Ansichten eines Informatikers

Deutsche Sprache – und ihr Latein-Schicksal

Hadmut
15.2.2021 18:54

Ein Leser klagt mir sein Leid.

Hallo Hadmut,

momentan ist das Thema der Wahrnehmung und der Sprache in Beudeutung bei Ihnen im Blog.

Ich möchte etwas zur Sprache äußern.

Ich habe momentan immer mehr Probleme mit Deutsch. Nicht das gesprochene Deutsch. Das geschriebene. Ich war nie gut in Schrift, damit einhergehend die Rechtschreibung. Sprachen im allgemeinen, sind eine herrausforderung für mich. Die “deutsche” Sprache verändert sich rasant. Anglizsmen, eine Krezung von deutscher und englischer Grammatik.Oder Sätze wie: “Mein ranting über xyz” oder Politiker*innen (ist das richtig?),(hierbei gehe ich nicht auf die Kreuzung englischer Wörter mit englischer Grammtik übernommen in deutscher Sprache ein). Es war für mich erst, wie ein anderer Dialekt, nun mehr gleich einer Fremdsprache. Ich erwische mich mehr und mehr, wie Ich gewisse Dinge gar nicht mehr lese, Anglizsmen ignoriere Ich im allgemeinen. Ich meine, wer mir erst Worte beibringen muss, wenn wir die gleiche Sprache sprechen, da kann doch was nicht stimmen. Das Deutsch, wie Ich es gelernt habe, entfremdet sich mir immer mehr. Gut war Ich aber noch nie in geschriebener Sprache. In Englisch macht es sich auch bemerkbar, noch nicht so schlimm, doch merkbar. Mehr und mehr, merke Ich, weiß ich nicht mehr, wie etwas geschrieben wird. Die anderen Menschen schreiben anders als Ich. Doch es geht doch um Kommunikation und da versuche ich zwei Sprachen zu vermischen, die doch eigentlich die gleiche sein sollte ? Nun es sind natürlich nicht zwei sondern drei. Es gibt auch Worte die nun emotional gebunden sind, obwohl die natürliche Bedeutung etwas anderes ist, dies widerum ist auch kein dialekt, sondern etwas, was gut gelernt sein will. Und hier passiert mir etwas seltsames. Ich weiß nicht mehr wie Ich korrekt schreiben soll. Es mag natürlich sein, dass ich viel auf englisch lese(jedoch nicht schreibe), da auch irgendwie reinmurkst. Unterbewußt will Ich alles verbinden. Aber Ich, als Schreibmuffel, weiß momentan nicht mehr weiter.

Und es macht sich in einer Sache bemerktbar: Ich habe mehr und mehr Probleme korrektes Deutsch zu schreiben. Sprechen ist kein Problem. Ich falle zwischendurch auf Alt-deutsch(1800-1900) zurück, aber dafür wird man höhstens seltsam angesehen, verstehen tut man mich noch.

Wie man merkt, ist die Orthographie nicht die größte Stärke des Lesers, aber wie ich schon so oft geschrieben habe

  • war ich zur Zeit meines Abiturs richtig gut in Grammatik, Orthographie und Interpunktion, und seither ging es rapide bergab. Vor allem hatte ich relativ lange noch ein untrügliches Sprachgefühl, das aber an der Uni demoliert und durch die Rechtschreibreform ruiniert wurde. Ich muss längst auch häufig nachgucken, ob man ein Wort nun so oder so schreibt, und in nahezu allen diesen Zweifelsfällen ist das Ergebnis der Recherche, dass man es vor der Reform auf die eine und danach auf die andere Weise schrieb.

    Die Umstellung verläuft bei mir noch schwerer als die Anpassung des Wertgefühls von D-Mark nach Euro. Vor allem geht mir die durchgehende Verblödung und Verschwachsinnigung auf den Wecker.

  • Ich weiß, dass ich in den Blog-Artikeln sehr viele Schreibfehler habe, weil ich sehr schnell auf der Tastatur schreibe, dabei meistens noch woanders hinschaue, mal auf irgendwelche Texte, die ich kommentiere, oder manchmal noch auf den Fernseher schaue, während ich etwas schreibe, und deshalb diesen Effekt habe, dass im Hirn irgendwo die Bewegungsabläufe durcheinander geraten, und durch die Bewegungssequenzen für ganz andere, aber ähnlich klingende Silben ersetzt werden, in seltenen Fällen sogar zwischen deutsch und englisch. Das sind Fehler, die mir handschriftlich niemals passieren würden.

    Allerdings fällt mir auch auf, dass ich das Handschreiben verlerne. Ich schreibe fast nichts mehr mit der Hand. Bis vor einiger Zeit war ich noch auf vielen Konferenzen (der ganze Gender-Kram) und habe dabei immer Notizen gemacht, aber seit ich das nicht mehr so mache, kommt Handschreiben bei mir kaum noch vor, und ich nehme an, das ist bei anderen auch so.

    Ich würde sogar vermuten, dass Corona da Auswirkungen hat, weil ja viele Schüler ihre Schulaufgaben womöglich nicht mehr auf Papier machen und einscannen, sondern an der Tastatur schreiben.

Was mir besonders in Berlin sehr stark auffällt (oder bis kurz vor Corona auffiel): Berlin ist voller Migranten und Fremder aus allen Teilen der Welt, die versuchen, miteinander radebrechend auf Deutsch zu kommunizieren. Das funktioniert eigentlich auch in den Grundzügen, aber auf einem schrecklich niedrigen Niveau. Das Deutsch reduziert sich auf ein Niveau, das gerade angemessen ist, um mitzuteilen, welche Variante des Döners man haben will und wieviel Geld dafür verlangt wird.

Was mir dafür umgekehrt auffällt: Wenn ich Filme über andere Länder sehe, vor allem Skandinavien, Balkan, Russland, und ähnliche Länder, bin ich immer wieder erstaunt, wie gut und flüssig die da englisch sprechen. Nämlich nicht so wie jemand, der das in der Schule gut gelernt hat, sondern wie jemand, der das oft spricht, oft ziemlich akzentfrei.

Wir haben einen generellen Verfall der Landessprachen.

Meine Einschätzung wäre, dass Deutsch in 20, spätestens 30 oder 40 Jahren das Schicksal von Latein ereilt hat, nämlich eine alte, „tote” Sprache zu sein, die noch eine kleine, gebildete Elite als Wissenschaftssprache verwendet, aber eigentlich nicht mehr braucht. Bei den unter 20-Jährigen hat sich Deutsch in weiten Bereichen ohnehin längst erledigt.

Ich hatte mal einen Kollegen, weiß nicht mehr, wo der als Kind hergekommen war, Kossovo, Serbien oder irgendsowas aus Südeuropa. Der sagte, dass er als Kind in Berlin (!) in der Schule war, ihn die Eltern aber in eine andere Schule ummelden mussten, weil er auf dieser Schule keine Chance hatte, Deutsch zu lernen, da die Kinder da nur türkisch sprachen. Da sprach niemand deutsch.

Und die SPD gibt uns da den Rest.

Kritisch sind dabei nicht nur die Änderungen. Sondern die ständigen Änderungen, sowohl begrifflich, wie auch grammatikalisch. Ich habe ja von meinem Erlebnis bei Netzwerk Recherche in Hamburg erzählt, wo die „Neuen Deutschen Medienmacher” verkündeten, dass man nicht mehr „Farbiger” sagen darf, das sei rassistisch. Als ich fragte, wie es käme, noch vor wenigen Jahren hätte man uns eingebläut, man dürfe nicht mehr „Neger” sagen, sondern „Farbiger” sei die richtige, gute Bezeichnung, warum das jetzt nun wieder schlecht sei. Antwort: Der Diskurs gibt das jeweils aktuell vor.
In vielen Teilen
Es geht darum, schon mit der Rechtschreibreform, jedes Sprachgefühl, jedes Erlernen einer Sprache zu zertrümmern, um Identität abzubauen. Nennt sich Identitäts-Politik, aber manche Identitäten sind halt gut und manche schlecht. Und dazu gehört eben auch, die deutsche Sprache zu zerreiben. Einfache Logik: Die Nazis haben deutsch gesprochen. Als macht Deutsch Nazis.

Und: Deutsch diskriminiert und grenzt aus, weil es ja die, die es können von denen unterscheidet, die es nicht können. Man hat ja schon deutsche Kinder erlebt, die auf dem Schulhof „Kanak” sprechen, weil sie sonst Prügel beziehen.

Und immer öfter begegnet einem die „einfache Sprache”, etwa auf Behördenportalen, die letztlich nur markiert, was man aus marxistischer Sicht als ausreichend betrachtet. Wie in „1984”.

Es wird bald nicht nur verboten sein, etwas außerhalb der politische Korrektheit zu äußern. Es wird bald nicht mehr möglich sein.

Eigentlich hat mir an Englisch schon immer imponiert, wie kurz und direkt die sich manchmal ausdrücken können, ohne Umschweife die kürzestmögliche Verbindung. „Walk the dog” statt „Mit dem Hund Gassi gehen”. Obwohl Englisch eigentlich eine schöne Sprache sein kann, mit erstaunlichen Ausdrucksmöglichkeiten (Harry Potter auf Englisch hat mir sehr gefallen, sogar Prince Charles meinte ja, das sein ein wunderbarer Botschafter der Sprache), fiel mir bald auf, dass sie in der Realität eine ziemliche Spracharmut und damit auch Kategorienarmut haben (womit dann der Poststrukturalismus doch seine reale Umsetzung findet, aber nicht die Sprache die Dummheit, sondern die Dummheit die Sprache macht, weil die Begriffe an sich schon verfügbar wären), und es in weiten Teilen Amerikas als Negativ-Kategorien nur noch „fucking” und „shit” gibt, und die begrifflichen und grammatikalischen Steigerungsformen bis hin zum Superlativ nur noch darin bestehen, wie oft man es in den Satz einstreut und wie laut man es bellt. Das amerikanische Bildungsbürgertum verfügt noch als Reserve über den dritten Begriff „crap”, was inzwischen aber wegen des Klanges schon als vornehm-bourgeois gilt.

Es wird in kürzester Zeit von Deutsch nur noch so ein Sprachenwrack übrig bleiben wie Pidgin-English, Kreolisch, Kanak. An amerikanischen Unis wird ja schon „Schwarzen-Englisch” als eigene Sprache mit eigener (sehr einfacher) Grammatik gelehrt.

Vermutlich werden langfristig als verbreitete Sprachen nur Chinesisch, Rudimentär-Englisch und Spanisch übrig, lokal russisch, für die anderen nur Nischen bleiben. Neulich habe ich noch irgendwo gelesen, dass die Niederländer schon keine Lust auf ihre Sprache mehr hätten und längst lieber englisch sprächen. Alles Nordeuropäische ab Dänemark aufwärts spräche sowieso fließend Englisch, weil sie Fernseh- und Kinofilme nicht synchronisieren, und das in den Schulen intensiver lernen, und man merkt ja beispielsweise an Greta, dass die zwar doof ist, aber doch ziemlich gut englisch spricht (was nicht ganz klar ist, weil das ja alles vorher eingeübte Abläufe sind, aber zumindest wird das Bild vermittelt).