Ansichten eines Informatikers

Demokratiekrämpfe

Hadmut
6.9.2018 0:28

Eine Worthülse macht Karriere.

Jeder redet von Demokratie.

Ist Euch schon mal aufgefallen, wieviele Leute dabei entweder groben Mist reden oder gar nichts sagen?

Demokratie ist inzwischen – wie in jedem linken „Diskurs” – völlig sinnentleert, umdefiniert, mit Mist gefüllt und zum Pseudoargumentationsbuzzword gemacht. Wir sind die Guten, die Demokratie, und Ihr seid die Bösen, Undemokratischen.

Praktisch nie wird der Begriff heute im links-political-correctness-versifften Umfeld noch in seiner Wortbedeutung verwendet, nämlich dass das Volk der Regierung sagt, was sie zu tun hat. Entweder blubbert die Leute nur noch, oder sie meinen, dass das Volk zu tun und zu denken hat, was die Regierung ihm sagt. Verwunderlich ist das nicht, denn wir driften ja wieder in Richtung Marxismus-Leninismus, und da gibt es die eine Eliten-Partei, die dem dummen Proletariat sagt, was es zu denken und zu wollen hat.

Demokratie wie in Deutsche Demokratische Republik. Wer nicht meint, wie er soll, der kriegt Ärger, der wird nichts mehr, der kommt in den Knast.

Faktisch ist „Demokratie” für viele nur das Tarnwort für Sozialismus.

Beim Thierse war das gut zu sehen:

Wir sind die Demokraten, und die anderen die Bösen.

Franziska Giffey, die nicht nur in Weichzeichner redet, sondern gelegentlich auch so fotografiert wird, fordert jetzt ein Demokratieförderungsgesetz. Der Bürger wird gesetzlich verpflichtet zu meinen.

Giffey zeigte sich nach ihrem Besuch in Chemnitz beunruhigt von Berichten über die fortschreitende Entpolitisierung der Gesellschaft. „In vielen Schulen und Vereinen wird überhaupt nicht mehr über Politik gesprochen“, sagte die Ministerin. Die Mittel für die Jugendarbeit seien in Sachsen jahrelang gekürzt worden. „Die Folgen davon sehen wir jetzt“, sagte Giffey.

Wie bitte!? Die reden schon über nichts anderes als political correctness und Sexualpraktiken. Vielleicht haben die dann einfach irgendwann mal die Schnauze voll oder werden „politikblind”.

Politikblind.

Ist mir gerade so eingefallen, muss ich mir aber merken, der gefällt mir.

„Ich habe aus vielen Gesprächen ein tief empfundenes Gefühl herausgehört, man sei nicht ebenbürtig, nicht gleich viel wert, man werde nicht wahrgenommen, ‚die da oben‘ hätten keine Ahnung von den Verhältnissen vor Ort“, sagte Giffey. Es müssten Räume eröffnet werden, „in denen hochkochende Emotionen und Bedenken diskutiert werden können“.

Ist man nicht ständig dabei, diese Diskussionen zu verhindern?

Dass in den vergangenen Jahren mehr Flüchtlinge ins Land gekommen seien, habe „Verlustängste ausgelöst, überall in Deutschland“, sagte Giffey weiter. „Darüber muss man reden dürfen, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden.“

Kann das sein, dass man mit Leuten, für die alles nur „Ängste” sind, gar nicht reden kann, weil sie viel zu blöd dazu sind?

Und weil sie mit „Ängsten” immer unterstellen, dass es a) fiktiv und b) zukünftig ist, damit leugnen, dass es bereits Verluste gegeben hat.

Ich war am Montag auf einer Veranstaltung der Berliner Landeszentrale für politische Bildung, auch so ein Förderloch. Da wollte die Politik-Professorin Claudia Ritzi über Postdemokratie reden und schaffte es nicht, etwas dazu zu sagen. Sie zitierte nur andere Leute und es lief auf Entdemokratisierung raus, aber unsortiert. Einen geschlossenen, ordentlichen Vortrag hat sie nicht hinbekommen. Ich habe mal unterbrochen und gefragt, ob sie nicht zuerst mal sagen könne, was sie unter Demokratie versteht und dann unter Postdemokratie, damit man überhaupt mal versteht, was sie sagen will.

Konnte die nicht.

Die hält einen Vortrag über einen Begriff und kann – Professorin – nicht mal vernünftig sagen, was sie darunter versteht, und kommt erst gar nicht auf die Idee, das in einem Vortrag darzustellen. Sie meinte dann, sie will das so implizit machen und fragt so rhetorisch-muttihaft „In Ordnung!?” , und ich sagte „Nein”. Das Publikum lachte. Und dann kam irgendwie sowas von das Volk wählt.

Keiner kann eine ordentliche Definition von Demokratie geben und brauchbare Kriterien aufstellen, aber alle sind sich sicher, dass sie nachlässt, und dass wir in der „Postdemokratie” sind, obwohl sie auch nicht wissen, was das ist, aber „Post…” ist in den Geisteswissenschaften schwer in Mode.