Ansichten eines Informatikers

Wie lange ich das hier eigentlich machen will…

Hadmut
20.10.2021 13:56

fragt ein Leser.

Er meint, das mit der Promotion sei klar, aber doch auch nun schon 23 Jahre her, warum ich das immer noch mache, wie lang, warum und so weiter.

Kurze Antwort: Weil ich meinen Spaß dran gefunden habe und damit auch einen Weg, etwas über eine lokal begrenzte Bedeutung hinaus zu machen. Weil ich gerne formuliere und argumentiere, und das in der IT fast gar nicht vorkommt. Und weil mir der IT-Bereich inzwischen zum Hals raushängt.

Lange Antwort:

Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, bis auf weiteres (und bisher kam kein weiteres) zu bloggen, bis ich irgendwann einmal tot auf die Tastatur darniedersinke. Ich werde bloggen, bis ich entweder tot umfalle, es nicht mehr kann (früher oder später werden wir ja alle mal dement oder sonstwie krank und alt), oder ich einen wirklich triftigen und überzeugenden Grund habe, damit aufzuhören. Keine der drei Abbruchbedingungen ist in Sichtweite.

Anders, als wenn einem ein Fahrrad geklaut, ein Auto angezündet oder mal ein Veilchen geschlagen wird, bin ich nicht punktuell in der Vergangenheit geschädigt, sondern die Schädigung dauert permanent an. Es hat meine ganze Karriere, meinen Kontostand, meinen Lebenslauf, einfach alles beeinflusst und nach unten gezogen. Ich war ab 2002 auf IETF-Konferenzen, und da haben Google und Co rekrutiert. Die hätten mich sofort genommen, wenn da nicht das Problem gewesen wäre. Microsoft hat mich damals, da war ich schon wieder in Deutschland, nachts um 3 (hiesiger Zeit) aus dem Bett geklingelt, um ohne jede Vorankündigung ein Einstellungsgespräch mit mir zu führen. Bei SAP hatte ich auch schon den gut dotierten Arbeitsvertrag auf dem Tisch liegen. Ich hätte ohne diese Promotionsprobleme ohne weiteres schon vor 2000 in die USA zu den aufgehenden Internet-Firmen gehen können, und allein schon mit den Aktienoptionen, die man damals noch bekam, mit 40 in Millionärsrente gehen können, selbst wenn ich dann gar nichts mehr geleistet und gebracht hätte. Ich hätte seit 15 Jahren ein schönes Leben auf der Insel mit Palmen und sowas. Oder hätte eine Professur bekommen und hätte mal Gastprofessuren in Australien und Neuseeland machen können. Mir standen von meinem Wissen und Können alle Türen offen, aber immer kam die Frage, warum ich 4 Jahre Mitarbeiter an der Uni war und nicht promoviert bin. Und das muss man in einem Bewerbungsgespräch wahrheitsgemäß beantworten. Und hätte nicht 10 Jahre meiner Freizeit mit Rechtsstreitigkeiten vergeudet.

Schaut man sich an, wer und was da in Silicon Valley alles wie reich geworden ist, Stichwort Paypal, Leute wie Peter Thiel oder Elon Musk – das Wissen hätte ich auch gehabt. Es ist also keineswegs so, dass ich in der Vergangenheit geschädigt wurde. Die Schädigung dauert an, jeden Tag. Ich habe zwar das Internet in Deutschland mit aufgebaut, aber glücklich war ich darüber nicht, auch im Außendienst mit dem Dienstwagen zu Kunden zu fahren und in kalten Rechenzentren zu hocken. Ich hatte da eigentlich höhere Pläne.

Ich hatte damals etwas, was man sich heute nicht mehr vorstellen kann, weil es das heute nicht mehr gibt. Ich hatte in dieser Frühzeit des Internet ein nahezu komplettes und weit überragendes Wissen über das Internet, dessen Funktion, dessen Schwächen und der passenden Sicherheitsmechanismen, und konnte damals locker jeden deutschen Professor abhängen. Ich hatte ideale Voraussetzungen. Heute ist das alles so gewuchert, entwickelt sich alles so voluminös und schnell, dass heute auch 100 Leute nicht mehr so einen Wissensvorsprung haben können, weil heute eben jeder Internet macht. Damals wusste außerhalb der Informatik noch kaum jemand, was das überhaupt ist. Web wurde gerade erst erfunden. Heute komme ich nicht mehr nach, meinen Wissensstand halbwegs aktuell zu halten, weil alles so wahnsinnig schnell wuchert.

Es geht aber nicht nur darum.

Es ist auch eine Frage der Selbstachtung.

Ich habe beschlossen und für mich entschieden, dass ich nicht schweigen werde, dass ich mich von Leuten dieser korrupten und verlogenen Suppe nicht kaltstellen lassen werde. Es ist eines, gegen einen Schlaueren zu verlieren, oder in einer Prüfung zu versagen. Beides habe ich aber nicht getan. Die Uni hatte selbst gesagt, dass sie mich damals für den befähigsten an der Uni auf dem Thema hielt, die Professoren haben sich – schriftlich belegt – bei mir Rat geholt und meine Einschätzung befolgt, in den Akten stand die Promotion als bestanden und die Auszeichnung war avisiert, vom (ursprünglichen) externen Zweitgutachter hatte ich zustimmende handschriftliche Anmerkungen im Exemplar. Ich habe die Dissertation seit rund 20 Jahren online, sie wurde zehntausende Male (ich habe es nicht mitgezählt, vielleicht auch öfter) runtergeladen, und ist vermutlich die meistgelesen (manche sagen, weil einzige gelesene) Informatikdissertation Deutschlands. Bis heute hat mir nicht ein einziger einen Fehler aufzeigen können. Nebenbei bemerkt habe ich seit 23 Jahren auch nach dem Schema gearbeitet, und es hat funktioniert. Ich habe also Grund zu der Annahme, dass ich nicht zu doof bin oder Mist abgeliefert habe, zumal mir unzählige Dissertationen vorliegen oder bekannt sind, in denen wirklich nur Mist oder einfach gar nichts steht, die man mit Bestnoten behängt hat.

Ich verachte diese Leute, diese Verlogenheit, diese Dummheit, diese Korruption, deren Verleumdungsmaschen so sehr, dass ich es für einen Akt der Selbstachtung halte, mich von diesen Leuten zumindest nicht stillschweigend erledigen zu lassen.

Es kommen aber noch andere Aspekte hinzu.

Da ist einmal der kriminalistisch-analytische Aspekt. Ich hatte schon immer so ein bisschen eine detektivische Ader. Selbst Beth bescheinigte mir das mal, nannte mich mal in einem Institutsseminar Sherlock Holmes. Es liegt in meinem Wesen und meiner Natur, zu beobachten, zu untersuchen, zu beschreiben, was diese Leute da treiben. Manche beobachten Bienen, andere Kamele, ich beobachte Linke und Feministen. Irgendein Hobby muss man ja haben. Und da habe ich alles auf einmal: Kriminalität, Dummheit, Spaß. Wie ein Überraschungsei.

Der inzwischen wichtigste Aspekt geht aber weit über meine Sache hinaus.

Erst hat man jahrelang die Wissenschaft totgeschlagen, aber seit Klima, Greta und Corona kommt man plötzlich mit der Rhetorikmasche daher, man müsse auf die Wissenschaft hören, und wer nicht gehorcht, sei ein Wissenschaftsleugner. Ständig kommen sie politisch-feministisch mit irgendwelchen „Studien“ daher und meinen, dass etwas müsse, weil irgendeine „Professorin“ das sagt.

Wissenschaft ist toll.

Universitäten und Professoren sind es nicht, denn sie haben mit Wissenschaft fast und meistens gar nichts mehr zu tun.

Ich empfinde es als extreme Verlogenheit, wenn uns Politik und Medien hier eine Wissenschaft verkaufen, während ich nun seit fast 30 Jahren beobachte, wie verlogen, wie korrupt, wie dreckig, wie inkompetent, wie bestechlich, wie dumm, wie absurd, wie frei erfunden das ist, was an den Universitäten abläuft. Insbesondere die deutschen Universitäten sind in der Bilanz längst weit negativ, weil sie weit mehr Lügen und frei erfundene Gefälligkeitsgutachten produzieren als echte, belastbare Erkenntnisse. Und ich sehe das nicht nur jetzt, ich habe das damals im Promotionsstreit durch die Akteneinsichten gesehen, dass die reihenweise, sofort, jederzeit und bereitwillig Gefälligkeitsgutachten über etwas schreiben, was sie nicht gesehen haben, weil man es ihnen nicht zugeschickt hat. Diese flächendeckende Bereitschaft, Gutachten wie bestellt über etwas zu schreiben, was man nicht untersucht hat. Dazu diese groteske Unfähigkeit vieler Professoren, ihr eigenes Fachgebiet zu beherrschen. Sie werden uns immer als Götter hingestellt, aber faktisch sind die meisten schlicht unfähige Zivilversager, die einfach schreiben, was man von ihnen hören will. Die hatten ja nicht mal ein Unrechtsbewusstsein, als ich sie ertappte, weil die das immer so machen und meinen, das gehört so. Als ich die Webseiten zum Prüfungsrecht machte, rief mich mal ein junger Informatikprofessor an und fragte entgeistert, wie denn das sein könne, dass ein Prüfling gegen das Ergebnis klagen könne, er könne doch in sein Gutachten schreiben, was er wolle. Was ich ihm sagte, hat ihn in seinen Grundfesten erschüttert. Und dann werden deren „Gutachten“ als politischer Hebel eingesetzt und jeder als „Wissenschaftsleuger“ an die Wand gestellt, der nicht mitspielt.

Ich habe sehr viel Zeit, Arbeitszeit, Lebenszeit investiert, man könnte auch sagen, vergeudet, um mir anzuschauen, wie diese Leute arbeiten, wie sie gewerbsmäßig lügen und betrügen und das für Wissenschaft halten. Damit geht dann aber auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung einher, das anzuprangern. Ich würde mich als Mittäter fühlen, wenn ich dazu die Klappe halten würde.

Und dann gibt es natürlich auch noch völlig egoistische, eigennützige Motive.

Ich möchte nicht in einem Land mit einer Bundeskanzlerin Baerbock leben. Mir hat die Merkel schon gereicht.

Mich stört dieser alles unterwandernde, alles zerstörende Einfluss dieser Identitätspolitik, des Linken, dieses schleimige alles durchkriechende Dumme und Verlogene. Diese unfassbar widerlichen Leute, die sich für moralisch überlegen halten.

Ich halte es daher für erforderlich, Widerstand zu leisten.