NSA hört Dänemark und Schweden ab
Ich kann so schnell nicht bloggen, wie die Informationen auf mich einstürzen.
Immer noch besser, als nichts zu wissen.
Dänemark
Gerade eben vor zwei Stunden, wirklich
15. November 2020, 21:13 Uhr
erschien auf ZEIT Online ein Artikel Dänemark hilft NSA beim Ausspähen von Dänen
Die Kooperation mit der NSA sorgte in Deutschland für einen Skandal. Das Gleiche erlebt nun Dänemark, denn auch dort nutzt der Geheimdienst das US-Spähwerkzeug XKeyscore.
Dort in Sandagergård durchforsten automatische Filter Tag und Nacht das Internet nach allem, was den dänischen Dienst interessieren könnte – und die US-amerikanische NSA. Denn genau wie der deutsche Bundesnachrichtendienst ist auch der dänische Auslandsgeheimdienst, der zugleich der militärische Geheimdienst des Landes ist, vor Jahren eine Kooperation mit der National Security Agency eingegangen. Und genau wie einst dem BND droht durch diese Kooperation nun dem dänischen Dienst, ja dem gesamten Land ein Skandal: Denn offenbar ist längst nicht alles legal, was dort geschieht.
Wie der öffentlich-rechtliche Sender Danmarks Radio (DR) berichtet, hat der Geheimdienst FE im Rahmen dieser Kooperation Dänen bespitzelt und so wahrscheinlich dänische Gesetze gebrochen. Und er hat der amerikanischen NSA wohl dabei geholfen, dänische Ministerien und Unternehmen, aber auch Institutionen in den Nachbarländern auszuspionieren, darunter eine deutsche Rüstungsfirma.
Same procedure as everywhere, James!
Datenkabel aus Osteuropa
Eikonal hieß die Operation in Deutschland, bei der die NSA dank Unterstützung des BND unter anderem Politiker und Firmen bespitzelte, um mehr über Rüstungsprojekte wie den paneuropäischen Kampfhubschrauber Eurocopter zu erfahren. Zum Einsatz kam dabei ein amerikanisches Datensammel- und Auswertungsprogramm namens XKeyscore. Mit seiner Hilfe wurden jahrelang Datenströme durchforstet, die am Frankfurter Netzknoten DE-CIX in Internetleitungen der Deutschen Telekom abgefangen worden waren.
Diese Spionagesoftware XKeyscore hat die NSA auch den Dänen überlassen, wie dank des Whistleblowers nun bekannt wurde. […]
Dank der Dänen hat die NSA Zugang zu allen Rohdaten, die durch Internetkabel auf dänischem Boden geleitet werden – somit zu allen Surfanfragen, Telefongesprächen, Textnachrichten, die Menschen weltweit senden. Der Standort des Rechenzentrums ist nicht zufällig gewählt, es wurde laut DR speziell für dieses Überwachungsprogramm gebaut. Über die Insel Amager verlaufen mehrere wichtige Internetdatenleitungen in Richtung Ostseeraum und Osteuropa, darunter auch Datenkabel von und nach Russland.
Wie in Deutschland wird XKeyscore auch in Dänemark mit technischen Suchbegriffen gefüttert, sogenannten Selektoren, um diese Rohdaten zu durchsuchen.
Und die haben sich dann offenbar selbst abgehört:
Auch dem dänischen Whistleblower waren diverse Suchbegriffe aufgefallen, die gegen dänisches Recht und dänische Interessen verstießen. Unter ihnen beispielsweise solche, mit denen die NSA etwas über das dänische Außenministerium und das Finanzministerium erfahren wollte.
Schweden
Ebenfalls heute, 20:56: Så transporteras din data runt i hemliga kablar över hela världen: Inte tjockare än en vanlig vattenslang
Äh…ja. Etwas kryptisch.
Google Translate:
Wie Ihre Daten in geheimen Kabeln auf der ganzen Welt transportiert werden: Nicht dicker als ein normaler Wasserschlauch
Die Kabel sehen der Welt nicht sehr ähnlich, etwa so groß wie ein normaler Wasserschlauch. Aber sie transportieren Informationen aller Art mit schwindelerregender Geschwindigkeit und Lautstärke auf der ganzen Welt. Swedish Telia ist gemessen am Datenvolumen einer der weltweit größten Player.
– Wir sind ein sehr wichtiger Teil der weltweiten Infrastruktur, sagt Mattias Fridström, Chefevangelist, ehemaliger technischer Direktor bei Telia Carrier. […]
Die Kabel verlaufen überall auf der Erde, unter der Erde oder in einer Tiefe von 4.000 Metern im Atlantik, aber es gibt viel, was geheim ist. Selbst intern in Unternehmen gibt es nur sehr wenige Menschen, die Einblick in die genauen Positionen haben, und irgendwo in Schweden gibt es einen Bunker, in dem das Unternehmen die Kabel auf der ganzen Welt überwacht.
Und dazu fragen die Reporter:
Für Telia geht es bei der Aufgabe hauptsächlich um die Sicherstellung des Betriebs, aber es ist klar, dass der Inhalt der Kabel ein Interesse wecken kann.
– Wir stellen sicher, dass das Netzwerk an allen Orten so sicher wie möglich ist, und sprechen so wenig wie möglich darüber, wohin es tatsächlich physisch geht. Es ist klar, dass wir verstehen, dass es viele Interessen darüber gibt, welcher Verkehr dorthin fließt, aber wir legen keinen Wert darauf.
Wie sieht das Unternehmen die Informationen zur groß angelegten Überwachung, die während des Snowden-Deals im Jahr 2013 entstanden sind?
– Wir haben keine Meinung dazu, wir haben in jedem Land ein Gesetz und in Schweden haben wir das FRA-Gesetz. Wir folgen einfach dem Gesetz. Wir haben keine weiteren Meinungen dazu.
Der Leser, der mir das schickte, schrieb mir dazu
Der schwedische Konzern Telia scheint die Hoheit über den Betrieb der Transatlantikkabel zu haben und das schwedische Abhörgesetz lässt sich ganz kurz zusammenfassen: alles abhören und an den verbündeten und befreundeten Staat westlich des Atlantiks weiter zu reichen.
Wow. Offenbar geht es gerade rund.