Ansichten eines Informatikers

Vom politischen Gebrauch des Fake-News-Vorwurfs

Hadmut
8.2.2022 22:17

Drei Beobachtungen vom Tage.

Anne Spiegel

Ach.

Dass aber die allergrößte Fake-News-, Verschwörungstheorie- und Hasskampagne der letzten 70 Jahre die Gender Studies sind, die völlig frei erfunden behaupten, Geschlechter gäbe es gar nicht, Frauen seien nur als unterdrückt konstruiert, Weiße Männer hatten sich verschworen, die Frauen zu knechten, und sie als Hassobjekt zu brandmarken, das sagt sie nicht.

Und auch nicht, dass es das Ministerium war, das sie jetzt inne hat, das unter ihren Vorgängerinnen diese Fake-News-, Hass- und Verschwörungstheorieorgie Gender Studies finanziert und aufgebaut hat.

Dass also, wenn man es rückblickend betrachtet, ihr Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seit Jahren, Jahrzehnten vor allem eines ist: Das Regierungsministerium für Hass, Desinformation, Propaganda, Agitation und Zersetzung.

Wenn sie also eben diese Ziele verfolgen würde, die sie vorgibt, wäre sie erst mal damit beschäftigt, mindestens 90% ihrer eigenen Belegschaft zu feuern und ihre Vorgängerinnen und deren Wirken und Schaffen zu bekämpfen.

Der Bayerische Rundfunk und die Corona-Rochade

Dass „Fake News“ auch so eine negative Hälfte eines Doppelbegriffspaares ist, der nur für den Gegner, aber nie für einen selbst angewandt wird, zeigt auch der Bayerische Rundfunk.

Wir erinnern uns noch an die Corona-Rochade, in der uns die Medien und der Öffentliche Rundfunk zuerst denn Bullshit aufgetischt hatte, dass es dieses neue Corona-Virus ja gar nicht gäbe, und wenn, es dann nur ein halber Schnupfen wäre, und das alles nur Panikmache und Verschwörungstheorie durchgeknallter Rechter sei, die aus purer Fremdenfeindlichkeit die Grenzen schließen wollen und – schlimmer als Aluhut – mit Gesichtsmasken in der Stadt herumliefen. Im ÖRR taten sich vor allem WDR und BR hervor, unter anderem mit sowas:

Bis da von irgendwer, anscheinend von Merkel, das Kommando an die Medien gab „ab sofort andersherum“, und nun die Medien vor COVID-19 warnten und die Rechten als die Corona-Leugner hingestellt wurden. Und die Videos von eben noch flugs gelöscht wurden.

Das warf natürlich Fragen nach Glaubwürdigkeit und so weiter auf. Dazu gibt es eine Erklärung beim Bayerischen Rundfunk vom Juni 2020, leider bisher zu wenig gewürdigt:

quer informiert

Diskussion um Corona-Kommentar

Stellungnahme zu einem quer-Kommentar in den sozialen Netzwerken

Stand: 16.06.2020 |Bildnachweis

quer hat Ende Januar 2020 in einem Video den zu diesem Zeitpunkt wuchernden Verschwörungstheorien über das Corona-Virus („Alles ist viel schlimmer als die Regierung zugibt“, „Sofort alle Grenzen schließen“) die damals bekannte Faktenlage entgegengestellt. Viele dieser Verschwörungstheorien wurden von einschlägigen, meist rechten Trollen im Netz verbreitet. Die gleichen Akteure nehmen jetzt für sich in Anspruch, durch die Corona-Pandemie sei bewiesen, dass sie von Beginn an richtig gelegen hätten. Und verbinden dies mit einer neuen Verschwörungstheorie: Dass nämlich quer „heimlich“ das Video von Ende Januar gelöscht hätte, um ein angebliches „Versagen der Redaktion“ zu „vertuschen“. Dazu nur so viel: Das angebliche quer- „Skandalvideo“ ist nichts anderes, als ein normaler, journalistisch gut begründeter, auf den damals bekannten Fakten aufbauender Kommentar. Dennoch haben wir das Video gelöscht, nicht heimlich, sondern im Rahmen unserer normalen journalistischen Sorgfalt. Der Grund: Die Faktenlage hat sich geändert. Handlungsempfehlungen, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Kommentars richtig waren, sind heute nicht mehr richtig. Wer die quer-Berichterstattung von Beginn der Corona-Krise bis heute nachvollziehen möchte, kann das im Netz und im Fernsehen tun.

Heißt: Die anderen sind auch dann rechte Trolle, die Verschwörungstheorien und Fake-News im Netz verteilen, wenn sie objektiv und voll belegt Recht haben und die Fakten sie bestätigen.

Wenn aber die Guten frei erfundenen Mist auftischen (COVID-19 wütete ja im Januar 2020, also vor der BR-Berichterstattung bereits in China) und andere fälschlich beschuldigen, und sich das dann als falsch herausstellt, dann haben sie nicht etwa „Fake News“ oder Verschwörungstheorien über rechte Trolle verbreitet, sondern ein „auf den damals bekannten Fakten aufbauender Kommentar“. Weil es damals aber gar keine Fakten gab, die einen solchen Kommentar getragen hätte, hat der BR eigentlich nur frei erfundene Fake News verbreitet, hat aber die Hoheit über die Selbstbeurteilung.

Und wenn dann der ganz große Faktencheck kommt und allen klar ist, dass der BR frei erfundenen Mist erzählt hat, dann heißt das „Die Faktenlage hat sich geändert“. Obwohl sie das nie hat. COVID-19 galt noch nie aufgrund irgendeiner Faktenlage als harmloser Schnupfen. Schon gar nicht 2020. Im Gegenteil, die Social Media waren schon im Januar 2020 voll von Berichten aus China über deren Krisenzustand.

Jedem anderen hat man, vor allem von ARD-Sendern, bei sowas immer den „Faktencheck“ entegegengehalten. Werden sie aber selbst beim Lügen erwischt, dann heißt es „Die Faktenlage hat sich geändert“. Eine „Faktenlage“ kann sich gar nicht selbst ändern. Und was soll sich überhaupt geändert haben?

Zieht man die Vorgänge vom Hochwasser 2021 mit in Betracht, entsteht der Verdacht, dass der BR (und der WDR) Anfang 2020 einfach nur ohne alle Fakten im Regierungsauftrag Beruhigungspropaganda gesendet haben, bis sie nicht mehr haltbar war.

Es gibt übrigens eine enge Korrelation zwischen dem Standpunktschwenk der Bundesregierung und dem der Medien. Spekulationen über Kausalitäten sind an dieser Stelle erlaubt.

Wieso die alle an Fake News und Hasspostings glauben

Wieso kommen die eigentlich alle auf die Idee, dass das Netz voller Fake News und Hassmails wären?

Ich hatte mich heute in eine Online-Veranstaltung der Volkshochschule reingeklickt. Alles eine Verschwörung?! – Politische Medienbildung für Jugendliche und junge Erwachsene – Webtalk mit Katharina Nocun und Thomas Rathgeb anlässlich des Safer Internet Day 2022

Katharina Nocun ist auch so eine, von der man eigentlich nicht weiß, warum überhaupt. Früher wurde die immer als „Bloggerin“ vorgestellt, obwohl ich noch nie gehört hätte, dass sich irgendwer auf ihr Blog bezogen hätte. Da sie inzwischen wohl nicht mehr bloggt, ist sie inzwischen anscheinend das, was von einer Bloggerin übrigbleibt, wenn sie nicht mehr Bloggerin ist. Oder sowas. Jedenfalls taucht die ja häufig in Medien auf (und ich weiß nicht, warum überhaupt) und scheint davon zu leben, überall Fake News und Hassmails zu sehen. Keine Ahnung, woher die das wissen will und was sie überhaupt dazu befähigt, aber sie ist Frau, und sowas wollen die Medien halt heute eben haben. Gab ja hier in Berlin schon einige, deren einziger Lebensinhalt und -unterhalt darin bestand, Hassmails zu bekommen und davon zu erzählen. Was machen die dann eigentlich, wenn die irgendwann mal keine Hassmails mehr bekommen?

Ich muss dabei einräumen, dass ich da nicht mit voller Aufmerksamkeit bei der Veranstaltung mitgehört habe, weil mir vor allem die dem Vortrag anschließende Diskussion zu dröge und zu blöd war.

Gemeinsam mit der Bürgerrechtlerin und Publizistin Katharina Nocun, Thomas Rathgeb, dem Abteilungsleiter für Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung der Landesanstalt für Kommunikation und Mitautor der JIM-Studie sowie Lars Gräßer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Grimme Instituts und Mitautor der Modulbox wollen wir über diese aktuellen Fragestellungen diskutieren.

Besonders ärgerlich fand ich aber eben die Daten, die da im Vortrag (das war dann wohl dieser erwähnte Thomas Rathgeb als Mitautor der Studie) vorgestellt wurden. Die Folien habe ich nicht, aber die waren ein Auszug aus dieser Studie des „Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest“: JIM-Studie 2021 – Jugend, Information, Medien.

So typischer hirnloser Papierfüllforschungsschrott, den irgendwer zusammenfaselt, weil es dafür Geld gibt.

Und die nun erzählten da etwas, wo es mir die Socken auszog. Die Graphiken, die man in der Studie auf Seite 63 und 64 findet: Wie oft man Fake-News, Verschwörungstheorien und Extremismus im Netz begegnet, hatte man die Kinder gefragt. Ich zitiere mal die beiden Graphiken, weil es gar so dämlich ist:

Überschrift jeweils „Mir sind im letzten Monat begegnet“:

(Bildunterschrift in der Studie: Quelle: JIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.200)

(Bildunterschrift in der Studie: Quelle: JIM 2021, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.200)

Warum nimmt die Menge an von den Kindern und Jugendlichen erkannten Fake-News, Verschwörungstheorien und Extremismusäußerungen von den 12- zu den 19-Jährigen steil und linear ab, obwohl doch das allgemeinwissen und die Medienkenntnis gerade in diesem Altersbereich bei Null anfängt und dann steigt?

Sind 12-Jährige die wahren Trüffelschweine für Fake-News? Und dann geht es bergab? Oder verbergen sich auf Kinderwebseiten einfach viel mehr Fake-News? Oder lesen 13-Jährige einfach mehr politische Webseiten als 15- oder 19-Jährige?

Jedem, der diese Graphik sieht, muss doch sofort einleuchten, dass da irgendwas Bullshit ist und das nichts wert sein kann, außer vielleicht das subjektive Empfinden der Kinder zu beschreiben.

Also fragte ich über den Chat, was eigentlich Fake-News seien, und wer das wie und woran untersucht, feststellt, bewertet.

Antwort: Das wisse man eigentlich noch nicht so genau, was Fake News eigentlich seien und wonach man das bestimme.

Und nachgeprüft habe man es auch nicht, man habe die Kinder halt eben befragt und aufgeschrieben, was die geantwortet haben.

Aha.

Erwachsene „Forscher“, die für die Medienanstalten Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und den SWR „forschen“, können selbst nicht sagen, was „Fake News“, „Verschwörungstheorien“, Hass und Beleidigung eigentlich sind, weil sie es nicht wissen und keine Definition haben, aber wenn ihnen 13-Jährige was darüber erzählen, übernehmen sie das völlig kritiklos und ungeprüft, obwohl schon ein erster Blick auf die Zahlen sofort klarmacht, dass das nicht stimmen kann, weil ja 13 bis 19-Jährige ja nicht linear weniger Hass, Fake-News, Beleidigungen, Extremismus finden können, je älter sie werden.

Das ist einfach wertloser Quatsch.

Man kann einen 13-Jährigen fragen, wieviele Stunden er im Internet verbringt, welche Chats er besucht, ob er dafür eine Tischcomputer oder ein Handy benutzt. Aber woher soll ein 13-Jähriger Fake-News, Hass, Beleidigung beurteilen können? Gerade kam die Presse damit an, dass das Bundesverfassungsgericht dem Landgericht Berlin die Leviten gelesen habe, weil die das nicht richtig beurteilt hätten, aber 13-Jährigen glaubt man unbesehen, das einstufen zu können?

Und so einen gequirlten Schwachsinn legt man dann – verstärkt durch selbsternannte Experten wie Nocun – Politikern vor, und dann kommen Leute wie die Grünen oder Anne Spiegel an, um am „Safer Internet Day“ gegen den Sturm an Fake News und Hass zu kämpfen. Festgestellt durch die Befragung 13-Jähriger ohne jede Überprüfung oder Begriffsdefinition.

Herrje, ist das alles so dämlich.

Eigentlich ist damit diese Studie selbst Fake News.