Ansichten eines Informatikers

Wer hetzt da die Jungen gegen die Alten auf?

Hadmut
29.1.2019 1:59

Ein Vater schreibt mir:[Kleine Korrektur]

Ihn stört, dass sein Kind an einer Grundschule (!) zum Schuleschwänzen und Klimademonstrieren im Greta-Fahrwasser eingespannt wird.

Da gibt es Rundmails einer Mutter an die Eltern, in denen die rhetorisch unter Druck gesetzt werden, ihre Kinder dahin zu schicken,

Ich finde es toll, dass die [Schule] das politische Engagement unsere Kinder unterstützt. Und für nächsten Freitag kann man eigentlich nur sagen: Wann, wenn nicht jetzt? Und wer, wenn nicht wir?

und gleich vorgefertigte Entschuldigungsschreiben:

Sehr geehrte/r Herr/Frau…

Hiermit bitte ich darum, meine Tochter/Sohn, …, am 25.01.2019 ab … Uhr [Hinweis: Schulstreik beginnt am 25.1. um 12 Uhr vor dem BMWi] zu beurlauben.

Sie wird an diesem Tag nicht am Unterricht teilnehmen, sondern auf eine Demonstration für eine lebensrettende Klimapolitik gehen.

Diese Entscheidung ist im Sinne des Schulgesetzes. „Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung. Die Jugend soll erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit“.

Schülerinnen und Schüler sollen in Deutschland laut Schulgesetz „insbesondere lernen […] 3. die eigene Meinung zu vertreten und die Meinung anderer zu achten, 4. in religiösen und weltanschaulichen Fragen persönliche Entscheidungen zu treffen“. (§2, Abs. 6)

Da die Demonstration eine vom Grundgesetz geschützte Form der Meinungsäußerung ist, die jedem Schüler zusteht (Art. 8, Grundgesetz), und sich der Streik außerdem für eine Politik stark macht, unser aller Überleben auf diesem Planeten sichert, kann mein Kind den staatlichen Bildungsauftrag dort an diesem Tag besser wahrnehmen, als in der Schule selbst.

Ich nehme zur Kenntnis, dass es sich bei der Demonstration nicht um eine Schulveranstaltung handelt und die Lehrer/innen keine Aufsichtspflicht haben. Der Veranstalter stellt für die Dauer der Versammlung volljährige Ordner.

Ich bitte darum, unter diesen besonderen Umständen von einer Eintragung unentschuldigter Fehlstunden abzusehen.

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Ort, Datum und Unterschrift der/des Erziehungsberechtigten

Was ziemlicher Stuss und falsche Rechtsinformation ist und was eben auch viele Eltern bemerken und sie stört.

Deshalb sei die Demo auch auf einen Freitag morgen gelegt: Da ist die Bereitschaft, die Schule zu schwänzen, am höchsten. Samstags käme wohl keiner.

Manche Eltern sind der Meinung, dass wenn man schon die Welt retten wolle, sich dann die Frage stelle, warum das nur Freitag vormittags gehe und man an den 5 Nachmittagen und den zwei Wochenendtagen keine Lust auf Weltrettung habe. Weil am Wochenende die Eltern was anderes zu tun haben und die Kinder mit Schulfrei als Incentive gelockt/gedrückt werden müssen.

Hier und hier würden sogar Busfahrten organisiert, was ja ganz sicher nicht von Kindern organisiert sein könnte.

Der Leser schreibt, es geben Querverbindungen zum Landfriedensbruch im Hambacher Forst.

Er listet auf, dass sämtliche Aktionen von Erwachsenen und nicht von Kindern betrieben würden, und das übelster Agitprop sei. Es sei völliger Fake, das als Demos von Kindern auszugeben.

Und damit ist es natürlich auch Presse-Fake, wenn uns das als Demos der Kinder dargestellt wird. Weil es das nicht ist. Nicht die Kinder wollen dahin, es wird massiver Druck auf die Eltern ausgeübt, die Kinder dahin zu schicken. [Korrektur: Der Vater, der mir das schickte, hat mich angeschrieben und meint, man sollte das nicht massiven Druck nennen, weil es keine Gewalt oder ähnliches gegeben habe und es doch jedem überlassen bleibe, ob er oder ob er nicht. Er hält es eher für latent-sozialen Druck. Ich dagegen halte auch gesellschaftlich-sozialen Druck für „massiv”, da er Leute aus der Entscheidungsfreiheit bringen kann, zumal man ja sonst bei gesellschaftlichen Erwartungen auch immer gleich davon redet. Aber wenn der Vater Wert darauf legt, dann streiche ich hiermit das „massiv”. ]

Und dann davon zu reden, dass die Kinder lernen sollten, eine „eigene Meinung zu vertreten”, wenn man sie dahin nötigt und über die Eltern Druck ausübt, damit die Kleinen denken, dass sei ihre „eigene Meinung”, was man ihnen da vorgibt, ist schon ziemlich perfide.

In dem Zusammenhang ist mir heute ein anderer Tweet zur Kenntnis gelangt:

Nochmal als Shot:

Mal abgesehen davon, dass die – SPD-Frau eben – Korrelation und Kausalität nicht unterscheiden kann und man den Originalartikel nur hinter Paywall lesen kann, und es an den Alkohol-Fahrer-Denkfehler erinnert, zeigt es ziemlich deutlich, wer da jung gegen alt aufhetzt.