Political Correctness ersetzt Wissenschaft
Negativbeispiel aus Australien.
University lecturers warned off making the statement in class that “Aboriginal people have been in Australia for 40,000 years”. https://t.co/2c9PajWim0
— The Australian (@australian) 29. Juni 2019
University bans 'inappropriate' scientific data about arrival of humans in Australia because it is offensive to Aboriginals https://t.co/jjx8ol6X8G
— Daily Mail Online (@MailOnline) 29. Juni 2019
(Urmeldung wohl bei The Australian hinter Paywall.)
In Australien habe ich unterschiedliche Angaben gehört. Es heißt, die Aborigines seien vor 40.000 Jahren nach Australien gekommen, manchmal heißt es auch 50.000 Jahre, irgendwer behaupte mal bis zu 60.000 Jahre. Was durchaus stimmen kann, weil die Aborigines auch untereinander sehr unterschiedlich aussehen, das muss also nicht eine Gruppe sein, die da auf einmal angekommen ist. Man datiert das über die Genetik, aber auch über das Alter von Wandmalereien und dergleichen.
Beachtlicherweise sieht das die Sagen-, Legenden- und Religionswelt der Aborigines etwas anders, denn in deren Vorstellung wurde die Welt in der „Dreamtime”, der Traumzeit erschaffen. Träume sind die Wahrheit, und das Wachsein nur eine Art Illusion. Wer sich noch an die olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney erinnern kann: Die Eröffnungszeremonie war von den Aborigines gestaltet und hatte eben diese Schaffung der Welt in der Traumzeit zum Thema. Daraus erklärt sich nämlich auch die auf den ersten Blick etwas seltsame Eröffnungsszene: Es kam nämlich zunächst in das riesige Stadion nur ein einziges, kleines, weißes (!) Mädchen, das sich da „an den Strand legt”, mit Sonnenmilch eincremt, hinlegt – und einschläft. Und träumt. Erst dann kommen die Aborigines und spielen die Erschaffung der Welt – nämlich in ihrem Traum. Dreamtime. Was eigentlich ein Übersetztungsfehler ist, denn es geht nicht darum, dass das alles nur geträumt ist, sondern dass es eine andere, zeitlose Parallelwelt gibt, die eigentliche Welt, die wir normal nicht sehen. Nur in unseren Träumen haben wir manchmal die Möglichkeit, da hinüberzusehen. Es ist nicht geträumt, sondern der Traum ist ein Bewusstseinszustand, der uns den Einblick in diese „echte” Welt ermöglicht. Da, wo all die Sagen und Legenden über die Erschaffung der Welt stattfinden.
Es wird nun beschrieben (ohne Urheberangabe), dass australische Hochschuldozenten einen Brief mit Anweisungen erhalten hätten, nicht mehr zu lehren, dass Aborigines vor 40.000 Jahren nach Australien gekommen wären. Es geht wohl um einen University of New South Wales (einer der Bundesstaaten von Australien) „language advice for staff”.
The document suggests it is “more appropriate” to say Aborigines have been here “since the beginning of the Dreaming/s” because this “reflects the beliefs of many Indigenous Australians that they have always been in Australia, from the beginning of time, and came from the land’’.
Die Sprachregelung sei nun, dass Aborigines schon immer in Australien waren, vom Anbeginn der Zeit, vom Anfang der Träume. Weil sie es glauben.
Weil etwas anderes zu sagen rassistisch und diskriminierend sei:
The guidelines say: “Recognise that intentional or unintentional racist, classist, homophobic, ableist, ill-informed and/or disparaging comments or content can be harmful or damaging to students from minority identities.
“In the case that a student calls out your use of non-inclusive language, avoid being defensive. Acknowledge it, and reflect on how you might ensure inclusivity.”
The indigenous language advice says putting a date on Aboriginal arrival “tends to lend support to migration theories and anthropological assumptions’’.
“Many indigenous Australians see this sort of measurement and quantifying as inappropriate.’’
Asked for evidence, a UNSW spokeswoman cited “extensive consultation” with the university’s Centre for Indigenous Programs, Nura Gili, and its Equity Diversity & Inclusion Division.
Was übrigens überhaupt nicht meinen Erfahrungen mit Aborigines entspricht. Die haben nämlich – soweit ich das erkennen kann – überhaupt kein Problem damit, unsere Wissenschaft anzuerkennen und interessieren sich auch – jedenfalls die jungen, die an Universitäten studieren – dafür. Die denken nämlich doppelt, einmal westlich modern und einmal traditionell. Und sehen darin auch keinen Widerspruch, weil sie entweder doppelt in Wach- und Traumzeit denken oder schlicht modern und aufgeklärt sind und wissen, dass das eben nur Sagen, Legenden und Kulturerzählungen sind und das längst einzuschätzen wissen. Die sind nicht doof.
University of Wollongong archaeologist Richard Fullagar said: “The Aboriginal people I’ve worked with are enormously interested in the scientific evidence” of early indigenous occupation.
He said this research could be sensitive, and said: “Aboriginal people have sometimes told me that they have been here forever.
“Current scientific evidence indicates that the first Aboriginal groups in Australia came from islands to the north and ultimately (like all of us) from modern human dispersals out of Africa with subsequent genetic mixing.
“It is true that migrations of people from other places contradict the idea that Aboriginal people have always been in Australia but I don’t think this creates such a conflict that migration theories are objectionable in the sense that they have to be offensive.”
Sie sagen im Text aber auch, dass moderne Wissenschaft den Stand der Stammes-Alten oder Landbesitzansprüche in Frage stellen könnte und deshalb heikel sind.
Allerdings halte ich es nun wieder für rassistisch zu unterstellen, man könne Aborigines nicht mit moderner Wissenschaft konfrontieren, weil sie nur auf dem Niveau von Sagen und Legenden denken könnten. Ich käme mir da als Aborigine irgendwie verarscht vor, wenn ich solche Rücksichtsnahmen auf die eigene Primitivität sehen würde. Und deshalb glaube ich auch nicht, dass die das mitmachen.