Ansichten eines Informatikers

Utopia – vom Geschwätz des ZDF im Allgemeinen und des Claus Kleber im Besonderen

Hadmut
20.7.2022 17:24

Von dem Mann, der seine eigene Ignoranz verfilmte, seine Naivität zu Markte trug und seine Borniertheit in die Mediathek stellte.

Claus Kleber, der, wie so oft dargelegt, als Moderator des heute-journals bereits zu den Großempfängern meiner Geringschätzung gehörte, ist wieder da, wie er ja schon angedroht hatte. Gestern abend kam im ZDF die Sendung „Utopia – Irre Visionen in Silicon Valley“ von Claus Kleber und Angela Andersen darüber, wie schlimm und böse Mark Zuckerberg und Elon Musk seien. Als Internet-Empörung präsentierte Kapitalistenschelte. Ich wollte eigentlich gleich danach was dazu schreiben, hatte aber noch anders zu tun und dann war es mir zu spät. Dann heute morgen aber noch das gefunden

Stimmt. Ich wollte ja etwas dazu schreiben.

Grundsätzlich fand ich die Sendung – anders als mancher nach der Einleitung vermuten würde – bezüglich ihrer Themenwahl gar nicht mal so schlecht. Was mich daran störte, war diese Laienherangehensweise, in der man aus so einer typisch medialen Naivensicht an die Sache heranging wie Alice im Wunderland oder Dorothy in Oz herumliefen und staunten. Fernsehleute, Journalisten im Allgemeinen, sind oft hochbezahlte professionelle Universallaien, die von nichts Ahnung haben, aber alles besser wissen. Und es ist dem Thema einfach nicht angemessen, das mal so eine Dreiviertelstunde mit der unübertrefflichen Vergänglichkeit des Rundfunks zu beschwafeln. Es zeugt von einer grotesken Selbstüberschätzung, dass die Sendung mit „Video verfügbar bis 19.07.2027“ gekennzeichnet ist. Wenn am Tag danach schon eine Dunja Hayali dafür Werbung machen muss.

Und so wurde ein wichtiges Thema in der Belanglosigkeit ersäuft, die der Laie eben so herbeischwafelt, und in der das Fernsehen alles, was politisch nicht passt, zum Empörungstatbestand des Tages macht, der um 23:00 Uhr gesendet wird.

Versteht mich aber nicht falsch. Mich stört nicht die Sendung an sich. Sondern deren Zustandekommen über die letzten 25 Jahre. Dass sie 25 Jahre dafür gebraucht haben, um dann so ein 45-Minuten-Belanglosigkeitsei zu legen.

Denn unter Fachleuten ist diese Entwicklung sein den Neunziger Jahren be- und erkannt. Das war damals schon Thema, dass die Amerikaner da auf die Weltdominanz hinsteuern un dazu Firmen wie Google, Microsoft und so weiter entwickeln, lange bevor es Mark Zuckerberg mit Facebook oder Elon Musk mit Paypal gab. Und das sage ich jetzt nicht nur so, ich betreibe ja seit 1999 diese Webseite und dieses Blog, um genau das zu beschreiben:

Während die Amerikaner sofort von Hochschulen, Investoren, Geheimdiensten, Regierung gestützt, gefördert, protegiert, mit Geld bepumpt, vorangebracht werden, wurde hier alles abgewürgt. Wir als die Hochschulgeneration von Mitarbeitern, die sich so richtig gut mit dem Internet in seiner Entstehung auskannte wurden nie gefördert, sondern hatten im Gegenteil nur mit unfähigen und korrupten Professoren zu kämpfen, die zu doof, zu borniert, zu dumm waren. Wenn beispielsweise die Rundschreiben an einer Informatikfakultät zur Hälfte auf Papier gedruckt werden mussten, weil die Hälfte der Professoren einfach zu doof war, e-Mail zu kapieren. Und die andere Hälfte das Internet nicht kapierte und einfach bedienbare Macs mit bekloppten proprietären Nischenanwendungen brauchte. Mit einem Professor, der sich damit brüstete, als erster Informatiker (obwohl er keiner war) E-Mail wieder abgeschafft zu haben und Fax für das Nonplusultra und einziges erforderliches Kommunikationsmittel hielt. Wenn einem Forschung, Veröffentlichungen, Vorträge systematisch verboten wurden, weil Professoren das Internet nicht verstanden und es den Geheimdiensten nicht in den Kram passte.

Es wird immer – und auch in dieser Sendung – so getan, als seien die Amerikaner irgendwelche genialen Wahnsinnigen, die die Welt erfinden, und wir da nur staunend zuschauen können.

Das ist falsch.

Die Amerikaner sind nicht sonderlich schlau. Und die kochen auch nur mit Wasser. Aber in dem, was sie tun, werden sie gefördert, und nicht wie bei uns blockiert, ausgebremst, behindert, verhindert und bürokratisiert. Vor allem hatte man dort – damals – nicht mit einer geschlossenen Front inkompetenter, aber hochgradig korrupter Informatikprofessoren zu tun, wie hier in Deutschland.

Die eigentliche Nachricht wäre also nicht, wie die Amerikaner so etwas schaffen konnten. Denn nichts von dem ist wirklich genial, sondern vieles einfach nur folgerichtig und unausweichliches Ergebnis der Entwicklung. So wird – besonders von den Medienlaien – immer gerne das Web mit dem Internet gleichgesetzt, obwohl das Internet rund 30 Jahre vorher entstand, und Tim Berners-Lee als der große Erfinder hingestellt wird. Nun, das ist er in Bezug auf das Web, das will ich nicht schmälern, aber das lag damals auch in der Luft und war die mehr oder weniger unvermeidliche Folge aus Technik und Erfordernissen. Es gab ja mehrere Ansätze. Es herrscht da bei Laien aber immer so diese Vorstellung, dass die Menschheit ahnungslos ist, weil sie sich selbst so fühlen, und dann irgendwo ein Genie aus dem Boden schießt, der die revolutionäre Idee hatte, die sonst keiner hatte. Laiensicht eben. Und vor allem: Linke Sicht, weil man so schön auf Kapitalisten eindreschen kann. Da stimmt das Weltbild wieder.

Wie Frage ist aber nicht, wie die Amerikaner an Facebook und Google und Paypal kamen.

Die eigentliche Frage ist, warum es bei uns nicht passierte und wir nur sowas wie Wirecard zustandegebracht haben.

Und das schlösse die Frage ein, warum in Deutschland so entsetzlich dumme und unfähige Leute nicht nur Professor werden können, sondern regelrecht in diese Stellen gedrückt werden. Die katastrophale Lage bei Deutschlands Informatikprofessoren in Sachen IT-Sicherheit habe ich ja schon ausführlich beschrieben. Hochstapler, Dumme, Frauenquotinnen. Leute, die Primzahlen nicht definieren können, Leute, die sich zu Kryptographie nicht äußern können, Leute, die Folien vorlesen, die ihnen andere geschrieben haben und die sie selbst nicht verstehen. Leute, die aus Institutsmitteln externe Dienstleister mit ihrer Vorlesung beauftragen, weil sie es selbst nicht können.

Ich habe damals einen der ersten öffentlichen Webserver betrieben. Nicht den ersten, aber einen der ersten, als die ersten Sourcen für Webserver und Browser über UUCP/News rumkamen, das kompilieren noch schwarze Hexenkunst war, und ich dafür sogar an einer Informatikfakultät noch bestaunt wurde, weil ich mit so neumodischen Techniken wie Web oder Gopher und sowas experimentierte und Server aufbaute.

Ergebnis: Großer Ärger, nicht etwa Lob und Unterstützung.

Ich hatte damals Riesen-Kämpfe mit dem Institutsleiter, einem völlig Internet-feindlichen Pseudoinformatikprofessor auszufechten, der jede Internet-Publikation verbieten wollte. Ich hatte damals die Liste der Institutsveröffentlichungen auf den Webserver gepackt. Gab einen Riesen-Ärger, weil der Professor darauf bestand, dass man bei ihm um Einsicht bitten müsse, um von ihm mit der Gnade der Kenntnisgabe bedacht zu werden. Selbstverständlich mit persönlichem Anschreiben und Widmung und vom Sekretariat mit Zierbriefmarken verschickt. Etwas einfach so auf eine Webseite zu packen – unvorstellbar. Was erlaubt er sich!?

Damals meldete sich jemand von der Universität San Francisco bei mir, weil sie jemanden suchten, der ihren Laden absichern könnte und in den USA niemand fänden. Der hatte meinen RFC, meine Mailinglistenbeiträge und was zu meinem IETF-Besuch in San Jose gelesen oder mich da sogar gesehen, war auf mich und dann auf meine Webseite der Veröffentlichungen gekommen, auf der aber nur die Titel, nicht die Inhalte selbst lagen. Er wollte sie gerne sehen und erklärte, es sei ihm bekannt und bewusst, dass wir in Deutschland keine Presse-, Rede- und Forschungsfreiheit hätten, weshalb er mir anböte, dass ich die Dokumente auf einen Webserver der Uni San Francisco laden könnte. Die USA seien ein freies Land, da sei das kein Problem. Ich musste ihm erklären, dass das auch in Deutschland rechtlich kein Problem sei (zumindest dachte ich das damals, die späteren Ereignisse haben ja das Gegenteil bewiesen, aber damals war ich noch davon überzeugt), aber der Institutsleister das verböte, weil er das Internet nicht mag. Ich habe nie wieder etwas von denen gehört. Was hätte daraus entstehen können, wenn wir in den 90er Jahren eine Sicherheitsarchitektur für US-Universitäten entwickelt hätten. Stattdessen gab es in Karlsruhe eine völlig bekloppte „Virtual Department Architecture“ unterhalb von Laien-Niveau.

Und dann eben die Sabotage durch die Geheimdienste, vor allem den BND, weil man die Abhörfähigkeit schützen wollte.

Ich habe das zwar alles sehr intensiv und dynamisch erlebt, aber es hat ja nicht nur mich betroffen. Das ging ja in der ein oder anderen Weise vielen so. Wir hatten ja als die internettaugliche und C64-genuine Informatikergeneration alle mit dieser Schicht aus unfähigen und bornierten Informatikprofessoren zu tun, die vor allem aus Leuten anderer Fächer bestanden, die dort nichts geworden sind und sich dann in ein neu gegründetes Fach reinfraßen, von dem noch keiner wusste, worum es da eigentlich ging und was man wissen oder können musste. Nicht unähnlich den erfolglosen und nicht konkurrenzfähigen Sportlern, die unter den Männern nichts werden und sich dann zur Trans-Frau erklären, um da dann Weltmeisterin zu werden.

Und die Realität deutscher Hochschulinformatik – auch aller anderen Fächer – war schon immer, wurde aber durch die Frauenförderung immer schlimmer, dass da immer unfähigere und arbeitsmarktunfähige Leute in die Posten verbeamtet werden und für den Rest ihres Lebens dort ihr Unheil treiben und alles kaputt machen, was nicht in ihr Weltbild passt. Inzwischen ist das alles nur noch Gendergeschwätz. Nur noch substanzloser dämlicher Publikationsmüll und Futtertrogbefüllung. Befüllt mit immer schlechteren und immer weniger studierfähigen Pseudoabiturienten.

Mark Zuckerberg und Elon Musk sind keine Außerirdischen, die eben von fliegenden Untertassen hier abgesetzt wurden.

Sie sind das Ergebnis eines Prozesses, der spätestens in den Sechziger Jahren mit den 68ern, vermutlich aber schon mit Ende des zweiten Weltkriegs angefangen hat. Man könnte auch Ansätze in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Universitäten der letzten 400, 500 Jahre finden. Nicht umsonst brauchen wir die Habilitation, weil die Promotion reine Handelsware zum Verschachern ist. In anderen Ländern gibt es so eine Doktorprothese nicht.

Damit wäre das eigentliche Thema zu Zuckerberg und Musk eben nicht das „Schaut mal, Kapitalisten“, sondern der Blick zu uns: „Schaut mal, Dumme!“.

Die richtige Frage wäre nicht, was die Amerikaner da alles treiben. Die richtige Frage wäre, warum wir hier in den letzten 30 Jahren eigentlich so gar nichts hinbekommen haben. Was ich halt hier im Blog so beschreibe. Wir sind seit 25 Jahren nur noch mit Gender, Frauenförderung und Diversität beschäftigt, behaupten zwar ständig, dadurch würde alles besser, aber die Realität ist, dass gar nichts mehr funktioniert und wir gar nichts mehr hinbekommen, nur noch staunend und schimpfend auf die Amerikaner schauen. An amerikanischen Universitäten wurden Dinge wie Google oder X11 entwickelt. An deutschen Universitäten werden Prüfungsordnungen in Gendersprache übersetzt und Kopftücher zugelassen. Merkt Ihr was?

Ich habe in den 2000er Jahren jahrelang versucht, das an Presse und Fernsehen heranzutragen. Zumindest im Rundfunk wäre es Teil deren Auftrags gewesen, das aufzugreifen.

Nichts. Unfassbare Borniertheit, Ignoranz, politische Ideologisierung.

In den 2010er Jahren habe ich mir die Leute angesehen, war auf ihren Konferenzen.

Inkompetent. Arroganz. Überheblich. Ideologisch. Korrupt. Dumm. Eingebildet. Ungebildet. Überbezahlt.

Niemand wollte zur Kenntnis nehmen, dass da etwas schief läuft. Weil sie eine politische Agenda verfolgen und das in ihre Agenda nicht nur nicht passt, sondern ihr zuwiederläuft. Man kann nicht gleichzeitig für Frauenförderung trommeln und kritisieren, dass an den Universitäten die Korruption regiert und nichts mehr dabei herauskommt.

Und dann kommen sie mit so einer Sendung, in der sie auf überrascht machen und aus der Laienperspektive rumstaunen, und sich für die großen Aufklärer halten.

Unser Fernsehen ist wie eine Feuerwehr, die Notrufe ignoriert und nicht zum Löschen kommt, dann aber eine Woche später mit der Videokamera für Youtube-Videos anrückt und sich dann theatralisch darüber wundert, warum da alles verkohlt aussieht und kaputt ist.

Anstatt sie noch Fernsehfilme machen zu lassen, sollte man lieber Filme über sie machen, warum sie in den letzten 25 Jahren ihre Aufgaben nicht erfüllt haben, und dafür dann Spitzengehälter und fette Pensionen bekommen.