Noch mehr Chemiker
Mir schreiben welche:
Ich hätte da noch eine Anmerkung im Thema Chemie und Chemieklausuren. In Ihrem letzten Update dazu hatten Sie einen Professor zitiert, der immer noch die Bestenauslese propagiert. Ich selbst habe Anfang der 2000er an der [Uni anonymisiert] CHEMIE studiert und kann Ihre Kommentare dazu vollständig stützen. Wir waren der zweite Jahrgang, der von Diplom auf Bachelor/Master umgestellt wurde. Damals wurde der Stoff einfach 1:1 übertragen, in jedem nachfolgenden Jahrgang wurde dann immer mehr Stoff herausgekürzt. Mathematik und Organik waren immer noch Aussiebefächer, aber auch dort sanken die Standards drastisch. Ich habe das aus erster Hand wahrgenommen, da ich zur Finanzierung des Studiums nebenbei als Assistent in der Organik und als Tutor in der Makromolekularen Chemie gearbeitet habe. So ist das mit dem Fachkräftemangel auch kein großes Wunder.
Oder
Hallo Herr Danisch,
als Diplomand habe ich für Chemiker die Übungen Mathe für Chemiker gehalten und Klausuren korrigiert.
Im ersten Anlauf habe ich so korrigiert wie damals bei uns Physikern im Diplom. 90% durchgefallen. Dann kam der Prof in unser Büro, legte mir den Stapel Klausuren auf den Tisch, und wies mich an, so zu korrigieren, dass 60% durchkommen, ohne die Punkte abzusenken. Weil Punkteabsenkung ein offizieller Vorgang ist und peinlich wirkt, wenn es zu häufig vorkommt.
Und zwar werden die Unis jetzt nach “Studienerfolgsquote” bezahlt. Das ist der Anteil eines Jahrgangs, der in Regelstudienzeit (plus einem Delta) das Studium abschließt.
Daher sind die Professoren gehalten, eine feste Quote durchzuschleusen. Das ist die Realität mit diesem Bätscheller-Master. Das Diplom wurde ohne Not geschrottet.
[Einige Anekdoten rausgestrichen, weil identifizierbar]
Dieses Land wird gerade das Klo runtergespült. Aber eine Mehrheit hat sich das über Jahrzehnte so gewählt, also ist die Mehrheit der Deutschen einfach strunzblöd. Ich sage nur 25% Grüne in den Umfragen – mit Dumpfbacken wie Bärdoof und Harblöde als Vorsitzendendeden*Innen.
Er habe Ärger bekommen, weil er Leute, denen er sagt, dass sie nichts können, nicht „wertschätzend” behandelt. Stimmt, so ein Vorwurf wurde mir auch schon gemacht.
Und der auch noch:
Sehr geehrter Herr Danisch.
Ich kann Ihre Beobachtungen bestätigen. Ich war [anonymisiert, über 20 ] Jahre Dozent an einer Fachhochschule im Fachbereich Maschinenbau ( inzwischen lange pensioniert ) und in diesen [] Jahren sank die Schulbildung kontinuierlich. Das bestätigten mir auch viele Kollegen, die deshalb vor dem ersten Semester Mathematikkurse anboten, damit die Studenten der Vorlesung überhaupt folgen konnten. Im ersten Semester im Fach TECHNISCHE MECHANIK müssen die Studenten üblicherweise Kräfte zerlegen, was der Berechnung der Seiten in einem schiefwinkligen Dreieck mit Hilfe des Sinus- bzw. Cosinussatzes entspricht. Dazu waren ca. 80% der Studenten auch nach Vorrechnen entsprechender Aufgaben selber nicht in der Lage. Der Höhepunkt am Ende meiner aktiven Zeit war, als sich ein wirklich nettes Mädchen ( keine zickige Feministin ) an mich wandte und sagte, die Namen Sinus und Cosinus hätte sie schon gehört, wohlgemerkt nur gehört, aber Sinussatz und Cosinussatz sagten ihr nichts, sie hätte diese Namen auch noch nie gehört. Eine Abiturientin, die Maschinenbau studieren wollte.
Ich kann Sie beruhigen, ich habe die Anforderungen nicht abgesenkt, weshalb in meinen Fächern die Durchfallquoten über dem Durchschnitt lagen. Ich mußte aber feststellen, daß nachrückende jüngere Kollegen sich gern den Studenten mit immer leichteren Prüfungen anbiederten, zum Teil mit Durchfallquoten null und schlechtester Note 3.