Ansichten eines Informatikers

Die totgeschwiegene Vergewaltigungsdemo vor dem Bundeskanzleramt

Hadmut
28.1.2019 22:56

Und wieder kotzen mich die doppelten Maßstäbe an. [Update / Fehlerkorrektur]

Normalerweise wird doch jede Gelegenheit (und auch ohne Gelegenheit) genutzt, um sich über Vergewaltigung aufzuregen, Strafen für Männer zu fordern, alles so schlimm, alles so gemein. Dauergeprassel.

Ein Leser fragt mich nun, warum er erst über den Umweg über seinen in den USA weilenden Sohn, der das dort erfahren hat, Kenntnis von diesem Video erlangte, wonach es hier in Berlin vor dem Bundeskanzleramt zu einer großen Plakat/Demo-Aktion gegen Vergewaltigung durch Migranten kam.

Das erste, was mir dazu einfällt ist, dass der, der das Video gemacht hat, sich dumm angestellt hat. Man sieht nämlich nicht, wann das war. Kein Datum. Veröffentlich auf Youtube wurde das Video am 22.1.2019, aber das sagt ja nichts darüber, wann es aufgenommen wurde.

Googelt man, dann findet man tatsächlich eine Reihe von Berichten über eben eine solche Demo vor dem Bundeskanzleramt vom 23.1.2016. Etwa hier und hier und hier und hier.

Nur: Sieht anders aus. Und am Ende des Videos bringen sie einige Screenshots von Fällen, verdecken aber (mit der englischen Übersetzung) wieder das Datum. Es taucht aber ein Fall mit einer Jahreszahl 2017 auf, es dürfte sich also nicht um die Demo von 2016 handeln (oder es wurde nachträglich umgeschnitten).

Das Ding muss man den Demonstranten und dem Filmemachern vor’s Knie hauen, dass das absolut Murks ist, so eine Demo und einen Film zu machen, bei dem man nicht sieht, wann das war.

Warum wird über jeden Furz berichtet, warum erfahren wir jede Trennung und jedes Seelenleidchen von E-Promis, warum wird ständig irgendwo über Vergewaltigung und politische Demonstrationen gewettert, aber davon liest und hört man nichts?

Ich will nicht ausschließen, dass das in den Medien stand, aber ich verfolge die Medien hier normalerweise ziemlich dicht, und habe davon nichts gehört.

Und wenn man sich das Video anschaut und auch die URLs am Ende, dann treten da schon die einschlägig als rechts bekannten Medien auf, und so Formulierungen wie „…am deutschen Volk…” sind auch gruselig. Und vermutlich der Grund, warum man das nicht zeigen wollte.

Aber: Normalerweise wird es doch immer ausgebreitet, wenn irgendwo Pegida oder Sachsen aufmarschieren und man irgendwo Neonazis identifizieren kann. Dass es „rechts” ist, ist ja normalerweise kein Hinderungsgrund für die Presse, sondern im Gegenteil Grund für Hochkochen und Eskalieren. Da hätte man so etwas erwartet wie „Die Rechten marschieren vor dem Bundeskanzleramt auf!”, „Demokratie in Gefahr”, „Sie sind wieder am Reichstag”, „Flaggenaufmarsch”, „Fremdenfeindliche Hetzrede”. Das ist doch genau die typische Art der Berichterstattung, wenn „rechts” kommt.

Warum aber dann nicht, wenn die einfach Zeitungsartikel über Todes- und Vergewaltigungsfälle aufhängen?

Hat also irgendwer irgendwas darüber gelesen? Weiß jemand, wann das war? Wer das war? Ob das überhaupt war oder irgendwie Fake ist?

Update: Viele Leser haben mir geschrieben. Die Demo hat tatsächlich stattgefunden, am 19.1.2019, hieß „Leine des Grauens 2.0” (nach meinen Verständnis, weil sie die Pressemeldungen an Leinen aufgehängt haben), hier gibt’s noch ein Video, Veranstalter sei die Gruppe “Frauenbündnis Kandel” gewesen.

Eigentlich wäre ich der Meinung gewesen, dass das eine Aufgabe der Presse ist, über so etwas zu informieren, und nicht auf dem Wege der Rundfrage „Weiß jemand..” in Erfahrung zu bringen sein sollte.

Was auch immer man über diese Demo denken mag, mir fehlt jedes Verständnis für die selektive und wechselmaßstäbliche Berichterstattung der Medien.

Ich wohne hier an einer Straße, an der ziemlich oft Demos vorbeiziehen, und über jeden noch so lächerlichen Haufen wird berichtet. Ich kann die von der Wohnung aus sehen.

Fehlerkorrektur: Ich wurde gebeten, richtigzustellen, dass die Veranstaltung am 19.1.2019 vor dem Bundeskanzleramt, ausschließlich von der „Leine des Grauens 2.0” veranstaltet wurde und die mit dem „Frauenbündnis Kandel” nichts zu tun haben.