Ansichten eines Informatikers

Rechts – Links – Amygdala

Hadmut
7.8.2018 0:30

Noch ein Gedanke.

Ich schreibe ja schon länger um die Überlegung herum, dass Rechte und Linke eigentlich das gleiche und auch aus demselben Holz geschnitzt, aus demselben Gelege geschlüpft sind. Dass die sich nur in Details, in Parametern unterscheiden.

Ging mir heute so beim Mittagessen durch den Kopf, als ich darüber nachdachte, wie sich das auf einen Nenner bringen lässt:

Nach Beobachtung sind beide, Rechte wie Linke, einem krankhaften Tribalismus mit hochaggressiver Abwehr von allem, was nicht zum eigenen Stamm gehört, verfallen. In beiden sind anscheinend evolutionär entwickelte Verhaltensweisen, die eigene Herde zusammenzuhalten und durch gemeinsame Eigenschaften zu einen, und gegen alle von fremden Herden zu verteidigen, regelrecht übergekocht zu sein. Eigentlich beide ein Fall für den Psychiater.

Worin unterscheiden sie sich?

In der Strategie, mit der sie versuchen, den Zustand der homogenen, abgegrenzten Herde zu erreichen.

Rechte
suchen sich mehr oder weniger willkürlich augenscheinlich oder anders durch Sinnesorgane unmittelbar wahrnehmbare Eigenschaften und Kriterien, Aussehen, Sprache und so weiter, und trennen dann strikt nach diesen Kriterien, um dadurch einen Zustand der Herde zu erreichen, in dem sich alle Mitglieder in diesen Eigenschaften und Kriterien offenkundig gleichen.
Linke
versuchen, die Wahrnehmung einer heterogenen, offenkundig nicht homogenen Herde in die einer homogenen Herde umzuwandeln, indem sie jeden Unterschied, jedes Merkmal (an dem sich Rechte etwa einen Unterschied suchen würden) als irrelevant antrainieren. Die Individuen der Herde werden – mit Zwang und Gewalt – darauf konditioniert, dass alle gleich (=homogen) sind, und dann führt man ihnen offenkundige Unterschiede vor Augen und zwingt sie durch Druck bis Gehirnwäsche zur der Überzeugung oder wenigstens Aussage, dass da kein Unterschied zu sehen, die Herde mithin homogen sei.

Im Roman 1984 gibt es (ich habe es jetzt nicht mehr so genau in Erinnerung, es länger nicht mehr gelesen) eine Szene ziemlich weit hinten, wenn ich mich recht erinnere in Zimmer 101, zwischen O’Brien und Winston, in der O’Brien ihn fragt, wieviele Finger er ihm zeigt, und Winston sagt, er könne doch nur sagen, was er sieht, es aber darum geht, dass es überhaupt keine Rolle spielt, was er sieht, sondern er sagen – und glauben! – soll, was ihm gesagt wird. Und zwar auch dann, wenn er genau sieht, dass es nicht stimmt.

Diese Taktik wird hier verwendet. Man führt den Leuten ständig Unterschiede vor Augen („Diversität”), und prügelt dann („Rassismus!”) auf sie ein, wenn sie Unterschiede sehen und benennen. Es geht darum, den Leuten ganz bewusst und ständig Unterschiede vor Augen zu führen und ihnen sogar ständig zu sagen, dass es Unterschiede sind (sonst wäre es ja keine „Diversität”, und sie so lange zu quälen und zu bestrafen, bis sie etwas anderes sagen und glauben, als sie sehen.

Man führt ihnen ständig unterschiedliche Menschen vor, sagt, dass sie unterschiedlich sein müssen, weil „Diversität” Pflicht sei, und verlangt doch ständig unter Strafe, die Erklärung abzugeben, dass man keinen Unterschied sehe. Bis es überhaupt keinen wahrnehmbaren Unterschied mehr gibt. Ständiges Befeuern mit Unterschieden und ständiges Abverlangen des Bekenntnisses „Ich sehe keinen Unterschied!”.

Im Ergebnis machen aber beide das gleiche: Sie stellen eine tribalismus-konforme Herde her, die sich für homogen und einheitlich hält.

Sind das alles nur Überbleibsel aus der Evolution, die in unsere Zeit nicht mehr passen, aber durchdrehen?

Anders gesagt: Sind linke und rechte Ideologie sowas wie ein entzündeter Blinddarm-Wurmfortsatz, nur eben im Hirn statt im Darm? Sowas wie eine Allergie, eine Überreaktion, weil wir nicht mehr genug natürliche Fressfeinde haben?