Ansichten eines Informatikers

Die Schweizer Rechnung

Hadmut
4.1.2019 19:49

Warum’s da auch nicht mehr lang funktioniert.

Die NZZ rechnet mal nach, ob sich Arbeiten gegenüber der Schweizer Variante der Sozialhilfe überhaupt lohnt:

Berücksichtigt man noch die Zusatzleistungen wie Krippenkosten, Zahnarztrechnungen, Haushaltsversicherung, Franchise und Selbstbehalt, ÖV-Billette, die laut Skos-Richtlinien ebenfalls übernommen werden müssen, sowie die Steuerbefreiung der Sozialhilfe, so müssten die Eltern in diesem Beispiel mehr als 5000 Franken monatlich verdienen, um mit einer dreiköpfigen Familie, die mit Skos-Leistungen lebt, gleichgestellt zu sein. Denn auf dem Erwerbseinkommen fallen noch Sozialversicherungsabgaben an. Zudem müssen obige Leistungen aus der eigenen Tasche berappt werden. Ein Haushalt mit fünf Personen – Eltern und drei Kinder – hat Anspruch auf Basisleistungen im Wert von mindestens 5500 Franken. Arbeit würde sich also nur bei einem Verdienst von mehr als 6500 Franken lohnen.

Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn im Kanton Zürich beträgt 6614 Franken netto, 7696 brutto. Ein Verdienst in dieser Höhe ist für bildungsferne Sozialhilfebezüger, insbesondere für Migranten, unrealistisch. Eine Küchenhilfe verdient durchschnittlich 2800 Franken, ein Gebäudereiniger 3367, ein Zügelmann 3800 und ein Taxichauffeur 3200 Franken.

Nett.

Ein kleines Detail haben sie übersehen: Wenn es sich für Leute unterhalb des Durchschnittslohn nicht mehr lohnt, zu arbeiten, dann ist es nicht mehr lange der Durchschnittslohn. Jedenfalls brutto. Weil ja die drunter irgendwann alle hinschmeißen. Dann steigen die Durchschnittsbruttolöhne weit darüber. Was zu einer Fehlinterpretation führen kann, weil die Brutto-Löhne nämlich an sich nicht steigen, sondern nur der Durchschnittsbruttolohne, weil die, die weniger bekommen, einfach weniger werden. Andererseits werden die Firmen mehr zahlen müssen, um überhaupt noch jemanden zu bekommen.

Allerdings steigen dann auch die Steuerlasten rapide, womit die Netto-Löhne dann trotzdem absinken und es sich für noch mehr Leute nicht mehr lohnt zu arbeiten.

Ich sammle ja gerne selbstverstärkende Fehler. Das könnte einer sein.

Wirtschaftlich gesehen, ist es für all diese Personen unrentabel, einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Das dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass heute rund 90 Prozent der Flüchtlinge und zahllose Personen ohne abgeschlossene Ausbildung bei der Sozialhilfe anhängig sind. Diese Menschen können rechnen.

Erinnert mich an den Mindestlohn. Hört sich nett an, bedeutet aber im Ergebnis, dass Leute, die den Mindestlohn nicht durch Arbeit erwirtschaften können oder wollen, dann gar nicht mehr arbeiten können und müssen.