Ansichten eines Informatikers

Deep Fakes in der politischen Kriegführung angekommen

Hadmut
24.6.2022 21:06

Scheint, als wären sie dem Labor entkommen.

Oder: Massives Versagen der Regierung im Allgemeinen und der Franziska Giffey im Besonderen unter Kriegsbedingungen.

[Update]

Über Deep Fake Videos (bei denen Personen im Computer täuschend echt imitiert werden) und deren Gefahrenpotential hatte ich schon einige Artikel geschrieben.

Nun behauptet die BILD, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey – die mit der Fake-Dissertation – sei nun – Gerechtigkeit – selbst auf einen Fake hereingefallen und habe eine volle halbe Stunde eine per E-Mail vereinbarte Video-Konferenz mit „Vitali Klitschko“ abgehalten, und den optisch und akustisch für völlig echt gehalten, sich lediglich über dessen sehr seltsame Fragen, Bitten und Aussagen gewundert:

Wenig später jedoch eine unerwartete Wendung des Gespräches: „Klitschko“ forderte Giffey auf, alle ukrainischen Männer mithilfe der Polizei in die Ukraine zu schicken. Da wurde man auf Berliner Seite sehr stutzig.

Als „Klitschko“ fragte, wie Berlin damit umgehe, dass sich „so viele Ukrainerinnen Sozialleistungen erschleichen“, war endgültig klar: Auf der anderen Seite sitzt nicht der Kiewer Bürgermeister!

Aus dem Roten Rathaus heißt es: „Dabei haben wir auf unserem Bildschirm Vitali Klitschko gesehen, der redete wie Vitali Klitschko, der lachte, der sich bewegte. Wir hatten keine Anhaltspunkte, dass es sich nicht um Vitali Klitschko handelt.“

Die Ukrainer sagen nämlich, dass Vitali Klischko sage, dass er an dem Tag gar kein Gespräch mit Franziska Giffey geführt habe.

Die Frage ist, wer das war.

Satiriker?

Hacker-Spaß?

Wissenschaftler, die die Qualität ihrer Software beweisen wollten?

Oder ein IT-Angriff der Russen?

Es war klar, dass so etwas früher oder später passieren würde, aber besonders kritisch daran ist, dass sie es nicht am Video, sondern nur an provokanten Fragen gemerkt haben, der Täuscher es also bewusst in Kauf nahm und es darauf angelegt hat, dass sie irgendwann merken, dass etwas schief läuft. Vermutlich hätten sie es nicht gemerkt, wenn der sich Mühe gegeben hätte, nicht aufzufliegen.

Was dann aber eben auch hochgefährlich ist, weil so viele Politiker so faul und homeofficig geworden sind, dass sie selbst vertrauliche Dinge per Videokonferenz besprechen. Es gab ja neulich schon den Fall, in dem sich – wie war das noch? kriege ich das jetzt noch korrekt zusammen? – ein Journalist in eine geheime NATO-Onlinekonferenz mit reingeschaltet hatte. Wenn die Leute sich nur noch auf Ebene des Aussehens und der Stimme „authentifizieren“, dann kann man auf diese Weise auch spionieren. Man könnte zum Beispiel fragen, wo, wann, welche Waffen geliefert werden oder welche Ukrainer in Berlin wo untergebracht sind, um sie dann umlegen zu können.

Gut, nun war zwar bekannt, dass es Deep Fakes gibt, auch wenn die noch nicht fehlerfrei waren und auch nicht immer in Echtzeit, weshalb das vielleicht nicht alle auf dem Schirm hatten. Es ist zwar nicht gut und nicht richtig, aber zumindest real vertretbar zu sagen, dass der erste Angriff noch durchging. Der war jetzt da, einen zweiten darf es dann nicht mehr geben. Spätestens jetzt müssten sämtliche Politiker, öffentlichen Stellen, Firmen gewarnt werden.

Falls es der erste Fall war. Wer weiß, wieviel die auf diese Weise schon ausspioniert haben.

Was ich aber für überaus bedenklich halte: Dass die da in Kriegszeiten ihre Videokonferenzen einfach mit irgendwem abhalten, per E-Mail vereinbart. Vielleicht über Zoom? Oder Skype? TikTok?

Wir sind im Krieg, und Leute wie Giffey – oder neulich irgendwelche NATO-Minister – bequatschen ihren Kram einfach über irgendwelche ungeprüften Webdienste, während der BND raunt, die Russen und die Chinesen seien längst in unseren Netzen drin.

Eigentlich nämlich ist das seit Jahrhunderten, genau genommen, seit Jahrtausenden belegte Praxis, mindestens in Kriegszeiten die Kommunikation zu verschlüsseln. So, dass sie auch authentisch ist. vor 80 Jahren hat man für sowas immerhin noch die Enigma verwendet. Die wurde gebrochen, aber man hat es immerhin versucht. Vor 40 Jahren hat man analog verschlüsselte Telefone benutzt. Die wurden auch gebrochen, aber man hat es immerhin versucht.

Und heute?

Machen Leute wie Giffey einfach irgendwelche Termine per E-Mail mit irgendwem aus und quatschen dann einfach über irgendeine Videokonferenzverbindung drauf los?

Haben wir alles vergessen, was wir jemals über Krieg gelernt haben, oder ist das eine Folge der Frauenquote?

Wie kann das überhaupt sein, dass die einfach mit irgendwem konferiert, nur weil er wie Klitschko aussieht? Denn wenn die Verbindung nicht authentifiziert ist, könnte es genauso gut der echte Klitschko, aber mit einem Man in the Middle sein, der mithört.

Warum ist da niemand, der auf sowas achtet? Wieso hält man in Kriegszeiten und unter Kriegsbedingungen Leute in Machtpositionen und mit vertraulichem Wissen nicht davon ab, einfach über irgendeine ungeprüfte Verbindung draufloszuquatschen?

Und das, nachdem der BND noch geblubbert hat, dass die Russen und die Chinesen längst in unseren Netzen drin wären?

Und in München nominieren sie eine abgewrackte grüne Gender-Tussi als „IT-Referentin“ der Stadt München? Mitten in einer so massiven IT-Bedrohungslage?

Wie kann man eigentlich so eine naive kindergartige Gutmenschin wie Giffey auf so einen Posten setzen?

Sind die völlig wahnsinnig geworden?

Update: Ein Leser meint, es könnten die zwei Komiker gewesen sein, die auch J.K.Rowling reingelegt hätten. Allerdings behauptet jemand auf Twitter, dass in Giffeys Berlin-Klitschko-Konferenz jemandem nach 10 Minuten aufgefallen sei, dass „Klitschko“ ja gar keinen Akzent habe.