Ansichten eines Informatikers

Die FAZ, die Universitäten und die Frauenquote

Hadmut
1.3.2022 18:32

Wenn’s journalistisch und akademisch beim Denken hapert.

In der FAZ ist ein Artikel, geschrieben von der Juniorprofessorin der Wirtschaftswissenschaften Lena Janys an der Uni Bonn, erschienen, in dem der geringe Frauenanteil an den Universitäten beklagt wird: Das Problem der inoffiziellen Frauenquote an der Uni

Unternehmen im Fokus der Öffentlichkeit stehen heutzutage auch ohne feste Vorgaben unter Druck, ihre Stellen diverser zu besetzen. Spezifische Ziele setzen sich jedoch die wenigsten – häufig möchte man „diverser sein“ oder „mehr Frauen“ in die Führungsebene holen. Dies birgt Risiken: Die impliziten Quoten können unbeabsichtigt für weniger statt mehr Diversität sorgen: So kann es passieren, dass Unternehmen ihr Diversitätsziel als erreicht ansehen, sobald zwei Frauen im Vorstand sitzen – auch wenn die anderen 8 Mitglieder männlich sind.

Grundsätzlich lässt sich Diskriminierung schwer nachweisen, da Forscher selten genügend Einblick in den Einstellungsprozess und detaillierte Informationen zu den Qualifikationen einzelner Bewerber bekommen, um endgültige Urteile zu fällen. In meiner Studie schlage ich eine neue Methode vor, um diese Art der Diskriminierung statistisch aufzudecken, und wende diesen Test auf Professuren an deutschen Universitäten an.

Der Frauenanteil unter den ordentlichen Professuren an Universitäten ist in Deutschland im internationalen Vergleich mit 20,5 Prozent besonders niedrig. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission hervor. In der EU sind nur in Belgien und Luxemburg weniger Frauen als Professorinnen beschäftigt (20,3 und 17,7 Prozent), den höchsten Frauenanteil haben Kroatien (43 Prozent) und Bosnien-Hercegovina (46.6 Prozent). Es ist vielleicht wenig überraschend, dass der Frauenanteil unter den Professoren in Deutschland bei den Geisteswissenschaften am höchsten und bei den Ingenieurwissenschaften am niedrigsten ist. Allerdings gibt es hierzulande kein einziges Fach, in dem Frauen die Mehrheit der Professuren stellen. Selbst in der Germanistik, wo der Frauenanteil bei den Studierenden bei 78,5 Prozent liegt, sind nur rund 42 Prozent der Professuren weiblich besetzt. […]

Das Ergebnis: Die Verteilung von Frauen auf Professuren entspricht nicht der Verteilung, die man aufgrund des durchschnittlichen Frauenanteils der jeweiligen Fachrichtung erwarten würde. Es gibt deutlich zu viele Fachbereiche, in denen genau zwei Stellen weiblich besetzt sind – unabhängig davon, wie groß der Fachbereich ist. Häufig bedeutet dies, dass Frauen unterrepräsentiert sind und eigentlich mehr Stellen weiblich besetzt sein müssten. Es kann aber auch sein, dass man vor dem Hintergrund des durchschnittlichen Frauenanteils in der Fachrichtung eigentlich keine weibliche Professur erwarten würde und die Stellen aufgrund des gesellschaftlichen Diversitätsdrucks trotzdem mit Frauen besetzt werden. Die Fachrichtung scheint bei den impliziten Quoten keine Rolle zu spielen: Sie findet sich sowohl in weiblich konnotierten Fachrichtungen, wie den Geisteswissenschaften, als auch in männlich konnotierten Fächern, wie den Naturwissenschaften.

Korrelation und Kausalität.

Frauen- und Geisteswissenschaftlerlogik: Wer eine Korrelation findet, darf sich eine Kausalität frei aussuchen.

Fangen wir mal einfach an: Stellt Euch vor, Ihr wärt Produktmanager oder Geschäftsführer eines Unternehmens, das ein Produkt herstellt und anpreist. Und Ihr stellt fest, dass die Kunden das zwar kaufen, weil man es beworben hat, und der Kunde es mal ausprobiert, aber nachdem er zwei gekauft hat, kein drittes mehr kauft.

Würdet Ihr dann sagen, dass der Kunde korrupt ist und Eurer Produkt diskriminiert, oder würde Euch der Gedanke kommen, dass an Eurem Produkt etwas nicht stimmt, wenn die Kunden es nicht mehr kaufen, wenn sie mal zwei davon hatten?

Ständig wird uns erzählt, dass Frauen alles genauso gut oder sogar besser könnten, besser ausgebildet wären, für 20% weniger Lohn arbeiten würden, und trotz des hohen Kostendrucks – inzwischen müssen ja Betriebe wegen der hohen Energiekosten schon den Betrieb einstellen – haben die Firmen nicht längst alles auf Frauen umgestellt. Nach meiner Erfahrung der letzten 25 Jahre in der Industrie würde praktisch jedes Unternehmen sofort den Lieferanten wechseln, wenn er etwas bei gleicher Qualität 20% billiger bekäme. Schon 3 oder 5% könnten ein Grund sein, den Lieferanten zu wechseln. Irgendetwas einzukaufen, und sei es nur Toner, Papier, Bürostühle, Büroobst, das man bei gleicher Qualität woanders 20% billiger wäre, wäre eine Entscheidung, die man vor der Geschäftsführung nicht rechtfertigen könnte. Es wäre mitunter sogar Untreue und würde Korruptionsuntersuchungen nach sich ziehen, wenn man nicht triftige Gründe dafür hat.

Trotzdem aber wird uns erzählt, dass die Firmen aus irgendeiner Frauenfeindlichkeit heraus keine Frauen einstellen würden, obwohl sie alles genauso gut machten und das billiger. Noch dazu im Fachkräftemangel, in dem viele Firmen händeringend Personal suchen.

Man muss ja nun wirklich nicht höchstbegabt sein um zu merken, dass daran was nicht stimmen kann. Entweder gibt es die Frauen, die man einstellen soll, auf dem Arbeitsmarkt nicht. Oder sie sind eben nicht gleich gut.

Das Feedback, was ich so bekomme, spricht für beide Fälle.

Zum Einen habe ich reichlich Berichte bekommen, dass sich Bewerbungsgespräche mit Frauen per se schon mitunter zum Horrortrip entwickeln und die nicht selten schon darin den Kotzbrocken geben, die Feministin raushängen und den Katalog von Forderungen stellen, oder schlicht nicht wollen. Mir hat vor Jahren mal jemand erzählt, dass sie einen Entwickler suchten, und sich nach sehr anstrengendem Auswahlverfahren letztlich für die einzige Frau im Bewerberfeld entschieden haben. Und die nahm das Angebot dann nicht an, weil sie keine Lust hatte, so weit zu pendeln oder umzuziehen. Die Firma sei ihr einfach zu weit weg. Warum sie sich dann überhaupt beworben hatte und warum ihr das erst nach dem Bewerbungsverfahren einfiel, war nicht zu klären. Anscheinend hatte sie sich nur beworben, um diskriminiert zu werden, und gar nicht damit gerechnet, dass man sich für sie entscheidet. Im Nachhinein stellte man sich natürlich die Frage, ob ihre ausgezeichneten Lebenslaufangaben und Befähigungen in den Bewerbungsunterlagen wirklich wahr waren, oder das nur dem Zweck diente, sich später über Diskriminierung zu beschweren.

Das Ablehnen einer Frau im Bewerbungsverfahren ist hoch riskant. Sie einzustellen ist aber noch riskanter.

Welchen Eindruck also müssen Professorinnen bei der Fakultät hinterlassen, Frauen im Vorstand beim Unternehmen, wenn die nach der zweiten keine weitere mehr einstellen?

Jeder mit Verstand würde auf den Gedanken kommen, dass vielleicht am Produkt irgendwas nicht stimmt, dass die Leute damit eben nicht zufrieden sind und die Werbeversprechen nicht haltbar sind. Und dass der Umstand, dass der Frauenanteil bei den Professuren, der geringer als der im Studium ist, womöglich daran liegen könnte, dass Fakultäten sich ihre Professoren aussuchen können, ihre Studenten aber nicht.

Oder es vielleicht damit zu tun haben kann, dass Frauen vielleicht gar nicht arbeiten wollen, und jemand, der nicht arbeiten will, sich aus eben dieser selben Motivation heraus zwar immatrikuliert, aber nicht auf eine Arbeitsstelle bewirbt. Deshalb gibt es ja auch so viele Studienabbrecher in der Politik. Die Frage wäre zum Beispiel, wieviele ernsthafte Bewerbungen es von Frauen auf Professuren gibt. Ob man sie überhaupt einstellen kann, selbst wenn man wollte. Eine interessante Frage, wieviele Frauen überhaupt nur deshalb studieren, um ein Alibi zu haben, um nichts arbeiten zu gehen. Ob einige der geisteswissenschaftlichen Studiengänge überhaupt irgendetwas anderes als ein Nicht-arbeiten-Alibi sind.

Man könnte ja genauso gut argumentieren, dass Frauen im Studium untauglich gefördert werden, wenn sie Abschlüsse machen und es damit dann nicht auf einen Job wie eine Professur schaffen.

Man könnte sich mal fragen, warum Firmen und Fakultäten trotz Propaganda, Förderung, Quotendruck anscheinend Frauen nicht einstellen wollen, obwohl doch angeblich billiger und trotzdem gleich gut oder sogar besser. Jeder Produktmanager, der was taugt, würde das klären.

Wer aber nicht auf den Gedanken kommt, und das nicht bemerkt, der wird Juniorprofessorin für Wirtschaftswissenschaften.