Seenot on demand
Es wird immer absurder. Über die Temporalmechanik vorauseilender Seenot. [Noch ein Nachtrag über Schlauchboote]
Ich dachte ja neulich schon, dass die Rackete nicht ganz dicht sein kann, als die Strafanzeige gegen Salvini erstattete und dabei beantragte, man möge doch seine Social-Media-Kanäle beschlagnahmen, damit er nichts mehr gegen sie sagen kann. Da dachte ich schon, die Frau ist größenwahnsinnig und hält sich für die Diktatora, wenn sie meint, dass sie über dem Minister und Recht eines (fremden!) Landes steht und sich für unantastbar und unkritisierbar hält.
Naja, dachte ich mir, das ist dann auch kein Wunder, dass man ständig Seenot fühlt, wenn man auf dem Meer rumschwimmt, obwohl man nicht dicht ist. Sowas schafft ja dann auch keine Lenzpumpe mehr.
Sie legt einen drauf.
Die WELT schreibt, dass sie ganz Afrika retten will:
Die deutsche Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete hat eine Aufnahme aller Flüchtlinge aus Libyen gefordert.
„Wir hören von einer halben Million Menschen, die wir rausholen müssen.” Sie seien in Lagern oder bei Schleppern.
Rackete forderte zudem eine Aufnahme von Klima-Flüchtlingen. Das sei auch Europas Verantwortung, sagte sie zu “Bild”.Die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete hat Europa zur Aufnahme von Migranten aufgefordert, die sich in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Flüchtlingslagern befinden. „Die, die in Libyen sind, müssen dort sofort raus in ein sicheres Land“, sagte Rackete der „Bild“-Zeitung. „Wir hören von einer halben Million Menschen, die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen.“ Ihnen müsse sofort bei einer sicheren Überfahrt nach Europa geholfen werden.
Wie ich schon schrieb: Das ist Landnot, aber keine Seenot.
Wer so redet, der drängt es doch geradezu auf, dass die „Seenot” nur ein Vorwand, nur ein fingierter Zustand ist, um das eigentliche Ziel, große Menschenmengen zu importieren, zu verfolgen. Ich hatte es ja schon zu dem NDR-Video geschrieben, dass man schon gleich zu Anfang merkt, wenn man Rackete einfach mal zuhört, dass das nur eine Pro-Forma-Seenot ist, damit man behaupten kann, Seenotrecht in Anspruch zu nehmen. Die Seenot bei Rackete ist so glaubwürdig wie die Notstandsgesetze von Erdogan. Hebel gegen Italien, Hebel gegen die Presse. Gleiche Masche.
Denkt mal drüber nach: Wie glaubwürdig ist es, wenn jemand, der schon selbst sagt, dass er eine halbe Million Leute übersetzen will (und dabei wird’s nicht bleiben, denn da kommen ja dann immer mehr nach, das ist ja nicht so, dass es nur um die geht, die jetzt in Libyen sind) und einen Pendelservice einrichtet, und – man sieht’s ja an dem Bewegungsvideo, dass ich im Blog hatte – jedesmal auf’s Neue, immer im selben Bereich, auf Anhieb und mit der Zuverlässigkeit von Weihnachten ein „Oh Shit, jemand in Seenot!” findet?
Vor allem: Wie herum liegt da eigentlich die Kausalität, wenn die Retter und die Seenot so wunderbar korrelieren? Und wenn die Retter schon vor der Seenot hinfahren, um rechtzeitig vor Ort zu sein?
Ich bin ja ein lausiger Seemann, aber ich finde das einfach einen nautischen Brüller: Die schippern da wochenlang auf dem Mittelmeer rum, liegen jetzt im Hafen, geben Fernsehinterviews und so weiter. Die sind also nur einen sehr, sehr kleinen Teil ihrer Zeit auf dem Meer vor Libyen. Aber immer genau dann, wenn sie mal hinfahren, haben sie sofort und auf Anhieb „Alarm, Seenot!”
Wenn die da so ständig auf dem Meer rumschlauchbooteten und nur alle 6 Wochen mal die Sea Watch zum retten vorbeikäme, dann wären die ja schon alle tot und das Mittelmeer voller Leichen.
Wer glaubt diesen Leuten eigentlich noch irgendetwas?
Ursache und Wirkung
Mal eine zentrale Frage: Rettet man die Leute, weil sie sich in die Folterlager von Libyen begeben haben, oder gehen nach Libyen, weil sie da abgeholt werden?
Wenn eine halbe Million Leute – mal für den Disput ungeprüft unterstellt, es sei so, wie Rackete behauptet – in Libyschen Folterlagern auf die Abholung wartet, was zum Geier hat sie denn dazu bewogen, dahin zu gehen?
So ganz doof sind die auch in Afrika nicht, auch da spricht sich sowas rum. Und es heißt ja ständig, dass die fiesen Libyer die Leute foltern, um von deren Verwandten in deren Heimat Geld zu erpressen. Die rufen dann dort an (klar, weil die dort in den Hungerzonen auch alle Handys und Netzabdeckung haben, auf denen man sie direkt anrufen kann), foltern denen am Telefon was vor, damit man den Gatten schreien hört, und dann zahlen die (per Kreditkarte oder Western Union oder sowas). Und kaum haben die gezahlt, rennt der nächste los, um sich foltern zu lassen.
Wenn das so wäre, wie die das beschreiben, und da so viele in den Folterzentralen sterben, und das müssen sie ja, weil die Schiffskapazitäten halt doch begrenzt sind, warum laufen die dann überhaupt noch los? Wenn die in den südlicheren Staaten merken, dass es für jeden, der losläuft, dann Erpressungsanrufe gibt und die meisten sowieso nicht ankommen, weil sie in Libyen sterben oder im Mittelmeer absaufen, warum sollten die denn dann überhaupt noch loslaufen? Für wie doof hält man die Afrikaner eigentlich?
Oder uns?
Hat schon mal irgendwer darüber nachgedacht, dass die Story keinen Sinn ergibt?
Ich könnte mir vorstellen, dass man vielleicht 500 oder 1000 Leute gefangenhalten und foltern kann, bis sich das rumspricht, wobei das schon logistisch schwierig ist.
Aber eine halbe Million?
Wieviele Folterknechte haben die denn?
Libyen hat 6,7 Millionen Einwohner. Das heißt, dass – ziehen wir Greise und Kinder ab – auf weniger als ein Dutzend Einwohner ein Gefolterter kommt. Bei 24/7-Foltern ist das ein ziemliches Stück Arbeit. Wer glaubt, dass die in Libyen, wo gerade das Chaos herrscht, nichts Wichtigeres zu tun haben, als Durchreisende zu foltern?
Und wo überhaupt?
500 oder 1000 könnte ich mir noch vorstellen, aber eine halbe Million? Das ist eine größere Stadt. Städte wie Nürnberg, Hannover, Dresden haben eine halbe Million Einwohner. Und die sollen sich alle in Libyen versammelt haben um sich foltern zu lassen?
Und wo sind eigentlich die ganzen Leichen? Wenn da eine halbe Million wartet und die nur ab und zu mal 50 im Schiff abholen, dann müssen die ja irgendwo geblieben sein, die lösen sich ja nicht in Luft auf. Riesige Leichenberge in Libyen?
Ist es nicht eher so, dass Leute wie Rackete und die Sea Watch nicht die Retter, sondern ursächlich sind, dass die Leute deshalb kommen, weil sie da abgeholt werden wollen/sollen?
Anders gefragt: Spielen sich Leute wie Rackete als Retter in einer Not auf, die sie selbst verursachen?
Wer bringt eigentlich mehr Leute in den Tod? Die afrikanischen Schlepper oder die medienstarken Schiffsoperationen, die in allen Nachrichtensendungen der Welt gezeigt werden?
Ist da nicht von vornherein eine Folter- und Totenquote mit eingerechnet?
Die dubiose Rolle des NDR
Wer macht den fiesen Schleppern und Folterknechen eigentlich das Marketing und die PR-Show? Damit auch Leute nachkommen und fett zahlen?
Erster Schritt zur Antwort: Dafür braucht man Bilder. Am besten Bewegtbilder. Von Leuten auf Schiffen, von Leuten, die an Land gehen, von Leuten, die interviewt werden. Damit die weltweit in den Nachrichten kommen können, auch in Afrika.
Zweiter Schritt zur Antwort: Wer macht diese Bilder?
Antwort: Der NDR.
Dazu nun die Reschke:
Antwort an alle Wahrheitsverdreher. Und übrigens: als unsere Reporter an Bord gingen, konnten sie schlecht wissen, dass ein paar Tage später tatsächlich ein Notruf eingeht.#seawatch3 https://t.co/jX0js3MGyZ
— Anja Reschke (@AnjaReschke1) 14. Juli 2019
Ja, klar, ganz bestimmt.
Da wimmelt’s von Notrufen, die sagen ja, dass sie ständig Notrufe bekommen und da regelrecht patroulieren müssten (im Bewegungsvideo sah man, dass es ein regelrechter Shuttleservice ist), und dann kommt die Reschke und sagt, ach, die waren eigentlich nur zufällig auf dem Schiff, wollten mal Urlaub machen, und es war reiner, unvorhersehbarer Zufall, dass ausgerechnet dann, als die zwei NDR-Reporter eine Mittelmeerkreuzfahrt gebucht hatten und versehentlich statt auf ein Kreuzfahrtschiff auf das falsche Schiff gestiegen sind, auch noch ein Notruf einläuft.
Ach, wisst Ihr, ich habe mich als Kind auch immer rein zufällig am 24.12. im Wohnzimmer unter den Christbaum gesetzt, und konnte ja nicht ahnen, dass es da gleich Geschenke gibt.
Einerseits behaupten sie, dass es da soviel Seenot gibt, dass die da mit Schiffen patroullieren müssen, aber dann behaupten sie andererseits, dass ihr Reporterteam völlig ohne Grund für Wochen auf einem abgeranzten Kahn rumfährt, um dann von einem Notruf überrascht zu werden.
Für wie dumm wollen die uns eigentlich verkaufen?
Reporter haben schon lange von Bord berichtet
Auch dass “erst jetzt” bekannt werde, dass ein deutsches Fernsehteam mit an Bord war, ist falsch. Unsere beiden Reporter haben schon lange vor dem Einlaufen der “Sea-Watch 3” in den Hafen von Lampedusa von Bord berichtet – unter anderem für das NDR- und ARD-Fernsehprogramm.
Aha. Und worüber haben die da berichtet, wenn es nicht um Seenotschlauchboote ging? Reportage über Schiffsdieselmotoren? Abgasfakesoftware?
Plastikmüll im Mittelmeer? Ach, guck mal, da schwimmt ja ein ganz großes Stück Plastik?
Drängt das nicht eher den Gedanken auf, dass das Scripted Reality war? Immerhin kostet sowas ja auch Geld, zwei Reporter da für Wochen auf so einem Schiff abzustellen.
Und der Spruch, den Rackete da aufsagt, um Seenot festzustellen, der war ja nicht nur reichlich hölzern, sondern glasklar darauf ausgelegt, dass man jetzt endlich Seenot annehmen kann, also endlich irgendwelche Formalien erfüllt sind, um Seenot zu behaupten.
Ich habe bis heute keine greifbare, plausible, nachvollziehbare Darstellung gesehen, wie diese Leute eigentlich auf das Boot und in Seenot geraten sind. Das fällt immer alles vom Himmel. Irgendwo stehen Leute mitten auf dem Meer in einem Schlauchboot herum wie an der Bushaltestelle bei Regen, und dann sagt man, dass sie nicht genug Treibstoff, nicht genug Wasser, keine Navigationsgeräte haben (was ja vorhersehbar war, wenn man so losfährt, im Gegensatz dazu, dass überhaupt nicht erkennbar ist, wie sie da überhaupt hinkamen, meist so ohne Außenbordmotor und ohne Paddel), und dann erklärt man Seenot. Und diesen ganzen Blödsinn sollen wir dann fressen.
Wer glaubt diesen Leuten noch irgendetwas?
Nachtrag: Ist eigentlich schon mal jemand von Euch Schlauchboot gefahren?
Schaut Euch mal das Bild an:
Interview zur Seenotrettung: "Solidarität allein reicht nicht" https://t.co/9Wvom6RxsB #SeaWatch3 #Seenotrettung
— tagesschau (@tagesschau) 1. Juli 2019
Selbst ganz kleine Schlauchboote müssen sehr prall aufgepumpt werden, um die nötige Stabilität zu bekommen. Wer schon mal mit so einem aufblasbaren Vergnügungsgummiboot mit Spielzeugpaddel auf dem Badesee war, weiß, wie schlabbrig weich das ist.
Ein so großes Schlauchboot müsste man schon knalleprall aufpumpen und mit Holzboden auslegen, damit sich das überhaupt voranbewegen kann. Man sieht aber schon, wie weich das ist und wie es vorne wegsackt, es die Leute also nicht mal statisch im Ruhezustand halten kann.
Und dann sitzen die nicht, sondern stehen dicht gepackt da wie die Salzstangen im Glas auf der Party-Theke.
Was meint Ihr wohl, was mit so einem Boot passiert, wenn man es in Fahrtrichtung bewegt, wenn da schon im Ruhezustand der Bug nach unten zeigt. Kleiner Tipp: Bei allen wassertauglichen Schlauchbooten zeigt der Bug nach oben. Die sind vorne nach oben geknickt. Warum? Damit sie fahren können. Weil sie ja nach dem Verdränger-Prinzip fahren (und erst ab hoher Geschwindigkeit zum Gleiter werden, was hier wohl von vornherein unmöglich sein dürfte).
Würde man dieses Schlauchboot mit einem Außenbordmotor antreiben, käme das keine 100 Meter weit. Das würde vorne sofort mit der Spitze unter Wasser geraten und dann sofort nach unten abknicken.
Aber selbst wenn man annimmt, dass dieses Schlauchboot fahren könnte: Habt Ihr schon mal – in einem prall aufgepumpten, festen, kleinen – Schlauchboot versucht, während der Fahrt zu stehen? Oder auf einer Luftmatratze?
Normalerweise setzt man sich und hakt sich noch mit dem Fuß irgendwo unter, um nicht rauszufallen. Oder hält sich fest.
Dieses Boot hier hat keine Griffe.
Die Leute versuchen auch erst gar nicht, sich festzuhalten.
Und das bei so einem Schwabbelboot.
Schon mal mit einem Schlauchboot über die Wellen des Meeres gebrettert? Das geht ziemlich rauf und runter. Weil man mit jeder Welle raufkatapultiert wird, das wackelt. Das ist nicht wie Bahnfahren auf Schienen. Da hält’s den Hintern nicht immer auf der Sitzbank. Nun werden die da langsamer fahren wollen, aber so ein langes Boot geht ja dann über mehrere Wellenberge und -täler, das bewegt sich ja in sich rauf und runter. Und dann stehen die da so ohne Sitzbank und ohne Haltegriffe herum. Geht nicht. Die fallen da raus.
Ich bin der Überzeugung, dass sich das Boot da auf dem Foto so nicht bewegt hat und auch nicht bewegen kann. Die sind da so hingestellt worden. Das ist im Prinzip eine schwimmende Umsteigehaltestelle.
Und wenn ich mal so drüber nachdenke, dann habe ich schon viele solcher Bilder gesehen, wo so ein Schlauchboot (fast immer ohne Motor) irgendwo auf dem Meer treibt, oder gerade geplatzt ist und untergeht, aber nie in Bewegung.
Was mich daran erinnert, dass ich beim Sportbootführerschein einen nautischen Begriff gelernt habe, nämlich die Fahrt durch das Wasser. Man unterscheidet prinzipiell Schiffe, die irgendwo festgemacht sind (im Hafen, am Anker, auf Grund liegen usw.), dann Schiffe, die sich aufgrund irgendeiner Energiequelle (Segel, Motor,..) aus eigener Kraft relativ zum Wasser bewegen (eben die Fahrt durchs Wasser) und damit auch normalerweise manovrierfähig sind, und Schiffe, die einfach treiben, also sich nur mit dem Wasser (oder unkontrolliert durch Wind) bewegen, und damit normalerweise nicht mehr manövrierfähig sind, etwa anderen Schiffen nicht ausweichen können und so weiter.
Ich könnte mich jetzt nicht erinnern, irgendwo schon mal ein Foto oder gar einen Film von so einem Schlabberschlauchboot mit „Fahrt durchs Wasser” gesehen zu haben.
Es geht immer nur um die Behauptung, dass die in Seenot sind, aber es wird nie gesagt, wie sie da überhaupt hingeraten sind. (Bis auf das Frontex-Video von neulich, das dann Correctiv wegdiskutieren wollte.)