Ansichten eines Informatikers

Mal was Positives…

Hadmut
5.3.2020 18:07

…soll ich schreiben.

Als ich über Feminismus schrieb, beschwerten sich manche, ich würde zuviel über Feminismus schreiben.

Als ich über Linke schrieb, beschwerten sich Linke, ich würde zuviel über Linke schreiben, und überdies würde der Umstand, dass ich ausschließlich zu linken Veranstaltungen ginge und nur über Linke schriebe, ja eindeutig belegen, dass ich ein Rechtsradikaler sei, eben weil ich nie zu den Rechten ginge, ich würde die von meiner Kritik aussparen. (Wäre ich andererseits hingegangen, hätte es geheißen, ach guck mal da, wo der sich rumtreibt.) Geht man hin, ist man rechts, geht man nicht hin, ist man noch mehr rechts.

Als ich über Krypto schrieb, beschwerte sich einer, ich würde zuviel über Krypto schreiben, und überhaupt, über Informatiker. Ähm, ja, also wie soll ich das jetzt ausdrücken? Das kommt daher, dass das ein Informatikerblog ist, „Ansichten eines Informatikers”. Und die Kryptogeschichte der Grund ist, warum es das Blog überhaupt gibt.

Heute beschwerte sich einer, ich würde zuviel über das Corona-Virus schreiben. Warf mir „Angstlust” vor.

Hi,

vielleicht wäre es sinnvoll, dein Blog in “Corona-Virus-News-Portal” umzubenennen?

Bei aller Zuneigung zu dir und deiner jahrelangen fleißigen Blogger-Tätigkeit, aber deine jüngste Corona-Angstlust kann ich nicht nachvollziehen.

Sorry für die Küchenpsychologie, aber du scheinst den Virus-bedingten Weltuntergang ja geradezu herbeizusehnen – abzulesen daran, dass du nicht nur das Thema extrem überstrapazierst, sondern auch ausschließlich Negativmeldungen dazu herauspickst.

Das war hart. Denn grade zuvor hatte ich mich virusverachtend in die Öffentlichkeit gewagt, war Mittagessen gegangen und hatte da so eine richtig gruselige Horrorstory für den nächsten Blogartikel erdacht. Es kamen inzwischen zwei Hinweise darauf bei mir rein, dass sich das Corona-Virus im Hirn festsetzt, dort zu Enzündungen/Enzephalitis führen kann und bleibende neurologische Schäden hinterlasse und unter anderem unkontrollierte Schlafanfälle verursache. Was vielleicht die Videos aus China erklären könnte, in denen Leute, die beispielsweise ganz normal in eine Kamera reden, oder mit Kollegen die Straße entlanggehen urplötzlich wie tot zusammensacken, und die hier nie jemand erwähnt. Das kann man herrlich gruselig ausschmücken, so auf Horrorblog war ich schon eingestellt, da kommt diese Mail rein.

Hmmm.

Was Positives schreiben, nicht immer nur die Negativmeldungen herauspicken.

Wann wurde denn was Positives über das Corona-Virus gemeldet?

Ja, also, ganz einfach ist das nicht, daran positive Seiten zu entdecken.

  • In Berlin sind jetzt neun Leute positiv getestet, aber das meinte der wohl nicht.
  • Obwohl…naja… dass das für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt und in der Rentenkasse sorgen wird, hatte ich ja schon lobend erwähnt.
  • Die Wissenschaftler freuen sich, wie schnell und international und grenzenlos die wissenschaftliche Kommunikation läuft, so gut wie noch nie. Jeder, der irgendwo auf der Welt irgendetwas herausfindet, verbreitet es sofort an die ganze weltweite Wissenschaftlergemeinde. Daten werden sofort geteilt. Die internationale Wissenschaftlergemeinschaft arbeitet beeindruckend schnell, effektiv, kooperativ, konstruktiv. Also die der Naturwissenschaftler, Mediziner, wohlgemerkt.

    Zu Geisteswissenschaftlern und ihrem Marx-Murks kann ich mich hier nicht äußern, ich soll ja Positives sagen und dazu fällt mir nun wirklich gar nichts positives ein.

  • Eben noch wegen Gender zum Feind und Lügner erklärt, sind Mediziner und Biologen plötzlich wieder totaaaal wichtig und relevant.
  • Die NASA hat neulich herausgefunden – irgendwelche Stickoxidmessgeräte in Satelliten – wie wunderbar positiv sich das auf die Umweltverschmutzung auswirkt, wenn eine große industrielle Stadt wie Wuhan plötzlich wie tot ist, Fabriken und Verkehr still stehen. Bestimmt ist allein in China das Corona-Virus besser für die Klima-Nummer, als alles, was wir hier im ganzen Jahr treiben könnten. Auf einmal ist dort die Luft fast sauber, während sie sonst vor Ausstoß nur so strotzt.
  • Es ist jetzt auch ganz leicht und mühelos zu sehen, wie unfähig unsere Bundesregierung ist.
  • Es waschen sich auch wieder mehr Leute die Hände.
  • Eine wunderbare Katastrophentrockenübung unter realistischen Bedingungen. Wir wissen nun, wo es da überall klemmt. Oder auch nicht klemmt, weil gar nichts da ist, was noch klemmen könnte.
  • Im Supermarkt um die Ecke geben die sich beim Klopapier gar nicht mehr kleinen Packungen ab, da stand eine Palette mit Super-Duper-Riesen-Packs im (angeblichen) Super-Sonderangebot. [Ich habe eigentlich genug Klopapier auf Lager, aber da konnte ich nicht widerstehen und dachte, man muss ja mit der Mode gehen, wenn man das jetzt so macht. Zumindest an der Front bin ich jetzt weltuntergangsstartklar, ich werde jedenfalls nicht mit … Hintern sterben. Wenn das nicht positiv ist…]
  • Man hört auch kaum noch was von Klima, Gender und so.

    Sobald die mal reale Probleme haben, wird das schlagartig alles deutlich realitätsbezogener. Denen ging’s einfach zu gut, die haben vor lauter Langeweile Pseudogegner haluziniert wie ein allergiegenerierendes Immunsystem in der Hygienewohnung.

Viel mehr Positives fällt mir jetzt aber auch nicht ein.