Ansichten eines Informatikers

Die seltsame Vorstellung vom korrekten Nonkonformisten

Hadmut
5.11.2021 14:23

Zur Absurdität aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen.

Inzwischen häufen sich in der Mailbox und auf Twitter die Zuschriften, die mir – ausgerechnet mir, den manche als Ein-Mann-Opposition beschreiben – Untertänigkeit, Konformismus, Feigheit, Angepasstheit, Opportunismus und so weiter vorwerfen. Ich wolle mich bei der Regierung anbiedern, zu den „Guten“ gehören.

Mir war nicht bewusst, dass ich den Eindruck vermittle, die Regierung gut zu finden. Und mich bei ihr anzubiedern.

Kleines Nebendetail: Es geht um COVID-19-Impfungen.

Mal so ganz grundsätzlich:

Ich habe schon zum Klima-Thema gesagt, dass ich es – schon rein zeitlich – nicht kann, mich in jedes beliebige Fachthema x einzuarbeiten, und auch nicht der Meinung bin, dass ich zum Experten werden kann, indem ich drei Webseiten lese, drei Statistiken zur Kenntnis nehme, drei Youtube-Videos gucke und dann einfach dagegen bin. Ich weiß, wieviel Zeit es mich gekostet hat und ständig kostet, Ahnung von Informatik zu haben, und ich denke nicht, dass man mal eben so hopplahopp Klimaexperte oder Mediziner werden kann. Zumal ich solche Sorglosigkeit und die Überzeugung, es einfach mal so nachlesen zu können, fast umgebracht haben. Übrigens in Zusammenhang mit einer Impfung. Drei Impfungen, um genau zu sein. Da dachte ich auch, es reicht, den Beipackzettel zu lesen. (Und nein, nicht die Impfungen hätten mich damals fast umgebracht, sie haben nur das Immunsystem so beansprucht, das der Krebs, den ich schon länger hatte, durchgebrochen ist und ich eine Metastase unter der Haut von der Größe einer Walnuss irrtümlich für einen geschwollen Lymphknoten gehalten habe, der im Beipackzettel der Impfung als mögliche harmlose Nebenwirkung beschrieben war. Ärzte wissen aber, dass die sich ganz anders anfühlen, ich wusste es nicht. Da habe ich mir abgewöhnt, in Sachen Impfung und so schlauer als die Ärzte sein zu wollen, indem ich mal irgendwas nachlese. Das schlimmste Wissen ist das Halbwissen.)

Ich habe auch gesagt, dass ich mich gar nicht in jedes Thema einarbeiten will.

Was schon damit zusammenhängt, dass ich von Kompetenz und Einarbeitung andere Vorstellungen habe, als viele der Leute da draußen. Bei dem, was ich unter Einarbeitung verstehe, reicht die Lebenszeit schlicht nicht aus, um das für so viele Themen zu tun.

Was, nebenbei bemerkt, meine tiefe Verachtung für sowas wie Greta Thunberg und den Kult um Dummheit und Jungfrau begründet. Neulich hatten wir es ja von Moral und den Moralaspekten, zu der auch sexuelle Unberührtheit, Jungfräulichkeit gehört. Irgendwie verschiebt sich das gerade auch ins Intellektuelle, entsteht ein Kult ums geistig unberührte.

Ich habe aber auch nie versucht, anderen Leuten die Meinung abzuschneiden oder sie ihnen nicht zuzugestehen, wie mir das gerade viele unterstellen. Das könnte ich gar nicht. Ich schreibe nur hier in meinem Blog, und wie könnte ich mit meinem Blog andere in ihrer Meinungsfreiheit behindern oder beeinträchtigen? Wie sollte das überhaupt gehen?

Viele Leser haben mir längst bestätigt, dass ich das auch nicht getan habe, sondern lediglich erklärt habe, wie und warum ich für mich individuell und aufgrund meiner persönlichen Umstände für mich die Entscheidung getroffen habe und das Risiko eingegangen bin (weil ich a priori zu der Einschätzung gelangt bin, dass es das geringere ist), mich Impfen zu lassen. Und warum ich es nicht für eine für mich akzeptable Alternative gehalten habe, auf eine a posteriori-Bewertung zu warten.

Daraus reimen sich viele zusammen, ich würde ihnen ihre Meinung nicht zugestehen. Was Blödsinn ist.

Ich erklär’s mal mit einfachen Worten:

  • Die Regierung sagt, wir sterben, wenn wir uns nicht impfen lassen.
  • Die Gegner sagen, wir sterben, wenn wir uns impfen lassen.
  • Danisch sagt, oh, ja, dann flieg’ ich schnell nach Dubai und schau mir die Expo an, bevor ich sterbe. Denn die interessiert mich.

Oder anders gesagt: Für mich ist COVID-19 schlicht nicht wichtig genug, um da meine ganze Lebenszeit reinzuversenken, wie das viele von mir erwarten. Ich habe noch andere Sachen zu tun. Ich habe noch andere Themen.

Und ich fand den Lockdown und ein Jahr Home-Office überaus angenehm, wohltuend und entspannend, vor allem heilsam für meine bürobedingten Rückenschmerzen. Ich verspüre gar nicht diesen COVID-19-Groll, der mich dazu motivieren würde, meine Lebenszeit in irgendwelche Statistiken zu versenken. Ich habe vier Impfbücher, jede Menge Impfungen, und jetzt sind es halt zwei mehr. Und eigentlich sind auch schon wieder andere Impfungen fällig. Mich interessiert das alles gar nicht so sehr, dass ich da große Zeit reinstecken würde.

Und mein Statistik-Wissen ist ausgeprägt genug, um zu wissen, dass alles, was ich mache, ob nun rausgehen oder zuhause zu bleiben, mit Gefahr verbunden ist und ich spätenstens am Lebensende tot sein werde. So, what?

Heute morgen kam im Radio, dass in Berlin einer gestorben ist, weil er von der Kehrmaschine überfahren wurde. Ich werd es nicht schaffen, jede Todesursache zu vermeiden, und ehrlich gesagt: Ich will es auch nicht, weil das dann ja auch kein Leben wäre. Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Ich habe Kenntnis von einem Menschen, der der Überzeugung war, dass der einzige Grund und Zweck, warum er auf der Welt ist, das Ficken sei. Als er mit Anfang 40 feststellte, dass seine Potenz nicht mehr das ist, was er erwartet, beschloss er, dass sein Daseinszweck damit erfüllt ist und der Rest die Mühen und den Ärger der Selbsterhaltung und des Arbeitens nicht mehr lohnen, und hat sein Konto bis auf Null ausgeplündert und sich dann umgebracht.

Ich vermag es nicht nachzuvollziehen, wie man sein ganzes Leben einem solchen Kampf gegen eine Impfung widmen kann. Ich messe der Sache schlicht nicht diese Wichtigkeit bei.

Eine Menge Leute werfen mir vor, ich wäre nicht in der Lage, die Statistiken zu verstehen und zur Kenntnis zu nehmen, die nun für oder gegen Impfungen und Sterblichkeiten und so weiter sprächen. Als ob ich keinen eigenen Willen hätte und man mir nur die passende Statistik unter die Nase halten muss, um zwingend in den Krieg zu ziehen.

Also erstens bin ich gut genug in Statistik, um zu wissen, dass aus einer Statistik niemals Kausalitäten oder gar Handlungskonsequenzen folgen, weil Statistiken niemals qualitative, sondern immer nur quantitative Aussagen treffen, und immer weitere Untersuchungen folgen. Ich habe nicht diese Statistikgläubigkeit, mir alles unterjubeln zu lassen, nur weil irgendwelche Zahlen in Tabellenform stehen.

Und zweitens bin ich durchaus in der Lage, diese Statistiken zu lesen und zu interpretieren. Nur komme ich daraus eben nicht zu dem Ergebnis, gegen Impfungen in den Krieg zu ziehen und sie zu meinem Lebensinhalt zu machen, sondern sie als Nebenangelegenheit und minderer Wichtigkeit zu betrachten und mich halt impfen zu lassen und mit Maske rumzulaufen, weil mich beides kaum stört. Meine Interpretation der Statistiken ist eben nicht, den Privatkrieg zu eröffnen, sondern mich mit anderen Themen zu beschäftigen, die ich für mich für wichtiger halte. Denn ich halte es für widersinnig, um nicht zu sagen schwachsinnig, einerseits damit zu argumentieren, dass COVID-19 nicht die Sterblichkeit erhöhe und kaum existiere, es andererseits aber zum Lebensinhalt und Gegenstand seiner Privatkriege zu machen.

Die Statistik zu lesen heißt für mich, mich anderen Themen zuzuwenden und das Thema COVID-19 mit geringem Aufwand, nämlich zwei, oder vielleicht einer dritten Impfung, Händewaschen und Maske für mich erledigt zu haben und meine Lebenszeit für interessantere Dinge zu verwenden, mir beispielsweise die Expo anzugucken. Und dort am Eingang auch schnell reinzukommen, indem ich mit dem Impfnachweis winke.

Und darin liegt ein zentraler Denkfehler derer, die mir Schmähbriefe schreiben.

Ich bin nicht Impfbefürworter oder Staatskonformist, und ich will mich auch bei keiner Regierung (bei welcher denn überhaupt?) anbiedern, sondern mir ist das alles nicht wichtig genug, um dafür Lebensenergie und -zeit zu verbraten. Impfen, Maske, fertig und erledigt. Ich bin hier nicht im Holzkeulenkrieg gegen ein anderes Rudel.

Ehrlich gesagt: COVID-19 hat mich nur in der Anfangszeit interessiert, inzwischen ist das längst kein Thema mehr, was mich noch sonderlich interessiert. Für mich ist wieder der Tee vom Irak-Pavillon in Dubai von Bedeutung. Ich bin nicht COVID-19-geprägt.

Viele halten mich gerade für ihren Gegner. Ich nehme an diesem Krieg aber gar nicht teil. Stell Dir vor, es ist Krieg, und der Danisch ging nicht hin.

Oh, ja, ich habe die Impfgegner kritisiert.

Aber nicht wegen ihrer Meinung, sondern wegen der Art und Weise, wie sie ihre Meinung vertreten.

Vor allem dann, wenn sie mich dafür beschimpfen, dass ich nicht ihrer Meinung bin, oder mich für sich zu vereinnahmen oder geradezu dazu zu erpressen versuchen. Sowas mag ich nämlich gar nicht.

Und dann kommen wir auch mal zu einem Denkfehler, den ich im Zusammenhang mit Kryptographie schon öfters beschrieben habe.

Viele Leute sind der Meinung, und beschimpfen mich deshalb auch, dass man nur dann kein Opportunist, kein Untertan, kein Befehlsempfänger, kein Konformist sein könne, wenn man in wirklich jedem Detail, jedem Punkt, ausnahmslos und immer gegen die Regierung ist, sondern immer und vollständig dagegen.

Was blödsinnig ist. Denn dann unterwirft man sich ja gerade wieder einem vorgegebenen Programm und ist dazu konform, verzichtet auf jegliche Individualität.

Ich habe das aus der Kryptographie schon so oft beschrieben, dass das Gegenteil eines Informationsgehaltes nicht etwa das ist, alle Bits ins Gegenteil zu invertieren, weil sie dann ja wieder exakt der Information entsprechen. Nur deren Negativabdruck sind. Zwei Informationsquellen sind nicht unabhängig, wenn die eine das exakte Gegenteil der anderen sendet, sondern wenn es keinen Zusammenhang gibt, sie in genau 50% der Fälle übereinstimmen oder nicht, man also von der einen keinen Rückschluss auf die andere ziehen kann.

Ich hatte das auch schon zum Lügner beschrieben: Ein Lügner ist nicht der, der immer die Unwahrheit sagt. Denn dann könnte man aus seinen Aussagen ja zuverlässig die Information ziehen, dass genau das eben nicht stimmt. Der perfekte Lügner ist der, bei dem man nie weiß, ob er gerade lügt oder die Wahrheit sagt. (Weshalb übrigens das bei den Philosophen so beliebte Denkbeispiel „Alle Kreter lügen, sagte der Kreter“ völlig dämlich und falsch ist und die Tradierung dieses Beispiels auch nur die intellektuelle Unfähigkeit und Überflüssigkeit der Philosophen und deren Arbeiten auf Geschwätzebene belegt. Allein, dass sich dieses Beispiel überhaupt halten kann, ist Mahnmal für die Dummheit des Philosophischen Geschwätzes. Denn beim lügenden Kreter wäre nicht das Komplement seiner Aussage wahr, sondern aus seiner Aussage kein Rückschluss auf die Wahrheit möglich. Also auch dann, wenn alle Kreter lögen, könnten sie solche Aussagen treffen, die ebenso bedeuten könnten, dass nur manche Kreter lügen. Zulässig sind dagegen als Folgerungen aus dieser Aussage, dass nicht alle Kreter immer die Wahrheit sagen, aber Philosophen dummes Zeug reden.)

Deshalb ist ein Nonkonformist auch nicht der, der immer das Gegenteil des Erwarteten tut. Denn damit geht er ja wieder mit einem von oben verordneten Programm konform. Nonkonformismus heißt Unabhängigkeit, und damit auch, nicht in das Gegenteil gedrängt zu werden.

Der Nonkonformist ist der, der macht, was er individuell will, und der keine Korrelation mit dem Regierungsprogramm hat. Was aber bedeutet, dass er nicht stur das Gegenteil macht, sondern sich nicht drum kümmert, das tut, was er für richtig hält, ohne auf die Regierung zu achten, und zwar auch dann, wenn es mal gleich ist.

Nonkonformismus heißt nicht, stur und aus Prinzip das Gegenteil zu tun, also wieder fremdgesteuert zu sein, sondern sein Meinung unabhängig und nicht gesteuert zu bilden, auch wenn sie mal übereinstimmt. Nicht korreliert, aber auch nicht negativ korreliert zu sein.

Gerade mit dem Hintergrund der Informatik, der Informationstheorie, der Kryptographie verfüge ich über die intellektuelle Ausstattung zu wissen, dass das exakte Gegenteil zu tun keine Unabhängigkeit, kein Nonkonformismus ist, und ich halte es deshalb für falsch, und in der hier zu beobachten Ausprägung auch für dumm, aus reinem Prinzip das Gegenteil des Konformen zu tun und es schon allein deshalb für richtig zu halten, weil es das Gegenteil ist.

Und weil ich weiß, dass es intellektuell ein Stück Arbeit war, dahin zu kommen, unterstelle ich, dass es ebenso ein Stück geistiger Arbeit ist, zu einer fundierten Bewertung des Klimas oder eben von COVID-19 zu kommen. Und deshalb widerstrebt es mir, in Sachen Klima oder COVID-19 mitschwätzen zu wollen, ohne diese Arbeit erbracht zu haben, wohl wissend, dass ich weder über die Lebenszeit verfüge, um sie dafür noch aufwenden zu können oder auch nur zu wollen.

Was ich aber kritisiere, und das eben auch aus meinem Wissen, meiner Logik, meiner wissenschaftlichen Befähigung heraus, sind die methodischen Fehler, die ich zu Themen wie Klima und COVID-19 im öffentlichen Geschwätz immer wieder beobachte. Das äußere ich, und das mag auf manchen unbeleckten Tropf wie eine Kritik am Standpunkt selbst wirken.

Wer mein Blog verfolgt, der weiß, dass ich es beim Thema Gender anders gemacht habe und mich da mit sehr viel Zeitaufwand und verheizter Lebenszeit in das Thema reingearbeitet und mit den Leuten befasst habe. Und dort dann wirklich und in aller Tiefe nur Dummheit, Kriminalität und Betrug, und überhaupt nichts von Wissenschaft gefunden habe. Da habe ich zehn Jahre reinversenkt und deshalb halte ich mich da für kompetent, das ganze Gendergesindel des Betrugs, der Kriminalität und der brachialsten Dummheit unserer Zeit anzuklagen und das 21.-Jahrhundert-Prinzip Frau für einen grotesken Denkfehler zu halten. Eine Menge Leute erwarten von mir, dasselbe mit Klima und COVID-19 zu tun, sehen aber in ihrer Kurzsichtigkeit nicht, wieviel Zeit mich das bei Gender gekostet hat.

Und sie sehen noch etwas anderes nicht: Bei Gender hatte ich vorher schon 10 Jahre Erfahrung mit Wissenschaftsbetrug und Hochschulkorruption, wie man sie entdeckt und nachweist. Ich musste nicht bei Null starten, sondern konnte darauf aufbauen, und stand nicht unter Zeitdruck. Konnte mir also alles zusammen auch 20 Jahre Zeit nehmen.

Würde ich das jetzt mit Klima oder COVID-19 anfangen, dann könnte ich mich in 5, 10, 15 Jahren dazu ähnlich vertieft äußern. Das wäre aber zu spät. Zumal man mir ja prognostiziert, dass ich als Geimpfter nicht mal mehr das Jahresende noch erleben würde. Davon abgesehen habe ich nicht die Absicht, mich völlig kaputtzuarbeiten, und das dann auch noch unbezahlt und auf Verdacht.

Deshalb kritisiere ich nicht den grundsätzlichen Standpunkt der Impfgegner. Ich habe bereits mehrfach ausgeführt, dass ich meine Entscheidung zur Impfung nicht auf Wissen, sondern auf eine a-priori-Risikoabwägung gestützt habe, und mir sehr wohl bewusst bin, dass ich damit auch falsch liegen kann (was die Impfgegner fast durch die Bank intellektuell schon in der Erfassung meiner Erwägungen überfordert).

Aber das Vorgehen, das Auftreten, die Methodik der Impfgegner, vor allem die Mails, die ich bekomme, die halte ich für von verachtungswürdiger Dummheit und oft auch Verlogenheit. Und das ist nicht geeignet, mich in ihre Richtung zu stimmen.

Howgh! Ich habe gesprochen.