Ansichten eines Informatikers

Der Grund für den zweiten Weltkrieg?

Hadmut
17.1.2019 23:33

Mir geht da was durch den Kopf. Ich will das mal zum Nachdenken stellen.

Ich saufe gerade in Zuschriften ab und finde mich schon im Berg der Mails der letzten 3 Tage nicht mehr zurecht. (Ich bitte dringend, davon abzusehen, mir, wie es heute morgen einer gemacht hat, eine Mail zu schicken und mir dann umständlich und langwierig auf den Anrufbeantworter zu sprechen, dass er mir eine Mail geschickt hat. Mir so noch zusätzliche, nutzlose Arbeit zu machen kann ich gar nicht brauchen.)

Darin waren einige Hinweise auf Vorgänge, Quellen, Äußerungen zum dritten Reich, die ich jetzt erst mühsam nochmal raussuchen müsste.

Darunter etwa Aussagen von Überlebenden des damaligen Widerstands gegen Hitler, die gesagt hätten, dass sie sich sehr mit ihrer Erkenntnis plagten, dass die Alliierten nicht etwa Krieg gegen Hitler, sondern gegen Deutschland führten. Bekommen habe ich die Zuschriften, weil ich erwähnt hatte, dass die Alliierten die Widerständler nicht etwa unterstützten, sondern ans Messer lieferten. Die Widerständler hätten den Krieg sofort beendet, sich zurückgezogen, und auf friedliches Land zurückgeschaltet. Was die Allierten, besonders England, anscheinend nicht wollten.

Das ist mir durch den Kopf gegangen.

Und dazu die Sichtweise der Kommunisten, dass sie Deutschland unbedingt brauchten, der Industrialisierung wegen (obwohl die einen sagen, es wäre um die Maschinen, den Fleiß, das Know How, die Infrastruktur gegangen, während die anderen sagen, dass man erst durch die Industrialisierung die Proletarier geschaffen hätte, die man für die Revolution brauchte). Und dazu meine These, dass sich das Links sein heute zentral um die historisch-ewige Rache darum handelt, dass man damals das Zeitfenster verpasst hat, aus dem russischen und dem deutschen Reich zusammen ein großes kommunistisches Reich im Stil einer Sowjetunion zu machen. Und dass die vermutlich glauben, dass der Kommunismus funktioniert hätte, wenn man das alles zusammen gehabt hätte.

Mir ist außerdem mein eigener Grundwehrdienst (1985/86) durch den Kopf gegangen. Ich war in einer „Spezialsperrkompanie” mit geheimem Auftrag (so „geheim”, dass alle Fahrzeuge das entsprechende Symbol auf dem taktischen Zeichen hatten, und man mich als W15-Gefreiten mal alleine in die Nachbarkaserne schickte, um einen Berg Akten durch deren Aktenvernichter zu jagen.) Deren Auftrag war, Atombomben zu werfen. Beachtlich für den Umstand, dass Deutschland keine hatte. Denn wir hatten damals den Auftrag, das mit den Amerikanern zu machen, mit denen haben wir auch geübt. Und es waren auch keine echten Atombomben, sondern sogenannt „schmutzige” Bomben, die nur mit normalem Sprengstoff radioaktiven Dreck hochgejagt hätten, um die Gegend für einige Zeit unpassierbar zu machen. Ich hätte sogar noch eine gewisse Überlebenschance gehabt, weil ich nicht im Sperrzug war, sondern im Fernmeldezug, der das aus einigem Abstand organisiert und geleitet hätte. Ich wäre wohl noch weggekommen, aber das hätte dann wohl auch keine Rolle mehr gespielt.

Als ich mal in Dresden gearbeitet habe und der einzige Wessi in der Firma war, haben mir die Kollegen, die ihren Grundwehrdienst bei der NVA geleistet hatten, erzählt, dass man ihnen erzählt habe, es wäre ganz leicht, den Westen zu überrennen und zu übernehmen, man müsste das nur am Wochenende machen. Im Westen gingen die Soldaten am Wochenende alle nach hause. Da wäre keiner zur Verteidigung da. Na, die hätten sich gewundert. Vielleicht nicht sehr lange, aber ziemlich.

Das ist aber bei mir hängen geblieben, dass es in den Achtziger Jahren militärische Strategie war, einen Einmarsch des Warschauer Paktes oder der roten Armee oder eben der NVA dadurch zu stoppen, dass man einen Streifen verbrannter Erde produziert. Schäden an Land und Bevölkerung interessierten nicht. Eine radioaktive Mauer, einen Sperriegel, den keiner (noch lange) lebend durchschreiten kann.

Man sagt gerne, die Alliierten, vor allem die Briten, wollten gerne Deutschland vernichten. Die Bombardierung Dresdens wäre militärisch so nicht nötig gewesen, sei „overkill” gewesen. Der Widerstand gegen Hitler habe sich gewundert, dass man Krieg gegen Deutschland und nicht gegen Hitler geführt habe.

Da ist sicherlich was dran, Deutschland wurde zweifelsohne als Konkurrent und wirtschaftlich zu stark angesehen (was ja heute wieder so ist, höre Trump).

Wenn ich mir das aber so militärisch und aus Sicht der Alliierten vorstelle, mich in deren Lage versetze, dann drängt sich mir da eine ganz andere Situation und Strategie auf. Dann drängt sich mir die Frage auf, ob der zweite Weltkrieg im Prinzip das gleiche war, was die Kompanie, in der ich da war, als Auftrag hatte: Verbrannte Erde.

Denn gerade wenn das ein kommunistisches – und auch noch explizit 70 Jahre vorher schriftlich verfasstes und von Lenin & Co. geäußertes – Ziel und Erfordernis gewesen sei, Deutschland wegen seiner Industrie und Infrastruktur zu assimilieren, was folgt dann daraus?

Wie muss England die Sache 1917/18 gesehen haben? Der erste Weltkrieg war gerade in der Endphase oder vorbei, Deutschland wurde ja schon zerteilt. Man hätte sicherlich politisch und militärisch bessere Methoden gehabt, Deutschland klein zu halten.

Und sicherlich hatten die Allierten damals exzellente Geheimdienste und Spione in Deutschland und Russland aktiv, besonders im und nach dem ersten Weltkrieg.

Und die werden sofort erfahren haben, was da bei den Russen abläuft. Und dass die die unmittelbare Nachkriegssituation in Deutschland nutzen wollen, um Russland und Deutschland zu einem großen kommunistischen Reich zu machen.

Was meint Ihr, wie die es mit der Angst zu tun bekommen haben müssen?

Stellt Euch das mal aus Sicht von England (und den Amerikanern) vor, wenn es plötzlich einen großen, Stalin-gewalttätigen Brocken aus Deutschem+Russischem Reich gegeben hätte.

Es liegt doch auf der Hand, dass die sich dann auch gleich bis an den Atlantik weitergearbeitet und England – ebenfalls industrialisiert – einfach gefressen hätten.

Da müssen doch sämtliche Alarmglocken geschrillt haben.

Was macht man also?

Gleich militärisch zuschlagen ging nicht, man hatte den ersten Weltkrieg noch nicht verkraftet, sich nicht neu aufgestellt, damit innenpolitische Probleme, und darauf nicht gut vorbereit. Einen offiziellen Grund hatte man auch nicht, denn der Krieg war ja beendet.

Es würde sich also aufdrängen, in Deutschland innenpolitischen Widerstand gegen den Kommunismus zu stärken.

Man rätselt ja, woher die NSDAP sich eigentlich finanzierte, denn anscheinend – irgendwas habe ich da mal irgendwo gelesen, kann mich aber nicht mehr gut genug daran erinnern, um das irgendwie zu artikulieren – hatte die NSDAP damals einen Haufen Geld aus unbekannter Quelle. Lange hieß es, die deutschen Großindustriellen hätten sie finanziert, weil die natürlich fürchteten, von Kommunisten übernommen und enteignet zu werden. Davon ist man überwiegend wieder abgekommen. Eine klare Ansage, woher das Geld kam, habe ich zumindest noch nicht gelesen.

Wäre es denkbar, dass das eine Aktion der (späteren) Alliierten war, um erst mal und ad hoc das widerstandslose Überrennen durch den Kommunismus zu verhindern? Dass man da erstens eine politische Blockade installierte, und dann später einen Kriegsgrund machte, um Deutschland erst einmal unbrauchbar zu bomben, quasi dem Kommunismus als Industriequelle zu entziehen?

In einer der Zuschriften hieß es, die Lage der Grenze zwischen West und Ost sei vorher schon festgelegt worden. Ein „Bis hierher und nicht weiter”. Als Schrotthaufen.

Ich hatte schon mal erwähnt, dass sich mir nach dem Schriftgut der Eindruck aufdrängt, dass die Nazis die Antwort auf den Kommunismus waren, quasi der Negativabdruck. Ohne Kommunismus hätte es die womöglich gar nicht gegeben. Wozu auch? Wozu braucht man Nationalisten, solange keiner die Grenzen in Frage stellt?

Als ich das vor einem Jahr schon mal äußerte, schrieben mir viele, genau das sei Gegenstand des „Historikerstreits” gewesen. Der Alt-Frankfurter-Schüler Jürgen Habermas habe das als „Revisionismus“ abgelehnt, der ein deutsches Nationalbewusstsein durch das Abschütteln einer „entmoralisierten Vergangenheit“ erneuern solle. Was ja nicht bedeutet, dass es falsch ist, sondern nur, dass es Kommunisten nicht in den Kram passt.

Könnte es vielleicht sein, geht mir nun durch den Kopf, könnte es vielleicht sein, dass man von westlicher Seite einen Schutzriegel gegen den Kommunismus brauchte, und den zweistufig ausgelegt hat? Zuerst ad hoc die NSDAP gepusht und vielleicht noch auf Richtung gebracht, um das erst mal aufzuhalten, bis man technisch, politisch und personell wieder kriegseinsatzbereit war, ordentliche Flugzeuge und Bomben entwickelt hatte, auch die Atombombe, und nicht wieder den Krampf des ersten Weltkriegs, aus dem man ja gelernt hatte, dass das so nicht gut läuft. 20 Jahre später sah das nämlich alles militärisch schon ganz anders aus. Und das kann ja auch nicht vom Himmel gefallen sein, da müssen die ja 20 Jahre dran gearbeitet haben.

Wenn das stimmt, dass man nicht Hitler, sondern den Widerstand angegriffen hat, warum das dann? Was soll das?

Hat man den als Überbrückungsstück gefördert und geduldet, um die Zeit zwischen der russischen Revolution und der neuen Kriegsfähigkeit zum zweiten Weltkrieg zu überbrücken? Bis man in der Lage war, da eine Trennlinie zu ziehen und das Land erst mal aus der spontanen Kommunismustauglichkeit zu entziehen?

Hatte man deshalb den eisernen Vorhang und den kalten Krieg?

Warum rechnete man zur Zeit meines Grundwehrdienstes so sehr mit einem Übertritt des Warschauer Paktes, dass man sich mit so brachialen Mitteln darauf vorbereitete, diesen abzuhalten? Warum kam es überhaupt zur Kuba-Krise?

Mir geht gerade die Frage durch den Kopf, ob der zweite Weltkrieg etwas anderes war, als das, wonach er aussah. Es hieß, die Alliierten hätten zusammen gegen die Deutschen gekämpft. Kann es sein, dass da in Wirklichkeit die drei westlichen Allierten in Wirklichkeit gegen die Russen Schach spielten, und Deutschland das Spielfeld und der Spieleinsatz war? Und das nur nicht zum offenen Krieg gegeneinander wurde, sondern man aus taktisch-politischen Gründen so getan hat, als wäre man alliiert?

Ich habe ja schon öfters die Einschätzung geäußert, dass der Kommunismus der Auslöser der Katastrophe 20. Jahrhunderts war. Was ist, wenn es nie um etwas anderes ging? Wenn der zweite Weltkrieg nicht die Folge, sondern das Gegenmittel war?

Sowas wie das, was wir da damals in der Spezialsperrkompanie machen sollten, nur viel größer?