Beratungsanfrage zu feuerfester Wimperntusche
Feuerwehrleute fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Offenkundig geht es auf meinem Weg zum Influencer voran, denn inzwischen werde ich auch in Fragen der Kosmetik und der Schminktipps konsultiert, auch wenn ich das zu meinem Leidwesen noch in die Kategorie „Danisch weiß es auch nicht” einsortieren muss. Ich arbeite daran. Aber immerhin geht es in Richtung der Influencer-Kernkompetenz. Obwohl ich ja durchaus auch schon mal an einer Einführung in a) das weibliche Gesicht und b) dessen kamerabegünstigende nicht-materialabhebende Bearbeitung für Fotografen teilgenommen habe. Zu meinem Glück gab es keine Noten.
Schminktipps also.
Ein Leser trägt mir die Frage zu, dass Feuerwehrleute sich grämten und grübelten und um Hilfe ersuchen, was den Leser zur – leider von mir zu enttäuschenden – Vermutung brachte, dass Danisch da helfen kann.
Der Bund nämlich macht gerade eine Kampagne über die Wichtigkeit der Frau bei Polizei und Feuerwehr, und stellt dazu sozialistische Madonnenbildnisse wie dieses zur Schau:
Fotostudiodramatik. Typischer Beleuchtungsaufbau, nur mit den einschlägig bekannten Farbfolien rot und blau vor den Lampen (oder wenn sehr modern, einstellbares LED-Licht).
Auch auf den Feuerwehrseiten selbst finden sich Webseiten, wie etwa beim Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein oder dem Feuerwehrverband zur „Neuen Rettungskräfte-Kampagne des Bundes-Innenministeriums“ mit Bildern wie
Feuerwehrleute treibe nun die Frage um, die der Leser an mich heranträgt, ob denn der Eyeliner auch spritzwasserfest sei und die Wimperntusche der sogenannten „Heißausbildung” standhalten könne, kurz, ob sie feuer- und hitzebeständig sei.
Weiß ich nicht.
Da sehe ich mich fachlich überfordert und würde an transsexuelle Löschzüge verweisen, die kennen sich mit sowas aus und haben praktischer Erfahrung. Die wissen dann auch, wie man sich unter der Atemschutzmaske die Wimpern nachtuscht ohne sie abzunehmen.
Was meine Kompetenzbereiche angeht, so kann ich aber sagen, das diese Bilder aus mindestens zwei Gründen politisch völlig inakzeptabel sind und die Feuerwehr als Rassistenansammlung entlarvt:
- Blackfacing
- Es ist mir als Teilexperten natürlich nicht entgangen, dass die Damen ein Wangenrouge der Nuance „Charcoal” auflegen und – das kommt auf den Fotos natürlich nicht rüber – auch einen der angesagten Fragrances Löschzug Nº 5, Chemieunfall oder Kreuzberger Fahrzeugbrand – zwar authentisch, geht aber politisch gar nicht.
Blackfacing.
Cultural appropriation und rassistisch unsensible Brandstiftung. Da würde sich die nicht-weiße Bevölkerung massiv verletzt und ausgegrenzt fühlen, wenn sie aus einem brennenden Haus gerettet werden sollten und dann jemand kommt, der sich auf schwarz geschminkt hat.
- Rassismus
- Es fällt mir natürlich sofort auf, dass in der ganzen Kampagne nur weiße Frauen auftauchen. Keine Schwarze, keine Muslima. Obwohl doch gerade der Feuerwehrhelm, die Vollbekleidung und der Atemschutz religiösen Verhüllungsanforderungen besonders gerecht werden sollte.
Farbtöne wie Signalrot und Warngelb wären da fraglos besser geeignet, am besten Ton-in-Ton mit der Fahrzeuglackierung. Ich hatte ja neulich schon den Hinweis auf die Sendung mit der Maus über die Produktion von Drehleitern beim Hersteller Rosenbauer, die meines Wissens den gesamten Feuerwehrbedarf bis hin zu Helmen und Kleidung liefern. Ich habe wenig Zweifel, dass man die auch (jenseits des 1. Aprils) von einer Feuerwehrkosmetikserie mit feuerabweisendem Make-Up begeistern könnte. Auch ein Concealer für kleinere Brandflecken und ein Rußpeeling fänden sicherlich ihre Abnehmer. Und da sie ja auch die Wasserwerfer für die Polizei liefern, denke ich, sie könnten da auch fachübergreifend Wasser- und Hitzefestes für die moderne Frau anbieten, was farblich gut mit Blaulicht harmoniert.
Rundfunkrechtlich bedenklich ist allerdings der Umstand, dass das „staatsferne” ZDF praktisch zeitgleich mit einer Doku-Soap „Herz & Viren” um die Ecke kommt, so eine Art „Bettys Diagnose, jetzt noch echter und ohne Männer”, in der es darum geht, dass Kliniken eigentlich von Frauen betrieben werden. Bisschen zu viel Übereinstimmung für eine bloße Koinzidenz. Auch wenn man zugeben muss, dass sich da Raum für eine durchgehende Kosmetiklinie von der Rettung bis zur Behandlung ergäbe.
Freut mich aber, dass ich zumindest teilweise helfen konnte.
Ich werde mich bemühen, meine Kompetenzen in Sachen Schminktipps noch auszubauen.
Bei Wimpernverlängerungen rate ich bis auf weiteres zu Aramidfasern.
Jetzt mal im Ernst: Was verspricht man sich eigentlich von solchen Kampagnen im Feuerwehr-Barbie-Design? Hat die Bundesregierung da wieder mal den ihr nahestehenden Werbefirmen Geld zugeworfen, Ergebnis egal? Welche Frau würde sich sowohl von solchen Kampagnen angesprochen fühlen, als auch in den Feuerwehreinsatz passen? Nach meiner Lebenserfahrungen sind das doch disjunkte Typen Frau. Ich hatte doch neulich mal einen Artikel zu einem Film über eine Frau, die irgendwo in Nord- oder Ostsee einen oder auf einem Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger fährt – gab es nicht noch einen Film über eine, die Kapitänin eines Rettungskreuzers ist? Da schrieben mir die Leute zwar auch, das sei eine Kampagne, aber immerhin erschien mir die Darstellung der Tätigkeit real und wahrheitsgetreu und die sah nicht nach Barbie aus. Damit spricht man zwar andere Leute an, aber meines Erachtens dann die, die man brauchen kann.