulturellen Gesellschaft geht es daher um die Gratwanderung zwischen verbindenden und trennenden Kräften – und eben deswegen ist es so wichtig, daß sie sich Spielregeln gibt.

Das ist doch eine relativ kritische Sichtweise, oder?

Heiß auch das:

Dieser Vorschlag hat freilich eine gravierende Schwäche: Er geht von der Überzeugung aus, man könne und dürfe die Bevölkerung nicht mit den ungeschminkten Tatsachen – Deutschland ist ein Einwanderungsland – konfrontieren; gangbar sei alleine der fürsorgliche Weg hinter dem Rücken der Mehrheit: das Neue als das Alte verkaufen. Wir halten diese absolutistische Strategie im demokratischen Gewand für verhängnisvoll. Denn gerade eine Politik des Verheimlichens und Herunterspielens wird jene fremdenfeindlichen Kräfte noch stärken, die es doch zu bekämpfen und aufzulösen gilt. Mündig werden sich nur Bürgerinnen und Bürger verhalten, denen der Staat Mündigkeit und Konfliktfähigkeit unterstellt.

Und ein fragwürdiger juristischer Schlich:

Deswegen schlagen wir eine offene Diskussion über eine Änderung des bisherigen Regelwerks vor. Weil die Bundesrepublik Deutschland bislang nicht bereit ist, sich als Einwanderungsland zu verstehen, bleibt vielen derer, die aus berechtigten Gründen nach Deutschland wollen, kein anderer Weg als der des Asyls. Der inflationäre Gebrauch dieses Nadelöhrs muß aber auf Dauer dazu führen, daß das unverzichtbare Institut des Asyls ausgehöhlt und ad absurdum geführt wird. Deswegen plädieren wir für eine Entlastung des Asylverfahrens; es soll auf die offenkundigen Fälle von politischer, religiöser, rassistischer und geschlechtlicher Verfolgung beschränkt und damit in seiner eigentlichen Bedeutung bekräftigt werden. So wäre der Raum gewonnen, um das Problem der Einwanderung ohne die gegenwärtig grassierende Hysterie und Demagogie anzugehen.

Das ist mal eine harte Aussage: Weil Deutschland nicht Einwanderungsland sein will, muss man Einwanderer vordergründig als Asylanten ausgeben und (siehe oben) den Leuten das Denken und die demokratische Entscheidung abnehmen.

Wer hat das gesagt?

Wo steht er politisch?

Wo wurde das veröffentlicht?

Und jetzt eine ganz böse Frage: Wann?

Na?

Es war Daniel Cohn-Bendit (und Thomas Schmid) in der ZEIT vom 22. November 1991. (Danke für den Hinweis)

Ich habe natürlich selektiv etwas einseitig ausgewählt, der Text geht eigentlich pro Einwanderung, stellt aber einige Probleme gegenüber.

Verblüffenderweise beschreibt dieser Text exakt, was heute abläuft. Wohlgemerkt, der Text ist über 25 Jahre alt.

Ich halte das für einen Beleg, dass das, was heute hier passiert, nicht spontan oder von außen aufgezwungen, sondern von innen heraus über Jahre geplant und vorbereitet wurde und die Täuschung und Bevormundung der Bevölkerung Teil des Manövers sind.