Ansichten eines Informatikers

Neulich in Nairobi

Hadmut
10.7.2021 18:43

Über Kolonialismus und den Segen des weißen Wissens.

Eine Leserin twitterte gerade:

Das ist ein guter Punkt. Ich stimme beiden Damen zu. Warum machen eigentlich wir weißen Männer seit 500 oder 1000 Jahren hier die ganze Arbeit? Und müssen obendrein noch alle miternähren? Wann fangen denn die anderen endlich auch mal an, einen Beitrag zu leisten, anstatt immer nur rumzuheulen, wie dreckig es ihnen geht, wessen Opfer sie sind, oder wie Luisa Neubauer immer nur zu streiken ohne jemals irgendwas gearbeitet zu haben, wovon man streiken könnte?

Nur den Tweet aus dem Screenshot habe ich leider nicht gefunden. Weder per Suchfunktion, noch unter dem DLF-Kultur-Account. Bei Twitter gehen aber ohnehin merkwürdige Dinge vor sich.

Vermutlich dürfte es um diesen Beitrag bei DLF Kultur gehen:

Von Videos über verstopfte Abflüsse bis zur Planung unserer Wege durch die Stadt: Wissen im Internet nutzen wir alle täglich. Aber wie gerecht ist der Zugang zum Netz und wie sehr bilden Wissensplattformen die Machtstruktur der Gesellschaft ab?

Der Politologin und Buchautorin Emilia Roig zufolge sind diejenigen, die Wissen ins Internet bringen, immer noch überwiegend weiß, männlich und aus den Ländern des industrialisierten Nordens. Dies gilt auch für die, die Wissen abrufen, denn die Zeit fürs Surfen, der Zugang zum Netz und das Knowhow sind nicht gleich verteilt:

„Es gibt immer noch die Illusion von einem neutralen, objektiven und rationalen, universellen Wissen,“ sagt Emilia Roig. Und die, die das Wissen schaffen, seien immer noch die Gleichen wie die Wissenseliten in der Zeit vor der Ausbreitung des Internets.

Yup. Auch wenn sie das anders meint als ich, sie als Vorwurf, ich als Sachverhalt, stimme ich ihr zu: Die Arbeit macht der weiße Mann.

Sie scheint allerdings zu glauben, dass sich daran schon dann etwas ändert, wenn der weiße Mann weg ist.

Ich hingegen meine: Herrschaftszeiten, dann fangt halt endlich mal an, was zu arbeiten, faules Pack! Die Ursache ist nämlich die:

Und solange Figuren wie diese Emilia Roig nur auf Deutschlandfunk Kultur rumheulen und keine Videos über verstopfte Abflüsse machen, wird es auch dabei bleiben, dass Videos über verstopfte Abflüsse von weißen Männern kommen. Daran wird sich niemals etwas ändern, solange schwarze Frauen nur weißen Männern Vorwürfen machen. Daraus entstehen nun mal keine Abflussvideos.

Und ganz ehrlich: Es wird auch niemals eines werden, wenn man Politologie studiert und sich damit für den Rest des Lebens in die Finsternis der Unfähigkeit und der Gewissheit begibt, niemals mehr einen Abfluss selber sauberzumachen und den weißen Klempner zu rufen.

Warum macht die Frau also nicht einfach ein Video darüber, wie man einen Abfluss reinigt, statt bei Deutschlandfunk Kultur rumzuheulen?

(Weil sie eben eine Frau und Feministin ist. Die Verantwortung für das eigene Handeln liegt immer bei anderen und der jeweils nächst greifbare weiße Mann ist immer der verantwortliche Vormund. Hier gut zu sehen daran, dass die Frau zwar erwachsen ist, aber für alles, was sie nicht macht, die Schuld bei weißen Männern sucht.)

Was mich an Nairobi erinnert.

Ich war noch nie in Nairobi, aber man hatte mir einen Link auf ein Video geschickt, in dem jemand darstellt, wie es inzwischen in Nairobi so aussieht und abgeht:

Und zwar eigentlich mit der Absicht, mir zu zeigen, dass es in Nairobi inzwischen sehr viel besser als in Berlin zugeht. Der Leser schreibt dazu

Die Highlights:

2:38 ein runtergelassener Schaufensterrolladen ohne(!) Schmierereien dran
3:47 Laternenpfahl, an dem Papierreste kleben
4:55 Mann in gepflegtem Anzug als Türsteher vor einem Brillengeschäft (bei uns kann man froh sein, wenn man nicht in einer fremden Sprache zurechtgewiesen wird)
6:11 Schmiererei an der Wand
7:51 eine Walze finalisiert einen frisch geteerten Straßenabschnitt (keine deutschen Sicherheitsmaßnahmen, aber dafür wenigstens mal ein paar Schlaglöcher entfernt; das schaffen die bei uns nicht mehr)
9:06 Mauersäule mit Flyern dran, allerdings auch nur evtl. wild
9:24 Abendszene mit Menschen in der Innenstadt; viele stehen in einer langen Schlange; alles ist gesittet und ruhig, kein Gedrängel & kein besoffenes Gepöbel; niemand raucht dem anderen ins Gesicht
9:30 Aufkleber an Laternenpfahl

Die letzte Szene ab Minute 13 spielt dann in einem somalischen Restaurant in der Stadt. Sehr gediegen, könnte sich auch in Deutschland befinden.

Das kann ich bestätigen.

Das sieht da weit sauberer, ordentlicher, funktionaler, intakter aus als manche Gegend der Berliner Innenstadt. Und auch das Restaurant sieht sehr gut aus. (Was mich daran erinnert, dass ich noch nirgends durchgehend und über längere Zeit so gut gegessen habe wie in Kapstadt oder auf der Namibia-Reise. In Kapstadt kann man eigentlich blind überall reingehen, das war immer top und richtig gut. Kann man von Berlin nicht sagen.)

Was mir aber auch auffällt: Wer Zeit und Lust hat, sich das Video (23 Minuten) anzuschauen, möge mal darauf achten, ob er da irgendwas sieht, was nicht von Weißen (oder vielleicht noch ein paar Gelben) erfunden wurde. Häuser, Autos, Busse, Motorräder, Strom, Handys, Sonnenbrillen, Kleidung, das Prinzip Restaurant, Straßenbau, Laternen, Messer, Gabel, Gläser, Jacke von Nike, Sitzbänke, Glas, Beton, die Videokamera/Handykamera, Licht, Fernseher und so weiter.

Was in diesem Film wurde von Schwarzen erfunden, entwickelt, gemacht?

Ich kann nichts entdecken. Würde man mit der „cultural appropriation“ daherkommen, dürften sie nur Lehmhütten haben.

Alles, was man da im Video sieht, ist eine Folge des Kolonialismus. Der, den man so zum Vorwurf macht, und hier noch obendrein den Vorwurf erhebt, alles Wissen käme von Weißen. Nebenbei: Hongkong würde sich gerade sehnsüchtig wünschen, wieder britische Kolonie sein zu können.

Wenn man sich also daran stört, dass alles Wissen im Netz vom weißen Mann kommt: Welchen auch nur im Ansatz, auch nur entfernt plausiblen Sinn ergibt es dann, das den Weißen zum Vorwurf zu machen?

Mal so ganz nüchtern und objektiv betrachtet:

Wäre es nicht mal angebracht, das lobend und anerkennend festzustellen, was die weißen Männer alles entwickelt und erfunden und mit der ganzen Welt geteilt haben?

Was soll man dagegen von Leuten halten, die nichts erfinden, sich alles Wissen nur von anderen gegeben lassen, und sich dann noch darüber beschweren und dem weißen Mann die eigene Untätigkeit zum Vorwurf machen?