Die Umschulung vom Journalisten zum Dildologen kommt
Heute geht’s hier Schlag auf Schlag.
Ich hatte doch gerade berichtet, dass Amorelie Dildoberater mit Kommunikationswissenschaftler-Ausbildung sucht. (Vermutlich braucht man es nicht, aber arbeitslose Geisteswissenschaftler sind einfach billiger zu haben.)
Ist ja quasi so etwas wie eine totale Umpolung: Ausgebildet für das, was am Nordpol, eben dem oberen Rumpfende, so, naja, rein- und rausgeht, um dann thematisch bei dem zu landen, was am Südpol so rein- und rausgeht. Dass die Zukunft feministisch ist und sich auf das beschränkt, was so in Arm- (nicht Hirn-)-Reichweite so um den Südpol herum abläuft, ist hier Dauerthema.
Gibt gerade dazu passende Katastrophenmeldungen für das Presseprekariat: Den Medien droht die „größte Entlassungswelle seit Jahren”, weil Nutzer Paywalls verweigern, schreibt Meedia mit Bezug auf einen Reuters-Report.
Der jährliche Digital News Report der Universität Oxford und des Reuters Instituts wagt nun einen Blick in die Glaskugel – und sieht für 2019 eine massive Entlassungswelle im Medienbereich. Grund dafür sind vor allem fehlende Online-Einnahmen. Auch, weil Paywalls und Abomodelle in ihrer bisherigen Form Widerstand auslösen könnten.
Das Problem ist selbstgemacht. Viel eindeutiger menschgemacht als der Klimawandel, aber wetten: Während sie alle in Klimaaktivismus verfallen, fällt ihnen zur Rettung ihrer eigenen Branche gar nichts ein. Jahrelang hat man die Leser beschimpft, und wundert sich jetzt, sie als Kunden verloren zu haben. Was im wesentlichen daran liegt, dass Journalisten weltfremd und so dumm sind, dass sie nie gemerkt haben, dass sie eigentlich nur die Verkäufer eines Produktes sind. Sie dachten immer, sie wären irgendwie von höherer Stelle beauftragt, uns auch gegen unseren Willen zu belehren und zu erziehen. Sagte ja neulich Anja Reschke vom NDR, die sich einbildet, von Hugh Greene damit beauftragt worden zu sein, die Welt zum Guten zu erziehen.
Und eine Kundschaft permanent zu beleidigen und dann trotzdem zu erwarten, dass sie einem für Geld etwas abkauft, was sie erstens nicht will und zweitens auch kostenlos hinterhergeworfen bekommt, ist kein so tragfähiges Geschäftsmodell.
Sowas kann man vielleicht mal machen, solange man Bestandskunden hat, die zu faul oder phlegmatisch sind, um zu kündigen. Aber nicht in einer Phase, der sich das alte Modell Papier gerade von selbst erledigt und das neue Modell samt Kunden und Umsatz erst noch gefunden werden muss. In einer solchen Umbruchphase seine Kunden permanent und über Jahre zu beschimpfen und zu vergraulen (weiße Männer…), das muss einfach scheitern, das kann nicht funktionieren. Elementare Weltmechanik.
Der jährliche Reuters Digital News Report ist einer der wichtigsten und umfassendsten globalen Bestandsaufnahmen zum Zustand der Medien.
Als Ergebnis liefert das Institut eine fast 50 Seiten lange Abhandlung über das, was Medienschaffende in den kommenden Monaten beschäftigen wird, und insbesondere eine grundlegende Erkenntnis: Im Jahr 2019 werden Verlage die strukturellen Änderungen der Erlösquellen besonders zu spüren bekommen.
Abomodelle, die Umsatzverluste durch den marktübergreifenden Verfall der Werbepreise im Internet eigentlich aufhalten sollen, könnten laut den Prognosen des Reports an ihre Grenzen stoßen. […]
Ein Großteil der Internet-Nutzer sei laut Reuters nicht bereit, für ein Abo einer einzigen Nachrichtenseite im Netz mehr auszugeben als für ein Netflix-Abo.
Für Medienhäuser bedeutet das zunächst, dass fehlende Einnahmen auch 2019 nicht kompensiert werden können.
Denen bricht gewaltig das Geld weg. Und dann werden sich selbst die, die nur noch geringfügig oder auf Erfolgsprovisionsbasis bezahlt werden, nicht mehr halten können:
Und Reuters geht sogar noch weiter: Das Problem sei so akut, dass dem Journalismus eine der größten Entlassungswellen seit Jahren drohe.
Dennoch gebe es für Verlage auch Lösungen, erneut in Form der großen Tech-Anbieter. Der US-Konzern Apple hat sich mit Texture erst kürzlich eine App einverleibt, die es erlaubt, mit einem Abo gleich mehrere Zeitschriften online zu lesen. Die Implementierung der Software in Apple News ist nur noch eine Frage der Zeit – das Netflix des Journalismus: 2019 könnte es wirklich kommen.
Na, vor allem wird es in Richtung Wettbewerb gehen. Bisher glauben die Zeitungen, sie hätten etwas besonders Tolles, das man dem Kunden am Stück, im Block, verkaufen kann. So wie das Album auf Langspielplatte oder CD. Aber bei der Platte war es so, dass die früher mal so gut waren, dass sich das auch lohnte, auf einem Album vielleicht zwei waren, die nicht so gut waren. Dann war es umgekehrt, auf einem Album vielleicht ein oder zwei brauchbare Titel, der Rest Beikaufmüll. Wie die B-Seite der Single.
Dann kam das mp3-Online-Kaufmodell, und es lief einfach nicht mehr, mit wenigen guten Songs den ganzen Schrott noch mitzuverkaufen. So wird es mit Zeitungen laufen. Zeitungen und Redaktionen an sich werden an Bedeutung verlieren, es wird einen übergreifenden Markt und Wettbewerb einzelner Artikel geben. Hatte ich schon lange vor, aber nicht das Geld und die Größe, sowas aufzuziehen.
Deshalb finde ich auch den Ansatz mit dem Leistungsschutz- und Urheberecht extrem dumm und rückwärtsgewandt. Es wird nämlich bald nicht mehr so sein, dass Google & Co. Suchmaschinen sind, die auf Artikel der Verlage verlinken, und denen dafür Gebühren zahlen sollen, sondern umgekehrt einen Marktplatz darstellen, auf denen die Redaktionen versuchen müssen, ihre Artikel loszuschlagen und dann Provisionen an den Marktplatz zahlen.
Wie geht’s weiter?
Fast ein Drittel der Befragten erwartet, dass Stiftungen und Non-Profits in 2019 einen großen Teil der Finanzierung des Journalismus beiträgt. 18 Prozent gehen von einer Unterstützung der Plattformbetreiber wie Facebook aus.
Stiftungen sind ja jetzt schon die Verkörperlichungen des Bösen und Intriganten. Dann werden Journalisten völlig zu Söldnern und Befehlsschreibern. Sie sind ja jetzt schon oft Schreibsöldner des Parteienfilzes.
Eine Entlassungswelle dürfte da allerdings unausweichlich sein. Man wird sich auf die beschränken müssen, die Umsatz bringen. Heißt im Klartext: Pro Quote wieder abwickeln. Man wird sich den Luxus der leistungsunabhängig eingestellten Pflichtweibchen und deren kundenbeschimpfendes Geschreibsel einfach nicht mehr leisten können.
Jubeln können Firmen wie Amorelie. Kommunikationswissenschaftler als Dildoverkäufer dürften auf dem Arbeitsmarkt bald sehr billig zu haben sein. Welch feine Ironie, dass die zu 75% dem Privatfernsehen gehören und die wohl in Dildos das Ersatzgeschäft für schlechte Zeiten erkannt haben.